Freizügigkeitsmonitoring: Migration von EU-Bürgern nach Deutschland

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Transkript:

Freizügigkeitsmonitoring: Migration von EU-Bürgern nach Deutschland Bericht für das erste Halbjahr 2016

Inhaltsverzeichnis 3 Inhaltsverzeichnis Einleitung 5 1. Zuwanderung von EU-Bürgern nach Deutschland 6 2. Abwanderung von EU-Bürgern aus Deutschland 10 3. Wanderungssaldo bei EU-Bürgern 12 4. In Deutschland aufhältige Unionsbürger am 30.06.2016 17

Einleitung 5 Einleitung Das turnusmäßig erscheinende Freizügigkeitsmonitoring des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge berichtet über aktuelle Entwicklungen der Zu- und Fortzüge von Unionsbürgern nach bzw. von Deutschland. Hierzu werden entsprechende Auswertungen über zugezogene, aufhältige und fortgezogene Personen aus dem bundesweiten Ausländerzentralregister (AZR) vorgenommen. Es wird darauf hingewiesen, dass sich die Wanderungszahlen auf Basis des AZR von den Zahlen der auf An- und Abmeldungen basierenden, fallbezogenen Zu- und Fortzugsstatistik des Statistischen Bundesamtes unterscheiden, da die Daten des AZR personenbezogen sind und Personen darin erst registriert werden, wenn sie sich nicht nur vorübergehend, sondern länger als 90 Tage im Bundesgebiet aufhalten ( 2 Abs. 1 AZRG). Geburten ausländischer Kinder oder Sterbefälle von ausländischen Staatsangehörigen in Deutschland wurden nicht in die in Statistiken der Kapitel 1 bis 3 einbezogen. Da im AZR nur Daten ausländischer Staatsangehöriger erfasst sind, beziehen sich die Wanderungszahlen nicht auf deutsche Zu- und Abwanderer. 1 Den in diesem Bericht aufgelisteten Daten liegt ein dreimonatiger Nacherfassungszeitraum zugrunde (d.h. die Werte für das erste Halbjahr 2016 resultieren aus einer AZR-Abfrage zum Zeitpunkt 30.09.2016). Dadurch erhöht sich die Belastbarkeit der Daten, weil aktuelle Nachmeldungen im AZR berücksichtigt werden, die zwar erst im dritten Quartal 2016 erfolgten, jedoch noch Wanderungsvorgänge aus dem ersten Halbjahr 2016 betreffen. 90 % der im ersten Halbjahr 2016 zugewanderten Unionsbürger sind im erwerbsfähigen Alter zwischen 16 und 64 Jahren. Aussagen über deren Teilnahme am Arbeitsmarkt sind anhand der vorliegenden AZR-Daten jedoch nicht möglich, da solche Angaben im AZR bei Unionsbürgern nicht erfasst werden. Nähere Arbeitsmarktdaten von EU-Ausländern in Deutschland (wie z.b. deren Beschäftigungsentwicklung, Arbeitslosenquoten, SGB-II-Hilfequoten) liefert der aktuelle Zuwanderungsmonitor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der insbesondere auf originäre Datenquellen der Bundesagentur für Arbeit zurückgreift (http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/zuwanderungsmonitor_1609.pdf). Neben der reinen Darstellung der nach den einzelnen EU- Staatsangehörigkeiten unterteilten Wanderungszahlen seit dem Jahr 2010 liegt in diesem Bericht ein besonderes Augenmerk auf der aktuellen Entwicklung der Zu- und Fortzüge von Staatsangehörigen aus den sog. EU-8 Staaten (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechien und Ungarn), für die seit dem 01.05.2011 die vollständige EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit gilt, aus den sog. EU-2 Staaten (Rumänien und Bulgarien), für die seit dem 01.01.2014 die vollständige EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit gilt, aus Kroatien, das zum 01.07.2013 der EU beigetreten ist und für dessen Staatsangehörige seit dem 01.07.2015 die vollständige EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit gilt, sowie aus den von der Finanz- und Wirtschaftskrise (sog. Eurokrise) besonders betroffenen vier südeuropäischen EU-Staaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien mit seit langem bestehender vollständiger EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit. Abgeschlossen wird dieser Bericht mit einem Überblick über die Zahl der in Deutschland aufhältigen EU-Staatsangehörigen zum Stichtag 30.06.2016. 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Bericht i.d.r. bei nicht geschlechtsneutralen Bezeichnungen die männliche Form verwendet. Die weibliche Form wird damit eingeschlossen.

