Spartenübergreifende Vernetzung auf der Basis von Normdaten: Perspektiven für Museen und Bildarchive Angela Kailus 103. Bibliothekartag Bremen, Treffpunkt Standardisierung 6.6.20143 Richard Cyganiak, Anja Jentzsch 2011 Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte Bildarchiv Foto Marburg Philipps-Universität Marburg
Standardisierung in der Sammlungsdokumentation: Ausgangssituation in Deutschland Fokus: Gedächtnisinstitutionen, die dingliche oder visuelle Objekte sammeln und/oder dokumentieren (Museen, Denkmalpflege, Bildarchive, Forschungsinstitute) Anforderung an Dokumentation: Sichtbarkeit, Auffindbarkeit der Bestände im Web (Web-)Nutzer erwarten spartenübergreifende Ergebnisse auf ihre Sachfragen bessere Interoperabilität von Daten Formalisiert-vereinheitlichte Informationen, maschinell auswertbar
Standardisierung in der Sammlungsdokumentation: Ausgangssituation in Deutschland Ausgangssituation in Deutschland Kein allgemein verbreitetes Standardisierungskonzept Fehlen einer zentralen Lenkungs- und Organisationsstruktur in der Anfangsphase Heterogene Bestände, Unikate Methodik und Verfahren der Sammlungsdokumentation sind bisher nicht Gegenstand der beruflichen Ausbildung der Entscheidungsträger Begrenzte Ressourcen für Sammlungsdokumentation Seit Einführung softwarebasierter Verfahren (1990er Jahre): Standardisierungsinitiativen in verschiedenen Verbünden (Feldkataloge, Vokabulare, Normdaten) daneben Vielzahl von hauseigenen Insellösungen Vielfalt von Softwareprodukten nachgängig angewendetes Harvestingformat LIDO (Standard- Eingangsformat für Europeana, DDB)
Conceptual Reference Model (CRM) ISO-Standard für Datenmodellierung im Kulturerbe-Bereich (ISO 21127:2006) When Where Who What Event
Sammlungsdokumentation Entitäten Brücken in der zu Sammlungsdokumentation RDA: Normdaten-URIs Wer? Wo? Was? Wann? Hersteller (Künstler) Standort Objektbestimmung (Klassifikation) Entstehungsdatum Sammler / Sammlungen Entstehungsort Material Funddatum Auftraggeber Fundort Herstellungstechnik Modifikationsdatum Dargestellte Dargestellter Ort Dargestelltes Objekt / Thema Besitzerwechsel Normdaten / Vokabulare AKL / Thieme-Becker Selbstentwickelte Materialien Amtliche Ortsverzeichnisse Selbstentwickelte Materialien Versch. publ. Systematiken Selbstentwickelte Materialien GND-Sachbegriffe (Ex-SWD) Selbstentwickelte Materialien Getty-TGN Iconclass GND-Personen, Namen (Tp, Tn) GeoNames Getty-AAT
Entitäten in der Sammlungsdokumentation Schnittmengen zur GND Brücken zu RDA: Normdaten-URIs Sammlungsdokumentation Wer? Wo? Was? Wann? Hersteller (Künstler) Standort Objektbestimmung (Klassifikation) Entstehungsdatum Sammler / Sammlungen Entstehungsort Material Funddatum Auftraggeber Fundort Herstellungstechnik Modifikationsdatum Dargestellte Dargestellter Ort Dargestelltes Objekt / Thema Besitzerwechsel GND Personen (Tp) Sachbegriffe (Ts) Geographika (Tg) Werke (Tu) --- Körperschaften (Tb) Geographika Bauwerke (Tg - gib)
