Darm (Sendungen im MDR, BR und NDR)



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Transkript:

Darm (Sendungen im MDR, BR und NDR) Stand vom 10. Mail 2010 Auch in der Datei haemorrhoiden.doc und verdauen.doc nachsehen. INHALTSVERZEICHNIS: Allgemeines 1 Anatomie und Phänomenologie 2 Azidität 5 Pathologie 6 Stuhlveränderungen 6 Durchfall 6 Blähungen 7 Reizdarm 9 Stuhlinkontinenz 11 Darmverstopfung 13 Darmverschluß 16 Nahrungsmittelunverträglichkeiten 16 Zöliakie 17 Laktoseintoleranz 18 Analfistel 18 Chron. entzündl.: Zöliakie, Morbus Crohn 18 Hämorrhoiden 21 Adenome und Divertikel 21 Darmkrebs 22 Stoma 25 Transplantation 26 Diagnosemethoden 27 Endoskopie und Koloskopie 28 Kamerapille 31 Therapien 31 Wurmeier 33 Fast Track 34 Universitäre Beratung 34 TCM 37 Weitere Heilmethoden 39 Heuwickel 39 Schlaf 39 Wasser 40 Druckmassage 40 Probiotik 41 Sporttherapeut 41 Neue Ideen 42 Rechtsfragen 44 Rezepte und Empfehlungen 46 Adressen 53 Buchtipps 54 NACHTRÄGE: Lebensgefahr durch Infarkt im Darm (BR) 55 Darmsanieurng: Hilfe oder Humbug (RBB) 56 Divertikel 56 Mesenteralinfarkt im Darm 59 Reizdarmsyndrom (BR 2x) 60 Wenn der Darm Ärger macht (HR Monographie) 65 Wenn der Darm streikt (BR) 71 Träger Darm (BR 12. 10. 2010) 75 Darn schläft Alarm (HR 21.10.2010) 79 Seite 1 von 83

Allgemeines Qui bene purgat bene curat wer gut reinigt heilt gut, behauptet eine alte medizinische Redewendung. Unter "reinigen" hat man dabei das Spülen des Darms mit einem Klistier zu verstehen. Es galt schon im alten Ägypten als Allheilmittel und wurde über Jahrtausende auch zur gesundheitlichen Vorbeugung eingesetzt. Ist der Darm krank, geht es meist dem ganzen Menschen schlecht. Kein Wunder, denn mit mehr als 200 Quadratmetern Fläche ist der Darm die größte Kontaktfläche unseres Körpers. Obwohl Darmbeschwerden sogar lebensgefährlich sein können, trauen sich viele Menschen nicht, offen über die Probleme im Analbereich und im Darm zu sprechen. Dabei hat jeder fünfte Darmprobleme. Schon vor 2400 Jahren soll der griechische Arzt Hippokrates festgestellt haben: "Der Tod sitzt im Darm". Wie wichtig ein gesunder Darm für die Gesundheit sein kann, das ist heute kaum jemanden bewusst. Man glaubte, durch den Darm Krankheitsgifte aus dem gesamten Körper entfernen und daher so etwas gegen alle möglichen Leiden ausrichten zu können. Besonders die französischen Könige waren begeisterte Anhänger von Klistieren. Ludwig XI., genannt der Kluge, erlitt 1480 einen Schlaganfall. Seine gute Genesung schrieb er den ihm von seinem Leibarzt Angelo Cato empfohlenen Einläufen zu und ordnete darauf hin an, auch seine Lieblingshunde regelmäßig zu "purgieren". Klistiere für die ewige Jugend Von Ludwig XIII. ist überliefert, dass er in einem einzigen Jahr neben 47 Aderlässen und reichlich Abführmitteln auch 200 Klistiere bekam, was alles auf die Ableitung etwaiger krankmachender Stoffe zielte. Unter Ludwig XIV. wurde das Klistier zur höfischen Mode. Er selbst machte die Prozedur mehr als 2000 mal auch in Gegenwart von Staatsgästen mit. Da man inzwischen glaubte, man könne sich so auch seine Jugend erhalten, gab es Hoffräulein und junge Gecken, die sich täglich drei oder vier mit Rosenessenzen oder Bergamotteöl veredelte Verjüngungseinläufe geben ließen. Zugleich blieb die Klistierspritze aber auch bei der Behandlung gewöhnlicher Leiden das vielleicht wichtigste Instrument des Arztes. Klistiere werden auch heute noch in der ärztlichen Praxis verwendet, etwa bei besonders hartnäckigen Verstopfungen, für die Reinigung des Darms zu diagnostischen Zwecken oder zur Einbringung von Medikamenten beispielsweise bei Darmentzündungen. Anatomie und Phänomenologie Der Darm - ein wichtiges Organ. Er fungiert als Brücke, über welche Nährstoffe aus unseren Lebensmitteln über den Blutkreislauf ins Körperinnere gelangen. Zudem ist er eine Barriere gegen Krankheitserreger und Gifte, die er abwehrt oder ausscheidet und so von uns fernhält. Umso ernster sind Darmbeschwerden zu nehmen. Achtung bei Darmbeschwerden: Symptome nicht mit Ursachen verwechseln! Es ist kaum vorstellbar, aber die Oberfläche eines menschlichen Darms misst 400 Quadratmeter. Ein Areal, das der Größe eines Tennisplatzes entspricht. Dabei ist der Darm nicht nur ein Schlauch, durch den die Nahrung hindurchsickert. Medizinisches Wörterbuch: Gesunder Darm Seite 2 von 83

Die Verdauung wird von einem Netzwerk von Nervenzellen gesteuert, das noch komplizierter als unser Gehirn aufgebaut ist. Problematisch wird es erst, wenn die Funktion der Nervenzellen gestört ist. Jeder fünfte leidet unter solchen Störungen. Sie regeln die Verdauung, bei der nützliche Stoffe aus einem Gemisch von wertlosen Beimengungen, schädlichen Substanzen und möglichen Krankheitserregern herausgefiltert werden. Diese Nervenzellen umhüllen den Darm und bilden ein System, das dem Gehirn ähnelt. Außerdem steuern sie den Transport des Nahrungsbreis. Diese mit Peristaltik bezeichneten Bewegungen entstehen durch abwechselndes Anspannen und Erschlaffen einzelner Segmente und entsprechen damit der Fortbewegungsweise von Würmern und Schnecken. Das Bauchhirn ist noch komplizierter als unser Gehirn aufgebaut. Auf bisher noch wenig erforschte Weise kommuniziert es mit unserem Kopfhirn. Man geht davon aus, dass unter anderem Stress, Bewegungsmangel und falsche Ernährung die Funktion dieser Nervenzellen stören können. Bauchschmerzen und Blähungen sind erste Anzeichen dafür. Auch das Phänomens des Reizdarms (Colon irritabile) und seine typischen Symptome wie Unwohlsein, Krämpfe oder Durchfälle werden mit einer Fehlfunktion im sogenannten Bauchhirn in Zusammenhang gebracht. Allerdings kann Durchfall auch Zeichen einer akuten Infektion oder chronischen Erkrankung sein. Der Darm hat keinen guten Ruf. Er wird mit stinkenden Gasen und ekligen Abfallprodukten in Verbindung gebracht. Dabei leistet die größte Chemiefabrik unseres Körpers Schwerstarbeit. Im Laufe eines 75jährigen Lebens wandern etwa 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit durch das Verdauungssystem. Dabei werden lebenswichtige Stoffe durch die Darmwand dem Körper zugeführt. Leidige Beschwerden wie Verstopfung, Blähungen und Durchfall sind keine Krankheiten, sondern Symptome. Sie können unterschiedliche Ursachen haben. Vor allem aber ist der Darm das größte Immunorgan des menschlichen Körpers. Knapp drei Viertel der Abwehrzellen kämpfen hier gegen potenzielle Schädlinge, die sonst in den Blutkreislauf eindringen könnten. Dabei hilft ihnen die Darmflora. So nennt man die etwa 500 Arten an Kleinstlebewesen, die jeder Mensch in seinem Verdauungstrakt mit sich herumträgt. Zwischen zehn bis 100 Billionen Bakterien wirken bei der Aufspaltung und Verwertung der Nahrung mit und wehren Krankheitserreger ab. Die meisten Schadstoffe passieren den Darm und müssen unschädlich gemacht werden. Zuständig dafür sind vor allem die Mikroorganismen der Darmflora. Diese überziehen netzartig den gesamten Darm-Innenbereich. Ihr Aufgabenspektrum reicht von der Aufbereitung der eingenommenen Nahrung über die Erzeugung wichtiger Nährstoffe bis hin zur Unterstützung des menschlichen Immunsystems. Wenn die Darmflora jedoch geschädigt ist, gerät der Darm völlig aus dem Gleichgewicht. Bauchschmerzen, Völlegefühl und tagelang kein Stuhlgang - jeder Vierte leidet mehr oder weniger häufig an diesen typischen Beschwerden einer Verstopfung. Besonders Frauen sind betroffen. Auch andere Krankheiten, wie Durchfall, Reizdarm, Darmpolypen und sogar Darmkrebs kommen in den Industrieländern immer häufiger vor. Die Gründe dafür sind vielfältig: Falsche Ernährung, wenig Bewegung und vor allem Stress! Starke Medikamente wie Antibiotika und Cortison, Hormone, Schadstoffe in der Nahrung aber auch Umweltgifte können die Darmflora schädigen. Sie töten nicht nur die krankmachenden, sondern auch die für die Abwehrfunktion notwendigen Bakterien. Die Folgen einer Veränderung der Darmflora auf die Gesundheit sind bis heute nur teilweise erforscht. Liegt ein Ungleichgewicht zwischen den guten und schlechten Darmbakterien (Dysbakterie) vor, können sich Pilze und Parasiten ungehindert im Darm ausbreiten. Als regelrechte Nährstoffräuber entziehen sie dem Körper lebenswichtige Vitamine und Mineralstoffe und schwächen damit das Immunsystem. Außerdem geben Pilze und Parasiten Giftstoffe ab, die durch die Darmwand in den Körper gelangen. Das gesamte Immunsystem wird weiter geschwächt und so wird wahrscheinlich zahlreichen Krankheiten wie Erkältung, Allergien, Hautkrankheiten und rheumatischen Leiden Tür und Tor geöffnet. Vor allem Darm-Pilzerkrankungen nehmen in ihrer Vielfalt, Verbreitung und Häufigkeit zu. Zwar gehören nicht alle zur gefährlichen Art und sind medikamentös gut zu behandeln. Aber besonders einige spezielle Vertreter des Hefepilzes Candida können dem Menschen mindestens ebenso gefährlich werden wie Bakterien und Viren. Es wird angenommen, dass allein in Deutschland ca. 9000 Menschen pro Jahr an den Folgen einer Pilzinfektion sterben. In rund 85% aller Pilzinfektionen kann der Hefepilz als Ursache identifiziert werden. Ob und in welchem Zusammenhang Pilzinfektionen mit anderen Krankheiten stehen ist noch nicht geklärt. Seite 3 von 83