6 Zuwanderung von EU-Bürgern nach Deutschland 1. Zuwanderung von EU-Bürgern nach Deutschland Im ersten Halbjahr 2016 wurden laut Ausländerzentralregister (AZR) insgesamt 309.980 Zuzüge von Unionsbürgern (ohne Deutsche) nach Deutschland registriert. Gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Rückgang um 17.826 Personen bzw. um -5,4 %. Tabelle 1 zeigt die Anzahl der seit 2010 jährlich zugewanderten Unionsbürger sowie deren prozentuale Veränderung im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 jeweils differenziert nach den einzelnen Staatsangehörigkeiten. Tabelle 1: Anzahl der seit 2010 zugewanderten Unionsbürger nach Staatsangehörigkeit Staatsangehörigkeit 2010 2011 2012 2013 2014 2015 1. Halbjahr 2016 Veränderung 1. Halbjahr 2016/2015 Belgien 1.594 1.545 1.773 1.883 2.149 2.382 956 +1,4 % Bulgarien 24.491 34.507 41.694 45.177 63.140 71.709 32.600-4,7 % Dänemark 1.376 1.351 1.373 1.431 1.484 1.613 672 +13,3 % Estland 676 952 828 928 819 807 298-8,9 % Finnland 1.331 1.424 1.453 1.500 1.692 1.963 784-1,1 % Frankreich 8.862 8.707 8.916 10.411 11.058 12.505 5.409 +11,7 % Griechenland 8.281 16.258 24.567 24.921 23.361 23.910 10.388 +7,4 % Irland 906 1.077 1.141 1.129 1.312 1.660 749 +18,9 % Italien 15.855 17.784 24.684 34.416 43.676 47.457 21.203-7,9 % Kroatien* 4.836 8.089 9.019 18.633 37.060 50.646 24.640 +15,7 % Lettland 4.545 6.793 6.513 6.174 5.810 5.400 2.509-1,3 % Litauen 4.192 7.492 7.723 7.114 6.832 8.220 3.862-4,1 % Luxemburg 1.520 1.392 1.341 1.920 2.066 2.420 862 +8,4 % Malta 40 79 65 72 65 89 35 +12,9 % Niederlande 7.437 6.952 6.798 7.907 8.350 9.174 3.935-5,9 % Österreich 7.321 7.133 7.057 7.351 7.925 8.792 4.032 +11,1 % Polen 61.537 106.003 117.890 136.682 143.760 147.910 63.325-14,8 % Portugal 4.373 5.903 8.572 10.426 9.175 8.653 4.106-1,9 % Rumänien 44.603 64.668 82.557 102.753 156.440 174.779 86.096-3,4 % Schweden 1.433 1.449 1.426 1.629 1.770 2.271 942 +12,3 % Slowakische Republik 5.307 9.175 10.621 11.475 12.567 12.000 5.343-15,5 % Slowenien 971 1.654 2.417 3.194 3.477 3.852 1.360-30,9 % Spanien 7.292 10.305 15.929 21.552 21.375 20.144 7.361-6,3 % Tschechien 4.421 6.299 7.288 7.904 8.971 9.476 3.753-13,8 % Ungarn 19.072 31.293 43.433 47.023 48.063 48.099 20.445-13,6 % Vereinigtes Königreich 6.286 6.420 6.861 7.492 7.401 9.115 4.190 +18,7 % Zypern 91 163 220 412 445 439 125 +8,7 % Unionsbürger gesamt (inkl. Kroatien) 243.813 356.778 442.159 521.509 630.243 685.485 309.980-5,4 % * Kroatien ist seit dem 01.07.2013 Mitglied der Europäischen Union. Aus Vergleichsgründen wurden die Zuwanderungszahlen kroatischer Staatsangehöriger hier bereits ab dem Jahr 2010 den Wanderungszahlen der Unionsbürger hinzugefügt.

Zuwanderung von EU-Bürgern nach Deutschland 7 Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zuwanderung von Staatsangehörigen aus 12 EU-Mitgliedstaaten gestiegen und aus 15 Mitgliedstaaten gesunken. Gemessen an den absoluten Zahlen gab es den stärksten Anstieg bei kroatischen Staatsangehörigen (+3.348 Personen) und den größten Rückgang bei den Bürgern mit polnischer Staatsangehörigkeit (-11.012 Personen). Mit Blick auf die oben dargestellten Zahlen erscheint fraglich, ob der langjährige Trend einer stetig steigenden jährlichen Gesamtzuwanderung von Unionsbürgern auch im Jahr 2016 fortgesetzt wird, oder ob hier im vergangenen Jahr ein Allzeithoch erreicht wurde. Alles in allem bewegen sich die Zahlenwerte zur EU-Zuwanderung im ersten Halbjahr 2016 immer noch auf einem hohen Niveau (1. Halbjahr 2016: 309.980, 1. Halbjahr 2015: 327.806, 1. Halbjahr 2014: 300.959). Abbildung 1: Anzahl der im ersten Halbjahr 2016 zugewanderten Unionsbürger nach Staatsangehörigkeit (Zahlen des ersten Halbjahres 2015 zum Vergleich) Rumänien Polen Bulgarien Kroatien Italien Ungarn Griechenland Spanien Frankreich Slowakische Republik Vereinigtes Königreich Portugal Österreich Niederlande Litauen Tschechien Lettland Slowenien Belgien Schweden Luxemburg Finnland Irland Dänemark Estland Zypern Malta 86.096 89.108 63.325 74.337 32.600 34.207 24.640 21.292 21.203 23.031 20.445 23.661 10.388 9.668 7.361 7.855 5.409 4.841 5.343 6.323 4.190 3.530 4.106 4.185 4.032 3.630 3.935 4.183 3.862 4.028 3.753 4.353 2.509 2.541 1.360 1.967 956 943 942 839 862 795 784 793 749 630 672 593 298 327 125 115 35 31 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 1. Halbjahr 2016 1. Halbjahr 2015

