Funktionen von Sexualität

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Inhalt des Vortrages:

Transkript:

Sexualität Entwickelt sich von Geburt an, Hazissa Fachstelle für Prävention Mag. a Yvonne Seidler Karmeliterplatz 2, 8010 Graz Mail: office@hazissa.at Home: Sexualität ist ein Menschenrecht, ein Grundbedürfnis nach sozialem Kontakt, Zuwendung, Lust, 2 Sexualität ist abhängig von: Funktionen von Sexualität Entwicklungsphase Erfahrungen Gesellschaftliche Einstellungen Normen und Werten Identitätsentwicklung Lustfunktion Sozial und Kommunikationsfunktion Fortpflanzung 3 4 1

Kindliche Sexualität Psychosexuelle Entwicklung Entwicklung von: o polymorph pervers (Freud) mit allen Sinnen o egozentrisch, nicht beziehungsorientiert o Antrieb ist nicht Lust und Begehren sondern spielerische Neugier. o Kindliche Sexualität ist ganzheitlich, konzentriert sich nicht auf Genitalsexualität, bezieht diese aber mit ein. o Kindliche Sexualität ist gekennzeichnet durch Unbefangenheit, Spontanität, Entdeckungslust, Neugierde o Erst in der Pubertät wandelt sich kindliche zu erwachsener Sexualität. Sexualität Emotionalität Identität 5 6 Emanzipatorische Sexualerziehung: Emanzipation : Sklaven aus der Obhut ihrer Besitzer entlassen = Verantwortungsbewusster, selbstbestimmter Umgang 7 Sexualerziehung - Grundhaltungen Offensiv nicht alle Kinder fragen von sich aus! Bejahende Einstellung, positives Körpergefühl fördern Umfassendes Verständnis von Sexualität Schamgefühl respektieren Selbstbestimmung fördern Rollenbilder hinterfragen Empathie und Respekt fördern Eigene Ängste und Unsicherheiten, Tabus hinterfragen 8 2

Sexualerziehung als Thema in jeder Altersstufe: Sexualerziehung KG-Alter: Buben/Mädchen, Babies, Doktorspiele Schulalter: Biologische Fakten, Zeugung, Freundschaft, Liebe Jugendalter: Körperliche Veränderungen, Beziehungen, Geschlechtskrankheiten, Verhütung, Schwangerschaft -> Generation PORNO Immer: Prävention! Werte, Orientierung, Information, Normen, Regeln, Soziales Lernen, Sprache, Selbstwert, Selbstvertrauen und Widerstandskräfte, Rollenbilder, Umgang mit Gefühlen, (Körper-)Grenzen, positives Körpergefühl Wissensvermittlung Vermittlung von Fakten UND Gefühlen Gespräche über Zuneigung, Zärtlichkeit und Liebe Werte vermitteln! Zulassen von Doktorspielen mit Regeln! Aufklärung älterer Kinder über Verhütung, Geschlechtskrankheiten etc. Zulassen und Ermöglichen von altersentsprechenden Erfahrungen (Freundschaft, Partnerschaft ) 9 10 Regeln von Doktorspielen Niemand darf gezwungen werden Niemand darf verletzt werden Intimsphäre aller Beteiligten muss gewahrt werden! Kinder sollten ungefähr ~ gleich alt sein. Prävention (lat. prae und venire, zuvorkommen) Primär: sexueller Gewalt vorbeugen langfristig Sekundär: sexuelle Gewalt beenden kurzfristig Tertiär: Reviktimisierung verhindern mittelfristig 11 12 3