Wissenschaftliche Studien lassen aber zumindest vermuten, dass Darmpilze für Allergien und Hautkrankheiten mitverantwortlich sind. So wurde festgestellt, dass bei 54% der Allgemeinbevölkerung Hefepilze nachgewiesen werden können. Dagegen hatten 80% der von Neurodermitis und 84% der von Ekzemen und Psoriasis Betroffenen einen Darmpilz Aber auch langfristige Folgen einer veränderten Darmflora wurden in aufwendigen klinischen Untersuchungen erforscht. So konnten verschiedene Forschergruppen nachweisen, dass zwischen der Zusammensetzung der Darmflora und Erkrankungen wie Darm- und Brustkrebs eindeutige Beziehungen bestehen. Kopfhirn an Bauchhirn Magen und Darm sind mehr als Säcke und Schläuche, durch die die Nahrung hindurch sickert. Der Verdauungstrakt ist umgeben von einem hochkomplizierten System von Nervenzellen. Sie sind in der Lage, Verdauungsvorgänge selbstständig zu steuern, also ohne Befehle aus dem Gehirn. Unser Bauch beinhaltet eine zweite Schaltzentrale, die auch als Bauchhirn bezeichnet wird. Die Nervenzellen des Bauchhirns ähneln in ihren Strukturen dem Gehirn, verrichten ihre Arbeit mit gleichartigen Botenstoffen und haben sogar so etwas wie ein Gedächtnis. Steuerorgan des Verdauungsvorgangs ist der Darm. Den menschlichen Darm umhüllt also ein Netz von Nerven, das sogenannte enterische Nervensystem (ENS). Es umfasst über 100 Millionen Nervenzellen (Neuronen) - das sind mehr als im gesamten Rückenmark. Dieses zweite "Gehirn" besteht aus exakt den gleichen Zelltypen, Wirkstoffen und Rezeptoren wie das Kopfhirn. Es wird deshalb auch als "Bauchhirn" bezeichnet. Es arbeitet unabhängig von der Zentrale im Kopf. So sorgt es beispielsweise dafür, dass Sekrete in Magen und Darm ausgeschüttet, Nährstoffe ins Blut aufgenommen und Muskelkontraktionen gesteuert bzw. synchronisiert werden. Am Informationsaustausch zwischen Kopf und Bauch ist eine große Anzahl an Substanzen beteiligt, deren Funktion entschlüsselt werden muss. Dazu werden die Darmwände von Tieren und Menschen analysiert. Aus den Ergebnissen erhofft man sich Aufschluss darüber, welch Rolle die Nerven im Darm spielen, wie der Informationsaustausch funktioniert und auf welche Weise er bei Reizdarmpatienten möglicherweise gestört ist. Grundlagenforschung über das Nervensystem der Darmwände Das Gehirn im Bauch ist für die Wissenschaft noch ein großes Geheimnis. Seit Jahren beschäftigt sich Professor Michael Schemann mit der Erforschung der Vorgänge im enterischen Nervensystem, dem Nervengeflecht der Darmwände. Er leitet eine Arbeitsgruppe im Physiologischen Institut Hannover, die die Aktivitäten der Nervenzellen und ihre Kommunikation mit dem Gehirn untersucht. Im Mittelpunkt der Forschung stehen Substanzen, Targets und Transmitter, die die Reize zwischen den Nerven übertragen. Die Wissenschaftler versuchen zum Beispiel herauszufinden, wie die Nervenzellen der Darmwand auf Reize reagieren. Dazu wird die elektrische Reaktion von Neuronen sichtbar gemacht. Werden die Neuronen stimuliert, kann die Reaktion jeder einzelnen Zelle ermittelt werden. Das verblüffende Ergebnis ist, daß jede Zelle dabei anders reagiert. Bisherige Forschungsergebnisse haben so gezeigt, dass die Nervenzellen bei bestimmten Darmerkrankungen verformt sind und andere Botenstoffe aussenden als bei Gesunden. Damit ist ein erster wichtiger Schritt gelungen, um den Informationsaustausch zwischen Bauchhirn und Kopfhirn zu verstehen. Das Ziel besteht aber letztlich darin, Medikamente zu entwickeln, die in diese Informationsprozesse gezielt eingreifen können. Die Wissenschaft ist zwar bei der Entschlüsselung des Bauchhirns erst am Anfang. Doch am Ende stehen möglicherweise Therapien und Medikamente, die dem Reizdarm eines Tages den Schrecken nehmen. Das Bauchhirn arbeitet unabhängig von der Zentrale im Kopf und sorgt beispielsweise dafür, dass Sekrete in Magen und Darm ausgeschüttet, Nährstoffe ins Blut aufgenommen und Muskelkontraktionen gesteuert bzw. synchronisiert werden. Während dieser komplizierten Prozesse tauschen Bauchhirn und Kopfhirn ständig Informationen aus. Vom Kopf erhält der Darm jedoch nur wenige Befehle. Umgekehrt wird das Kopfhirn mit unzähligen Informationen aus dem Bauchhirn versorgt. Die meisten Signale des Darms werden allerdings nicht bemerkt. Nur die wichtigsten Informationen oder Alarmzeichen wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen werden wahrgenommen. Seite 4 von 83