8 Zuwanderung von EU-Bürgern nach Deutschland Im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt Kroatiens ist seit 2013 eine stärkere Zuwanderung aus diesem Herkunftsland zu beobachten. Sowohl im Jahr 2013 als auch im Jahr 2014 verdoppelte sich die Anzahl an Zuzügen gegenüber dem jeweiligen Vorjahr. Im Gesamtjahr 2015 ergab sich ein Zuwachs von 36,7 % im Vergleich zu 2014. Mit 24.640 Zuwanderern von Januar bis Juni 2016 (+15,7 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2015) liegt Kroatien inzwischen an vierter Stelle im Ranking der zahlenmäßig stärksten EU- Herkunftsländer (vgl. Abbildung 1). Vor dem Hintergrund, dass bis zum Ende des ersten Halbjahrs 2015 die Arbeitnehmerfreizügigkeit von Kroaten nach Deutschland noch eingeschränkt war, ist der aktuell verzeichnete Zuwachs jedoch als moderat zu werten. Auch die Zahl der zugezogenen Personen aus den EU-2 Staaten Bulgarien und Rumänien nahm nach der Einführung der uneingeschränkten EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit für diesen Personenkreis zum 1. Januar 2014 überdurchschnittlich zu: Während sich der Zuzug bulgarischer Staatsangehöriger im Jahr 2014 gegenüber 2013 um 39,8 % erhöhte, wanderten im selben Zeitraum 52,2 % mehr rumänische Bürger als im Vorjahr zu. Diese Zuwachsraten haben sich im Jahr 2015 (gemessen an den Vergleichswerten des vorangegangenen Jahres) abgeschwächt. So wanderten im Jahr 2015 11,7 % bzw. 18.339 rumänische Staatsbürger mehr zu als 2014. Bei bulgarischen Bürgern war ein Anstieg von 13,6 % bzw. 8.569 Personen (Zuwanderungsplus im Vergleich zu 2014) zu verzeichnen. Die aktuellen AZR-Zahlen für das erste Halbjahr 2016 weisen erstmalig rückläufige Werte für die Zuwanderung dieser Staatsangehörigen gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode auf. So wanderten 1.607 Bulgaren (-4,7 %) und 3.012 Rumänen (-3,4 %) weniger zu als im ersten Halbjahr 2015. Rumänien ist aber weiterhin das zahlenmäßig stärkste Herkunftsland mit 86.096 zugewanderten Personen im ersten Halbjahr 2016, gefolgt von Polen mit 63.325 Personen und Bulgarien mit 32.600 Personen. Für die EU-8 Staaten gilt die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit seit dem 1. Mai 2011. Gegenüber dem Basisjahr 2010 konnte seither ein spürbarer Anstieg bei der Zuwanderung von Bürgern dieser Staaten nach Deutschland beobachtet werden. Allerdings verringerte sich von Januar bis Juni 2016 die Zuwanderung aus diesen Staaten gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 16.642 Personen (-14,2 %) auf zusammengerechnet 100.895 Personen. Bei allen acht Staatsangehörigkeiten wurden Rückgänge verzeichnet; in absoluten Zahlen gemessen ist der stärkste Rückgang bei polnischen Staatsangehörigen (-11.012 Personen; -14, 8%), prozentual bei slowenischen Staatsangehörigen zu beobachten (-30,9 %; -607 Personen). Insgesamt stammen fast vier Fünftel der im ersten Halbjahr 2016 zugezogenen Unionsbürger (244.231 Personen; 78,8 %) aus Staaten, für die erst seit kurzem die vollständige Freizügigkeit gilt (EU-8, EU-2, Kroatien). Daneben kommen insgesamt 43.058 zugewanderte Unionsbürger (13,9 %) aus den von der Finanz- und Wirtschaftskrise besonders betroffenen südeuropäischen EU-Staaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien. Bezüglich der Zuwanderung aus den letztgenannten vier Staaten wurde im Zeitraum Januar bis Juni 2016 einzig bei Griechenland (+720 Personen; +7,4 %) eine höhere Zuwanderung als im entsprechenden Vorjahreszeitraum verzeichnet. Den stärksten Rückgang gab es hier bei italienischen Staatsangehörigen (-1.828 Personen; -7,9 %). Aussagen über die Teilnahme dieser Zuwanderer am deutschen Arbeitsmarkt sind anhand der vorliegenden AZR- Daten nicht möglich, da hierfür notwendige Angaben zu Unionsbürgern im AZR nicht erfasst werden. Nähere Arbeitsmarktdaten von EU-Ausländern in Deutschland (wie z.b. deren Beschäftigungsentwicklung, Arbeitslosenquoten, SGB-II-Hilfequoten) liefert der aktuelle Zuwanderungsmonitor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der insbesondere auf originäre Datenquellen der Bundesagentur für Arbeit zurückgreift und die Arbeitsmarktsituation u.a. von den EU-2 Staatsangehörigen analysiert (http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/ Zuwanderungsmonitor_1609.pdf).

