VERBAND DER DEUTSCHEN MARGARINEINDUSTRIE E. V.

Ähnliche Dokumente
PALMÖL - das weltweit wichtigste Pflanzenöl

Auf der Ölspur Palmöl ein umstrittener nachwachsender Rohstoff Ev. Akademie der Nordkirche, Markus Wolter, WWF Deutschland

} Dr. Maria Flachsbarth Mitglied des Deutschen Bundestages

Palmöl, ein Alltagsprodukt

Weltagrarhandel am Beispiel Soja

bei der energetischen Nutzung von Biomasse

Überblick über die Nachhaltigkeitsverordnungen für Strom und Kraftstoffe aus Biomasse. Überblick über die Biomassestrom-Verordnung

Öle, Fette und Frische Ideen

OVID-Briefe Ausgabe 1 / 09 BIOENERGIE: TELLER, TROG UND TANK!

Mit welchem Rapspreis müssen wir 2015 kalkulieren?

Der deutsche Außer-Haus-Markt

1 Warum brauchen wir Biotreibstoffe?

Palmöl ist auch für die Lebensmittelindustrie ein wichtiger Rohstoff. Eine Einschätzung mit Perspektiven von Ilka Petersen, WWF

Marktentwicklung im Biokraftstoffsektor

Informationsblatt: Biodiesel in Deutschland

Gentechnikfreie Regionen Hintergrundinformationen

Ausschluss von Palmöl und anderen Biokraftstoffen aus der EEG-Förderung

Leistungsbericht Firmenpartnerschaft Lidl Schweiz 2016

Kleine Biokraftstoff-Mythologie

Grundsatz Begriffsbestimmungen Palmöl/Palmkernöl Palm(kern)ölderivate oder fraktionen...3

VERANSTALTUNGEN.

Herausforderungen in den Agrarmärkten

Klimakiller Palmöl Das schmutzige Geschäft mit Blockheizkraftwerken

Getreidehandelstag am 21./22. Juni 2016

Aktueller Markt für Getreide und Raps Was erwartet uns zur Ernte 2013?

GETREIDE AG DER RAPSMARKT UND DIE AUSSICHTEN

Weltweite Anbaufläche von Sojabohnen, Raps, Sonnenblumen und Palmen 2014 ~ 197,6 Mio. ha

Bernburger Qualitätsgetreidetag Aktuelle Entwicklungen am Getreidemarkt Empfehlungen für die Vermarktung

OVID-Brief Nachhaltigkeit von agrarischen Rohstoffen

Weltweite Anbaufläche von Sojabohnen, Raps, Sonnenblumen und Palmen 2013 ~ 191,6 Mio. ha

Nationale und internationale Ölsaatenmärkte Aktuelles und Aussichten

Biomasse als globales Handelsgut. Lukas Kranzl, Fritz Diesenreiter Highlights der Bioenergie-Forschung 28. April 2009

PALMÖL DAS WELTWEIT WICHTIGSTE PFLANZENÖL

Der große Palmöl-Schwindel

Rohstoffbasis der Biodieselanteile in Dieselkraftstoffen

OVID-Brief NACHHALTIGES PALMÖL

10 Fakten: Ölsaaten und ihre Produkte

StudienreisePalmöl Malaysia 2015

REWE GRoup LEitLiniE für palmöl- und palmkernölerzeugnisse

Palmöl mit schlechtem Ruf Alternativen?

Biokraftstoffe in Deutschland Situation und Perspektiven

Aktuelle Entwicklungen auf den Ölsaatenmärkten 2014

biogaspartner die konferenz Hoffnungsträger Biomethan als Kraftstoff

Unsicherheiten an den globalen Märkten für Getreide und Ölsaaten

EINKAUFSPOLITIK KAKAO

FAKT: ist 5. Nachhaltiges Palmöl

Einsatz von Biomethan in der Chemischen Industrie nach dem Massenbilanzansatz. Dr. Claudius Kormann Senior Manager Corporate Sustainability Strategy

Mit welchem Rapspreis müssen wir 2015 kalkulieren? Dr. Reimer Mohr

Förderung alternativer Kraftstoffe bis 2020: EU-Richtlinien und nationale Umsetzung in Deutschland

Leistungsbilanz Firmenpartnerschaften Coop

Gute Gründe für mehr Bio im Benzin. Warum wir Biokraftstoffe brauchen

Die weltweite Kakaokette

Hintergrund zum Einsatz von Biosprit aus Ackerpflanzen

EINKAUFSPOLITIK KAKAO

Europäische Biokraftstoffpolitik - Wo. Reise hin? Andreas Pilzecker European Commission, DG Energy - Renewable Energy and CCS

Praktische Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien in Deutschland

Ackerbautag 2013 Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Der Weltmarkt für Raps und Getreide wohin geht der Weg?