Mit der Nahrungsaufnahme beginnt ein raffiniert aufeinander abgestimmter Verdauungsprozess. Die Nahrung wird über ein kompliziertes Zusammenspiel der verschiedensten Organe zerlegt und verwertet. Dies geschieht im Verdauungstrakt, einem mit Schleimhaut ausgekleideten, etwa neun Meter langen Kanal, der vom Mund bis zum After reicht. Verdauungsprinzip und Peristaltik Der gesamte Verdauungstrakt vom Rachen über die Speiseröhre und den Magen bis hin zum Darmausgang ist nach dem Prinzip der Peristaltik aufgebaut. Nervenzellen in der Schleimhaut können fühlen, an welcher Stelle sich gerade Nahrung befindet. Daraufhin weiten sich die Muskelgruppen des Verdauungskanals vor dem Nahrungsbrocken und ziehen sich dahinter wieder zusammen. Das Essen wird auf diese Weise Stück für Stück in einer Geschwindigkeit von vier Zentimetern pro Sekunde weiter geschoben. Schon im Mund beginnt der Prozess der Nahrungsaufspaltung. Über die Speiseröhre gelangt der Nahrungsbrei in den Magen. Seine Aufgabe besteht vor allem darin, den Brei weiter zu zerkleinern, durchzumischen, und somit für den Dünndarm vorzubereiten. Ölsardinen liegen bis zu acht Stunden im Magen! Im Magen beginnen nun Salzsäure und Enzyme das Eiweiß zu zerkleinern und zu zerlegen. Unter langsamen Walkbewegungen des Magens lösen sich die Nahrungsteile in millimetergroße Partikel auf. Am Schluss entsteht der Chymus, eine homogene mit Magensaft gleichmäßig vermischte Masse. Wie schwer Essen im Magen liegt, hängt von seiner Zusammensetzung ab: Wasser und Alkohol werden bereits von der Magenschleimhaut aufgenommen. Kohlenhydrate gelangen am schnellsten in den Dünndarm. Proteinhaltige weiche Eier oder fettarmer gekochter Fisch bleiben nur 1 bis 2 Stunden im Magen, stärke- und ballasthaltiges Vollkornbrot schon bis zu 4, Hülsenfrüchte und Geräuchertes sogar 5 Stunden. Am schwersten verdaulich sind fette Ölsardinen: Sie verlassen erst nach 8 Stunden den Magen. Der Dünndarm - eigentlicher Ort der Verdauung Der fünf bis acht Meter lange Dünndarm nimmt den Nahrungsbrei aus dem Magen auf. Er ist der eigentliche Ort der Verdauung, an dem jetzt auch Bauchspeicheldrüse und Gallenblase beteiligt sind. Lange Zotten (Villi intestinales - finger- oder blattförmige Schleimhautteile), vergrößern die Oberfläche des Dünndarms auf fast 200 Quadratmeter. Diese riesige Fläche ist nötig, um die Nährstoffe aus der Nahrung zu identifizieren und an den Organismus weiterzugeben. Der Dünndarm mündet mit einer ventilartigen Klappe (Ileozäkalklappe) in den Dickdarm (Colon). Dort werden bisher unverdaute Fasern von Bakterien zerlegt. Hauptaufgabe des Dickdarms ist die Eindickung des Darminhalts durch Wasserentzug und damit die Bildung des Kots (Fäzes). Dieser "Verdauungsabfall" gelangt dann in den Mastdarm und wird über den After ausgeschieden. Azidität (Säuregehalt) beachten!l In der naturmedizinischen Behandlung von chronischen Darmerkrankungen spielt die Ernährungstherapie eine entscheidende Rolle. Wichtig allerdings ist die individuelle Anpassung an Patienten. Vor jeder Ernährungstherapie sind eine gründliche Erhebung der Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung notwendig. Die Bauchform und häufig dementsprechend veränderte Körperhaltungen geben dem Arzt wichtige Hinweise zum Schweregrad der Darmerkrankung. Der Arzt unterscheidet folgende Bauchformen: schlaffer Kotbauch, entzündlicher Spitzbauch, gespannter Gasbauch. Basenräuber und Säurespender Dem Organismus werden über die Nahrung Säuren und Basen zugeführt. Für eine gesunde Verdauung ist dabei eine ausgeglichene Balance notwendig. Im Blut herrscht ein leichter Basenüberschuss, der durch die tägliche Bildung basischer Drüsensekrete (Speichel, Gallenflüssigkeit, Bauchspeichelsaft und Darmsekrete) aufrecht erhalten bleibt. Diese Basen werden zur Neutralisation der Säuren, die aus dem Stoffwechsel ständig anfallen, benötigt. Während ein Überschuss an Basen mühelos aus dem Körper ausgeschieden werden kann, muss jede mineralische Säure erst neutralisiert werden. Anhaltende Ernährungsfehler führen zur Übersäuerung des Magen-Darminhaltes, durch die es zu Gärungen, Sodbrennen, Reizung der Darmschleimhaut und anderen Verdauungsstörungen kommen kann. Deshalb sollte jede Mahlzeit insgesamt einen leichten Basenüberschuss aufweisen. Seite 5 von 83

Basenräuber vermeiden Bei der richtigen Kostzusammenstellung kommt es darauf an, ausgesprochene Basenräuber weitestgehend zu meiden. Außerdem sollten die wertvollen säureüberschüssigen Nahrungsmittel mit basenüberschüssigen Nahrungsmitteln so kombiniert werden, dass in der Summe ein leichter Basenüberschuss bleibt. Falls dies nicht möglich ist sollte bei der nächsten Mahlzeit auf Basenausgleich geachtet werden. Generell gilt: Nicht zuviel essen! Auch zu Vielerlei ist ein Zuviel. Basenräuber: Zucker Weißmehl billiges Öl und Fett Kaffee schwarzer Tee Konservierungsstoffe Zu ihrem Abbau muss der Organismus vermehrt Basen liefern. Säurespender: Fleisch Wurst Käse (je schärfer desto saurer) Eier (Eiweiß) Fisch Sie führen dem Körper Säuren zu oder werden im Stoffwechsel zu Säuren abgebaut. Basenspender: Kartoffeln Obst Gemüse Garten- und Wildkräuter Diese Lebensmittel führen dem Körper Basen zu oder binden Säuren. Pathologie Veränderungen des Stuhls Eine Veränderung der Stuhlgewohnheiten unter sonst gleichen Lebensbedingungen kann Zeichen einer Erkrankung sein. Stuhlgang (Stuhl, Kot, Faeces, Fäzes) ist das Endprodukt der Verdauung bzw. der eingedickte und durch Bakterien zersetzte, unverdauliche Rest des Nahrungsbreis. Stuhlgang besteht zu etwa 75 Prozent aus Wasser. Der Arzt kann den Stuhl auf Folgendes untersuchen: Bestimmung der Farbe: weißer Stuhl deutet auf fehlende Sekretion der Leber oder Gallestauung hin, schwarzer Stuhl (Teerstuhl) ist ein Anzeichen für eine Blutung im oberen Magen-Darm-Abschnitt, Dunkelrotes oder hellrotes, dem Stuhl aufgelagert oder beigemischtes Blut (Blutstuhl), stammt aus einer Blutung aus einem unteren Magen-Darm-Abschnitt. Weiter werden Stuhluntersuchungen auf verstecktes Blut (beispielsweise mit dem Hämocult Test), Fettbestimmungen (bei vermehrter Fettausscheidung ist der Stuhl grau) und Untersuchungen auf Bakterien, Darmparasiten und Wurmeier durchgeführt. Durchfall Gelegentlicher Durchfall aufgrund von Ernährungsfehlern ist vor allem bei Erwachsenen völlig harmlos und kann mit den klassischen Hausmitteln wie Zwieback, Banane und Haferflocken und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr, etwa Tee mit Traubenzucker und einer Prise Salz oder einer Elektrolytlösung aus der Apotheke gut in den Griff bekommen werden. Durchfall bei Darminfektionen kann allerdings vor allem bei Kindern zu gefährlicher Austrocknung führen. Diese Erkrankung gehört, insbesondere wenn gleichzeitig Erbrechen auftritt, in die Hand des Kinderarztes. Wer als Erwachsener seinen Durchfall behandeln will, kann auf Adsorbentien, also aufsaugende Stoffe wie Kohle oder bestimmte Mineralien zurückgreifen. Die Wirkung beruht auf einer Bindung der Seite 6 von 83