Zuwanderung von EU-Bürgern nach Deutschland 9 Alter der im ersten Halbjahr 2016 zugewanderten EU-Bürger Wie aus den Zahlenwerten der nachfolgend dargestellten Tabelle 2 hervorgeht, sind 89,8 % der EU-Zuwanderer des ersten Halbjahres 2016 im erwerbsfähigen Alter von 16 bis 64 Jahren. Der größte Anteil entfällt dabei auf die Altersgruppe der 25- bis unter 35-Jährigen. Bei der großen Mehrheit der EU-Länder ist der Anteil in dieser Altersgruppe am höchsten. Die hier vorliegende charakteristische Altersverteilung lässt eine hohe Erwerbsbeteiligung der EU-Zuwanderer vermuten. Nur bei Zuwanderern aus Frankreich, Irland und Luxemburg liegt der Maximalwert in der noch jüngeren Altersgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen. Möglicherweise ist dies zumindest teilweise auf die in Deutschland studierenden Unionsbürger zurückzuführen. Da im AZR bei Unionsbürgern der Aufenthaltszweck nicht erfasst wird, sind derartige Schlussfolgerungen jedoch nur spekulativ. Tabelle 2: Verteilung der im ersten Halbjahr 2016 zugewanderten EU-Ausländer nach Staatsangehörigkeit und Altersgruppen Alter in Jahren Staatsangehörigkeit 0 < 16 16 < 18 18 < 25 25 < 35 35 < 45 45 < 55 55 < 65 65 + Summe Belgien 102 5 212 283 152 121 56 25 956 Bulgarien 4.625 409 4.778 8.955 7.539 4.577 1.445 272 32.600 Dänemark 58 1 164 237 89 69 35 19 672 Estland 26 1 66 92 47 37 21 8 298 Finnland 67 1 270 281 89 40 26 10 784 Frankreich 345 48 2.202 1.776 565 253 151 69 5.409 Griechenland 1.333 124 1.532 2.789 2.075 1.554 657 324 10.388 Irland 68 4 264 232 107 52 14 8 749 Italien 2.103 196 5.010 6.841 3.414 2.312 895 432 21.203 Kroatien 3.000 251 4.156 7.186 4.946 3.637 1.275 189 24.640 Lettland 222 23 476 806 513 317 128 24 2.509 Litauen 296 31 748 1.152 770 562 251 52 3.862 Luxemburg 85 14 242 214 92 85 84 46 862 Malta 1 1 5 22 4 1 1 35 Niederlande 431 25 776 1.077 643 534 294 155 3.935 Österreich 237 41 876 1.438 617 499 187 137 4.032 Polen 3.341 291 12.506 18.251 13.325 9.997 4.930 684 63.325 Portugal 322 22 777 1.189 916 650 189 41 4.106 Rumänien 8.305 610 15.994 27.283 19.841 10.954 2.616 493 86.096 Schweden 108 4 212 336 149 71 38 24 942 Slowakische Republik 316 56 1.271 1.729 1.054 658 234 25 5.343 Slowenien 91 7 257 501 254 162 73 15 1.360 Spanien 984 66 1.650 2.460 1.276 668 187 70 7.361 Tschechien 310 46 772 1.248 761 434 153 29 3.753 Ungarn 1.100 114 4.000 5.990 4.964 3.174 983 120 20.445 Vereinigtes Königreich 286 14 920 1.403 741 472 234 120 4.190 Zypern 5 1 30 66 12 8 2 1 125 Summe 28.167 2.406 60.166 93.837 64.955 41.898 15.159 3.392 309.980

