Moose & Flechten. als kennzeichnende Arten von FFH-Lebensraumtypen

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Transkript:

2009 Moose & Flechten als kennzeichnende Arten von FFH-Lebensraumtypen

Auf offenen nährstoffarmen Kalkböden wächst das Geneigte Spiralzahnmoos Tortella inclinata. Die trocken unscheinbaren graugrünen Polster leuchten nach Regen oder im morgendlichen Tau hellgrün auf. Die Art ist charakteristisch für initiale Kalkmagerrasen bzw. für sehr flachgründige Böden über Kalkgestein, die für höhere Pflanzen nur schwer zu besiedeln sind (z. B. im Lebensraumtyp 6210 Kalk-(Halb-)Trockenrasen ). Januar 1. 1 2 3 4 2. 5 6 7 8 9 10 11 3. 12 13 14 15 16 17 18 4. 19 20 21 22 23 24 25 5. 26 27 28 29 30 31

Die Rentierflechte Cladonia rangiferina ist eine der Charakterarten des Lebensraumtyps Mitteleuropäische Flechten Kiefernwälder (LRT 91T0). Dieser Waldtyp ist in ganz Mitteleuropa wegen Nutzungsumstellungen (Aufgabe der Streunutzung, Unterpflanzung von Kiefern mit Roteiche u. a.) sowie wegen der Verschiebung der Konkurrenzverhältnisse durch Nährstoffeintrag aus der Luft ebenso wie C. rangiferina stark bedroht. Februar 5. 1 6. 2 3 4 5 6 7 8 7. 9 10 11 12 13 14 15 8. 16 17 18 19 20 21 22 9. 23 24 25 26 27 28

Durch seine Glashaare und den polsterförmigen Wuchs ist das Siebzahnmoos (Coscinodon cribrosus), wie auch andere Arten der Familie Grimmiaceae, bestens an seinen Wuchsort angepasst. Es charakterisiert besonnte Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation (LRT 8220). März 9. 1 10. 2 3 4 5 6 7 8 11. 9 10 11 12 13 14 15 12. 16 17 18 19 20 21 22 13. 23 24 25 26 27 28 29 14. 30 31

Die Bodenflechte Dibaeis baeomyces wächst auf nährstoffarmem, sauerem Mineralboden. Derartige Rohbodenstellen gehören beispielsweise zur charakteristischen Ausstattung gut erhaltener dynamischer Heiden und Borstgrasrasen (Lebensraumtypen 4030 Trockene Heiden und 6230 Artenreiche Borstgrasrasen ). April 14. 1 2 3 4 5 15. 6 7 8 9 10 11 12 16. 13 14 15 16 17 18 19 17. 20 21 22 23 24 25 26 18. 27 28 29 30

Das Brunnenmoos, Fontinalis antipyretica, ist eine charakteristische Art des Lebensaums Fließgewässer mit flutender Wasservegetation (LRT 3260). Es heftet sich an Steinen im Bachbett an und bildet bei guten Bedingungen flutende Bestände ähnlich dem Flutenden Hahnenfuß oder Wasserstern-Arten. Mai 18. 1 2 3 19. 4 5 6 7 8 9 10 20. 11 12 13 14 15 16 17 21. 18 19 20 21 22 23 24 22. 25 26 27 28 29 30 31

Lecidea silacea, eine Art der schwermetallreichen Silikatfelsen, ist in Deutschland vom Aussterben bedroht, da viele einst offene Felsstandorte heute von Wald bzw. Fichtenforsten beschattet werden. Wie die meisten der felsbewohnenden Flechtenarten benötigt sie lichtreiche Standorte. Sie ist ein typisches, wenn auch sehr seltenes Element des Lebensraumtyps Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation (LRT 8220). Juni 23. 1 2 3 4 5 6 7 24. 8 9 10 11 12 13 14 25. 15 16 17 18 19 20 21 26. 22 23 24 25 26 27 28 27. 29 30

