Korbblütler (Asteraceae) Petasites hybridus (lat.) Butterbur (engl.) Pétasites (franz.)
Namensgebung Die wissenschaftliche Bezeichnung Petasites stammt vom griechischen Wort petasos, womit ein breitkrempiger Hut benannt wird. Im Mittelalter wurde zur Behandlung der Pest verwendet, wodurch sie ihren Namen erhielt. 2
Historische Verwendung Bereits in der Antike wurde die zur Linderung von Krämpfen und als Wundauflage genutzt. Aufgrund von archäologischen Grabungen bei Hallstatt gibt es Hinweise zur Verwendung von blättern als Toilettenpapier in der Bronzezeit. Auch heute noch ist diese Pflanze in Bayern unter der Bezeichnung Arschwurzen bekannt. 3
Pflanzencharakteristika - Bevorzugt feuchte Standorte - Krautige Pflanze mit Wuchshöhen von bis zu 80 cm - Weissliche bis rosa oder lilafarbene Blütenstände aus traubenförmig angeordneten Röhrenblüten entlang eines Stengels mit Schuppenblättern - Blütezeit im Frühjahr zwischen März und Mai - Grosse, rundliche Blätter mit graufilziger Behaarung auf der Unterseite und einem Durchmesser von bis zu 40 bis 60 cm erscheinen erst nach der Blütezeit 4
Inhaltsstoffe in blättern (Petasitidis folium) Sesquiterpene Je nach Art der Inhaltsstoffe unterscheidet man zwei Chemotypen: den Petasin-Typ (u.a. Petasol, Petasin, Isopetasin, S-Petasin und Neopetasol) und den Furanopetasin-Typ (u.a. Furanopetasin, 9-Hydroxy-furanoeremophilan). Weitere Inhaltsstoffe: In allen Pflanzenteilen gibt es unterschiedliche Mengen an hepatotoxischen Pyrrolizidinalkaloiden. Flavonoide, Gerbstoffe, Schleimstoffe, ca. 0.1 % ätherisches Öl 5
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Pharmakologische Wirkung Wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe sind insbesondere Petasine. - Spasmolytische Effekte - Entzündungshemmende Wirkung durch die Hemmung von Leukotrienen 7
Therapeutische Anwendungsgebiete - Migräneprophylaxe und Kopfschmerzen - Allergische Rhinitis und Asthma - Spasmen des Urogenital- und Verdauungstrakts 8
Risiken und Gegenanzeigen Allergien gegenüber Korbblütlern und Leberfunktion. verminderte Nebenwirkungen Gelegentliches Auftreten von gastro-intestinalen Beschwerden wie Übelkeit oder in Einzelfällen Hautreaktionen aufgrund von Überempfindlichkeitsreaktionen. Keine bekannt. Wechselwirkungen 9
Teezubereitungen Anstelle von Teezubereitungen aus blättern wird zu Fertigarzneimitteln geraten. Durch spezielle Extraktionsverfahren enthalten sie wirksame Inhaltsstoffe wie Sesquiterpene, aber keine lebertoxischen Pyrrolizidinalkaloide. 10
In der Schweiz zugelassene Fertigarzneimittelspezialitäten In der Schweiz gibt es die rezeptpflichtigen Arzneimittel Tesalin und Pollivita, die einen CO2-Extrakt (Ze 339) aus den Blättern von Petasites hybridus enthalten. Sie sind indiziert zur Behandlung von Symptomen der allergischen Rhinitis (Heuschnupfen) sowie deren Beschwerden an Augen, Nase und im Rachenraum. 11
Zulassungssituation in anderen Ländern Das zur Migräne-Prophylaxe verwendete Arzneimittel Petadolex verlor Mitte Juli 2009 seine Zulassung in Deutschland. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verlangte eine komplette, kostspielige Neuzulassung, als die Firma das Extraktionsverfahren von Dichlormethan auf CO2 umstellen wollte. Petadolex wird allerdings noch in Grossbritannien vertrieben und kann in Einzelfällen in andere Länder importiert werden. 12
Quellen und weiterführende Informationen Teedrogen und Phytopharmaka, M. Wichtl, 5. Auflage, ISBN 9783-8047-2369-6 E-Monographie BAnz Nr. 138 vom 27.07.1990 Arzneimittelkompendium der Schweiz: Fachinformation Tesalin N (Stand:03/2009) und Pollivita (Stand: 10/2005) http://terra-x.zdf.de/zdfde/inhalt/5/0,1872,7304069,00.html - Die Lagerstätte von Hallstatt http://www.migraeneliga-deutschland.de - Petadolex 13