10 Abwanderung von EU-Bürgern aus Deutschland 2. Abwanderung von EU-Bürgern aus Deutschland Im Berichtshalbjahr 2016 sind laut AZR insgesamt 148.781 Unionsbürger (ohne Deutsche) aus Deutschland fortgezogen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 (127.885 Fortzüge) nahm die Abwanderung damit um 16,3 % zu. Die meisten Fortzüge waren bei rumänischen (37.144 Personen), gefolgt von polnischen (31.033 Personen) und bulgarischen Staatsangehörigen (14.868 Personen) zu verzeichnen. Detaillierte länderspezifische Informationen zur Abwanderung von Unionsbürgern aus Deutschland seit 2010 sind der Tabelle 3 sowie der Abbildung 2 zu entnehmen. Tabelle 3: Anzahl der seit 2010 abgewanderten Unionsbürger nach Staatsangehörigkeit Staatsangehörigkeit 2010 2011 2012 2013 2014 2015 1. Halbjahr 2016 Veränderung 1. Halbjahr 2016/2015 Belgien 950 1.087 895 1.019 1.396 1.269 562-2,8 % Bulgarien 11.303 13.896 16.255 19.401 24.466 26.299 14.868 +26,5 % Dänemark 1.131 928 819 871 1.270 1.061 523 +20,0 % Estland 343 425 398 387 511 436 202 +5,8 % Finnland 1.147 1.112 1.102 1.097 1.414 1.243 541-0,4 % Frankreich 6.613 5.838 5.297 5.708 7.934 7.666 2.923 +3,8 % Griechenland 6.969 5.851 6.509 7.366 10.127 9.733 5.877 +18,6 % Irland 625 614 604 669 873 859 343 +9,6 % Italien 13.215 12.459 11.160 13.450 19.702 21.601 11.060 +19,6 % Kroatien* 6.276 6.846 6.501 6.642 9.416 11.789 7.153 +38,6 % Lettland 1.817 2.301 2.769 2.654 3.199 2.827 1.380 +6,9 % Litauen 2.136 2.593 3.002 3.282 3.764 3.687 1.911 +18,3 % Luxemburg 791 828 749 717 1.113 1.051 488 +7,3 % Malta 39 38 40 43 52 47 19-5,0 % Niederlande 4.715 4.530 4.155 4.480 5.404 5.460 2.538 0,0 % Österreich 5.315 4.951 4.912 4.861 5.948 5.192 2.350 +3,9 % Polen 41.944 45.425 47.384 57.227 70.700 70.740 31.033 +7,2 % Portugal 3.773 3.213 3.074 3.957 5.219 4.954 2.262 +13,2 % Rumänien 23.314 27.654 32.371 43.953 63.363 73.183 37.144 +25,4 % Schweden 1.263 1.133 1.026 1.064 1.402 1.303 613 +8,7 % Slowakische Republik 4.364 4.534 4.787 6.000 7.082 6.803 2.899 +8,2 % Slowenien 879 958 1.179 1.418 1.723 1.890 938 +11,3 % Spanien 4.931 4.723 5.091 6.918 10.352 10.287 4.729 +9,4 % Tschechien 3.277 3.166 3.280 3.821 4.868 4.858 2.341 +15,5 % Ungarn 10.957 13.358 15.301 19.378 23.679 23.253 11.778 +12,5 % Vereinigtes Königreich 4.770 4.377 3.894 4.331 5.782 5.386 2.257 +4,3 % Zypern 57 48 51 79 175 159 49-42,4 % Unionsbürger gesamt (inkl. Kroatien) 156.638 166.040 182.605 220.793 290.934 303.036 148.781 +16,3 % * Kroatien ist seit dem 01.07.2013 Mitglied der Europäischen Union. Aus Vergleichsgründen wurden die Fortzugszahlen kroatischer Staatsangehöriger hier bereits ab dem Jahr 2010 den Wanderungszahlen der Unionsbürger hinzugefügt.

Abwanderung von EU-Bürgern aus Deutschland 11 Abbildung 2: Anzahl der im ersten Halbjahr 2016 abgewanderten Unionsbürger nach Staatsangehörigkeit (Zahlen des ersten Halbjahres 2015 zum Vergleich) Rumänien Polen Bulgarien Ungarn Italien Kroatien Griechenland Spanien Frankreich Slowakische Republik Niederlande Österreich Tschechien Portugal Vereinigtes Königreich Litauen Lettland Slowenien Schweden Belgien Finnland Dänemark Luxemburg Irland Estland Zypern Malta 37.144 29.617 31.033 28.942 14.868 11.749 11.778 10.468 11.060 9.251 7.153 5.161 5.877 4.956 4.729 4.323 2.923 2.817 2.899 2.679 2.538 2.537 2.350 2.261 2.341 2.026 2.262 1.999 2.257 2.164 1.911 1.616 1.380 1.291 938 843 613 564 562 578 541 543 523 436 488 455 343 313 202 191 49 85 19 20 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 35.000 40.000 1. Halbjahr 2016 1. Halbjahr 2015 Grundsätzlich ist anzumerken, dass der Umfang der Abwanderung von EU-Bürgern u.a. von der Höhe der Zuwanderung der vorhergehenden Jahre (vgl. Kapitel 1) sowie von der Anzahl der zuletzt in Deutschland lebenden EU-Bürger (vgl. Kapitel 4) abhängt. Anstelle der Abwanderung wird daher der Wanderungssaldo bezüglich der einzelnen EU-Staaten in Kapitel 3 detaillierter analysiert.