Giftstoffe bzw. Mikroorganismen an den Arzneistoff, der dann ausgeschieden werden kann. Auch eine gewisse Verfestigung des Darminhaltes wird zur Wirkung beitragen. Wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema sind allerdings Mangelware und die beschriebenen Hausmittelmittel mindestens genauso wirksam. Das häufig verwendete Loperamid eignet sich nur für die kurzzeitige Behandlung über maximal 48 Stunden. Es reduziert die Darmmotorik und hat damit eine stopfende Wirkung. Für Kinder ist es allerdings nicht geeignet. Früher wurde zur Durchfallbehandlung Opiumtinktur verwendet. Sie stopft ebenfalls, deshalb leiden Patienten die mit opiumähnlichen starken Schmerzmitteln (Opiaten) behandelt werden, regelmäßig unter Verstopfung und sollten bestimmte Abführmittel einnehmen. Durchfall ist häufig eine Schutzreaktion, mit der der Körper Gifte und Krankheitserreger möglichst schnell ausscheidet. Weitere mögliche Ursachen von Durchfall sind Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder Medikamente. Antibiotika beispielsweise töten nicht nur schädliche Bakterien, sondern auch die nützliche Darmflora. Bis zur ihrer vollständigen Regeneration, die durch Einnahme von Bakterien aus der Apotheke gefördert werden kann, tritt dann häufig Durchfall auf. Da der Körper dabei viel Flüssigkeit und Mineralien verliert, sollte auf entsprechenden Ausgleich geachtet werden. Ärztlicher Klärung bedarf Durchfall, wenn er länger als nur einige Tage auftritt. Mögliche Ursachen können Infektionen sein, Erkrankungen von Schild- oder Bauchspeicheldrüse, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder aber ein Reizdarm. Blähungen (Flatulenz) Viele Menschen haben Probleme mit der übermäßigen Produktion von Darmgasen. Experten sprechen dann vornehm von "Flatulenz". Doch was geht dabei eigentlich vor sich und ab wann werden diese Vorgänge unnormal? Um verwertet werden zu können, müssen Nahrungsbestandteile ins Blut gelangen. Dazu ist zunächst eine feine Zerkleinerung des Speisebreis notwendig. Sie beginnt mit dem Kauen und Einspeicheln und setzt sich dann im Magen und im Dünndarm fort. Von dort gelangt die Nahrung in den Dickdarm, wo sie auf die Darmflora trifft. Sie helfen nämlich mit, unser Essen weiter aufzuspalten. Das tun sie natürlich nicht ganz uneigennützig, sondern leben auch selbst davon. Dementsprechend streben sie danach, lästige Konkurrenz vom Tisch fernzuhalten, die ihnen dieses angenehm warme Schlaraffenland mit seinen immer neuen Köstlichkeiten streitig machen könnte. Darmbakterien und Pilze sind zum Glück für uns recht eifersüchtig und halten uns darum andere Mikroorganismen, die uns krank machen würden, vom Hals oder vielmehr vom Darm. Zwiebeln und lauchartige Gemüse meiden Auch die eigentlich günstige Umstellung auf ballaststoffreiche Kost kann zu Blähungen führen, die sich jedoch nach einiger Zeit von selbst legen. Wer Probleme damit hat, sollte zunächst seine Essgewohnheiten überprüfen und blähende Lebensmittel meiden. Dazu zählen Kohl, Zwiebel, Hülsenfrüchte, frisches Brot und Schokolade. Man sollte gründlich kauen und auf ausreichend Bewegung achten. Als Hausmittel eignen sich Tees mit Kümmel, Fenchel, Anis oder Kamille. Falls Blähungen mit Bauchschmerzen einhergehen, können zusätzlich krampflösende Mittel helfen. Je nach Ursache können auch Verdauungsenzyme Hilfe bringen. Auch für Blähungen gilt: Im Falle anhaltender ausgedehnter Beschwerden sollte durch den Arzt eine etwaige krankheitsbedingte Ursache (Nahrungsmittelunverträglichkeit, Darmerkrankungen) geprüft werden. Lunge hilft beim Abtransport von Gasen Seite 7 von 83

Bei ihrer tagtäglichen Mahlzeit zerkleinert die Darmflora den Speisebrei nicht nur in Nährstoffe, die dann durch die Darmwand aufgenommen werden. Es entstehen dabei auch jede Menge Gase - etwa 15 Liter pro Mahlzeit. Damit wir trotzdem nicht ständig aussehen als hätten wir gerade drei Partyfässchen Bier verschluckt und uns fühlen, müssen diese Darmgase abgeführt werden. Der Großteil davon entweicht nicht auf dem Weg, den die meisten vermuten werden, sondern gelangt durch die Darmwand ins Blut und wird dann durch die Lunge ausgeschieden. Was chemisch gesehen drin ist Darmgase bestehen größtenteils aus Stickstoff. Hinzu kommen Kohlendioxid, Wasserstoff und Sauerstoff. Gehört man zu jenen 30% der Menschheit, die das Bakterium Methanobrevibacter smithii zu den Bewohnern ihres Dickdarms zählen können, kommt hierzu noch brennbares Methan. All diese Gase sind geruchlos. Anrüchig werden die 0,5 bis 1,5 Liter an Darmwinden, die den durchschnittlichen Schließmuskel täglich etwa zwölf bis zwanzig mal mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde passieren, wenn sich Schwefelverbindungen hinzu gesellen. Der Genuss stark schwefelhaltiger Lebensmittel wie Kohl oder Lauch wird daher bei den Mitmenschen nicht immer besondere Freude auslösen. Daneben bilden Darmbakterien auch die Substanzen Indol und Skatol. Wären sie dabei nicht gar so fleißig, dann wäre das eine dufte Sache. Stark verdünntes Indol riecht nach Blumen, Skatol wird in Spuren sogar Parfum zugesetzt. In stinknormaler Konzentration hingegen sind es diese Substanzen, die Kot (griechisch: skatos) riechen lassen wie er eben riecht und deshalb auch die unvermeidbare Emission von Darmgasen zu einer nicht gesellschaftsfähigen Angelegenheit machen. Weißkraut und Hülsenfrüchte bei Problemen lieber weglassen Vorsicht bei Hülsenfrüchten und Kohl Gemüse lieber gedünstet als roh zu verzehren, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag zu verteilen und sich viel zu bewegen, sind weitere Empfehlungen. Die Zahl der Bakterien im Darm übersteigt die Anzahl der Körperzellen eines Menschen um das zehnbis hundertfache, und es ist unmöglich, diese fleißigen Helferlein an der Gasproduktion zu hindern. Hülsenfrüchte nur in Maßen genießen, sie belasten den Darm Wer Probleme mit Blähungen hat, kann dem aber entgegen wirken durch die Auswahl des Futters, das er den Bakterien zur Verfügung stellt. Hülsenfrüchte, Kohl und Zwiebeln, aber auch Rohkost lassen den Druck im Verdauungstrakt ansteigen. Mögliche Ursachen sind auch das Verschlucken von Luft durch hastiges Essen, kohlensäurehaltige Getränke, blähende Lebensmittel sowie zu süßes, fettes oder opulentes Essen. Tees mit Fenchel, Anis, Kümmel oder Pfefferminze können die Verdauung anregen. Bringt das nichts, sollte man einen Arzt konsultieren, da auch verschiedene krankhafte Ursachen zu Blähungen führen können. Problematisch wird es erst, wenn diese Gasmengen überhand nehmen und mitunter von Bauchschmerzen begleitet sind. Auch besonders üble Gerüche können Anzeichen für eine ernstere Krankheit sein. Meist sind Blähungen jedoch harmlos. Seite 8 von 83

