Der Drachentöter Der Drachentöter Schöpfer der Plastik des Heiligen Georg zu Pferd war August Kiss (1802-1865), einer der bekanntesten Tierbildhauer Berlins. Die insgesamt fast 6m hohe Figurengruppe des Drachentöters ruht auf einem kompakten Granitsockel. Hoch bäumt sich das Pferd über dem wehrlos am Boden liegenden Drachen auf, der von Georgs Lanze bedroht wird. Der 1855 in Lauchhammer gegossene Heilige Georg war kein Auftragswerk. Der bereits zu Wohlstand gelangte Künstler schenkte die Skulptur dem preußischen Staat. Sie wurde 1865 im Äußeren Hof des Berliner Schlosses aufgestellt. Nach dem Abriß des Stadtschlosses stand der Heilige Georg zunächst im Volkspark Friedrichshain, bevor er 1987 in die Nähe seines ursprünglichen Standorts in das Nikolaiviertel ans Spreeufer versetzt wurde. Abb.02: Die Plastik des Heiligen Georg vor 1900 (LDAB) 2
Abb.03: Der Heilige Georg im Äußeren Schlosshof nach Umbau des weissen Saales (LDAB) Der Drachentöter Abb.04: Der Heilige Georg im Äußeren Schlosshof in den dreißiger Jahren (LDAB) 3
Abb.07: Abbau des Drachentöters im Schlosshof (LDAB) Abriss des Schlosses Abb.08: Abbau des Drachentöters im Schlosshof (LDAB) 64
Der Drachenbändiger im Nikolaiviertel aus: Victor Laverrenz: Die Denkmäler Berlins und der Volkswitz, sechste Auflage, Berlin um 1892, S. 20-21 Abb.10: Der Drachentöter am Spreeufer (AV) Abb.11: Der Drachentöter im Hintergrund der Marstall (AV) Abb.12: Der Drachentöter im Nikolaiviertel (AV)
Kiß (Kiss), August Karl Eduard (11.10.1802 Paprotzan/Oberschlesien - 24.3.1865 Berlin) Kiß, Sohn eines schlesischen Hütteninspektors, kam nach einer Lehre im heimatlichen Eisenwerk an die Königliche Eisenhütte in Gleiwitz, wo er das Modellieren und Ziselieren von Plaketten und Statuetten im Eisenkunstguß erlernte. Nach Weiterbildung in der Gießerei Brieg-Liegnitz ging Kiß 1822 nach Berlin. wo er die Akademie der Künste besuchte und als Modelleur an der Königlichen Eisengießerei unter Leopold Posch arbeitete. 1825 kam er für fast 15 Jahre als Mitarbeiter in Christian Daniel Rauchs Atelier, wo er zunächst die verkleinerten Vervielfältigungen nach Rauchs berühmten Feldherren-Statuen in Eisenguß herstellte. Daneben half er Friedrich Tieck, Rauchs Freund undwerkstattgenossen, bei der Modellierung seiner monumentalen Rossebändiger für das Dach des Schinkelschen Museums. Im Auftrag Schinkels fertigte er eine Reihe bauplastischer Arbeiten, unter anderem für die Bauakademie, den Packhof und für die Potsdamer Nicolaikirche. 1830 wurde Kiß Lehrer für Ziselieren und Modellieren in der Bronzewerkstatt des Gewerbeinstitutes, 1837 Mitglied der Akademie und 1841 Professor. Die erste große Arbeit, die den Künstler über die Landesgrenzen hinaus berühmt machte, war die reitende Amazone im Kampf mit einem Panther für die Treppenwange von Schinkels Museum (1842 aufgestellt, vgl. Kat. Nr. 114). Die neuartige Bewegtheit und Dramatik dieser Gruppe, die dem bisher vertretenen klassizistischen Ideal der ruhigen Ausgewogenheit so konträr war, begeisterte trotz kritischer Stimmen das Publikum. Der Künstler galt nun als bedeutendster Pferdebildhauer in Berlin, der seine Kunst der Tierdarstellung an den Reiterdenkmälern Friedrichs des Großen (Breslau), Friedrich Wilhelms III. (Königsberg) und an der bewegten monumentalen Gruppe des hl. Georg zu Pferde im Kampf mit dem Drachen (1855) bewies. Letztere schenkte der bereits zu Wohlstand gelangte Bildhauer der Stadt (heute aufgestellt im Nicolai-Viertel in Berlin/Ost). In öffentlichen Denkmälern, etwa dem Friedrich Wilhelms III., Beuths, in den Bronzerepliken der Feldherren vom ehemaligen Wilhelmplatz (wiederaufgestellt auf dem Platz vor dem Alten Museum), folgte Kiß im Gegensatz zu seinen frei geschaffenen Werken weiterhin der Disziplin der Rauch Schule, indem er die Denkmalwürdigen in ruhiger Statuarik präsentierte. Kiß schuf bis auf wenige Grabmäler und seine letzte Marmorgruppe Glaube, Liebe, Hoffnung (Schinkel-Museum Friedrichswerdersche Kirche, Berlin/Ost) fast ausschließlich Werke in Eisen und Bronze. Abb.13: Kämpfende Amazone mit Panther 1837 (EP) Thieme/Becker, ad voc. - Akad. Ausst. Berlin 1824, 1826, 1830 1838, 1844, 1846 ad voc. - K.Eggers, Briefwechsel Rauch - Rietschel (1890/91), ad voc. - K. Bimler: August Kiß, ein Bildhauer aus Oberschlesien. Sonderdruck aus: Oberschlesien, Kattowitz 1915. 1. Wirth: August Kiß. Schlesien, Jg. 7/H. 4, 1962, S. 218-225. Bloch/Grzimek (1978), Sp. 132-135. - Schadow, Kunstwerke (1849/1987), ad voc. aus: Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914 Ausstellungskatalog, SMPK Berlin, 1990
Verwendete und weiterführende Literatur: Literaturverzeichnis und Bildnachweis Schlüssel für Bildnachweis: Geyer, A.: Geschichte des Schlosses zu Berlin, Stiftung Preußische Seehandlung und Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 3. AuÀ., Berlin 2001 AV - Archiv Verfasser Fritz, G.: Berlin, die alte und die neue Stadt, Klinkhardt Verlag, Berlin 1936 Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914 Ethos und Pathos Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914 Ausstellungskatalog,SMPK Berlin, 1990 Ethos und Pathos Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914 Beiträge,SMPK Berlin, 1990 DDB - aus: Die Denkmäler Berlins und der Volkswitz EP - aus: Ethos und Pathos BAS - aus: Berlin, die alte und die neue Stadt LDAB - Landesdenkmalamt Brandenburg LDA - Landesdenkmalamt Berlin ABD - Archiv des Berliner Doms Abb. Deckblatt - (LDAB) Victor Laverrenz: Die Denkmäler Berlins und der Volkswitz, sechste Auflage, Berlin um 1892, S. 20-21 Allen, die mir freundlicherweise Bild-, Plan- und Textmaterial zur Verfügung gestellt haben, möchte ich an dieser Stelle aufrichtig danken, insbesondere Frau Elke Blauert, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunstbibliothek in Berlin, Frau Britta Kaden-Pohl vom Landesdenkmalamt Berlin und Frau Adelheid Schendel /Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Potsdam, Neues Palais. 11