12 Wanderungssaldo bei EU-Bürgern 3. Wanderungssaldo bei EU-Bürgern Der Wanderungssaldo gibt die Nettozuwanderung an und berechnet sich aus der Differenz von Zuzügen und Fortzügen. Damit lassen sich Aussagen über die Veränderung der ausländischen Bevölkerungsgruppen und somit auch Tendenzen über den Verbleib dieser Zuwanderergruppen in Deutschland treffen. Grundsätzlich sollte bei der Bewertung der Nettozuwanderung aus den einzelnen Herkunftsländern auch die Zahl der aufhältigen Bürger dieser Länder in Deutschland beachtet werden (vgl. Kapitel 4). Tabelle 4: Wanderungssaldo von Unionsbürgern (in Personen) nach Staatsangehörigkeit seit 2010 Staatsangehörigkeit 2010 2011 2012 2013 2014 2015 1. Halbjahr 2016 Veränderung 1. Halbjahr 2016/2015 Belgien 644 458 878 864 753 1.113 394 +7,9 % Bulgarien 13.188 20.611 25.439 25.776 38.674 45.410 17.732-21,0 % Dänemark 245 423 554 560 214 552 149-5,1 % Estland 333 527 430 541 308 371 96-29,4 % Finnland 184 312 351 403 278 720 243-2,8 % Frankreich 2.249 2.869 3.619 4.703 3.124 4.839 2.486 +22,8 % Griechenland 1.312 10.407 18.058 17.555 13.234 14.177 4.511-4,3 % Irland 281 463 537 460 439 801 406 +28,1 % Italien 2.640 5.325 13.524 20.966 23.974 25.856 10.143-26,4 % Kroatien* -1.440 1.243 2.518 11.991 27.644 38.857 17.487 +8,4 % Lettland 2.728 4.492 3.744 3.520 2.611 2.573 1.129-9,7 % Litauen 2.056 4.899 4.721 3.832 3.068 4.533 1.951-19,1 % Luxemburg 729 564 592 1.203 953 1.369 374 +10,0 % Malta 1 41 25 29 13 42 16 +45,5 % Niederlande 2.722 2.422 2.643 3.427 2.946 3.714 1.397-15,1 % Österreich 2.006 2.182 2.145 2.490 1.977 3.600 1.682 +22,9 % Polen 19.593 60.578 70.506 79.455 73.060 77.170 32.292-28,9 % Portugal 600 2.690 5.498 6.469 3.956 3.699 1.844-15,6 % Rumänien 21.289 37.014 50.186 58.800 93.077 101.596 48.952-17,7 % Schweden 170 316 400 565 368 968 329 +19,6 % Slowakische Republik 943 4.641 5.834 5.475 5.485 5.197 2.444-32,9 % Slowenien 92 696 1.238 1.776 1.754 1.962 422-62,5 % Spanien 2.361 5.582 10.838 14.634 11.023 9.857 2.632-25,5 % Tschechien 1.144 3.133 4.008 4.083 4.103 4.618 1.412-39,3 % Ungarn 8.115 17.935 28.132 27.645 24.384 24.846 8.667-34,3 % Vereinigtes Königreich 1.516 2.043 2.967 3.161 1.619 3.729 1.933 +41,5 % Zypern 34 115 169 333 270 280 76 +153,3 % Unionsbürger gesamt (inkl. Kroatien) 87.175 190.738 259.554 300.716 339.309 382.449 161.199-19,4 % * Kroatien ist seit dem 01.07.2013 Mitglied der Europäischen Union. Aus Vergleichsgründen wurden die Zu- und Fortzugszahlen kroatischer Staatsangehöriger hier bereits ab dem Jahr 2010 den Wanderungszahlen der Unionsbürger hinzugefügt.

Wanderungssaldo bei EU-Bürgern 13 Wie Tabelle 4 zu entnehmen ist, verzeichnete Deutschland in den letzten Jahren gegenüber jedem einzelnen EU-Staat kontinuierlich Wanderungsgewinne (einzige Ausnahme war der negative Wanderungssaldo beim Herkunftsland Kroatien im Jahr 2010, welches damals jedoch noch kein EU-Mitglied war). Diese Wanderungsgewinne setzten sich auch im Zeitraum 01.01.2016 bis 30.06.2016 fort. So wanderten in dieser Zeit 161.199 ausländische Unionsbürger mehr nach Deutschland zu als von Deutschland ab. Das bedeutet jedoch einen Rückgang der Nettozuwanderung im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um 38.722 Personen bzw. -19,4 %. Abbildung 3 zeigt die nach Höhe sortierte Nettozuwanderung der EU-Bürger im ersten Halbjahr 2016. Die Herkunftsstaaten, aus denen Deutschland die höchsten Wanderungsgewinne aufzuweisen hat, sind Rumänien und Polen. Allein auf diese beiden Staaten geht die Hälfte (50,4 %) des gesamten Wanderungsgewinns Deutschlands (bei EU-Bürgern) in den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 zurück. Vergleicht man die Wanderungssalden (in absoluten Zahlen) der einzelnen Staatsangehörigkeiten im ersten Halbjahr 2016 mit denen des entsprechenden Abbildung 3: Wanderungssaldo von Unionsbürgern im ersten Halbjahr 2016 nach EU-Staatsangehörigkeit (in Personen; Zahlen des ersten Halbjahres 2015 zum Vergleich) Rumänien Polen Bulgarien Kroatien Italien Ungarn Griechenland Spanien Frankreich Slowakische Republik Litauen Vereinigtes Königreich Portugal Österreich Tschechien Niederlande Lettland Slowenien Irland Belgien Luxemburg Schweden Finnland Dänemark Estland Zypern Malta 48.952 59.491 32.292 45.395 17.732 22.458 17.487 16.131 10.143 13.780 8.667 13.193 4.511 4.712 2.632 3.532 2.486 2.024 2.444 3.644 1.951 2.412 1.933 1.366 1.844 2.186 1.682 1.369 1.412 2.327 1.397 1.646 1.129 1.250 422 1.124 406 317 394 365 374 340 329 275 243 250 149 157 96 136 76 30 16 11 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 1. Halbjahr 2016 1. Halbjahr 2015

