Pränatale Entwicklung In den ersten drei Wochen nach der Befruchtung entwickelt sich aus der befruchteten Zelle eine Zellkugel, die sich zur Keimscheibe weiterentwickelt. Aus den Zellschichten der Keimscheibe lassen sich alle Strukturen des sich nun entwickelnden Embryos ableiten: Aus dem äußeren Keimblatt entstehen Haut und Nervensystem, aus dem inneren Keimblatt die meisten inneren Organe und aus dem mittleren Keimblatt hauptsächlich Muskel-, Binde- und Stützgewebe. Ab der achten Woche (der Embryo ist ca. 2 cm lang) sind alle Organanlagen gebildet.
Die weitere körperliche Entwicklung besteht nun im wesentlichen aus der Vergrößerung und Vervollkommnung der Anlagen. Ab der achten Woche wird das heranwachsende Kind als Fötus bezeichnet. Nach drei Monaten ist der Fötus ca. 7 cm lang und alle wichtigen Körperteile und Organe sind sichtbar ausgebildet. Der Fötus kann nun bereits Arme und Beine bewegen.
Im zweiten Drittel der Schwangerschaft werden alle Körperteile weiter vervollkommnet. Die Knochen werden härter, Finger- und Zehennägel, Haare, Wimpern und Augenbrauen erscheinen und der Herzschlag wird laut genug, das man ihn mit einem Stethoskop hören kann. Die Bewegungen des Fötus werden für die Mutter spürbar und der Fötus reagiert auf Geräusche. Am Ende des sechsten Monats ist der Fötus ca. 30 cm lang und ca. 750g schwer.
Im Laufe des letzten Schwangerschaftsdrittels reifen die Organe des Fötus soweit, dass er nach der Geburt (um die 40. Schwangerschaftswoche) imstande ist außerhalb des Mutterleibs zu überleben. Entwicklung des Nervensystems Einen Monat nach der Konzeption beginnt mit rasanter Geschwindigkeit die Entwicklung des Gehirns. Zum Zeitpunkt der Geburt enthält es bereits ca. 100 Milliarden Neuronen, d.h. in jeder Minute der Schwangerschaft werden ca. 250000 Nervenzellen gebildet.
Die komplizierte Verschaltung der Neuronen entwickelt sich durch die Kombination eines rapiden Wachstumsprozesses mit einem Eliminationsprozess, bei dem von den angelegten Zellen nur die beibehalten werden, die sich als sinnvoll erweisen. Die Feinabstimmung der Verschaltung des Systems findet hauptsächlich nach der Geburt statt. Sinneseindrücke in den ersten Lebenswochen dienen primär diesem Zweck.
Motorische Verhaltensentwicklung Bereits nach ca. sechs Monaten zeigt der Fötus recht komplexe Bewegungsmuster: Räkeln, strecken, gähnen. Diese frühen Bewegungsmuster bereiten lebenswichtige vitale Funktionen vor (atmen, schlucken) und sind auch Vorläufer späterer Bewegungsmuster (z.b. gehen).
Faktoren, die die pränatale Entwicklung beeinflussen: Der Fötus ist in der Fruchtblase schwimmend durch die Uteruswand gegen viele äußere Einflüsse geschützt. Über die Plazenta werden aus dem mütterlichen Blutkreislauf Sauerstoff und Nährstoffe in den Blutkreislauf des Fötus übernommen und nicht mehr benötigte Stoffwechselprodukte wieder in den mütterlichen Blutkreislauf zurückgegeben. Der Übertritt von großmolekulären und korpuskulären Teilen wird dabei durch die Plazentaschranke verhindert.
Trotz dieses guten Schutzes gibt einen Grundanteil von angeborenen Fehlbildungen (= Spontanrate), mit denen in einer bestimmten Population auch unter günstigsten Bedingungen gerechnet werden muß. Ein Teil der angeborenen Fehlbildungen kann jedoch auf exogene Einflüsse zurückgeführt werden. Exogene Einflüsse, die Fehlbildungen beim Embryo oder Fötus verursachen können, werden Teratogene genannt.