Peltigera rufescens ist eine charakteristische Art von Kalk-(Halb-)Trockenrasen und kommt dort bei Vorhandensein von Lücken in der höheren Vegetation durchaus häufig vor. Sie ist daher ein guter Zeiger für Bestände, die entweder gut gepflegt werden oder die so nährstoff- bzw. wasserarm sind, dass sie kaum einer Pflege bedürfen. Die oft mehrere dm² große Art kennzeichnet den Lebensraumtyp Kalk-(Halb-)Trockenrasen (LRT 6210). Juli 27. 1 2 3 4 5 28. 6 7 8 9 10 11 12 29. 13 14 15 16 17 18 19 30. 20 21 22 23 24 25 26 31. 27 28 29 30 31

Das Glashaar-Widertonmoos (Polytrichum piliferum) ist ein charakteristisches Moos offener, nährstoffarmer Sandböden, wo es unter geeigneten Bedingungen in großer Menge auftreten kann. Es kommt in Vegetationslücken der Lebensraumtypen Artenreiche Borstgrasrasen (LRT 6230) und Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen (LRT 2330) vor. August 31. 1 2 32. 3 4 5 6 7 8 9 33. 10 11 12 13 14 15 16 34. 17 18 19 20 21 22 23 35. 24 25 26 27 28 29 30 36. 31

Pycnothelia papillaria war einst, etwa in den fränkischen oder oberpfälzer Sandgebieten, eine nicht seltene Art, heute ist sie deutschlandweit vom Aussterben bedroht. Sie wächst auf extrem nährstoffarmen Sandböden mit lückiger Vegetation und ist gegenüber höheren Pflanzen wenig konkurrenzkräftig. Die Art kennzeichnet die wertvollsten Ausbildungen der Lebensraumtypen Trockene Heiden (LRT 4030) und der Artenreiche Borstgrasrasen (LRT 6230). September 36. 1 2 3 4 5 6 37. 7 8 9 10 11 12 13 38. 14 15 16 17 18 19 20 39. 21 22 23 24 25 26 27 40. 28 29 30

Das Gelbstielige Lochzahnmoos Trematodon ambiguus ist in Deutschland außerhalb der Alpen vom Aussterben bedroht. Es kommt an den sandigen Rändern nährstoffarmer Gewässer vor und kennzeichnet den Lebensraumtyp 3130 ( Oligo- bis mesotrophe Stillgewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/ oder der Isoëto-Nanojuncetea). Oktober 40. 1 2 3 4 41. 5 6 7 8 9 10 11 42. 12 13 14 15 16 17 18 43. 19 20 21 22 23 24 25 44. 26 27 28 29 30 31

Bacidina inundata wächst an häufig überschwemmten Steinen, meist auf Kies- oder Sandbänken in klaren, kühlen Gebirgsbächen. Sie benötigt wechselnde Wasserstände und verträgt keine Überdeckung mit Sedimenten. Ihr Vorkommen ist daher ein deutliches Indiz für unbelastete naturnahe Bäche (LRT 3260 Fließgewässer mit flutender Wasserpflanzenvegetation). November 44. 1 45. 2 3 4 5 6 7 8 46. 9 10 11 12 13 14 15 47. 16 17 18 19 20 21 22 48. 23 24 25 26 27 28 29 49. 30

Squamarina lentigera ist eine charakteristische Art der basiphilen Trockenrasen. In Bayern kommt sie in den extremen Trockenrasen der Maintalhänge auf Muschelkalk und auf den fränkischen Gipshügeln vor. Sie kennzeichnet die hinsichtlich Trockenheit extremsten Ausbildungen der Lebensraumtypen Kalk-(Halb-)Trockenrasen (LRT 6210) und der Steppen-Trockenrasen (LRT 6240). Dezember 49. 1 2 3 4 5 6 50. 7 8 9 10 11 12 13 51. 14 15 16 17 18 19 20 52. 21 22 23 24 25 26 27 53. 28 29 30 31