Jahresbericht 2002 1 Jahresbericht 2002



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Transkript:

Jahresbericht 22 1 Jahresbericht 22

2 Verein Schuldensanierung Bern Verein Schuldensanierung Bern Monbijoustr. 61 Postfach 3 Bern 23 Tel 31 371 84 84 Fax 31 372 3 48 info@schuldenhotline.ch www.schuldenhotline.ch Vorstand Dr. Rudolf Steiner, Bern (Vizepräsident; das Präsidium ist vakant) Binia Ris-Stettler, Bougy-Villars (Sekretärin) Beatrice Stoller Gerber, Bern Paula Ramseier, Bern Daniel Wermelinger, Bern Revisionsstelle Peter Eckhart, Bern Karin Mader, Bern Team Mario Roncoroni, Fürsprecher, Geschäftsleiter (7 %) Johanna Sommer, dipl. Sozialarbeiterin HFS (5 %) Hansueli Mesmer, dipl. Sozialarbeiter HFS (7 %) Petra Frommert, Diplompädagogin (5 %) Caterina Costantino, dipl. Sozialarbeiterin HFS (5 %; ab 1. Juli 22) Michèle Blaser, kaufm. Angestellte (7 %; ab 1. Juli 22) Beatrix Berger, kaufm. Angestellte (5%; bis 31. Mai 22)

Jahresbericht 22 3 Inhalt Vorwort 4 SpenderInnen 5 Telefonische Konsultationen 7 Allgemeine Schuldenberatung 8 Fonds de Roulement 19 Sanierungsmandate und Konkursbegleitungen 23 Ausstieg aus der Spielsucht: Bericht eines Klienten 25 Das Projekt Glücksspiel und Schulden 27 Chronik 22 32 Tabellen und Diagramme 1. Telefonische Abklärungen und ihre Folgen 7 2. Zivilstand 8 3. Haushaltsform 9 4. Anzahl Kinder 9 5. Monatliches Einkommen 1 6. Wohnsitz der Ratsuchenden nach Amtsbezirken 1 7. Einkommen und Sanierungsbudget 11 8. Nationalität und Aufenthaltsstatus 12 9. Berufsbildung 12 1. Gegenwärtige Haupttätigkeit 13 11. Verschuldungsgründe 13 12. Grosse Schuldenübersicht 14 13. Alter 15 14. Verbreitung ausgewählter Schuldenarten (Trends) 16 15. Schuld pro Kopf (Trends) 16 16. Kreditgeber Barkredite 17 17. Kreditgeber übrige Konsumkredite 17 18. Geplante Sanierungsmethode 18 19. Fonds de roulement: Ausstehende Darlehen 2 2. Verluste des Fonds de roulement 2 21. Übersicht Sanierungsmethode 24 22. Eckdaten zum Projekt Glücksspiel und Schulden 27 23. Verbreitung ausgewählter Schuldenarten 28 24. Erfolgsrechnung 22: Ertrag 31 25. Erfolgsrechnung 22: Aufwand 31

4 Verein Schuldensanierung Bern Vorwort 22 ist das Jahr der neuen Projekte. Im Juli ist das Projekt Glücksspiel und Schulden in Angriff genommen worden. In enger Zusammenarbeit mit der Berner Gesundheit BeGes berät unsere Diplompädagogin Petra Frommert Glücksspielsüchtige und ihre Angehörigen (eine erste Zwischenbilanz des Projekts findet sich unten auf S. 27 ff.). Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird vom Kanton Bern mit Mitteln aus dem Spielsuchtfonds finanziert. Dank einer Starthilfe aus dem Jubiläumsfonds des Schweizerischen Roten Kreuzes, Sektion Bern-Mittelland, haben wir auch das zweite grössere Projekt, die Schuldenhotline, vorantreiben können. Das Projekt geht auf zwei Beinen: Telefonberatung für alle: Wer die Nummer 31 371 84 84 wählt und im Kanton Bern wohnt, erhält eine telefonische Beratung, die dort einsteigt, wo der Schuh drückt: bei den Schulden. Die Beratung mündet in der Mehrzahl der Fälle nicht in einen Termin auf der Beratungsstelle, sondern in einen Ratschlag, welche anderen Schritte einzuleiten sind. Website: Auf der Website www.schuldenhotline.ch stellen wir allgemeine Informationen zu Schuldenberatung und Schuldensanierung zur Verfügung. Das Schulden-ABC soll Sozialtätigen und überschuldeten Privaten eine erste Antwort auf ihre Fragen geben und ihnen Tabellen zur Aufstellung des Budgets zur Verfügung stellen. Und die Schuldensanierung selber? Im Jahr 22 war eher Schuldenstabilisierung als Schuldensanierung angesagt (wie die Tabelle 18 auf S. 18 illustriert). Die Beratungsstelle bekommt zu spüren, dass ihre KlientInnen unter der schlechten Lage des Arbeitsmarkts leiden und ihre Zukunftsaussichten wenig optimistisch sehen. Der Anteil der Haushalte, bei denen eine Schuldensanierung angestrebt werden konnte, ist deutlich zurückgegangen. Dafür hat die Zahl der Fälle zugenommen, bei denen wir eingriffen, um eine Verschlechterung der Lebenslage zu verhindern. Bern, im April 23 Mario Roncoroni, Geschäftsleiter