Brücken zu Normdaten-URIs RDA: Normdaten-URIs Normdaten als Rückgrat der Datenbank Identifikation der Instanz durch Zusammenführung von Vorzugsbenennung und Namensvarianten, + identifizierenden Attributen. Kontrollierte Zugangspunkte zu Informationen über die vorkommenden Entitäten (sprachlich / URIs) Paralleleinsatz von Referenzsystemen zulassen / anstreben Zweck: Inhaltserschließung Spezifische semantische Qualität erhalten: kontrolliertes Vokabular für Attribute, Rollen und Relationen pflegen und abgleichen Zweck: Identifikation des Hauptgegenstands der Sammlungsdokumentation (Kunstwerk, Gebäude, Handschrift etc.) Über Normdaten für Werke, Bauwerk-Geografika, Schriftdenkmäler
Normdaten Brücken für zu Objekte: RDA: Normdaten-URIs Beispiel Kölner Dom
Verknüpfung über Normdaten-IDs Kölner Dom http://d-nb.info/gnd/4122597-1
Verknüpfung über Normdaten-IDs - Bezüge zwischen Objekten http://d-nb.info/gnd/4122597-1 Ausstattung, Darstellungen Pläne, Risse, Modelle eines (Bau-)Werks
Vorteile der Brücken GND-Nutzung zu RDA: für Normdaten-URIs Museen und Bildarchive GND vereint die größte Schnittmenge relevanter Entitäten Primär deutschsprachig Öffnung der GND für Zuwachs aus nichtbibliothekarischen Institutionen Linked Open Data: freie Verfügbarkeit und Nachnutzbarkeit der Daten, Schlüsselrolle im Semantic Web Bibliotheken weltweit führend im Aufbau vernetzter Informationsstrukturen für den Kulturerbe-Bereich Nachnutzungsmöglichkeit von Services und Vorarbeiten: OAI- und SRU-Schnittstellen, Datendumps Internationalisierung: VIAF, DBpedia Anreicherung eigener Daten durch bestehende Ressourcen
GND-Anschluss: Brücken Strategien zu RDA: auf Normdaten-URIs Seiten der Sammlungen Grundlegend: Identifikationsarbeit + Verankerung von GND-IDs im eigenen Datenbestand! Beibehaltung etablierter Erfassungspraxis - Möglichkeiten: Zentraler Abgleich der jeweils verwendeten lokalen Vokabularmodule gegen GND. Einspielung der GND-IDs über den verwendeten Begriff MusIS-Museumsverbund Baden-Württemberg (BSZ) EU-Projekt Partage-Plus Sachvokabular und Künstlerdatei zum Jugendstil (Foto Marburg) Nachgängige Anreicherung von bestehenden Daten durch maschinelles und händisches Matching gegen die GND (bes. Personendaten) Wikipedia-Projekte zum Bundesarchiv und Bestand der Dt. Fotothek mit frei verfügbarem Tool Apper (Ch. Thiele) Historisch-Biographisches Informationssystem (Bayer. Akademie, Dt. Biografie) Digitaler Portraitindex (Foto Marburg + 9 Museen und Bibliotheken)
Strategie: Ausbau der Werk-Normdaten Einbringung von Werk-Normdaten aus Institutionen, die (Bau-) Werke erschließen CIDOC Statement on Linked Data Identifiers for Museum Objects (2012): Museen allein haben Befugnis und Verpflichtung, URIs zu ihren Objekten zu erzeugen und zu publizieren. Empfehlung, sich dabei an etablierte Bezugssysteme anzuschließen Aufgabe kann delegiert werden (http://network.icom.museum/fileadmin/user_upload/minisites/cidoc/pdf/statementonlinkeddataidentifiersformu seumobjects.pdf)
Strategie: Ausbau der Werk-Normdaten GND-Stand derzeit nicht ausreichend: 78.500 Datensätze Entitätencode wit: Werke der Literatur, der bildenden Kunst, des Films etc.) 53.400 Datensätze Entitätencode gib: ortsfeste Bauwerke, Denkmäler 3.860 Datensätze Entitätencode wis: Schriftdenkmäler 925 Datensätze Entitätencode wil: Sammelhandschriften Quantitativer Ausbau der GND-Werknormdaten durch Bibliotheken im Rahmen der Sacherschließung kaum zu leisten