Lebensmittel und Soja global oder regional?

Chancen und Risiken der Gentechnik aus berufsständischer Sicht

From Natural to Sustainable. April 2010, Dr. Ina Puscasu

Handelspolitische Herausforderungen für den Maschinenbau

Biomasse Nein danke!

Stand der dezentralen Ölsaatenverarbeitung in Sachsen Dr. Michael Grunert, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

POSITIONEN. der Ernährungsindustrie zur Bundestagswahl 2017

UFOP-Information zum Paradigmenwechsel in der Biokraftstoffpolitik: Von der Mengenquote zur THG-Vermeidungsquote und die Auswirkungen auf

Der Weltmarkt für Soja ist die Bohne unverzichtbar?

Biotreibstoffe in Argentinien

Entwicklung, Erprobung und Verbreitung von Konzepten zum nachhaltigen Produzieren und Konsumieren in der Außer-Haus-Verpflegung

Vorstellung des Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe

Sojabohnen aus der Region für Futtermittelerzeugung

Die Plakatgestaltung ist angelehnt an den Schülerwettbewerb Schüler schützen Regenwald von Oroverde. 4

Gentechnikfrei aus Prinzip

Dezentrale Rapsölerzeugung und nutzung vor dem Hintergrund der aktuellen Biokraftstoffdiskussion. Sabine Blossey

B 3. (Land-)Wirtschaftliche Bedeutung von Biokraftstoffen für Brandenburg. BioenergieBeratungBornim GmbH

Themenpapier 3: Biotreibstoffe

POLITIKINFORMATION BIOKRAFTSTOFFE Aktuelle Verbraucherumfrage Fakten und Hintergründe

Die soziale Dimension der Biokraftstoffnutzung -

Sektoruntersuchung Lebensmitteleinzelhandel

EINKAUFSPOLITIK PALMÖL

Agrodiesel europaweit im Test

Die Ernährungsindustrie in Zahlen 2016

Biokraftstoffe: Zahlen, Daten, Fakten

Die Ernährungsindustrie in Zahlen 2016

Entwurf. G e s e t z zum NDR-Digitalradio-Änderungsstaatsvertrag. Artikel 1

Regelungen zur Erstellung von Nachhaltigkeitsnachweisen

Grüne Gentechnologie in der Schweiz Aktuelle Situation und Moratorium

Biomethan als Kraftstoff: Eine Handlungsempfehlung zur Biokraft-NachV für die Praxis. Berlin,

Statement zur Proteinversorgung der europäischen Futtermittelwirtschaft

Mit Haut und Haar natürlich

Altspeiseöl aus gängigen pflanzlichen Ölen und tierischen Fetten

Aktueller Stand: Lebensmittelkennzeichnung - rechtliche Rahmenbedingungen. Christoph Schönberg - Kennzeichnung des Tierwohls

GVO aus Sicht der Produzenten

Die Ernährungsindustrie in

Fleisch frisst Land. Tanja Dräger de Teran

Informationen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zum Entwurf der Biomassestrom- Nachhaltigkeitsverordnung (BioSt-NachV)

Positionspapier Nachhaltigerer Einkauf von Palm(kern)öl. Echt verantwortungsvoll.

Gentechnik Erntemonitoring 2016 keine Auffälligkeiten

Der Nationale Normenkontrollrat hat den Entwurf des oben genannten Regelungsvorhabens geprüft.