Jahresbericht 22 5 Wir danken unseren Spenderinnen und Spendern 22: 51-1 Fr. Kirchgemeinde Muri-Gümligen / Kirchgemeinde Münsingen 21-5 Fr. Neuapostolische Kirche Schweiz, Zürich / Schoebi Felix, Bern / Evang.-Ref. Kirchgemeinde Kehrsatz / Kirchgemeinde Hilterfingen / Evang.- Ref. Matthäus-Kirchgemeinde Bern und Bremgarten / Reformierte Kirchgemeinde Münchenbuchsee- Moosseedorf / Evang.-Ref. Kirchgemeinde Kirchlindach / Evang.-Ref. Kirchgemeinde Herzogenbuchsee / Kirchenkreis Niederscherli / Kirchgemeinde Biglen 11-2 Fr. Gysin Peier Priska und Peier Daniel, Bern / Roncoroni Bruno, Bern / Hubschmid Tedy, Bern / Kirchgemeinde Heiliggeist, Bern / Pfarramt Moosseedorf / Weber Bruno, Ins / Kirchgemeinde Guggisberg 51-1 Fr. Evang-Ref. Kirchgemeinde Spiez / Allianz Suisse Versicherungen / Dr. Leibundgut Hansjörg, Bern / Roncoroni Bruna, Basel / Moser Susanne, Ortschwaben / Loder Walter, Spiegel b. Bern / Hauser Gerhard, Bern / Graf Irene und Lerch Christoph, Bern / Fuhrer Roland, Bern / Aeschbacher Monique, Bern / Zaugg Werner, Ittigen / von Ins Markus, Urtenen / Stoller Gerber Beatrice, Bern / Dr. Steiner Rudolf, Bern / Ris-Stettler Hans-Beat und Binia, Bougy-Villars / Reber Gaby und Müller Jürg, Bern / Alvarez Cipriano, Bern bis 5 Fr. Schönholzer Jürg, Thun / Oberle Balz, Biel / Dr. iur. Mazenauer Beatrice, Bern / Weber Catherine, Bern / Tschumi- Stettler Eliane, Wiler b. Seedorf / Thoma Hjalmar, Bern / Stoller Willi und Jeannette, Hinterkappelen / Schorta Baumann Susanne, Bermgarten b. Bern / Schläppi Ruedi, Belp / Schenk Daniel, Jegenstorf / Sautter-Rockenbach Heinrich und Irina, Moosseedorf / Müller Beat, Bern / Fischli Hans, Bern / Dharmarajah Daniela, Pieterlen / Blaser Alfred, Nänikon

6 Verein Schuldensanierung Bern Wir danken den evangelisch-reformierten Kirchen Bern-Jura für den Betriebsbeitrag; der Gesundheits und Fürsorgedirektion des Kantons Bern für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit; der Warlomont-Anger-Stiftung für die Unterstützung unseres Handbuchs Betreibung was tun? ; der Berner Gesundheit BeGes für die gute Zusammenarbeit mit unserem Projekt Glücksspiel und Schulden ; dem Schweizerischen Roten Kreuz, Sektion Bern-Mittelland, für den Startbeitrag an die Schuldenhotline; den Gläubigerinnen und Gläubigern, welche mit uns kooperieren und damit einen unabdingbaren Beitrag zu konstruktiven Lösungen leisten; nicht zuletzt unseren Klientinnen und Klienten für das Vertrauen, das sie uns entgegenbringen.

Jahresbericht 22 7 Telefonische Konsultationen Seit dem Spätsommer 21 bietet die Beratungsstelle für alle Personen mit Wohnsitz im Kanton Bern eine neue Dienstleistung an: die telefonische Abklärung der Schuldenlage. Wer im Kanton Bern wohnt und wegen seiner Schulden anruft, soll ein ausführliches Beratungsgespräch erhalten. Stellt sich während des Gesprächs heraus, dass nicht die Schuldenberatung die Priorität haben kann, werden die Ratsuchenden im Unterschied zu früher nicht einfach so rasch wie möglich abgewiesen, sondern sie erhalten am Ende des Gesprächs einen Ratschlag für das weitere Vorgehen. Wir stemmen uns damit bewusst gegen den Trend zur Konzentration aufs Kerngeschäft. Auch Angehörige, Dritte und Sozialtätige können die Schuldenhotline in Anspruch nehmen. 22 konnten insgesamt 486 Personen beraten werden: 45 direkt Betroffene, 73 Sozialtätige und 8 Angehörige von verschuldeten Personen. Tabelle 1: Telefonische Abklärungen und ihre Folgen (486 Haushalte) Telefonische Abklärungen und ihre Folgen (486 Haushalte) 25 217 2 15 1 11 91 5 34 31 9 Termin Termin erhalten Abwarten an an Drittstelle Drittstellmöglichkeitemöglich- Selbsthilfe- erhalten empfohlen keiten längere tel. Beratungen Beratungen 3 an an Glücksspiel Glücksspiel nicht nicht erfasst erfasst Tabelle 1

8 Verein Schuldensanierung Bern Allgemeine Schuldenberatung Johanna Sommer, Hansueli Mesmer und Caterina Costantino, welche am 1. Juli 22 zum Team gestossen ist, tragen die Verantwortung für die Schuldenberatung im Bereich der Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Bern. Mario Roncoroni berät das Team sowie externe Sozialtätige und KlientInnen bei rechtlichen Fragen und übernimmt den grössten Teil der anfallenden Spezialmandate. Margrit Stäuble, Studentin der Hochschule für Sozialarbeit Bern, hat auf der Beratungsstelle ein Praktikum absolviert. In der Statistik der Erstberatungen (Tabellen 2 bis 17) werden jene Klientinnen und Klienten erfasst, welche 22 auf der Beratungsstelle des Vereins Schuldensanierung Bern eine umfassende persönliche Beratung erhalten haben. Zivilstand (25 Haushalte) Tabelle 2: Zivilstand (25 Haushalte) 8 7 68 67 65 6 5 4 3 2 1 ledig verheiratet geschieden / getrennt verwitwet 5 Tabelle 2