Man unterscheidet drei Gruppen von Teratogenen: Physikalische Noxen: hier vor allem Strahlungsexposition Chemische Noxen: Medikamente, Drogen (hier mit schwer teratogener Wirkung vor allem Kokain in Form von Crack), Alkohol, Nikotin, Quecksilber, PCB, Dioxin, Blei Infektionskrankheiten während der Schwangerschaft: Masern, Röteln, Syphilis, Toxoplasmose, HIV
Psychische und soziale Situation der Mutter: Emotionaler Stress während der Schwangerschaft hat zwei mögliche Folgen: geringeres Geburtsgewicht der Kinder erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt Ähnlich wirken auch Schichtzugehörigkeit und Familienstand. Aber: Zugehörigkeit zu einer bestimmte sozialen Schicht und Familienstand wirken sich nicht per se auf die Schwangerschaft aus, sondern es wirken die damit konfundierten Faktoren wie z.b. schlechte Ernährung, ungesündere Wohnverhältnisse, wenig oder keine medizinische Betreuung während der Schwangerschaft, Minderjährigkeit der Mutter usw.
Normaler Geburtsverlauf: Um die 40. Schwangerschaftswoche liegt der Geburtstermin. Die Geburt erfolgt in drei Phasen: Eröffnungsphase: Die Wehen setzen ein, der Kopf des Kindes bewegt sich Richtung Geburtskanal, der Muttermund wird gedehnt, die Fruchtblase platzt Austreibungsphase: Zuerst passiert der seitwärts gedrehte Kopf, dann der Körper des Kindes den Geburtskanal Nachgeburtsphase: Plazenta wird ausgestoßen, Nabelschnur durchtrennt.
Die gesamte Geburt dauert zwischen 10 und 24 Stunden, wobei die Eröffnungsphase am längsten dauert. Die Austreibungsphase dauert zwischen 30 Minuten und 3 Stunden. Geburtskomplikationen und pränatale Schädigungen: Der Geburtstag ist statistisch betrachtet die gefährlichste Zeit im Leben eines Säuglings. Ca. 10% der Geburten verlaufen nicht normal und auf die ersten Stunden und Tage nach der Geburt entfallen die meisten Todesfälle im Kindesalter.
Am häufigsten entstehen Geburtsschäden durch das Auftreten von Hirnblutungen und Verminderung von Sauerstoffzufuhr durch Abklemmung, Verwicklung oder Verknotung durch die Nabelschnur. Außerdem kann eine zu hohe Sauerstoffzufuhr nach der Geburt durch künstliche Beatmung zum Erblinden führen. Säuglingssterblichkeit: Der Begriff Säuglingssterblichkeit meint die Anzahl der lebendgeborenen Kinder, die während des ersten Lebensjahres versterben.
Dabei wird noch unterteilt in Frühsterblichkeit (während der ersten sieben Lebenstage) und Spätsterblichkeit (achter Lebenstag bis Ende des ersten Lebensjahres). Die Säuglingssterblichkeit betrug Anfang des letzten Jahrhunderts noch 20%, Mitte der siebziger Jahre nur noch 0,2% und liegt im Moment in der BRD bei 0,06%. Die geringste Säuglingssterblichkeit gibt es in den skandinavischen Ländern mit weniger als 0,05%. Säuglingssterblichkeit ist stark von sozioökonomischen Faktoren abhängig: Je ärmer die Region oder das Land, desto höher ist die Säuglingssterblichkeit.
Müttersterblichkeit: Die Müttersterblichkeit durch Komplikationen in der Schwangerschaft, bei der Entbindung und im Wochenbett ist weit geringer als die Säuglingssterblichkeit. Sie liegt im deutschsprachigen Raum derzeit bei ca. 0,00007%, d.h. es gibt ca. 7 Todesfälle bei 100000 lebendgeborenen Kindern. Auch die Müttersterblichkeit ist stark mit sozioökonomischen Faktoren verknüpft (siehe oben).