Das Hollywood des 19. Jahrhunderts waren die Theater von Paris und der größte Bühnenstar jener Tage war die Diva Sarah Bernhardt. Noch höhere Gagen jedoch erzielte ein einfacher Bäcker, Joseph Pujol. Er besaß die Fähigkeit, Luft in seinen Darm einzusaugen. Manch anderer hat mehr als genug davon und würde diese gerne diskret loswerden. Starke Blähungen können auf Allergien, Zöliakie, Milchzuckerunverträglichkeit zurückzuführen sein. Auch ein Reizmagen oder eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse kann sich so bemerkbar machen. Meist jedoch sind es nur ungünstige Ernährungsgewohnheiten, die hinter dem Leiden stecken, das für Betroffene sehr belastend sein kann. Kohl, Hülsenfrüchte, Zwiebel, frisches Brot, Bier, Sorbit (Süßstoff)) sind stark blähende Lebensmittel. Solche Speisen sollte man darum bei entsprechenden Problemen nur in Maßen essen oder ganz meiden. Gründliches Kauen kann hilfreich sein, da die Verdauung bereits im Mund beginnt und so Magen und Darm weniger belastet werden. Artischocken: Mittel bei Blähungen Blähungen, Bauchgrimmen und Bauchschmerzen Auslöser von Blähungen, Druck- und Völlegefühl im Oberbauch und Schmerzen ist eine Störung der Verdauungsfunktion (Maldigestion). Sie kann verschiedene Ursachen haben, z.b. eine zu geringe Leistungsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse, die im höheren Lebensalter auftritt. Aber auch zu wenig Magensäure oder ein Gallenleiden können dazu beitragen. Obwohl es sich um harmlose und zeitlich begrenzte Beschwerden handelt, können sie für die Betroffenen doch belastend sein. Um mögliche organische Veränderungen am Magen-Darm-Trakt abzuklären, sollte ein Arzt konsultiert werden. Sind keine organischen Veränderungen vorhanden, können die Beschwerden gut mit sanften Mitteln behandelt werden. Bei Magenbeschwerden helfen Kümmel, Fenchel oder Bitterstoffmischungen, etwa in der Bitteren Tinktur. Ist die Galle die Ursache, kann man es mit Artischocken oder Curcuma versuchen. Wenn besonders die Blähungen bekämpft werden sollen, eignen sich Fertigarzneimittel die die Wirkstoffe Simeticon oder Dimeticon enthalten. Das sind so genannte Entschäumer auf der Basis von Silikonölen. Die Luft im Darm wird in Gasblasen eingeschlossen und kann deshalb nicht auf natürlichem Wege entweichen. Dabei entsteht durch die Darmbewegungen eine Art zäher Schaum. Dieser Schaum wird von den Arzneistoffen aufgelöst. Sie sind bei bestimmungsgemäßem Gebrauch völlig unschädlich, weil sie nicht in den Körper aufgenommen werden. Daher kann man sie in angepasster Dosierung auch für Säuglinge und in der Schwangerschaft und während der Stillzeit verwenden. Ein gutes Mittel gegen Blähungen bei Säuglingen ist auch das traditionelle Kümmelöl. Das ätherische Öl aus den Kümmelkörnern wird dazu mit einem hautverträglichen Trägeröl gemischt (nicht unverdünnt verwenden!) und auf den Bauch aufgetragen. Eine sanfte Massage von oben nach unten unterstützt den Austritt der Luft. Reizdarm (Reizcolon, Colon irritabile) Man ärgert sich ein Loch hinein, hat eine Stinkwut oder Schmetterlinge drin und trifft Entscheidungen aus ihm heraus viele Redensarten deuten an, dass der Bauch etwas mit dem Denken und Fühlen zu tun hat. Was die Weisheit der Sprache schon immer ahnte, findet in modernen Forschungen eine Bestätigung. Nahezu die Hälfte aller Menschen mit Magen-Darm-Beschwerden leiden unter einem so genannten Reizdarm. Damit wird eine Störung des Verdauungsmechanismus im Darm beschrieben. Organische Schäden wie zum Beispiel Entzündungen oder Krebs liegen dieser Erkrankung aber nicht zugrunde. Die Betroffenen leiden unter einer Kombination aus chronischen Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten (Durchfall und Verstopfung im Wechsel) und Blähungen. Die Beschwerden treten meist nach einer Mahlzeit oder in Verbindung mit Stress auf. Ein Reizdarm ist weder bösartig, ansteckend Seite 9 von 83

noch vererbbar. Die genauen Ursachen für die mitunter sehr schmerzhaften Beschwerden sind noch nicht erforscht. Es wird vermutet, dass psychische Prozesse die Krankheit beeinflussen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse legen zudem die Vermutung nahe, dass die Ursachen für den Reizdarm in einer gestörten Verbindung zwischen Kopfhirn und dem so genannten "Bauchhirn" zu suchen sind. Warnsignal des Körpers Die medizinische Forschung geht nun davon aus, dass bei Reizdarmpatienten dieser Filter- und Schutzmechanismus nicht mehr funktioniert. Auf diese Weise ist die Wahrnehmungsgrenze für negative Bauchgefühle herabgesetzt und die Schmerzempfindlichkeit des Darmes der Betroffenen krankhaft erhöht, so dass auch jede normale Bewegung des Darms als Schmerz wahrgenommen wird.. Dies führt dazu, dass auch normale Bewegungen des Darms als Schmerz wahrgenommen werden. Eine Ursache dieser Störungen im Schutzmechanismus scheint Stress zu sein. Anspannungen und Notsituationen wie Schmerzen oder Ängste werden in der Zentrale im Kopf registriert. Von dort werden spezialisierte Immunzellen im Darm aktiviert. Diese schütten Entzündungsstoffe aus, um die Nervenzellen im Darm zu sensibilisieren. An die Muskelzellen wird der Befehl gegeben, sich zusammen zu ziehen. Die Folge sind die typischen Reizdarmsymptome: Unwohlsein, Krämpfe oder Durchfälle. Medizinisches Wörterbuch: Reizdarm Das komplexe Nervensystem des Bauchhirns funktioniert zwar eigenständig, es ist aber zugleich mit dem Kopfhirn verbunden, mit dem es in ständigem Austausch steht. Nur im Ausnahmefall dringt diese Kommunikation in unser Bewusstsein durch, etwa wenn wir Übelkeit empfinden. Dabei sind es tatsächlich die mit Emotionen verbundenen Gehirnteiles, mit denen der Bauch in Verbindung steht. Es ist also etwas dran an den Redensarten, die ihn mit Gefühlen in Zusammenhang bringen. Zwischen dem Bauch und dem Bewusstsein gibt es Wechselwirkungen. Die Verdauungsorgane können unsere Stimmung beeinflussen, unterliegen aber auch ihrerseits Impulsen aus dem Kopf. Unangenehme Erlebnisse können sich auf den Magen schlagen, Empfindungen wie Ekel erzeugen Übelkeit und Brechreiz, Stress kann zu Durchfällen führen. Nicht alle dieser Wechselwirkungen sind bekannt. Gestörte Verbindung zwischen Kopf- und "Bauchhirn" Für viele Störungen von Magen und Darm wie Durchfälle, Blähungen, Verstopfung und andere Beschwerden lassen sich auch bei gründlichen Untersuchungen keine Ursachen finden. Man spricht dann von einem Reizmagen oder einem Reizdarm. Die Wurzeln dieser oft sehr hartnäckigen Probleme vermutet man in Fehlschaltungen oder störenden Einflüssen in dem komplexen System des Bauchhirns. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse legen die Vermutung nahe, dass die Ursachen für den Reizdarm in einer gestörten Verbindung zwischen Kopfhirn und dem sogenannten "Bauchhirn" zu suchen sind. Erfolgreiche Behandlungen sind oft äußerst schwierig, weil noch zu wenig über diese Mechanismen bekannt ist. Deutsche Reizdarmhilfe e.v. Mörikeweg 2 31303 Burgdorf Telefon: 05136 896106 Fax: 05136 873662 Bei einem Reizdarm sind keine Entzündungen des Darms feststellbar. Stress, Schmerzen oder Ängste als Ursache? Bei einem Reizdarmsyndrom liegt eine Störung des Verdauungsmechanismus im Darm vor. Ein Reizdarm ist aber weder bösartig, ansteckend noch vererbbar. Organische Schäden, Entzündungen oder Krebs lassen sich nicht feststellen. Die Betroffenen leiden unter einer Kombination aus chronischen Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten (Durchfall und Verstopfung im Wechsel) und Seite 10 von 83