Jahresbericht 22 9 Tabelle 3: Haushaltform (24 Haushalte) Haushaltsform (24 Haushalte) 9 8 79 7 6 61 5 4 36 3 2 1 Alleinstehend Familie ohne Kinder erziehend mehrere Personen Alleinstehend klassische klassische Familie Konkubinat Ehepaar o. Kinder Alleinerziehend Allein- WG WG/ / mehrere Personen 14 9 6 3 bei Bei Eltern/ / Verwandten Tabelle 3 Anzahl Kinder (24 Haushalte) Tabelle 4: Anzahl Kinder (24 Haushalte) 14 133 12 1 8 6 53 4 2 18 keine keine Kinder Kinder 1-2 1-2 Kinder Kinder 3 und 3 und mehr Kinder Tabelle 4

1 Verein Schuldensanierung Bern Tabelle 5: Monatliches Einkommen (197 Haushalte) Monatliches Einkommen (197 Haushalte) 12 1 97 8 6 4 39 53 2 8 weniger als 2 5 2'5 25 bis 3499 35 bis 4499 45 mehr und als 45 mehr Tabelle 5 Wohnsitz der Ratsuchenden nach Amtsbezirken (24 Haushalte) Bern 16 Fraubrunnen 17 Biel 15 Konolfingen 11 Aarberg 8 Nidau 8 Wangen 7 Thun 5 Signau 5 Aarwangen 5 Büren 3 Seftigen 2 Schwarzenburg 2 Frutigen 2 Erlach 2 Burgdorf 2 Niedersimmental 1 Moutier 1 Interlaken 1 Courtelary 1 Tabelle 6

Jahresbericht 22 11 Das Sanierungsbudget Wenn die Leistungsfähigkeit des überschuldeten Haushalts eingeschätzt werden soll, gibt das Sanierungsbudget einen ersten Aufschluss. Die Sanierungsaussichten hängen aber auch davon ab, wie sich die berufliche, private und gesundheitliche Lage der betroffenen Haushaltsmitglieder präsentiert. Das Sanierungsbudget geht vom betreibungsrechtlichen Existenzminimum aus, wie es nach den Richtlinien der Kantonalen Aufsichtsbehörde in SchKG-Sachen berechnet wird. Es enthält ausserdem folgende Faktoren: Steuern und andere Abgaben pro erwachsene Person 2 Franken, für Ehepaare 3 Franken Bonus die Gesundheitskosten, die nicht von der Krankenkasse gedeckt werden (inklusive Zahnarztkosten) situationsabhängige Mehrkosten, die für die KlientInnen oder ihre Kinder zur Führung eines menschenwürdigen Lebens notwendig sind (Musik- oder Sportunterricht für Kinder, Kosten für nicht kassenpflichtige psychologische Betreuungen usw.) 6 5 Einkommen und Sanierungsbudget (154 Haushalte) 44 57 4 3 2 21 2 12 1 Unter dem BEM Zwischen BEM und SB Weniger als 2 über SB 2-4 über SB mehr als 4 über SB BEM = Betreibungsrechtliches Existenzminimum SB = Sanierungsbudget Tabelle 7

12 Verein Schuldensanierung Bern Nationalität und Aufenthaltsstatus (198 Haushalte) Tabelle 8: Nationalität und Aufenthaltsstatus (198 Haushalte) 18 16 154 14 12 1 8 6 4 32 2 11 1 CH C-Ausweis B-Ausweis A-Ausweis Tabelle 8 Berufsbildung (196 Haushalte) 16 15 14 12 1 8 6 4 2 32 5 9 AkademikerIn Hochschule Berufslehre Berufslehre / Mittelschule / Mittelschule Anlehre keine Ausbildung Tabelle 9

Jahresbericht 22 13 Gegenwärtige Haupttätigkeit (198 Haushalte) Tabelle 1: Gegenwärtige Haupttätigkeit (198 Haushalte) 1 9 95 Tabelle 1 8 7 65 6 5 4 3 2 16 1 6 1 2 Haushalt RentnerIn RenterIn Lehre / Studium Studium Un- Un- / angel. Arbeit Arbeit Berufsarbeit gelernt gelernt 5 6 2 Höhere Selbständig Arbeitslos arbeits- Krankheit / / Angestellte Anstellung los Kur Kur Tabelle 11: Verschuldungsgründe (Mehrfachnennungen möglich) Verschuldungsgründe (Mehrfachnennungen möglich) 1 95 9 8 7 6 52 5 44 45 4 3 22 19 2 19 2 11 1 6 3 3 1 Konsumgüter Zivilstandsveränderung Notstandskredit Konsumkredit für Steuern Konsumkredit für Dritte Bargeldloser Zahlungsverkehr Tiefes Einkommen / Einbusse Sucht (Drogen / Alkohol) Tabelle 11 Glücksspiel Betroffene Glücksspiel Angehörige / Freunde Selbständigerwerbend Arbeitslosigkeit Andere Gründe

14 Verein Schuldensanierung Bern Tabelle 12: Grosse Schuldenübersicht Schuldenart Häufigkeit Durchschnitt 1 Median absolut in % Höchste Schuld Tiefste Schuld Total Durchschnitt 2 Steuern 174 84.88 23'85 14'9 133'95 884 4'16'753 19'594 Barkredite 96 46.83 21'962 16'44 274'6 112 2'18'345 1'285 Krankenkasse 92 44.88 3'935 2'365 17'172 49 362'56 1'766 Darlehen von Privaten 8 39.2 19'722 7'3 341'8 5 1'577'763 7'696 Arzt / Spital / Zahnarzt 73 35.61 4'37 1'569 74'758 11 294'678 1'437 Kontoüberzüge 57 27.8 3'42 2'47 28' 8 194'921 951 Kreditkarten 4 19.51 6'311 4'92 39'437 2 252'453 1'231 Mietzinse 32 15.61 5'245 3'348 23'36 3 167'834 819 Bussen / Gerichtskosten 3 14.63 4'587 1'588 58'274 7 137'64 671 Geschäftsschulden 26 12.68 23'461 5'924 15' 374 69'983 2'976 Leasing 24 11.71 7'766 2'275 52'277 3 186'384 99 Alimente 22 1.73 18' 18'98 45'78 1'4 395'996 1'932 Kundenkarten 11 5.37 1'457 1' 4'2 5 16'29 78 Hypothekarschulden 8 3.9 157'469 126'1 57'9 1'835 1'259'755 6'145 Fürsorgeleistungen 8 3.9 9'897 3'363 45'947 657 79'178 386 Geschäftskredit 6 2.93 68'37 54'16 144' 4' 48'221 1'991 Ausbildungsdarlehen 5 2.44 11'13 6' 36'892 1'924 55'516 271 Andere Bankkredite 3 1.46 27'164 3'567 5' 924 81'491 398 Andere Schulden 141 68.78 25'624 9'535 5' 3 3'612'944 17'624 49'725 578'487 3' 15'817'94 77'161