Präventionsarbeit mit Kindern/Jugendlichen Sexuelle Übergriffe unter Kindern Altersentsprechende Sexualerziehung als Grundlage sinnvoller Präventionsarbeit! Themen: Körper, Grenzen, Nein - Sagen, Gefühle, Geheimnisse, Hilfe holen, Rollenbilder, Widerstandskräfte, Werte, Regeln, Sprache Wenn sexuelle Handlungen durch das übergriffige Kind erzwungen werden oder das betroffene Kind sie unfreiwillig duldet. Häufig wird ein Machtgefälle ausgenutzt und Druck ausgeübt, durch Versprechungen, Drohungen oder körperliche Gewalt. 13 Sexuelle Gewalt unter Jugendlichen Freiwilligkeit / Zwang Zustimmungsfähigkeit (Verstehen des Vorschlags, der sozialen Definition und des Ansehens des Verhaltens, Bewusstsein über Folgen und mögliche Konsequenzen, Fähigkeit Nein zu sagen) Verstärker 1. Unangemessene Vorstellungen über Sexualität 2. Positive Bewertung sexueller Übergriffe 3. Keine oder nur minimale negative Konsequenzen 4. Wiederkehrende Phantasien und Masturbation, Pornografie 5. Soziale Defizite, keine altersentsprechenden Beziehungen 4

Pornographie im Wandel Begriffsbedeutung: von Dirnen/Huren schreiben / zeichnen schon pornographische Höhlenmalereien Wandel der Trägermedien Wandel in Bezug auf Zugangsmöglichkeiten Wandel in Bezug auf die Inhalte und Bedeutungen Zugang kaum kontrollierbar Suchergebnisse für Gratis Porno in der Suchmaschine Google: 8.530.000 (2009), 13.600.000 (2010), 32.000.000 (2013). Pornographie Selg, 1986, Ertel, 1990: Gewaltorientierte Männer werden in ihren Aggressionsneigungen verstärkt, wenn sie harte Pornographie konsumieren. Bei nicht gewaltauffälligen Männern werden Aggressionen nur verstärkt, wenn das Opfer (scheinbar) Gefallen an der Gewalt findet. Harte Pornographie verstärkt die Desensibilisierung gegenüber Gewalt und fördert Vergewaltigungsmythen (zb: Manche Frauen brauchen das! ) nicht monokausale Veränderung von Verhalten! Pornographie und sexuelle Gewalt Winterhof-Spurk, 2004: Männliche Betrachter von Pornographie neigen zu Toleranz gegenüber realer sexueller Gewalt und zu abwertenden Einstellungen gegenüber weiblicher Sexualität. Rich, 2003: 51 % jugendlicher Sexualstraftäter gaben an, dass Pornokonsum dazu beigetragen hat, dass sie sexuelle übergriffig wurden. Glasser et al, 2001: Sexualstraftäter mit signifikant höheren Werten beim Pornokonsum als Kontrollgruppe. Lernen am Modell (Bandura): Pornographie ermöglicht lernen über Sexualität, bevor eigene Erfahrungen gemacht werden. Zwischen 22 und 60 % der Mädchen und 42 und 97 % der Burschen (9-19 Jahre) haben im Internet Pornographie gesehen. Pornographie hat einen beschleunigenden Effekt und verändert Verhaltensweisen: Kraus (2008): Sexualpraktiken werden von jgdl. Pornokonsumenten früher angewandt, Oralverkehr zb um 3-4 Jahre früher als bei Nicht- Pornokonsumenten. 5

Pornographie und Jugend: Prägungen im Kindes- und Jugendalter dienen der Bildung der Persönlichkeit, der Gewinnung von Orientierung und Werten, dem Aufbau von Geschlechterbildern und der Entwicklung geschlechtsspezifischer Identität. Gerade sexuelle Identitätsbildung ist wesentlicher Faktor der Persönlichkeitsentwicklung. Medienkompetenz: Dieter Baacke: Medienkompetenz als Voraussetzung für das Verständnis von Medien und den selbstbestimmten Umgang damit: medienbezogene Handlungskompetenz Herausforderung für Schule und Elternhaus: Lebenswelten sind Medienwelten! 6