14 Wanderungssaldo bei EU-Bürgern Abbildung 4: Vergleich der Nettozuwanderung von EU-8 Staatsangehörigen zwischen dem ersten Halbjahr 2015 und dem ersten Halbjahr 2016 50.000 45.000 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 Estland Slowenien Lettland Tschechien Litauen Slowakische Republik Ungarn Polen 10.000 5.000 0 1. Halbjahr 2015 1. Halbjahr 2016 Vorjahreszeitraums, so weist das Herkunftsland Kroatien mit +1.356 Personen die größte Zunahme auf (näheres zur Entwicklung der Nettozuwanderung von kroatischen Staatsangehörigen siehe unten). Insgesamt ist der Wanderungssaldo bei 10 EU-Herkunftsstaaten gestiegen und bei 17 gesunken. Der größte Rückgang der Nettozuwanderung gegenüber dem Vorjahr (gemessen in absoluten Zahlen) war bei polnischen Staatsangehörigen mit -13.103 Personen zu verzeichnen. Wanderungssaldo der EU-8 Staatsangehörigen Wie aus Tabelle 4 hervorgeht, machte sich die Einführung der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für Staatsangehörige der EU-8 Staaten zum 1. Mai 2011 insbesondere bei der Entwicklung des Wanderungssaldos der polnischen und ungarischen Staatsangehörigen bemerkbar. Während der jährliche Wanderungsgewinn bei allen anderen EU-8 Staaten jeweils deutlich unter 10.000 Personen lag, erreichte dieser bei den ungarischen Migranten im Jahr 2012 mit +28.132 Personen seinen vorläufigen Höhepunkt. Noch weitaus stärker zugenommen hat die Nettozuwanderung aus Polen. Hier wurde mit +79.455 Personen im Jahr 2013 das bisherige Maximum erreicht. Auch im ersten Halbjahr 2016 verbuchte Deutschland wieder Wanderungsgewinne von Staatsangehörigen aller EU-8 Staaten (insgesamt +48.413 Personen). Setzt sich die bisherige Entwicklung im Verlauf des Kalenderjahres 2016 fort, werden die hohen Zahlen der vorangegangenen Jahre bei der Nettozuwanderung aus den EU-8 Staaten jedoch nicht mehr erreicht. So verringerte sich in den ersten sechs Monaten der Zuwanderungssaldo dieser Staatsangehörigkeitsgruppe um 21.068 Personen (-30,3 %) gegenüber dem ersten Halbjahr 2015. Bei allen acht Herkunftsländern zeigten sich hier rückläufige Werte, in absoluten Zahlen gemessen am stärksten bei Polen (-13.103 Personen; entspricht -28,9 %), prozentual gesehen am stärksten bei Slowenien (-62,5 %; entspricht -702 Personen). Abbildung 4 zeigt den Vergleich der Wanderungssalden von EU-8 Staatsangehörigen zwischen dem ersten Halbjahr 2015 und dem ersten Halbjahr 2016.

Wanderungssaldo bei EU-Bürgern 15 Wanderungssaldo der EU-2 Staatsangehörigen Abbildung 5: Vergleich der Nettozuwanderung von EU-2 Staatsangehörigen zwischen dem ersten Halbjahr 2015 und dem ersten Halbjahr 2016 Die Wanderungssalden der Staatsangehörigen der beiden EU-2 Staaten Rumänien und Bulgarien stiegen vor dem Hintergrund des EU-Beitritts am 01.01.2007 sowie der Einführung der vollen EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit ab dem 01.01.2014 bis zum Jahr 2015 kontinuierlich an. Der Verlauf im ersten Halbjahr 2016 lässt erwarten, dass die bisherigen Rekordwerte des Jahres 2015 im aktuellen Jahr nicht mehr erreicht werden. So liegt der Wanderungsgewinn Deutschlands bei den EU-2 Staatsangehörigen im ersten Halbjahr 2016 (66.684 Personen) um 15.265 Personen unter dem Wert des ersten Halbjahrs 2015 (-18,6 %). Bei rumänischen Unionsbürgern verringerte sich die Nettozuwanderung um -17,7 % von 59.491 auf 48.952 Personen. Bei bulgarischen Staatsangehörigen ging der Wanderungssaldo um -21,0 % (von 22.458 auf 17.732 Personen) zurück (vgl. Abbildung 5). 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 1. Halbjahr 2015 1. Halbjahr 2016 Bulgarien Rumänien Wanderungssaldo von kroatischen Staatsangehörigen Abbildung 6: Vergleich der Nettozuwanderung von kroatischen Staatsbürgern zwischen dem ersten Halbjahr 2015 und dem ersten Halbjahr 2016 Auch die Nettozuwanderung von kroatischen Staatsangehörigen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Grundlegend hierfür dürften der EU-Beitritt Kroatiens zum 01.07.2013 und die damit zusammenhängenden Erleichterungen bei der Zuwanderung und beim Aufenthalt dieser Staatsangehörigen sein. So stieg der Wanderungssaldo von 2.518 Personen im Jahr 2012 auf 11.991 Personen im Jahr 2013, auf 27.644 Personen im Jahr 2014 und auf 38.857 Personen im Jahr 2015 an. Im ersten Halbjahr 2016 wanderten 17.487 Kroaten mehr nach Deutschland zu als von Deutschland ab; dies war ein Anstieg um +1.356 Personen oder +8,4 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 (vgl. Abbildung 6). Berücksichtigt man, dass im ersten Halbjahr 2015 die Arbeitnehmerfreizügigkeit für kroatische Staatsbürger im noch eingeschränkt war (volle Arbeitnehmerfreizügigkeit erst seit dem 01.07.2015), ist der aktuelle Anstieg als vergleichsweise gering zu bewerten. 20.000 18.000 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 1. Halbjahr 2015 1. Halbjahr 2016 Kroatien