Jahresbericht 22 15 Kommentar zur Grossen Schuldenübersicht Der Durchschnitt 1 bezieht sich auf die Anzahl Haushalte, welche in der entsprechenden Schuldenkategorie vertreten sind, der Durchschnitt 2 auf die Gesamtheit der erfassten Haushalte. Bei den Leasingschulden erfassen wir die von uns ermittelten und nach unseren Erfahrungen effektiv geschuldeten Beträge; die in den Schlussabrechnungen der Leasinggesellschaften verlangten Summen sind regelmässig viel höher. Bei den Hypothekarschulden erfassen wir die ausstehenden Zahlungen für Zinsen und Amortisationen. Steht die Liegenschaft zum Verkauf oder zur Verwertung an, so setzen wir die zu erwartende Differenz zwischen Verkaufspreis und Hypothek in die Rechnung ein. Ist die Liegenschaft bereits verkauft oder verwertet worden, so wird das Total der offenen Forderungen unter die Kategorie der Hypothekarschulden gezogen. 9Alter (199 Haushalte) 8 7 77 Tabelle 13 6 5 4 5 45 3 2 1 24 1 2 bis bis 2 2 21-21-3 31 31-4 - 4141-5 - 5151-6 - über 6 61 Die 31- bis 4-jährigen machen seit vielen Jahren den grössten Teil der Ratsuchenden aus. Viele Biografien erleiden in der Mitte des Lebens Einschnitte in beruflicher, privater oder gesundheitlicher Hinsicht. Häufig ist die finanzielle Belastung der Familie in dieser Lebensphase sehr hoch.

16 Verein Schuldensanierung Bern Verbreitung ausgewählter Schuldenarten (Trends in %) 1% 9% 8% 7% 6% 5% 4% 3% 2% 1% % 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 Steuern Barkredite Tabelle 14 Durchschnittliche Schuld pro Kopf (Trends in Fr.) Tabelle 16: Durchschnittliche Schuld pro Kopf (Trends in Fr.) 3' 25' 2' 15' 1' 5' 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 Steuern Barkredite Krankenkassen Krankenkassen Tabelle 15

Jahresbericht 22 Kreditgeber Barkredite (116 Verträge) Tabelle 16 17 8 74 7 6 5 4 3 24 2 1 5 3 3 2 5 GE Capital Bank Credit Suisse BEKB City Bank Migrosbank UBS Verschiedene Übrige Kreditgeber übrige Konsumkredite (113 Verträge) Tabelle 14: Kreditgeber übrige Konsumkredite (113 Verträge) 4 37 35 3 27 25 2 15 1 13 11 9 8 8 5 UBS Credit Suisse BEKB Cornèr Bank GE Capital Bank Postfinance Übrige Tabelle 17

18 Verein Schuldensanierung Bern Die Entwicklung der Leistungsfähigkeit Die Erträge aus Sanierungsmandaten sind 22 zurückgegangen. Eine Sanierung kann nur mit Klientinnen und Klienten in Angriff genommen werden, welche zum einen über eine ausreichende Sanierungsquote in ihrem Haushaltsbudget verfügen und welche zum andern in wirtschaftlicher, sozialer und gesundheitlicher Hinsicht über eine ausreichende Stabilität verfügen. Die Tabelle 18 illustriert, dass die Situationen, in denen eine Sanierung angestrebt werden konnte, seit dem Jahr 21 deutlich zurückgegangen sind. Bei der Ratenvereinbarung wird die gesamte Schuld abgetragen. Beim Ratenvergleich wird die Nachlassdividende in Raten abbezahlt. Da die Steuerverwaltung Nachlässen regelmässig nur dann zustimmt, wenn die vereinbarte Dividende durch eine einmalige Abschlagszahlung beglichen wird, fristet der Ratenvergleich im Kanton Bern ein Mauerblümchendasein. 14 Geplante Sanierungsmethode (21: 29 Haushalte; 22: 25) 21 22 12 116 1 84 8 6 45 53 48 4 2 26 17 7 2 2 8 6 Verlustschein-Insolvenzerklärunsanierung Insolvenzerklärung Anderes Aussergerichtl. Aussergerichtlicher Nachlass Nachlass Ratenvereinbarung Ratenvergleich Ratenvergleich Tabelle 18