Literaturverzeichnis AUFKLÄRUNG, SEXUALITÄT Baege, Karin (2008). Was Jungs wissen wollen. Ravensburg. Ravensburger Buchverlag Baege, Karin: (2008). Was Mädchen wissen wollen. Ravensburg. Ravensburger Buchverlag Cole, Babette (1998): Mami hat ein Ei gelegt! Düsseldorf: Sauerländer Verlag Enders, Ursula & Wolters, Dorothee (2009): Wir können was, was ihr nicht könnt! Ein Bilderbuch über Zärtlichkeit und Doktorspiele. Köln: Mebes & Noack. Frey, Jana & Gotzen-Beek, Betina (2006): Vom Großwerden und Starksein. 36 Bilderbuchgeschichten, die Kinder mutig machen. Bindlach: Loewe Harris, Robie H. & Emberley, Michael & Michaelis, Kerstin (2007): So was tolles. Über Mädchen und Jungen, vom Kinderkriegen und vom Körper. Weinheim: Beltz & Gelberg Hirscher, Petra (2004): Buch für Mädchen. Alles, was ich wissen will über Erwachsenwerden, Liebe und Sexualität. Augsburg: Weltbild Janosch (2003): Mutter sag, wer macht die Kinder? München: Bassermann Koenig, Christina (2003): Lutz & Linda. zwei dicke Freunde. Mama bekommt ein Baby. Eine Bildergeschichte zu Schwangerschaft und Geburt für Kinder ab 3 Jahren. Köln: BZgA Kreul, Holde (2004): Mein erstes Aufklärungsbuch. Aufklärung für Kinder ab 5. Bindlach: Loewe Lenain, Thierry & Durand, Delphine (2002): Hat Pia einen Pipimax? Hamburg: Oetinger Lindman, Mervi & Janouch, Katerina (2005): Bevor ich auf die Welt kam. Wie Babys entstehen. Hamburg: Oetinger Raith-Paula, Elisabeth (2003): Was ist los in meinem Körper? Alles über meine Tage. München: Pattloch Schneider, Sylvia; Rieger, Birgit (2009). Das Aufklärungsbuch. [Erste Liebe, Mädchensache, Jungensache, Pubertät]. Ravensburg. Ravensburger Buchverlag Schreiber-Wicke, Edith & Holland, Carola (2002): Der Neinrich. Stuttgart-Wien: Thienemann Schwarz, Britta & Tophoven, Manfred (2004): Das kleine Wutmonster. München: Betz Thor-Wiedemann, Sabine & Rieger, Birgit (2004): Wachsen und erwachsen werden. Das Aufklärungsbuch für Kinder. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag GEFÜHLE Brandberg, Aliki (1987): Gefühle sind wie Farben. Hemsbach: Beltz Braun, Gisela & Wolters, Dorothee (1991): Das grosse und das kleine Nein. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr. Löffel, Heike & Manske, Christa (2008): Ein Dino zeigt Gefühle. Bilderbuch mit didaktischem Begleitmaterial für die pädagogische Praxis. Köln: Mebes & Noack

Nöstlinger, Christine (1999): Willi und die Angst. Wien: Dachs Verlag FILME Schandl, Sigrun (2009) Sex we can?!, Teil I-III, Wiender Programm für Frauengesundheit Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2003): Lutz + Linda. Zwei dicke Freunde. Bildergeschichten zur Körpererfahrung und Sexualerziehung für Kinder ab 3 Jahren. BZgA SEXUALISIERTE GEWALT Hansen, Gesine & Blattmann, Sonja (2001). Ich bin doch keine Zuckermaus. Bonn: Mebes und Noack Kaiser, Susanne & Breen, Barbara (2007): Anna ist richtig wichtig. Ein Bilder- und Vorlesebuch für Mädchen über sexuelle Gewalt. Köln: Mebes & Noack ABGRENZUNG, STÄRKUNG Mebes, Marion; & Sandrock, Lydia (1994): Kein Anfassen auf Kommando. Ruhnmark: Donna Vita Schneider, Sylvia (2002): Das Starkmach Buch. Freiburg im Breisgau: Christopherus