Ausbau der (Werk-)Normdaten: laufende Projekte Ausbau arthistoricum.net Fachinformationsdienst Kunst (UB Heidelberg, SLUB) 5.000 Werknormdatensätze zur Druckgraphik Rahmenantrag Handschriftendigitalisierung (BSB, Handschriftenzentren, Foto Marburg) Abgleich und Überführung von 21.000 lokalen Datensätzen zu textlichen Werken in Handschriften in die GND Identifizierung, Strukturierung und Anreicherung der Werkbezüge in 1.000 zu digitalisierenden Hss. (Basis: heterogene Metadaten) Entwicklung nachnutzbarer Verfahren für nachgängige Aufbereitung In2N Institutionenübergreifende Integration von Normdaten (Dt. Filminstitut, DNB) Entwicklung übertragbarer praxisorientierter Verfahren zur kooperativen Normdatenpflege aus dezentral organisierten Datenbeständen Automatisierte Abgleichsverfahren, Redaktionssystem über techn. Schnittstelle zur DNB
FRBR und die Dokumentation visuellen Kulturguts FRBRer-Anschlusspunkte 1. Erzeugnisse geistiger oder künstlerischer Anstrengungen Übertragbarkeit des Werkbegriffs (Werk Expression Manifestation Exemplar) schwierig für Unikate oder exemplarische Objekte (Naturgeschichte) 2. Verantwortlichkeitsbeziehungen (Erschaffung / Erstellung, Besitz durch Person oder Körperschaft) 3. [Inhaltlich-thematische Erschließung (Begriff, Gegenstand, Ort, Ereignis)] Andere Schwerpunkte der Sammlungsdokumentation 1. Eigenschaften der materiellen Manifestation: Material, Herstellungstechnik, Maße 2. Ereignisse Ort, Zeit, Akteure (Modifikation, Herstellungsanlass, Gebrauch, Fund des Objekts) 3. Historischer oder wissenschaftlich-theoretischer Hintergrund des Objekts
FRBRoo (object-oriented) Initiative von und ICOM und IFLA zur Harmonisierung von FRBRer und CRM (ab 2003) Ziel: Gemeinsame Erschließungsbasis für Ressourcen der Domänen Bibliothek und Museum unter Einbeziehung der verwendeten Standards, Empfehlungen und Modelle Ausweitung des Geltungsbereichs beider Datenmodelle CRM: Anpassung des ISO-Standards angestrebt Erweiterung des CRM: Ergänzung durch 33 neue Klassen aus FRBR und FRAD Erweiterung und Abstimmung der CRM-Properties durch Integration der FRBR- und FRAD-Attribute Verfeinerung und Hierarchisierung des Werkbegriffs: künstlerischintellektuelle Leistung / Realisierung, Publikation als Prozess Manifestationen: Abgrenzung Unikate / Ausgaben, Auflagen Klassen zur Prozessbeschreibung
Interoperabilität? Prognose: kaum direkte Einführung von RDA in Museen Aber: RDA strukturiert Daten aus Bibliotheken nach dem Entity- Relationship-Modell FRBRoo: Gesetzter modellhafter Bezugsrahmen für Museen Erweiterung und Formalisierung des CRM-Rahmens um die durch FRBR vorgegebene Abbildungsebene Herausforderung an Harvestingformate (z.b. LIDO): Integration von FRBRoo und RDA Einheitliches Verständnis in Definition und Abgrenzung der Entitäten (Klassen) Korrekte semantische Übertragung der Relationen (Properties) Projekt Linked Heritage (Europeana): Matching der Vokabulare für Rollen: LIDO RoleActor - Marc Codelist for Relators - RDA Roles - AAT AthenaPlus (Europeana): Publikation der Vokabulare als LOD
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Angela Kailus kailus@fotomarburg.de Richard Cyganiak, Anja Jentzsch 2011 Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte Bildarchiv Foto Marburg Philipps-Universität Marburg