Jahresbericht 22 19 Fonds de roulement Der Verein Schuldensanierung Bern hat einen Fonds für die Finanzierung von aussergerichtlichen oder gerichtlichen Nachlassverträgen und von Privatkonkursen geäufnet. Da die Mittel dieses Fonds bescheiden sind, hat der Verein restriktive Bedingungen zur Gewährung eines zinsfreien Darlehens aufgestellt, die in einem Merkblatt für Gesuche an den Fonds de roulement festgehalten sind. Die wichtigsten Bestimmungen: 1. Darlehen werden nur an Personen gewährt, die durch eine Sozialstelle betreut werden. 2. Gesuche müssen von den Sozialstellen an den Verein gerichtet werden. Betroffene selber erhalten keine Darlehen. 3. Der Verein gewährt lediglich Darlehen bis zur Höhe von 12 Franken. Das Darlehen muss von den KlientInnen innert 3 Jahren zurückbezahlt werden. 4. Bürgschaften und à-fonds-perdu-beiträge können nicht gewährt werden. 5. Die geplante Massnahme muss die Gesamtverschuldung der Betroffenen regeln und darf in der Regel nicht länger als drei Jahre dauern. Entwicklung der 22 bewilligten Gesuche Im Jahr 22 wurden 19 zinsfreie Darlehen im Betrag von 131 67 Franken ausbezahlt. Die durchschnittliche Schuldensumme betrug 96 6 Franken. Im Total schuldeten die DarlehensnehmerInnen ihren Gläubigern 1,835 Mio Franken. Die niedrigste Schuldensumme betrug 24 8 Franken, die höchste 63 96 Franken. 1 Darlehen wurden für die Durchführung eines aussergerichtlichen Nachlasses gewährt, mit 8 Darlehen wurden Kostenvorschüsse für die Eröffnung von Privatkonkursen finanziert und mit einem weiteren Darlehen wurde ein gerichtlicher Nachlassvertrag vorfinanziert.

2 Verein Schuldensanierung Bern Total ausstehende Darlehen (in Fr.) 18' 16' 14' 12' 1' 8' 6' 4' 2' Tabelle 18: Total ausstehende Darlehen (in Fr.) 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 Tabelle 19 Tabelle 19: Verluste des Fonds de Roulement (in Fr.) Verluste des Fonds de roulement (in Fr.) 9' 8' 7' 6' 5' 4' 3' 2' 1' 1995 1996 1997 1998 1999 2 21 22 Verluste auf Darlehen Kursverluste Tabelle 2

Jahresbericht 22 21 Fonds Erfolgsrechnung de Roulement 22 des Fonds de roulement Spesen, Porti Darlehensverlust Veränderung Delkredere Inkassoaufwand Wertberichtigung Wertschriften Zinsertrag Aufwandüberschuss Aufwand 19.7.1 7. 8 37. Ertrag 1 42. 1 126. 6 3.8 8 549.8 8 549.8 Bilanz am 31. Dezember 22 des Fonds de roulement Aktiven Passiven Postcheck Bank Anleihe Swissca.97.43. Darlehen Verrechnungssteuerguthaben Delkredere Prozesskostenfonds Vermögen 24'78.55 48'434.55 13 76. 168 1.9 27.15-7 63. 4 9. 242 654.15 247 554.15 247 554.15

22 Verein Schuldensanierung Bern Rückzahlung der Darlehen Vom Gesamttotal der seit 1986 ausbezahlten Darlehen im Betrag von 922 874.65 Franken wurde bis Ende 22 der Betrag von 73 33.65 Franken vertragskonform zurückbezahlt. Insgesamt 4 Darlehen sind noch nicht vollständig zurückbezahlt. Der ausstehende Betrag beläuft sich Ende 22 auf 168 1.9 Franken. Schwierigkeiten gab es 22 bei der Rückzahlung von einem Darlehen, bei dem noch 4 63 Franken offen sind. Alle anderen Darlehensraten wurden pünktlich zurückbezahlt. Die Gesamtabschreibungen aus den Darlehen seit 1986 betragen per Ende 22 21 569 Franken. Zum Vergleich: Die akkumulierten Kursverluste aus den Jahren 2 bis 22 belaufen sich auf 18 7 Franken.

Jahresbericht 22 23 Sanierungsmandate und Konkursbegleitungen Seit 1999 übernehmen wir Sanierungsmandate und Konkursbegleitungen. Diese Dienstleistungen sind nicht Gegenstand der Leistungsvereinbarung mit dem Kanton. Sie können daher nur erbracht werden, wenn sie von den KlientInnen selber, von Gemeinden, Verwandten, FreundInnen, Arbeitgebern usw. finanziert werden. Wir haben die Daten jener KlientInnen erfasst, bei denen die Sanierungsverhandlungen mit den Gläubigern abgeschlossen sind oder der Privatkonkurs eröffnet ist. Budget und Kostenträger Einkommen über Selbst- öffentl. Betriebl. Dritte Glücks- Alle Sanierungsbudget zahlerinnen SD SD spiel max. 2 Fr. 3 2 1 1 7 21 bis 4 Fr. 3 4 1 8 41 bis 6 Fr. 5 1 3 1 1 61 bis 8 Fr. 1 1 81 bis 1 Fr. 1 1 mehr als 1 Fr. 3 1 4 16 7 5 3 31 Einkommenshöhe und Kostenträger Einkommen in Fr. bis 2'5 1 1 1 3 2'51 bis 3'5 2 1 1 4 3'51 bis 4'5 5 2 2 1 1 mehr als 4 5 8 3 2 1 14 16 7 5 3 31 Sanierungsart nach Kostenträger Aussergerichtlicher Nachlass 7 1 3 11 Raten 3 1 4 Ratenvergleich 1 1 1 3 Konkurs 4 1 2 7 Erlass 1 1 Rückkauf Konkursverlustscheine 4 4 15 7 5 3 3

