AN CLAUDE MONET lange vor mir warst du da und schufest mit zärtlichem Blick und tanzendem Pinsel Bilder die nur du so malen konntest so licht-durchflutet so geheimnisvoll so widerspiegelnd und farbenschillernd in den Wassern deines Seerosenteiches in Giverny noch immer blühen die Seerosen dort unsterblich aber sind sie durch dich und in meinen Augen blühen sie fort und fort Eva-Maria Leiber
Seerosen-Momente mit Bildern von Claude Monet Ausgewählt und zusammengestellt von Ulrich Sander
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Monet ist ein Auge, das wunderbarste Auge, seit es Maler gibt. Paul Cézanne EINLADUNG Es war wahrhaft keine ruhige Zeit, in der er lebte: die Revolution von 1848, der deutsch-französische Krieg 1870/71, der Wechsel vom Kaiserreich zur Republik, der Erste Weltkrieg. Aber die Unruhe seiner Zeit ist in den Bildern von Claude Monet (1840 1926) nicht zu spüren. Einer ruhelosen Zeit spielt Monet die Melodie der Stille vor, in unzähligen Variationen, abgelauscht der Natur, gewoben aus Farben und Licht. Seine Bilder wirken heute noch frisch wie am ersten Tag, sie sind nicht Mittel zum Zweck, keine Ideenkunst, sondern die immer neu variierte Einladung zu dem besonderen Augenblick, in dem wir in Einklang sind mit der Welt, die uns umgibt, ihre Schönheit wahrnehmen, zur Stille finden. Dem jungen Monet war der Weg zu einem der größten Maler nicht in die Wiege gelegt als Sohn eines Kolonialwarenhändlers aus der französischen Provinz, und wie der ertaubende Beethoven kämpfte der Maler im Alter gegen sein immer schwächer werdendes Augenlicht an. Monet kopierte keine der bekannten Größen seiner Zeit, sondern entwickelte seinen eigenen revolutionär neuen Malstil. Dabei drücken seine Bilder, so sehr sie Werk einer genialen Begabung sind, etwas aus, das jeder Mensch empfinden kann: den Augenblick, wenn die vertraute Welt in einem besonderen Licht erscheint durch einen Sonnenstrahl, einen besonderen Einfall des Lichts, einen Schleier aus Dunst und sich die Gegenwart verwandelt in eine Sekunde der Ewigkeit, einen Moment kostbarer Stille. Ulrich Sander
INHALT 1 Leben geschieht im Augenblick 2 Blühen wie eine Seerose ohne Warum 3 Geborgen im Schoß der Stille 4 Ein kostbarer Schatz in deinem Herzen 5 Den Moment des Glücks auskosten
EINFACH DA SEIN Den Alltag anhalten Die Wiese anschauen den Baum die Vögel Einswerden mit Blättern und Flügeln mit Wolken und Wind Geborgenheit spüren Da sein genau in diesem Moment einfach da sein wie ein Kind Anne Steinwart 12
... UN D DAN N UN D WAN N schwimmende Inseln Grün so weit das Auge reicht und dann und wann die weißen Blüten zum Licht hinstrebend nicht wissend was ihr da tut ihr folgt eurer Berufung zu wachsen zu blühen zu sein Eva-Maria Leiber HEU TE, NU R HEU TE Heute nur heute diesen Tag bestehen Meine Augen offen halten auch meine Ohren und mein Herz Nicht wegsehen oder weghören Tapfer sein in allem trotz allem und mutig nach vorn blicken Richtung Leben Doris Wohlfarth 13
TIME OUT Sein im Hier und Jetzt ohne zu urteilen sein lassen was ist wie es ist dass es ist achtsam werden für den Augenblick aufmerksam sein auf das was sich in mir regt mich bewegt was und wer ich bin Leben geschieht Gott ist am Werk Ich bin Petra Stadtfeld 14
