Rudi Beiser. Kraft und Magie. der Heilpflanzen. Kräuterwissen, Brauchtum und Rezepte

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Transkript:

Rudi Beiser Kraft und Magie der Heilpflanzen Kräuterwissen, Brauchtum und Rezepte

Pflanzenmagie seit Urzeiten 19 die ihre Kraft aus einer Muttergöttin schöpfte. Fest in Frauenhand: die Heilkunde. Heilen war eine heilige Handlung, Adler, Bär, Hirsch, Lamm, Falke, Schwan, Rössl, Ochse, Grüner Baum, Linde, Eiche, Tanne. Das alles waren ehemals Totems: Tiere und Pflanzen, die dem Stamm als Kraftquelle dienten. An diesen heiligen Plätzen wurden Versammlungen abgehalten und kultische Trinkfeste gefeiert. Heilen kommt von heilig Vermutlich gab es unter den steinzeitlichen Sammlerinnen besonders intuitiv veranlagte Frauen, die außerordentliches Gespür beim Entdecken pflanzlicher Heilwirkungen besaßen. Noch heute spricht man ja von weiblicher Intuition. Diese Frauen waren sozusagen die Urmütter der Schamaninnen und Zauberinnen späterer Zeiten. Sie kannten magische Rituale, Beschwörungsformeln und die Wirkungen pflanzlicher Heilmittel. Magie und Heilen waren von Anfang an untrennbar miteinander verknüpft. Die Pflanzen wurden als Medizin, aber auch als Räucherwerk oder Amulett benutzt. Auch bewusstseinsverändernde Pflanzen, wie Schamanen sie noch heute verwenden, gehörten zum Repertoire der Heilerinnen. Ebenso wie die Pflanzen selbst war auch das Wissen um deren geheimnisvolle Kräfte etwas Heiliges. Die kräuterkundigen Medizinfrauen standen mit unsichtbaren Mächten und Welten in Kontakt. Denn schließlich konnten Krankheitsdämonen nur mithilfe göttlicher oder magischer Kräfte ausgetrieben werden. Auf diese enge Verbindung der Heilkunde mit dem Bereich des Heiligen weist auch schon der gleiche Wortstamm von heilen und heilig hin. Deshalb war die Berufung zum Heilen jahrtausendelang mit dem Priesteramt verbunden.

20 Als Sammlerinnen waren die Frauen mit den Wirkungen der Pflanzen vertraut. Aber frei ausüben konnten sie die Heilkunst nur deshalb, weil auch die herrschende Gottheit und das Priestertum weiblich waren, ein wichtiger Punkt, der uns im Folgenden noch beschäftigen wird. Erst viel später wurde die Leben spendende Muttergöttin durch einen männlichen Gott ersetzt, wodurch der Mann als Heiler in den Vordergrund trat. In vielen Märchen, Mythen und Sagen finden wir noch immer Hinweise auf die weib lichen Wurzeln der Heilkunde. Es sind dort vor allem Hexen, Feen und Zauberinnen, die die Geheimnise der Zauber- und Liebestränke und der tödlichen Gifte kennen. Weil die Kosmologie einer Gesellschaft darüber entschied, welches der Geschlechter die Heilkunde ausüben durfte, sollten wir uns die Religion der Steinzeit etwas näher anschauen. Aphrodite verwaltete die Pflanzen der Liebe, also auch die Rose. Weibliche Gottheiten waren in der Antike in der Pflanzenmedizin noch sehr einflussreich.