Transkript:

VERBAND DER DEUTSCHEN MARGARINEINDUSTRIE E. V. Stellungnahme zum vorgesehenen Ausschluss von Palmund Sojaölen im Rahmen der Revision des Bundes- Immissionsschutz-Gesetzes (Entwurf des 8. Gesetzes zur Änderung des Bundes-Immissionsschutz-Gesetzes) 1. Die BVE ist der wirtschaftspolitische Spitzenverband der Fachverbände und Unternehmen der Ernährungsindustrie in Deutschland. Sie repräsentiert rund 90% der Branche. Ihre primäre Aufgabe besteht in der branchenübergreifenden Interessenwahrnehmung. Der Bundesverband der Deutschen Feinkostindustrie, der Verband der Deutschen Margarineindustrie sowie der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) sind Mitgliedsverbände der BVE. Diese Verbände sprechen sich gegen die im Gesetzentwurf vorgesehene Regelung des Art. 1 Ziffer 4 ( 37 b Satz 9) aus. Der dort vorgesehene Ausschluss von Palm- und Sojaöl zur Herstellung von Biodiesel würde zu einer Wettbewerbsverzerrung beim Bezug von Raps führen. Claire-Waldoff-Str. 7 10117 Berlin (030) 200786-0 (030) 200786-190 bve@bve-online.de www.bve-online.de 1

2. Die Ernährungsindustrie in Deutschland leidet unter einer erheblichen Verteuerung einzelner landwirtschaftlicher Rohstoffe. Hiervon betroffen sind unter anderem auch Ölsaaten, die insbesondere in den Teilbranchen der Feinkost-, Margarine- sowie ölsaatenverarbeitenden Industrie verarbeitet werden. Die durchschnittlichen Erzeugerabgabepreise von Ölsaaten haben sich im Zeitraum 1999 bis 2007 von ca. 147 /Tonne auf 346/Tonne erhöht. Diese Preisentwicklung ist deshalb problematisch, da es den überwiegend mittelständischen Industrieunternehmen aufgrund der Handelskonzentration in Deutschland und der damit verbundenen Nachfragemacht häufig nicht möglich ist, diese Preissteigerungen in adäquater Weise an den Handel weiterzugeben. Soweit Preisanpassungen erfolgen, führen sie zu einer Belastung der Verbraucher. Durch Art. 1 Ziffer 4 ( 37 b Satz 9) des Gesetzentwurfs würde diese Situation für die Ernährungsindustrie verschärft, ohne dass hierfür eine sachliche Rechtfertigung vorliegt. Die im Gesetzentwurf vorgesehene Regelung sieht vor, dass Biokraftstoffe auf Basis von Palm- oder Sojaöl erst dann auf die Erfüllung von Verpflichtungen nach 37 a Abs. 1 Satz 1 + 2 in Verbindung mit 37 a Abs. 3 angerechnet werden, d. h. auf die gesetzlich vorgesehenen Mindestquoten von Biodiesel, wenn die Nachhaltig- Claire-Waldoff-Str. 7 10117 Berlin (030) 200786-0 (030) 200786-190 bve@bve-online.de www.bve-online.de 2

keitsverordnung nach 37 d Abs. 2 Nr. 3 wirksam ist. Wann dies der Fall sein wird, ist gegenwärtig nicht absehbar. Eine derartige Beschränkung würde dazu führen, dass Biodiesel bis auf weiteres nur auf der Grundlage von Rapsöl hergestellt werden könnte. Gegenwärtig werden in Deutschland jährlich rund 2,5 Mio. Tonnen Biodiesel hergestellt. Rund 70 bis 75% werden auf der Basis von Rapsöl produziert; ca. 25 bis 30% entfallen auf Sojaund Palmöl, wobei der Palmölanteil lediglich von marginaler Bedeutung ist. Gemäß dem Gesetzentwurf müssten diese Teilmengen an Palmund Sojaöl zukünftig durch Rapsöl substituiert werden. Die daraus resultierende zusätzliche Nachfrage würde unweigerlich zu einer weiteren Verteuerung von Rapsöl führen, das im Vergleich dieser 3 Pflanzenöle ohnehin den höchsten Preis aufweist (aktuelle Notierungen 11/08 bis 01/09: Rapsöl 855 /t., Sojaöl 781 /t., Palmöl 555 /t.), und damit den Preisdruck in der Wertschöpfungskette erhöhen. Den Unternehmen der Ernährungsindustrie ist es im Rahmen ihrer Nahrungsmittelproduktion zurzeit nicht möglich, anstelle von Raps- auf Sojaöl auszuweichen, da die auf den Weltmärkten zur Verfügung stehenden Sojabohnen überwiegend gentechnisch verändert sind und entsprechende Produkte von den Verbrauchern in Claire-Waldoff-Str. 7 10117 Berlin (030) 200786-0 (030) 200786-190 bve@bve-online.de www.bve-online.de 3