24 Verein Schuldensanierung Bern Sanierungsmethode 8 aussergerichtliche Nachlassverträge konnten mit einer Durchschnittsdividende von 32,66 Prozent abgeschlossen werden. Bei den erfolgreichen Ratenvergleichen liegt sie ähnlich hoch (32,54 %). 22 konnte kein einziger gerichtlicher Nachlassvertrag abgeschlossen werden. Sanierungsmethode Schulden Steuern Konsum- Alimente Andere Sanierungs- Durch- Min Max. Anzahl Dossiers Total kredit betrag schnitt Aussergerichtlich 11 693'814 438'255 115'87 139'752 214'834 3.96% 17.% 63.7% Erfolgreich abgeschlossen 8 532'373 352'326 61'351 118'696 173'865 32.66% 2.4% 63.7% Gescheitert 3 161'441 85'929 54'456 21'56 4'969 25.38% 17.% 38.96% Raten 4 253'57 41'324 46'81 166'165 253'57 1% 1% 1% Erfolgreich abgeschlossen 4 253'57 41'324 46'81 166'165 253'57 1% 1% 1% Ratenvergleich 3 145'15 31'126 6'442 53'582 59'692 41.12% 25.% 54.49% Erfolgreich abgeschlossen 2 88'374 8'932 6'442 19' 28'755 32.54% 25.% 4.% Gescheitert 1 56'776 22'194 34'582 3'937 54.49% 54.49% 54.49% Konkurs 7 528'944 142'39 134'776 252'129.%.%.% Erfolgreich abgeschlossen 6 461'584 129'552 13'868 228'164.%.%.% Nachbetreuung 1 67'36 12'487 3'98 23'965.%.%.% Erlass 1 28'537 28'537.%.%.% Teilweise erfolgreich 1 28'537 28'537.%.%.% Rückkauf Konkurs-VS 4 285'531 17'183 63'645 114'73 48'244 16.9% 1.% 41.72% Erfolgreich abgeschlossen 1 82'17 4'639 1'852 75'679 1'436 12.7% 12.7% 12.7% Teilweise erfolgreich 3 23'361 12'544 61'793 39'24 37'88 18.59% 1.% 41.72% 3 1'935'546 759'927 42'751 754'868 576'34 29.78%.% 1%

Jahresbericht 22 25 Ausstieg aus der Spielsucht: Bericht eines Klienten Fachkundige Beratung und ein verständnisvolles soziales Umfeld: das sind die Hauptfaktoren, welche den Ausstieg aus der Spielsucht und aus der Schuldenspirale möglich machen. Ein Klient des Vereins Schuldensanierung Bern berichtet. Als ich 28 Jahre alt war, brachte mich die Spielsucht an den Rand des Ruins. Bis dahin hatte ich keine Veranlagung zum Spielen gehabt, im Gegenteil, ich war sehr sparsam, wenn es um meine eigenen Bedürfnisse ging, und grosszügig gegenüber Freunden. Den Besuch einer Höheren Fachschule finanzierte ich mit Arbeit am Abend und am Wochenende. Die Gesundheit litt sehr darunter, was sich dann nach anderthalb Jahren mit einer Rückenoperation rächte. Dies war ein schwerer Rückschlag für mich, da ich dadurch meinen einzigen Ausgleich, den Tanzsport, aufgeben musste. Ich fiel in ein tiefes emotionales Loch. Einziger Lichtblick war ein neuer Partner, den ich häufig ins Spielcasino begleitete. Ich spielte selber jedoch kaum. Die Finanzen reichten einfach nicht für zwei Spieler. Als alles Ersparte ausgegeben war, nahm ich zum ersten Mal einen Kleinkredit von 1 Franken auf. Als dieses Geld zur Neige ging, war auch die Beziehung am Ende. Während der zwei Jahre hatte ich mich immer weiter von meinem Umfeld und von meiner Familie entfernt. Niemand wusste, dass ich immer öfter in den Spielhallen anzutreffen war. Ich schämte mich. Ich konnte mit niemandem über meine Probleme reden. Eines Tages hatte ich Glück: Jackpotgewinn über 36' Franken der Anfang vom Ende! Statt den Kredit zurückzuzahlen, verfiel ich dem Gewinnfieber. Die Besuche in den Spielhallen füllten nun meine gesamte Freizeit aus. Nach einem halben Jahr war der gesamte Gewinn verspielt. Ich brauchte Geld, um meine Sucht zu befriedigen, und stockte den Kleinkredit auf 3 Franken auf. Ein Mitarbeiter des Kreditinstitutes hatte mir den Tipp gegeben, dass ich den Kredit bei einer ausserkantonalen Filiale erhöhen könne. Doch auch dieses Geld war sehr rasch weg nachvollziehbar, wenn man bis zu 1 Franken pro Tag verspielt. Mein Gemüts- und Gesundheitszustand verschlechterte sich. Hochgefühle bei den gelegentlichen Gewinnen und Selbstmordgedanken bei den regelmässigeren Verlusten belasteten mich. Ich reservierte das Geld fürs Spielen und schob die

26 Verein Schuldensanierung Bern Bezahlung meiner laufenden Rechnungen auf. Durch eine neue Bekanntschaft sank zwar das Verlangen nach dem Spiel für eine kurze Zeit, doch es kehrte bald in gleicher Intensität zurück. Die psychische Belastung wurde um eine weitere Komponente verstärkt: um das schlechte Gewissen. Bevor es zum Kurzschluss kommen konnte, wagte ich den schon längst fälligen Schritt: Ich outete mich gegenüber meinem Partner und meiner Familie. Mein Umfeld reagierte grossartig. Und ich bekam sofort einen Therapieplatz bei der Berner Gesundheit und einen Termin beim Verein Schuldensanierung Bern. Zum ersten Mal seit langer Zeit sah ich wieder Licht am Ende des Tunnels. Das Gefühl für den Wert des Geldes hatte ich durch meine Sucht völlig verloren; ich hatte keine Übersicht mehr über meine Finanzen. Dank der raschen und kompetenten Hilfe von Frau Sommer kam endlich etwas Ordnung in meine Buchhaltung. Das klare Konzept und das schriftlich formulierte Budget halfen mir zurück auf den Weg zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Geld. Die Fachhilfe und die verständnisvollen Gespräche, aber auch das Verständnis und der Beistand meines Partners und meiner Familie brachten mir mein Selbstvertrauen zurück. Fazit: Starker Wille allein hätte nicht genügt. Wer sich wirklich von der Sucht befreien will, ist auf qualifizierte Unterstützung und auf ein verständnisvolles soziales Umfeld angewiesen. Heute bin ich Betriebsleiter eines Dreisterne- Hotels und führe ein Team von 25 Personen. Ende dieses Monats werde ich nach drei Jahren die letzte Rate an den Verein Schuldensanierung überweisen. Bern, 14. März 23

