Anmerkung. Symphysis pubica. Auseinanderziehen/Disengagement. aus: Liem, Kraniosakrale Osteopathie (ISBN ) 2010 Hippokrates Verlag

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Transkript:

643 E Abb. 23.24 Art. sacroiliaca: energiedirigierender Finger an der Symphysis pubica. Anmerkung 23.2 Auseinanderziehen/Disengagement Die Disengagementtechnik setzt genaue anatomischekenntnisse der einzelnen Verbindungen der Schädelknochen zueinander, der jeweiligen Richtung der sog. Gelenkflächen der Schädelknochen und der Art dieser Suturen voraus. Diese Kenntnisse sind die Grundlage für die exakte Ausrichtung der therapeutischen Kraftanwendung und somit für die erfolgreiche Lösung der jeweiligen Sutur. Die Suturen werden mithilfe einer direkten Technik gelöst, indem die beiden betroffenen Schädelränder in die entgegengesetzte Richtung auseinandergezogen werden. Es hat sich bewährt, zunächst das Gewebe der beiden beteiligten Dysfunktionspartner, das die geringeren Anzeichen einer Einschränkung zeigt, sanft zu einem Disengagement einzuladen, d.h. es sanft von seinem Gelenkpartner zu lösen. Anschließend kann an dem Dysfunktionspartner mit den deutlicheren Zeichen einer Einschränkung ein Point of Balance in Beziehung zu seinem Gelenkpartner bzw. seiner Umgebung ausgeführt werden. Ein Beispiel: Bei einer Dysfunktion der Sutura occipitomastoidea mit einer deutlicheren Einschränkung des Os temporale wird zunächst das Os occipitale sanft aufgefordert, sich vom Ostemporale zu lösen (Disengagement) und anschließend am Os temporale ein Point of Balance ausgeführt. Es ist möglich, die Lösung der Suturen durch Atemoder Fluktuationstechniken zu unterstützen. Auch die gleichzeitige Wahrnehmung der primären Respiration bei der einer Disengagementtechnik kann bei der Entspannung der Schädelnähte behilflich sein. Beachte auch die en zum Disengagement auf S.395ff. Das Disengagement kann auch in Kombination mit einer V-Spread-Technik angewendet werden.

644 23 Behandlung der Schädelnähte Beachte An dieser Stelle sollen die Disengagementtechniken für die wichtigsten äußeren suturalen Gelenkflächen erläutert werden. Es besteht eine große Variabilität der suturalen Konfigurationen. Die folgenden Beschreibungen der suturalen Überlappungen stellen nur grobe Richtwerte dar. Deshalb ist es notwendig, vor des Disengagements die jeweilige suturale Morphologie palpatorisch zu untersuchen. Übersicht Techniken für... 1. Bregma 2. Lambda 3. Pterion 4. Asterion 5. Sutura coronalis 6. Sutura sagittalis 7. Sutura lambdoidea 8. Sutura occipitomastoidea 9. Synchondrosis petrooccipitalis und Sutura petrojugularis 10. Sutura parietomastoidea 11. Sutura squamosa 12.Sutura sphenosquamosa 13. Synchondrosis sphenopetrosa 14. Suturae temporozygomatica, sphenosquamosa, parietosquamosa 15. Allgemeine Suturenlösung der Maxilla, des Os zygomaticum, des Os nasale, des Os frontale und des Os ethmoidale Patient und Therapeut Der Patient befindet sich in Rückenlage. Falls nicht anders erwähnt, sitzt der Therapeut am Kopfende des Patienten. Alternative: Drei-Finger-Technik 23.2.1 Bregma (Abb. 23.25) Suturenrand: Os frontale nach innen gerichteter Rand, Os parietale nach außen gerichteter Rand. Der Zeigefinger befindet sich auf dem Stirnbein. Die Daumen liegen überkreuzt neben der Sutura sagittalis aufden gegenüberliegenden Scheitelbeinen. Die übrigen Finger befinden sich seitlich am Schädel. Die Zeigefinger bewegen das Stirnbein nach anterior. Gleichzeitig bewegen die Daumen die Ossa parietalia nach posteriorlateral. Der Zeige- und der Mittelfinger einer Hand werden auf die beiden Ossa parietalia, der Daumen dieser Hand wird auf das Os frontale gelegt. Während sich der Daumen nach anterior bewegt, bewegen sich der Mittel- und der Zeigefinger nach posterior-lateral und üben einen leichten Druck auf die Scheitelbeine aus.. 23.2.2 Lambda (Abb. 23.26, Abb. 23.27) Suturenrand: Os occipitale nach innen gerichteter Rand, Os parietale nach außen gerichteter Rand. Die Daumen sind überkreuzt und liegen neben der Sutura sagittalis an den gegenüberliegenden Scheitelbeinen.