Pflanzenmagie seit Urzeiten 21 Die Frau als Heilerin und Priesterin Man kann es heute kaum mehr leugnen: Die Urgeschichte der Menschheit war vor allem durch die Frau geprägt. Das Wunder, Leben schenken zu können und die Neugeborenen durch den eigenen Körper zu ernähren, war für die frühen Menschen geheimnisvoll und mächtig und die Verehrung des Weiblichen als Quelle des Lebens damit vorgezeichnet, denn die Rolle des Mannes bei der Zeugung war damals nicht bekannt. Es zählte nur die Herkunft aus dem mütterlichen Schoß. Zudem hatten Frauen durch ihre Rolle bei der Nahrungsbeschaffung und der Ausübung der Heil- und Zauberkunde eine besondere Stellung im sozialen Gefüge der Gemeinschaft. Die ältesten Schöpfungsmythen beinhalten den Glauben an eine Welt, die ohne Zutun eines männlichen Partners aus einer Göttin geboren wurde. In der gesamten Frühphase der menschlichen Kultur fehlt deshalb die Gestalt eines Vatergottes. Ursprünglich war Gott also eine Frau! Der Schöpfungsmythos der Bibel, bei dem Gott Eva aus Adams Rippe erschuf, entstand erst viel später in patriarchaler, durch männliche Erbfolge bestimmter Zeit. Es überrascht also nicht, dass die Archäologin Marija Gimbutas an rund 3000 steinzeitlichen Fundstätten über 30 000 Miniaturskulpturen von Göttinnen fand! Im Mittelpunkt des religiösen Kultes stand die Verehrung einer Großen Muttergöttin, der Fruchtbarkeitsgeberin und Spenderin allen Lebens. Sie wurde vertreten von den Heilerinnen des Stammes, die somit auch die Funktion der Priesterinnen innehatten. Die Sozialordnung der steinzeitlichen Gesellschaft wird matrizentrisch genannt, also um die Mütter (lat. mater) herum organisiert. Die Sippenstruktur und Verwandtschaftsrechnung war darin auf Mütter und Großmütter ausgerichtet. Die Dominanz des Mannes begann erst vor etwa 5000 Jahren. Zum selben Zeitpunkt setzte die schriftliche Überlieferung ein, die daher ebenfalls von Männern dominiert war, während die Epoche des Matriarchats weitgehend schriftlos blieb. Dennoch finden sich Spuren weiblich geprägter Gesellschaftsstrukturen in allen Kulturen der Welt. Sie haben sich in Mythen, Märchen, Volksbräuchen und in der Sprache erhalten. Auch im Pflanzenbrauchtum finden sich viele Hinweise auf die einstige Rolle der Frau als Lebens- und Fruchtbarkeitsspenderin. So ließ man im Mittelalter schwangere Frauen die jungen Obstbäume umarmen, damit diese besonders reiche Ernten brachten. Wiedergeburt und Seelenwanderung Der Glaube an eine Leben spendende Göttin war eng verbunden mit der Vorstellung, in der eigenen Sippe wiedergeboren zu werden. Wiedergeburt und Ahnenkult waren Bestandteil des damaligen Glaubens. Die Ahnengeister blieben mit dem Stamm in Verbindung und traten bei einer Geburt erneut in den Kreislauf des Lebens ein. Der Tod war nur der Durchgang zu neuem Leben. Deshalb trugen die Kinder oft die Namen der Großväter und Großmütter, nicht zum Andenken, sondern weil sie als Wiedergeburt dieser Ahnen galten. Das Wort Enkel bedeutet übrigens kleiner Ahne. Die Hebamme, einst Hebe-Ahnin genannt, hob die Ahnen wieder ins Leben zurück. Damit war sie Mittlerin zwischen jenseitiger und diesseitiger Welt.

22 Die Erde als Große Mutter war somit zugleich Geburts- und Totengöttin. Sie nahm die Seelen der Toten zu sich und schenkte ihnen neues Leben. Angeregt wurde diese Vorstellung vermutlich durch die endlosen Zyklen von Tod und Erneuerung in der Natur, die sich nicht nur in der Pflanzenwelt, sondern auch am Lauf von Mond und Sonne zeigten. Die Wiedergeburt war nur denkbar durch die Frau. Sie allein konnte Leben spenden und stand deshalb im Zentrum dieses Kults. Doch die weiblichen Kulte bezogen sich nicht nur auf die menschlichen Nachkommen, sie galten ebenso für Pflanzen, Tiere und Gestirne, weshalb Frühlingsfeste und Mondfeste eine uralte Tradition besitzen. Der frühe Glaube an die Wiedergeburt lässt sich gut an den religiösen Bestattungsriten ablesen: der Bettung der Toten in Embryonalstellung, dem Bestreuen mit rotem Ocker als Symbol für die Leben spendende Kraft des Blutes, den um die Toten herum arrangierten Kaurischnecken mit ihrer eindeutigen Vulvasymbolik und den Grabbeigaben, die die Reise ins Jenseits erleichtern sollten. Beim Seelenglauben kommt auch die enge Verbindung des Vorzeitmenschen zu den Pflanzen ins Spiel. Aus diesem Grund finden sich sehr häufig Überlieferungen, bei denen Pflanzen als Wohnort der Seelen galten. An den Wuchsorten dieser Pflanzen warteten die Seelen auf die Wiedergeburt. Holunder, Linde, Buchs und Buche waren zum Beispiel typische Kinderbäume, die Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch aufsuchten, um durch sie beseelt zu werden. Ähnliche Vorstellungen umgaben Brunnen und Quellen oder etwa den Storch. Anfangs galten die Bäume als Sitz der Ahnengeister, später dienten sie auch den Göttinnen als Heimstatt, die die Wiedergeburt der Seelen regelten. Jagdzauber bei den Männern Die Tatsache, dass die Frau in der menschlichen Frühgeschichte zentrale Positionen innehatte, bedeutet nicht dass Männer aus Religion und Magie ausgeschlossen waren. Zwar war die Heilmagie in Frauenhand, aber bei den Männern entwickelten sich aus der Jagdtätigkeit ebenfalls magische Rituale: der Jagderfolg wurde mit Tänzen, Tierverkleidungen und jagdzauberischen Idolen beschworen. Das Wild sollte durch magische Handlungen angezogen werden, die jährliche Wiederkehr der wandernden Wildherden musste sichergestellt werden. Auch mussten die gejagten und getöteten Tiere mit Ritualen und Opfern versöhnt werden, damit sie keine Rache an den Menschen nahmen. Dies war die Aufgabe männlicher Schamanen.

Pflanzenmagie seit Urzeiten 23 Bedeutende Heil- und Kultpflanzen der Altsteinzeit Bärentraube, Bärlapp, Beifuß, Bilsenkraut (psychoaktiv), Birke, Buchs, Eibe, Eiche, Faulbaum, Fliegenpilz und andere halluzinogene Pilze, Holunder, Meerträubel (psychoaktiv), Schafgarbe, Schlehe, Sumpfporst (psychoaktiv), Tanne, Wacholder.