UND DANN PLÖTZLICH IST ALLES GUT Und dann plötzlich ist alles gut wenn ich im Grün stehe, wenn sich der Lichtschein des Wassers in den Bäumen spiegelt und Kastanienblüten in mein Haar regnen. Wenn der Wind mein Gesicht streift, und Sonne durch den Lichtschatten der Bäume fällt, wenn ich wieder fühle, dass ich bin mit dem Herzschlag der Erde, wenn ich atme im Gleichklang mit der Natur ist alles gut. Silvia Droste-Lohmann 15
Literaturhinweise: Nina Kalitina, Claude Monet (1840 1926), New York 2015 Stephan Koja, Ich will das Unmögliche. Claude Monet und die Erneuerung der Malerei, in: Im Lichte Monets. Herausgegeben von Agnes Husslein-Arco und Stephan Koja, Wien-München 2014, 10 33 Mit Texten von: Doris Bewernitz: S. 23, S. 37 bei der Autorin. Silvia Droste-Lohmann: S. 15, S. 23 bei der Autorin. Emmanuel Geibel (1815 1885): S. 10. Georg Heym (1887 1912): S. 53. Eva-Maria Leiber: S. 1, S. 13, S. 19, S. 25, S. 43, S. 46, S. 54 bei der Autorin. Katja Mahnke: S. 24 bei der Autorin. Ulrich Sander: S. 16, S. 34, S. 44 beim Autor. Maria Sassin: S. 18, S. 22, S. 26, S. 32, S. 41, S. 51 bei der Autorin. Catrina E. Schneider: S. 30, S. 32 bei der Autorin. Cornelia Elke Schray: S. 18, S. 26, S. 32, S. 37, S. 42, S. 47, S. 50, S. 55 bei der Autorin. Ju Sobing: S. 27 bei der Autorin. Christa Spilling-Nöker: S. 24, S. 36, S. 46, S. 52 bei der Autorin. Petra Stadtfeld: S. 14 bei der Autorin. Anne Steinwart: S. 12 bei der Autorin. Pierre Stutz: S. 11 beim Autor. www.pierrestutz.ch. Anna Tomczyk: S. 31 bei der Autorin. Tina Willms: S. 40 bei der Autorin. Doris Wolfarth: S. 13, S. 33 bei der Autorin. Angelika Wolff: S. 43 bei der Autorin. Zhuangzi: S. 31 (365 290 v. Chr.). Bildnachweis: Alle Bilder von Claude Monet (1840-1926) Umschlag: Water Lilies, 1906, Art Institute of Chicago, USA. Öl auf Leinwand mauritius images / PAINTING / Alamy. Vorsatz/Nachsatz, S. 6, S. 24, S. 48/49: Waterlilies, 1916, National Museum of Western Art, Tokyo, Japan. Öl auf Leinwand mauritius images / The Artchives / Alamy. S. 5: Seerosenteich und japanische Brücke (Harmonie in rosa). 1900, Museé d Orsay Paris mauritius images / Tracey Whitefoot / Alamy. S. 8/9: Waterlilies 1919, Öl auf Leinwand, mauritius images / FineArt / Alamy. S. 13, 53, S. 45: Nympheas, 1916-19, Öl auf Leinwand, Privatsammlung, Fondation Beyerler, Riehen/Schweiz, Bridgeman Images. S. 17, 28/29: Nympheas, 1916-19, Öl auf Leinwand, Musee Marmottan Monet, Paris, France Bridgeman Images. S. 20/21: Waterlilies: Morning, 1914-18 (linke Seite), Öl auf Leinwand, Musee de l Orangerie, Paris, France Bridgeman Images. S. 35: Seerosen. 1908, Öl auf Leinwand, Christie s Images Ltd Christie s Images Ltd ARTOTHEK. S. 38/39: Water Lilies (Agapanthus) c.1915-26, Öl auf Leinwand, Saint Louis Art Museum, Missouri, USA mauritius images / The Artchives / Alamy. Botanische Seerosendarstellungen QUAGGA Media UG ISBN 978-3-86917-551-5 2017 Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG Im Alten Rathaus/Hauptstraße 37 D-79427 Eschbach/ Markgräflerland Alle Rechte vorbehalten. www.verlag-am-eschbach.de Gestaltung, Satz und Repro: Angelika Kraut, Verlag am Eschbach Schriftvorlagen: Ulli Wunsch, Wehr Herstellung: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe Manufakt Dieser Baum steht für umweltschonende Ressourcenverwendung, individuelle Handarbeit und sorgfältige Herstellung.