Blähungen. Beschwerden treten meist nach einer Mahlzeit oder in Verbindung mit Stress auf. Die genauen Ursachen für diese mitunter sehr schmerzhaften Beschwerden sind noch nicht erforscht. Die Diagnose Reizdarm wird anhand der typischen Beschwerden und einfacher Laboruntersuchungen gestellt. Zusätzliche diagnostische Schritte wie eine Endoskopie oder Röntgen-Kontrast-Untersuchung des Dickdarms sollen eventuelle andere Ursachen für die Beschwerden ausschließen. Da bei einem Reizdarm keine organischen Ursachen festzumachen sind, werden vor allem die Krankheitssymptome behandelt. Sportliche Betätigung und Entspannungsübungen setzen die Empfindlichkeit für Darmregungen möglicherweise herab. Symptome wie Blähungen, Verstopfungen und Durchfall können mit einer Diät oder den entsprechenden Medikamenten behandelt werden. Eine spezielle Reizdarm-Diät gibt es aber nicht. Die Empfehlungen müssen immer individuell erfolgen. So reagieren Patienten uneinheitlich auf Ballaststoffe. Manche können ihren Stuhl damit regulieren, was man nutzen sollte. Andere nehmen jedoch zuviele Ballaststoffe zu sich und haben dadurch sogar noch stärker ausgeprägte Beschwerden. Darüber hinaus sollte der Ernährungsplan die individuell sehr unterschiedlichen Unverträglichkeiten berücksichtigen. So bekommen manche Patienten nach Kohlgemüse und blähenden Speisen Beschwerden. Vor allem muss reichlich Wasser (mindestens 2 Liter am Tag) getrunken werden. Außerdem sollten viele kleine Portionen gegessen werden. Alkohol und Nikotin sind zu vermeiden. Warnsignal des Körpers Für die meisten Personen werden die Störungen erträglicher, wenn sie wissen, dass keine ernsthafte Erkrankung dahinter steckt. Menschen, die Reizdarmbeschwerden haben, sollten unbedingt Entspannungsübungen in ihr tägliches Ritual einbauen. Diese kann man in Kursen erlernen. In besonders schweren Fällen kann auch eine Verhaltenstherapie sehr hilfreich sein. Stuhlinkontinenz (Darmschwäche) Mehr als vier Millionen Bundesbürger leiden darunter. Aber kaum einer wagt, darüber zu reden. Das Leiden wird vor Verwandten und Bekannten verschwiegen. Erst wenn es gar nicht mehr anders geht, wenden sich die Betroffenen an einen Arzt. Dabei ist der Weg zum Arzt dringend geraten, denn hinter der Darmschwäche können sich auch gefährliche Krankheiten wie Diabetes oder Darmkrebs verbergen. Medizinisches Wörterbuch: Darmschwäche (Stuhlinkontinenz) Darmschwäche oder auch Stuhlinkontinenz ist eine häufige Erkrankung. Die Betroffenen sind nicht in der Lage, den Stuhl willkürlich bzw. reflektorisch zurückzuhalten. Die Erkrankung wird nach ihrer Ausprägung in drei Stufen unterteilt: Teilinkontinenz 1.Grades: Stuhlschmieren bei Belastung oder Durchfall (Diarrhöe) Teilinkontinenz 2. Grades: unkontrollierter Abgang von Winden und dünnem Stuhl Totalinkontinenz: kompletter Verlust der Kontrolle über Stuhlgang und Winde Hinter den Symptomen können sich zahlreiche Grunderkrankungen verbergen. Falls eventuelle Beschwerden nicht schnell wieder abklingen, sollte deshalb in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Häufige Ursachen sind chronische Darmentzündungen (z.b. Morbus Crohn, Colitis), Durchfallerkrankungen, Erkrankungen im Bereich des Afters (durch vergrößerte Hämorrhoiden oder chronische Verstopfung), eine Beckenbodensenkung oder Verletzungen des Schließmuskels (Sphinkter). Eine Schädigung des Schließmuskelapparates kann z.b. durch eine vaginale Geburt mit Dammriss oder Verletzungen entstehen. Vor allem bei Kindern führen Pfählungsverletzungen (Übersteigen von spitzen Zäunen) zur Schädigung des Schließmuskels und nachfolgenden Inkontinenz - Beschwerden. Neurologische Störungen (z.b. Schlaganfall, Alzheimererkrankung oder multiple Sklerose) kommen weiter als Ursache infrage. Auch psychische Faktoren (z.b. Stress, Traumata oder der Rückfall in kleinkindliche Verhaltensweisen bei Kindern) können zu einer Stuhlinkontinenz führen. Darmschwäche ist nicht nur ein medizinisches Problem, sondern für den Betroffenen auch eine große seelische Belastung. Viele Patienten trauen sich lange nicht, sich einem Arzt anzuvertrauen. Aber bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie können die Beschwerden der Patienten gemildert oder sogar beseitigt werden. Auf diese Weise kann auch schweren Folgeerkrankungen wie einer chronischen Entzündung der Analhaut vorgebeugt werden. Seite 11 von 83

Spezialpraxis für Enddarmleiden Am Beginn der Diagnose der Stuhlinkontinenz wird der Facharzt eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte) erstellen. Beschwerdebeginn, Stuhlfrequenz, Stuhlbeschaffenheit, Umstände des unfreiwilligen Stuhlabgangs, aber auch vorhandene Erkrankungen, frühere Therapien, Operationen usw. werden dabei erfasst. Bei Frauen ist speziell eine Geburtenanamnese erforderlich. Daran schließt sich die Inspektion der Analregion durch Austasten (Palpation) mit dem Finger an. Bei dieser Untersuchung können z. B. Irritationen, entzündliche oder durch Geschwüre hervorgehobene (ulceröse) Veränderungen der Umgebung der Analhaut, Fissuren, Narben, Hämorrhoiden oder Fisteln festgestellt werden. In einer weiteren Untersuchung werden der Kneifdruck und die Schließkraft des Schließmuskels gemessen. Ergänzt werden diese Untersuchungen durch manometrische Verfahren, um z.b. den Füllungsdruck zu messen. Zusätzlich können radiologische Methoden wie das sogenannte Defäkogramm zur Anwendung kommen. Bei dieser Untersuchung wird ein bariumhaltiges Kontrastmittel in den Darm eingegeben und der Entleerungsvorgang mittels eines Durchleuchtungsgerätes bildlich erfasst. Die Therapiemöglichkeiten der Stuhlinkontinenz umfassen sowohl konservative als auch chirurgische Verfahren. Die konservative Therapie ist häufig unverzichtbarer Ausgangspunkt jeder Behandlung. Zu ihr zählen die medikamentöse Behandlung, physiotherapeutische Maßnahmen wie das Biofeedback- Training und Elektrostimulation (Schwellstoßtherapie, Impulstherapie) sowie das Verhaltenstraining. Medikamente beseitigen keine Inkontinenz. Sie können aber andere Therapiemaßnahmen unterstützen. Zum Einsatz kommen Quellstoffe für einen festeren (konsistenten) Stuhl, um so leichtere Formen der Stuhlinkontinenz zu mildern. Führt eine Übererregbarkeit des vegetativen Nervensystems nach der Nahrungsaufnahme zu ständigem Stuhldrang, können beruhigende Präparate zu einer Besserung führen. Medikamente, die die Bewegung des Darms hemmen, ermöglichen den Betroffenen eine größere Unabhängigkeit. Allerdings ist vor ständiger Einnahme dieser Präparate abzuraten, da dann die Wirksamkeit abnimmt. Das Biofeedback-Training ist eine Technik, bei der eine Information über einen normalerweise unbewussten, physiologischen Vorgang dem Patienten und Therapeuten zum Beispiel als sichtbares, hörbares oder tastbares Signal übermittelt wird. Mit dieser Rückmeldung (Feedback) kann beim Training des Beckenbodens der Übungsverlauf bewusst korrigiert und das Ergebnis verbessert werden. Bei der Elektrostimulation werden anatomisch geformte Elektroden in den After (Rektalelektrode) eingeführt. Stromimpulse in einer bestimmten Stärke und Frequenz stimulieren dann die Beckenbodenmuskulatur und den Schließmuskel. Einfach zu handhabende Heimgeräte ermöglichen die diskrete Behandlung der Beschwerden. Wird regelmäßig trainiert, liegt die Erfolgsrate bei etwa 70%. Im Laufe eines Verhaltenstrainings werden das Verhalten des Patienten und die Bedingungen, die die Stuhlinkontinenz mit hervorgerufen oder begünstigt haben, analysiert und korrigiert. So führt schon ein besseres Stuhlgangverhalten des Patienten, z.b. eine regelmäßige Stuhlentleerung zu festgesetzten Zeiten, nicht selten zu einer Besserung der Inkontinenz. Durch eine Umstellung der Ernährung auf eine ausgewogene ballastreiche Kost können die Beschwerden ebenso positiv beeinflusst werden. Schließmuskel-Elektroden werden eingeführt Schließmuskel-Schrittmacher gegen Stuhlinkontinenz Bei Menschen, die unter Stuhlinkontinenz leiden, schließt der Darm nicht mehr verlässlich. Liegt die Ursache darin, dass die Betroffenen ihren Schließmuskel nicht mehr bewusst steuern können, bietet sich seit einiger Zeit ein Verfahren zur Therapie an: Seite 12 von 83