645 E Abb. 23.25 Bregma E Abb. 23.26 Lambda Alternative: Drei- Finger-Technik Die kleinen Finger liegen ander Squama occipitalis und berühren sich mit den Fingerspitzen. Die übrigen Finger liegen beidseitig seitlich am Schädel auf den Scheitelbeinen. Während die kleinen Finger das Hinterhauptbein nach kaudal bewegen, führen die Daumen die Scheitelbeine nach lateral-anterior. Die restlichen Finger bleibenpassiv. Der Zeige- und der Mittelfinger einer Hand werden auf die beiden Ossa parietalia, der Daumen dieser Hand wird auf das Os occipitale gelegt.

646 23 Behandlung der Schädelnähte E Abb. 23.27 Lambda Während sich derdaumennach kaudalbewegt, bewegen sich der Mittelund der Zeigefinger nach anterior-lateral und üben einen leichten Druck auf die Scheitelbeine aus. 23.2.3 Pterion (Abb. 23.28) Das Pterion ist eher eine fixe Zone. Suturen: Vier Knochen sind an dieser Stelle übereinandergelagert, von innen nach außen: Os frontale, Os parietale, Os sphenoidale, Os temporale Am Pterion überlagern sich suturale Flächen. Unten liegt das Osfrontale, darauf folgen das Osparietale und das Ossphenoidale, amoberflächlichsten liegt das Os temporale. Entsprechend dieser Anordnung der suturalen Flächen findet auch deren Lösung statt, beginnend von dem amtiefsten liegenden Knochen. Alle Finger befinden sich nahe des Pterions. Der Zeigefinger befindet sich auf dem Stirnbein. Der Daumen befindet sich auf dem Scheitelbein. Der Mittelfinger befindet sich auf dem Keilbein. Der Ringfinger befindet sich auf dem Schläfenbein. Der Zeigefinger übt einen sanften Druck auf das Stirnbein sowie einen Zug nach anterior-superior aus. Wenn sich das Stirnbein von den anderen Knochen zu lösen beginnt, übt der Daumen einen sanften Druck sowie einen Zug amscheitelbein nach superior und etwas nach posterior aus. Wenn sich das Scheitelbein von den anderen Knochen zu lösen beginnt, übt der Mittelfinger auf das Keilbein einen sanften Druck sowie einen Zug nach anterior und etwas nach kaudal aus.

647 E Abb. 23.28 Pterion Wenn sich das Keilbein von den anderen Knochen zu lösen beginnt, übt der Ringfinger am Schläfenbein einen Zug nach kaudal und posterior aus. Am Ende führen alle Finger einen zentrifugalen Zug an den Knochen aus. Patient 23.2.4 Asterion (Abb. 23.29) Asterion ist eher eine mobile Zone. Suturen: Drei Knochen sind an dieser Stelle übereinandergelagert, von innen nach außen: Os occipitale, Os parietale, Os temporale. Der Kopf des Patienten ist zur gegenüberliegenden Seite gedreht Alle Finger befinden sich nahe des Asterions. Der Daumen befindet sich auf dem Scheitelbein. Der Zeigefinger befindet sich auf dem Schläfenbein. Der Mittelfinger befindet sich auf dem Hinterhauptbein. Der Mittelfinger übt einen sanften Druck auf das Hinterhauptbein sowie einen Zug nach posterior aus. Der Daumen auf dem Scheitelbein und der Zeigefinger auf dem Schläfenbein üben anschließend zusammen mit dem Mittelfinger einen zentrifugalen Zug an den Knochen aus. Nach Van Den Heede ist die Region um dasasterion häufig ein mechanischer Balancepunkt, der zur Zeit der Geburt Kompressionskräften ausgesetzt war. Wird eine leichte Kompression auf den Schädel ausgeübt, reagiert dieser wieder mit seinem ursprünglichen Rotationsmuster und weist auf diesen Gleichgewichtspunkt, an dem die ursprüngliche Rotation auf eine Reorganisation der Energie wartet [5].