Jahresbericht 22 27 Das Projekt Glücksspiel und Schulden Am 1. Juli 22 ist unter Petra Frommerts Federführung das auf drei Jahre angelegte Projekt Glücksspiel und Schulden angelaufen. Ziel des Projekts ist es, ein auf die Spielsüchtigen und ihre Angehörigen zugeschnittenes Beratungskonzept zu entwickeln, das praktisch erprobt und ausgewertet wird. Wie können wir mit den Methoden der Schuldenberatung Spielsüchtige und ihre Angehörigen bei der Regelung ihrer finanziellen Angelegenheiten unterstützen? Kann Schuldenberatung stabilisierend auf die Betroffenen wirken und den therapeutischen Prozess unterstützen? Zu diesen Fragen sammeln wir in enger Zusammenarbeit mit der Berner Gesundheit Erfahrungen. Im ersten Halbjahr konnten erst 2 Beratungsfälle abgeschlossen werden; 6 Beratungen wurden abgebrochen, 14 laufen weiter. Es ist noch nicht möglich, die Wirksamkeit der Beratung zu beurteilen. Es ist geplant, im Rahmen des Projekts Kriterien zur Erfolgskontrolle zu entwickeln und spätestens mit dem Schlussbericht eine entsprechende Auswertung vorzulegen. Eckdaten zum Projekt Glücksspiel und Schulden Schuldenhöhe unter 25 Fr. 1 bis 5 Fr. 4 bis 1 Fr. 9 bis 2 Fr. 6 über 2 Fr. 2 Beratungstätigkeit Abklärung/Beratung 8 Existenzsicherung 3 Lohnverwaltung 5 Stundung 7 Konkursbegleitung 5 Sanierung 1 Spielverhalten Spiel, überwiegend Glücksspiel-- automaten 15 Karten 2 Roulette Illegales Glücksspiel 1 Börse 1 Ort, überwiegend Casino 11 Spielsalon 6 Restaurant 4 Spielverbot beantragt 7 Suchtberatung / Therapie Therapie abgeschlossen 2 in Beratung oder Therapie 1 Beratung oder Therapie vermittelt 3 Vermittlung nicht möglich 4 Tabelle 22

28 Verein Schuldensanierung Bern Erste Erfahrungen Von Juli bis Dezember 2 wurden 29 Dossiers eröffnet; 22 davon konnten statistisch ausgewertet wurden. In 19 Fällen wurden Spielsüchtige und ihre Angehörige beraten. Dreimal wurden die Angehörigen allein betreut; dabei handelt es sich um Menschen, die sich durch die Glücksspielsucht eines Angehörigen selbst erheblich verschuldet haben und deshalb um Hilfe nachgesucht haben. Nach einem halben Jahr zeichnet sich folgendes Profil des Spielsuchtklienten ab: Er ist männlich (19 von 22 KlientInnen; 86%) und lebt nicht mit Kindern zusammen (16; 73%). Er hat eine Berufslehre oder die Mittelschule absolviert (16; 73%) und ist erwerbstätig (18; 77%). Das durchschnittliche Einkommen liegt bei 4 899 Franken. 1 KlientInnen hatten vor dem Aufsuchen unserer Beratungsstelle bereits Kontakt mit einer Suchtberatungsstelle aufgenommen oder sie sind von dort an uns verwiesen worden. Bei weiteren 1 Personen (7 Betroffenen und 3 Angehörigen) war die Schuldenberatungsstelle die erste kontaktierte Anlaufstelle. Verbreitung ausgewählter Schuldenarten (in %) 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 95 85 82 73 47 45 41 39 Steuern Barkredite Barkredite Krankenkasse Darlehen von von Privaten Privaten Allg. Schuldenberatung Spielsuchtprojekt 36 36 23 16 Arzt, Arzt Spital, / / Zahnarzt Zahnarzt Mietzinsen Tabelle 23

Jahresbericht 22 29 Die durchschnittliche Verschuldung ist mit 11 27 Franken (Glücksspielsüchtige und ihre Angehörigen) bzw. 95'33 Franken (nur Angehörige) extrem hoch. Wenn man die Verschuldung im Verhältnis zum monatlichen Nettoeinkommen von 4'899 Franken betrachtet, wird offenbar, dass in den meisten Fällen eine vollständige Tilgung der Schulden nicht möglich sein wird. Zahlreiche Privatdarlehen. Auffallend ist die starke Verbreitung der Privatdarlehen unter den Glücksspielklienten. Nicht nur das: die durchschnittliche Höhe beträgt in dieser Schuldenkategorie 4'372 Franken (gegenüber 19 722 Franken bei den KlientInnen der allgemeinen Schuldenberatung). Die Privatdarlehen belasten die Klienten oft sehr stark, weil sie das Vertrauen nahestehender Personen enttäuschen müssen. Abklärung und Beratung. Unter dem Stichwort Abklärung und Beratung werden folgende Aktivitäten erfasst: Hilfe bei der Erstellung eines Budgets und einer Schuldenliste, Berechnung des Existenzminimums, Fragen zu Betreibung und Lohnpfändung, Information über Schuldensanierung und Konkurs, juristische Abklärungen. Existenzsicherung. Unter Stichwort Existenzsicherung werden alle sozialarbeiterischen Interventionen zur Abwendung gravierender Notstände wie Mittellosigkeit, Verlust der Wohnung, Abstellen der Elektrizitäts und Gaszufuhr erfasst. In 3 Fällen waren Sofortmassnahmen nötig. Dank der Unterstützung durch Sozialdienste und Hilfsfonds konnte in allen Fällen eine Lösung organisiert werden. Lohnverwaltung. Eng mit der Existenzsicherung verknüpft ist die Einrichtung von Lohnverwaltungen. Oft verlangten Betroffene, die in den vorangehenden Monaten zwanghaft praktisch den gesamten Lohn verspielt hatten, diese Massnahme. In 2 Fällen, in denen die Ehefrauen nicht bereit waren, diese Situation weiter zu ertragen, stand die Trennung im Raum. Es wurden 5 Lohnverwaltungen eingerichtet. 2 davon wurden von Familienangehörigen übernommen. Eine Lohnverwaltung führt der Sozialdienst der Wohngemeinde. In 2 Fällen wurden Beistandschaften errichtet, wovon eine von unserer Beratungsstelle geführt wird.