Deutschland bislang nicht akzeptiert werden. Insoweit besteht für die Ernährungsindustrie keine Substitutionsmöglichkeit. 3. Für den im Gesetzentwurf vorgesehenen Ausschluss von Palm- und Sojaöl besteht auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit keine hinreichende Veranlassung. Seit rund 25 Jahren importiert die EU kontinuierlich ca. 16 Mio. Tonnen Sojabohnen, um die Versorgung der Futtermittelmärkte mit Proteinen sicherzustellen. Davon gehen regelmäßig 3 bis 4 Mio. Tonnen nach Deutschland. So wurden vom deutschen Markt in 2006 ca. 1,2 Mio. Tonnen Sojabohnen aus den USA importiert. Die dort praktizierten landwirtschaftlichen Produktionsstandards sind mit denen der EU vergleichbar. Weitere 1,8 Mio. wurden aus Brasilien bezogen. Dort wurde bereits in 2006 zwischen der Regierung und den Sojabohnen aufkaufenden Unternehmen im Rahmen eines Moratoriums vereinbart, dass die gehandelte Ware nicht von gerodeten Flächen stammen darf. Aus Argentinien, dessen Anbauweise von Soja wegen der damit zum Teil verbundenen ökologischen Beeinträchtigungen von Umweltorganisationen kritisiert wird, beziehen die Unternehmen der Claire-Waldoff-Str. 7 10117 Berlin (030) 200786-0 (030) 200786-190 bve@bve-online.de www.bve-online.de 4

ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland im Übrigen keine Sojabohnen. Bezüglich des Bezugs von Palmöl ist darauf hinzuweisen, dass die Unternehmen der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland, die im OVID organisiert sind, aktiv am so genannten Round Table on Sustainable Palm-Oil (RSPO) mitwirken. Der RSPO wurde im Jahr 2003 auf Initiative des WWF mit der Zielsetzung gegründet, Nachhaltigkeitskriterien zu definieren und im Rahmen eines Zertifizierungssystems umzusetzen. Dieses Zertifizierungssystem befindet sich unmittelbar vor der Implementierung. Es kann gewährleisten, dass zukünftig lediglich zertifizierte Ölsaaten, für die beispielsweise kein Regenwald gerodet worden ist, von dieser Branche in Deutschland verarbeitet werden. Dies gilt sowohl für Lebensmittel als auch für solche Produkte, die unter anderem für die chemische Industrie hergestellt werden (z. B. Biodiesel). 4. Vor dem Hintergrund dieser Sachlage ist es geboten, dass auch in Deutschland, trotz Ermangelung einer formellen Nachhaltigkeitsverordnung, Soja- und Palmöle ergänzend zur Erfüllung der aktuellen Biodieselquote eingesetzt werden können. Dies gilt insbesondere, soweit es sich um Pflanzenöle mit deutschem Ursprungs- Claire-Waldoff-Str. 7 10117 Berlin (030) 200786-0 (030) 200786-190 bve@bve-online.de www.bve-online.de 5

zeugnis handelt. Insoweit ist eine entsprechende Übergangsregelung vorzusehen. Darüber hinaus erfordert dies auch der Vertrauensschutz der ölsaatenverarbeitenden Unternehmen, die ihren Rohstoffbezug für das kommende Jahr bereits in branchenüblicher Weise über entsprechende Kontrakte sichergestellt haben. Die vorgesehene gesetzliche Regelung würde die begründeten Rechtspositionen deshalb konterkarieren. Berlin, 30.09.2008 Petra Sprick, Geschäftsführerin Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie Deutschlande. V. (OVID) Peter Feller, Geschäftsführer Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e. V. (BVE) Dirk Radermacher, Hauptgeschäftsführer Karl-Heinz Legendre, Geschäftsführer Bundesverband der Deutschen Verband der Deutschen Margarine- Feinkostindustrie e. V. industrie e. V. Claire-Waldoff-Str. 7 10117 Berlin (030) 200786-0 (030) 200786-190 bve@bve-online.de www.bve-online.de 6