Mit einem Schrittmacher können Chirurgen erreichen, dass die Steuerung des Schließmuskels wieder funktioniert. Dazu setzen sie eine Form der Elektrostimulation ein, die vergleichbar ist mit einer Technologie, die in Form von Herzschrittmachern ihre Anwendung gefunden hat. Durch eine Stimulation der Nerven, die den Schließmuskel steuern, werden noch funktionierende Reserven des Organs aktiviert und genutzt. Stromimpulse regen an Diese so genannten Sakralnerven liegen am unteren Ende der Wirbelsäule hinter Kreuzbein und Steißbein. Über eingeführte Elektroden werden Stromimpulse an sie gegeben. Diese Anregung führt dazu, dass die Nerven den Schließmuskel aktivieren. In einer ersten Phase wird allerdings erst getestet, ob der Patient durch dieses Verfahren tatsächlich Besserung zu erwarten hat. Die Elektroden verbleiben dazu im Körper und werden an einen Impulsgeber, ein Gerät, das der Patient außen am Körper trägt, angeschlossen. Von diesem Gerät erhält der Schließmuskelnerv nun für eine längere Testphase von zwei bis drei Wochen seine Impulse. Mit ihr soll geprüft werden, ob die Stimulation der Nerven nicht nur dazu führt, dass der Muskel sich zusammenzieht, sondern ob es auch zu einer symptomatischen Verbesserung beim Patienten führt. Erst wenn nach einer Phase der Probestimulation ein klinischer Erfolg zu sehen ist, wird ein permanentes System implantiert. System kann dauerhaft implantiert werden Zum Einsetzen des dauerhaften Systems nach erfolgreichem Test ist dann eine zweite Operation notwendig. Der Schließmuskel-Schrittmacher wird je nach Situation des Patienten vorn am Bauch oder hinten oberhalb des Gesäßes eingepflanzt. Er sendet pausenlos Signale an den Schließmuskel, so dass der Darm verschlossen bleibt. Nur beim Gang zur Toilette muss das Gerät natürlich ausgeschaltet werden. Eine internationale Studie ergab, dass 60 Prozent der so Behandelten wieder völlig kontinent werden. Bei weiteren 25 Prozent tritt eine deutliche Besserung ein. Darmverstopfung Ewig verstopft - ist der Darm kaputt? Was tun, wenn nichts mehr geht? Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nicht von einer plötzlich auftretenden Verstopfung betroffen war. Viele greifen dann zu Hausmittelchen oder abführenden Präparaten aus der Apotheke. Doch diese Unterstützung bekommt dem Darm nur, wenn sie die Ausnahme bleibt. Für immer mehr Menschen wird sie jedoch zur Regel. Etwa 10 Millionen Erwachsene und viele Kinder leiden mittlerweile unter ständigen Verdauungsproblemen. Die Dunkelziffer ist hoch, denn viele Betroffene scheuen den Arztbesuch und greifen zur Selbstbehandlung. Mit zunehmendem Alter eskaliert das Problem: Die über 60-jährigen verbrauchen mehr Abführmittel als alle anderen Altersgruppen zusammen. Chronische Verstopfung ist keine Bagatelle, besonders wenn sie mit Blutungen einher geht. Denn dieses Signal kann auf einen extrem gefährlichen Darmkrebs hinweisen. Jedes Jahr wird bei 50.000 bis 60.000 Deutschen diese Form des Krebses diagnostiziert. 2.500 bis 5.000 dieser Fälle sind auf erbliche Veranlagung zurück zu führen. 30.000 Betroffene sterben an der Erkrankung, auch weil die Bedrohung in vielen Fällen zu spät erkannt wird. Nur 16 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen nehmen die kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen wahr. Eine aktive Darmtätigkeit ist nicht nur eine Frage des Wohlbefindens, sie schützt auch vor gefährlichen Folgeerkrankungen. Medizinisches Wörterbuch: Verstopfung (Obstipation) Die Häufigkeit des Stuhlganges bei gesunden Menschen liegt zwischen dreimal die Woche und dreimal am Tag. Mit dem Begriff "Verstopfung" (Obstipation) wird das verlängerte Verweilen des Stuhles (Fäzes) im Darm (Kolon) mit seltener, verminderter und meist schwieriger Entleerung bezeichnet. Wichtiges Symptom ist der aufgetriebene, schmerzende Bauch. Seite 13 von 83

Leinsamen: bewährtes Mittel bei Verstopfungen Zur akuten Verstopfung kommt es häufig durch Ernährungsumstellung bei längeren Reisen oder durch Bettlägerigkeit. Zu den weiteren Ursachen gehören Darmverschluss (Ileus) durch Tumoren oder Verwachsungen (Stenosen), Darmausstülpungen (Divertikel), Medikamente (z. B. einige Husten- und Schmerzmittel, Eisenpräparate), hormonelle Veränderungen (bei Frauen in der zweiten Hälfte des Monatszyklus), Analfissuren (kleine Hautrisse am After) und Hämmorhoiden. Für die chronische Verstopfung sind ferner häufig eine ballast-stoffarme Ernährung, Störungen des Nervensystems oder der Darmmuskulatur, Medikamente und Hormone verantwortlich. Schließlich kann die Entleerung des Enddarmes gestört sein. Bei Frauen kommt es dazu beispielsweise durch eine sog. Rektozele. Das ist eine Vorwölbung des Enddarmes in die Scheide, die so groß ist, dass erhebliche Mengen Stuhl hineinpassen. Die Entleerung ist nur durch starken Pressdruck und nur unvollständig möglich. Der Arztbesuch ist angeraten, wenn sich das Problem nicht kurzfristig (ein bis zwei Tage) von selbst löst oder aber die Ursachen im Verborgenen bleiben. Wenn Blut im Stuhl ist, muss umgehend der Arzt konsultiert werden: Tumorverdacht! Ein wichtiger Pfeiler ist die Änderung der Ernährungsgewohnheiten und die nicht immer einfache Umstellung auf ballastreiche Kost. Mindestens 30 Gramm pro Tag sollten konsumiert werden. Auch die Darmmassage - etwa nach dem System von Dr. F. X. Mayr - hat sich bewährt, zumal viele Übungen auch daheim durchgeführt werden können. Dabei werden Spannung, Bewegungsfunktionen und Zirkulationsverhältnisse der Bauchorgane funktionsfördernd beeinflusst. Die Methode greift an festgelegten Punkten des Dickdarms an und orientiert sich im Tempo am Rhythmus der Atmung. Die Massage regt die Beweglichkeit des Darmes an und löst in vielen Fällen Verstopfungsneigung und Blähbauch. Eine einfache Übung: Im rechten Unterbauch beginnend, feste kreisende Bewegungen im Uhrzeigersinn über den gesamten Bauch ausführen; morgens vor dem Aufstehen 5 Min. lang; nicht kraftvoll kneten, nur geringen Druck ausüben. Generell gilt: Sport und Gymnastik fördern die Darmtätigkeit; sie sind das "Medikament" der ersten Wahl! Stress und psychische Belastung können nicht nur auf den Magen, sondern auch auf den Darm schlagen. Wer diese Faktoren mit seinem "Problem" in Zusammenhang bringen kann, der sollte es einmal mit verschiedenen Entspannungstechniken (autogenes Training, Yoga) versuchen. Mit Abführmitteln (Laxantien) gegen chronische Verstopfung vorzugehen, kann schnell in einen Teufelskreis führen. Durch den Dauerkonsum diverser Abführmittel kommt es zum Kaliummangel sowie zu Schäden am Nervengeflecht der Darminnenwand mit verringerter Ansprechbarkeit auf Dehnungsreize. Die Verstopfung eskaliert weiter und kann nur durch noch höhere Laxantiengaben gelöst werden. Irgendwann bricht das System dann funktionsuntüchtig zusammen. Aus dem Dilemma führt eine professionelle Darmsanierung. Abführmittel gibt es in unterschiedlichen Formen Im Test: Abführmittel Seite 14 von 83