3 Verein Schuldensanierung Bern Die Beratungsstelle hat noch wenig Erfahrungen, in welchen Fällen die Errichtung einer Lohnverwaltung sinnvoll ist. Im Augenblick gehen wir von folgenden Annahmen aus: Freiwillige Lohnverwaltungen können in der ersten Phase der Therapie dabei helfen, einen geschützten Rahmen für den Ausstieg aus dem abhängigen Spielen zu schaffen. Sie müssen zeitlich begrenzt bleiben und mit der Suchtberatungsstelle abgestimmt werden. Wenn die Lohnverwaltung durch die Ehefrau oder durch Verwandte übernommen wird, müssen die Auswirkungen auf die Beziehung in der Beratung thematisiert werden. Im Projekt Glücksspiel und Schulden werden diese Arbeitshypothesen überprüft. Stundungsgesuche. Zahlreiche Klienten wenden sich bereits zu Beginn ihrer Therapie an unsere Stelle. Sie stehen dabei nicht nur unter finanziellem Druck, sondern leiden auch unter grosser psychischer und familiärer Belastung. Oft stehen die ersten Pfändungen vor der Tür. Mit Stundungsgesuchen versuchen wir, für drei bis sechs Monate den Handlungsdruck zu vermindern und damit die Rahmenbedingungen der Therapie zu verbessern. Schuldensanierung. Ohne Spielabstinenz und eine stabile persönliche und wirtschaftliche Situation ist keine Schuldensanierung möglich. Wir klären mit der Suchtberatungsstelle in jedem einzelnen Fall ab, ob sich der Klient stabilisiert hat. Bisher konnte nur in einem Fall eine Sanierung eingeleitet werden. Privatkonkurse. Angesichts der hohen Verschuldung ist der Privatkonkurs in den meisten Fällen der einzige Weg in stabile finanzielle Verhältnisse. Der Privatkonkurs ist aber nur dann sinnvoll, wenn hinterher keine neuen Schulden gemacht werden. Wir haben uns mit den BeraterInnen der Berner Gesundheit darauf geeinigt, dass der Privatkonkurs in der Regel erst nach 6 Monaten Spielabstinenz empfohlen wird. Es wurden 5 Konkursbegleitungen begonnen. Ein grosser Teil der Klienten, bei denen die Beratung weiterläuft, wird voraussichtlich ebenfalls die Insolvenzerklärung abgeben müssen.

Jahresbericht 22 31 25 238 Erfolgsrechnung 22: Ertrag (in 1 Fr.) 2 15 1 92 5 47 44 Tabelle 24 24 16 13 1 9 6 6 Leistungsvereinbarung mit dem Kanton 1 Mandate 2 Fonds 3 Kurse 4 Publikationen 5 Mitglieder- 6 Admi- 7 Ev.-Ref. 8 Spenden 9 Fonds 1 11 Projekt (inkl. beiträge nistra- Kirchen Projekt Glücksspiel Fondstion Bern-Jura Schulden- und bezüge) Dachhotline Schulden verband Verschiedenes 341 35 Erfolgsrechnung 22: Aufwand (in 1 Fr.) 3 25 2 15 1 62 31 21 15 Tabelle 25 24 1 7 Löhne Sozialleistungen Miete Druck, Porti Einrichtungen Telefon Buchhaltung Verschiedenes Löhne Sozialleistungen Miete Druck, Porti Einrichtungen Telefon Buchhaltung Verschiedenes 5

32 Verein Schuldensanierung Bern Chronik 22 23. Januar 22 Referat vor der Fürsorgekommission Ins 15. März 22 Organisation der Tagung Assainissement de dettes = Schuldenberatung? des Dachverbands Schuldenberatung im Hotel Bern 29. Mai / 5. Juni 22 Kurs Betreibungsrecht systematisch und praktisch 18./19. Juni 22 Kurs Nachlassvertrag, Privatkonkurs oder Weiterleben mit Schulden? 1. Juli 22 Caterina Costantino (Sozialarbeiterin; 5%) und Michèle Blaser (kaufmännische Angestellte; 7%) nehmen die Arbeit beim Verein Schuldensanierung Bern auf. 1. Juli 22: Das auf drei Jahre angelegte Projekt Glücksspiel und Schulden nimmt unter der Federführung von Petra Frommert seinen Anfang 27. August 22 Das Buch Betreibung was tun? geht in Druck 3. Okt./6. Nov. 22 Kurs Betreibungsrecht systematisch und praktisch 15. Nov. 22 Kurs Budgets in der Schuldenberatung bei der Budgetberatung Plus in Bönigen 19./2. Nov. 22 Kurs Nachlassvertrag, Privatkonkurs oder Weiterleben mit Schulden? 3./4. Dez. 22 Kurs Neues Konsumkreditrecht: Erhöhte Schleudergefahr fürs Haushaltsbudget?