16 Wanderungssaldo bei EU-Bürgern Wanderungssaldo von Staatsangehörigen aus südeuropäischen EU-Mitgliedstaaten Im Zuge der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise erhöhte sich die Nettozuwanderung aus den besonders betroffenen südeuropäischen EU-Staaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien gegenüber dem Basisjahr 2010. Mit Ausnahme Italiens hatte sich das Migrationsgeschehen zwischen Deutschland und diesen Staaten jedoch schon vor 2016 wieder abgeschwächt (vgl. Tabelle 4). Insgesamt verringerten sich die Wanderungsgewinne Deutschlands bei diesen vier Herkunftsstaaten im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 um 5.080 Personen (-21,0 %). Bei griechischen Staatsbürgern sank die Nettozuwanderung dabei am geringsten (von 4.712 Personen auf 4.511 Personen; -4,3 %). Am stärksten fiel der Rückgang bei italienischen Migranten ins Gewicht (vgl. Abbildung 7). Hier reduzierte sich der Wanderungsgewinn von 13.780 Personen im ersten Halbjahr 2015 auf 10.143 Personen im ersten Halbjahr 2016 (-26,4 %). Abbildung 7: Vergleich der Nettozuwanderung aus den vier ausgewählten südeuropäischen EU-Staaten zwischen dem ersten Halbjahr 2015 und dem ersten Halbjahr 2016 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 Portugal Spanien Griechenland Italien 6.000 4.000 2.000 0 1. Halbjahr 2015 1. Halbjahr 2016

In Deutschland aufhältige Unionsbürger am 30.06.2016 17 4. In Deutschland aufhältige Unionsbürger am 30.06.2016 Nach Angaben des AZR bildeten zum Stichtag 30.06.2016 polnische Staatsangehörige mit 766.246 Personen die größte Nationalitätengruppe aller EU-Ausländer in Deutschland, gefolgt von italienischen (604.790 aufhältige Personen) und rumänischen Staatsangehörigen (498.675 aufhältige Personen). Gegenüber dem 31.12.2015 wuchs die Zahl der aufhältigen Personen bei allen EU-Nationalitäten. 2 Die größte Zunahme gab es bei rumänischen Staatsangehörigen (+45.957 Personen bzw. +10,2 %). Abbildung 8 zeigt die Anzahl aller Unionsbürger nach Größe der einzelnen Nationalitäten in Deutschland. 2 Die Veränderung der Zahl der aufhältigen EU-Ausländer gegenüber dem Vorjahr ergibt sich aus der Nettozuwanderung, aus der Zahl der Geburten und Sterbefälle dieser Staatsangehörigen in Deutschland sowie aus der Zahl der erfolgten Einbürgerungen bzw. Staatsangehörigkeitswechsel. Hinzu kommen Veränderungen, die auf Nacherfassungen und Datenbereinigungen im AZR beruhen. Abbildung 8: Anzahl der in Deutschland aufhältigen EU-Ausländer am 30.06.2016 sowie am 31.12.2015 zum Vergleich Polen 766.246 740.962 Italien 604.790 596.127 Rumänien 498.675 452.718 Griechenland 343.766 339.931 Kroatien 314.142 297.895 Bulgarien 245.912 226.926 Ungarn 184.932 178.221 Österreich 182.831 181.756 Spanien 159.066 155.918 Niederlande 148.614 147.322 Portugal 135.207 133.929 Frankreich 129.056 126.739 Vereinigtes Königreich 107.141 105.965 Tschechien 55.290 53.908 Slowakische Republik 52.723 50.889 Litauen 45.069 43.057 Lettland 31.194 30.157 Slowenien 27.500 27.222 Belgien 26.849 26.613 Dänemark 20.948 20.828 Schweden 19.614 19.305 Luxemburg 17.325 16.848 Finnland 14.787 14.580 Irland 13.419 13.108 Estland 6.376 6.286 Zypern 2.094 1.998 Malta 622 610 0 100000 200000 300000 400000 500000 600000 700000 800000 900000 30.06.2016 31.12.2015

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