Abführmittel gibt es viele. Die meisten unterliegen keiner Verschreibungspflicht sind zum Teil sogar von der Apothekenpflicht ausgenommen. Werden sie nur selten bei Verstopfungen verwendet, ist ihre Einnahme meist kein Problem. Werden Abführmittel jedoch dauerhaft eingenommen, entweder weil man dauerhaft verstopft ist oder sich zu wenig bewegt oder falsch ernährt, dann wird der Darm träge und die Wirkung der Abführmittel lässt nach. Eine Erhöhung der Dosierung ist dann notwendig mit höheren Nebenwirkungen. Nicht für den Dauergebrauch geeignet sind z.b. synthetische Abführmittel wie Dulcolax oder Laxoberal. Sie sollten so dosiert werden, dass nicht Durchfall sondern ein normaler Stuhlgang das Ergebnis ist. Üblicherweise sagt man ja, was aus der Natur kommt ist mild und gut verträglich das trifft auf Abführmittel nicht zu. Pflanzliche Abführmittel gehören zu den am stärksten wirksamen überhaupt die sind nur für kurze Anwendungen in größeren Abständen geeignet. Vorsicht vor den scheinbar harmlosen pflanzlichen Abführmitteln wie Tees aus Sennesfrüchten, Sennesblättern oder Rhabarberwurzeln. Sie reizen den Darm und können zum Verlust wichtiger Mineralien führen. Also: nicht viel hilft viel, sondern genau dosieren. Für den Dauergebrauch geeignet sind ballaststoffhaltige Abführmittel wie Flohsamen oder Leinsamen. Etwa zwei Esslöffel Leinsamen in den Joghurt oder ins Essen mischen. Dazu viel trinken, denn die Samen sollen im Magen-Darmtrakt quellen. Der entstehende Druck auf die Darmwand erzeugt den gewünschten Abführreiz. Bei Problemen mit dem Stuhlgang sollte man es zuerst mit diesen Mitteln versuchen. Es gibt auch unbedenkliche Hausmittel: Viel Apfelsaft zum Beispiel: Kalt getrunken soll er besonders wirksam sein. Auch ein Schälchen Backpflaumen oder andere Trockenfrüchte können dem Darm auf die Sprünge helfen. Auch Backpflaumen dienen als Abführmittel Milde Abführmittel wirken, indem sie im Darm aufquellen und dadurch den Entleerungsreflex auslösen. Gesundheitssport kann wiederum die Darmtätigkeit anregen. Friedemann Schmidt: Mein Tipp - Abführmittel aus der Apotheke Tipp eines Insiders Bekannt sind der Leinsamen und die Flohsamenschalen. Etwas stärker wirken Mittel, die Wasser im Darm binden und dadurch das Stuhlvolumen erhöhen. Hierzu gehören Glauber- und Bittersalz sowie zuckerartige Stoffe wie Sorbitol, Mannitol und Lactulose. Sorbitol und Mannitol werden auch als Zuckeraustauschstoffe z. B. in zuckerfreien Bonbons verwendet, die darum in großen Mengen abführend wirken. Viele wirksame Abführmittel werden aus Arzneipflanzen gewonnen. Das bekannte Rizinusöl hilft gut und zuverlässig, wird aber kaum mehr verwendet. Auch Sennesblätter, Rhabarberwurzel und Faulbaumrinde sind sehr wirksam. Allerdings haben sie bei länger dauerndem Gebrauch erhebliche Nebenwirkungen. Seite 15 von 83

Bisacodyl und Natriumpicosulfat sind chemische Arzneimittel, die im Körper den eigentlichen Wirkstoff Diphenol freisetzen. Sie sind weit verbreitet, gut dosierbar und bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sicher und empfehlenswert. Ihre Wirkung setzt nach sechs bis zehn Stunden ein, wenn man sie als Dragees einnimmt. Mein persönlicher Tipp bei akuter Darmträgheit sind ein oder zwei große Gläser kühlschrankkalter Apfelschorle. Wenn man diese schnell austrinkt, tritt die Wirkung nach ganz kurzer Zeit ein. Darmverschluss (Ileus) Der Darm ist ein fleißiges Organ. Er verwertet im Leben eines Menschen etwa 30 Tonnen Nahrung. In Folge unterschiedlichster Störungen kann dabei aber auch einmal ein Stau auftreten. Eine solche Blockade wird als Darmverschluss (Ileus) bezeichnet und ist lebensgefährlich. Wie kommt es zum Verschluss? Ein Darmverschluss entsteht, wenn ein Hindernis wie z. B. ein verirrter Gallenstein oder ein Tumor den Transport des Darminhaltes mechanisch blockiert oder aber wenn Darmgewebe gelähmt wird und darum die notwendige Transportleistung nicht mehr erbringen kann. Operation eines Darmverschlusses Das kann im Gefolge von Entzündungen auch der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase geschehen. In beiden Fällen kann sich dies zunächst durch Völlegefühl, starke Blähungen und krampfartige Bauchschmerzen bemerkbar machen. Schon Stunden später entsteht daraus ein lebensbedrohlicher Notfall für den gesamten Organismus. Der Stau im Darm führt zu einer Austrocknung und Vergiftung des Körpers. Der Wasserhaushalt ist gestört, Flüssigkeit sammelt sich im Darm zusammen mit Blutsalzen. Bakterien machen sich breit und erzeugen Gifte. Die Abwehrfunktion, die der Darm sonst übernimmt, bricht zusammen. Endoskopie des Darms Röntgen, Ultraschall und Endoskopie Im Verdachtsfall können dem Arzt bereits veränderte Darmgeräusche einen Hinweis auf einen Ileus bieten. Durch Röntgen, Ultraschall, Tomographie oder eine Endoskopie sowie labormedizinische Untersuchungen kann Klarheit gewonnen werden, ob ein Darmverschluss vorliegt und was dessen Ursache ist. Davon hängt ab, wie die gefährliche Blockade im Verdauungstrakt beseitigt werden kann. Oft ist dazu eine sofortige Operation notwendig, auch das Legen eines künstlichen Darmausgangs kann erforderlich werden. Das muss jedoch keine bleibenden Folgen nach sich ziehen. Sofern allerdings eine Erkrankung wie Darmkrebs der Auslöser war, schließen sich oft weitere Therapien an. Nahrungsmittelunverträglichkeiten Seite 16 von 83

Nicht das Immunsystem streikt, sondern der Körper Hinter oftmals sehr belastenden Verdauungsstörungen können auch Unverträglichkeiten bestimmter Nahrungsbestandteile stecken. Sie sind nicht zu verwechseln mit Allergien. Bei einer Allergie kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems gegen bestimmte Stoffe. Bei Unverträglichkeiten ist das Immunsystem nicht beteiligt, der Körper kann nur bestimmte Substanzen nicht so verwerten wie bei gesunden Personen. Die häufigsten Unverträglichkeiten richten sich gegen einen Getreidebestandteil oder bestimmte Zuckerarten. Zöliakie oder Sprue Viele Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel und Grünkern enthalten das Klebereiweiß Gluten. Eine Unverträglichkeit löst eine schwerwiegende Krankheit Zöliakie (Erkrankung bei Kindern) oder auch Sprue (Erkrankung bei Erwachsenen), aus. Das führt zur krankhaften Veränderung der Darmschleimhaut. In beiden Fällen wird dieses Eiweiß nicht vertragen. Wird trotzdem Gluten verzehrt, schädigt das die Darmschleimhaut, wodurch die Aufnahme von Nährstoffen und Vitaminen erschwert wird. Normalerweise wird im Dünndarm die Nahrung in ihre Bestandteile gespalten. Nur so werden lebenswichtige Inhaltsstoffe vom Körper aufgenommen. Um das optimal zu gewährleisten ist der Darm mit unzähligen Fältchen (Zotten) ausgekleidet, was zu einer enormen Oberflächenvergrößerung führt Bei einer Zöliakie werden diese Zotten zerstört. Die Oberfläche des Dünndarms verringert sich so sehr, dass nicht mehr genügend Nahrungsbestandteile vom Körper aufgenommen werden. Symptome Oft wird die Diagnose erst Jahre nach dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen gestellt. Unspezifische Anzeichen, wie Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Verstopfungen sind klassische Symptome. Die meist länger bestehende schlechte Verwertung von wichtigen Nährstoffen kann außerdem zu Gewichtsabnahme, Blutarmut, Eisenmangel, Knochenschmerzen, allgemeiner Müdigkeit aber auch zu Appetitlosigkeit oder ständigem Hunger führen. Eine Sprue kann auch ohne jegliche Symptome einhergehen. Bleibt die Krankheit unentdeckt und unbehandelt, besteht zudem ein erhöhtes Krebsrisiko. Auf Gluten verzichten! Bei Zöliakie gibt es nur einen Weg, den Darm wieder zu regenerieren: der völlige Verzicht auf Produkte, die das Gluten enthalten. Glutenfreie Lebensmittel sind mit dem Symbol der durchgestrichenen Gerste gekennzeichnet und im Fachhandel erhältlich. Informationen über diese Produkte erhält man im Reformhaus, im Naturkostladen und von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft. Die Zöliakie ist nach dem bisherigen Stand der Forschung erblich bedingt Seite 17 von 83

Mögliche Beschwerden sind dauerhafte Durchfälle, Blähungen und Übelkeit. Es kommt zu Gewichtsverlust oder bei Kindern zu Wachstumsstörungen. Zöliakie ist wahrscheinlich erblich bedingt und kann durch eine Gewebeprobe nachgewiesen werden. Einzig mögliche Behandlung ist eine glutenfreie Diät, bei der auf zahlreiche Getreide verzichtet werden muss. Das betrifft nicht nur Brot und Nudeln, sondern auch Panaden und versteckte Getreideanteile in Fertigprodukten. Unbedenklich ist der Verzehr von Reis, Mais, Hirse und Kartoffeln. Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.v. Filderhauptstr. 61 70599 Stuttgart Telefon: 0711 459981-0 Fax: 0711 459981-50 Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption Um Milchzucker (Laktose) verdauen zu können, benötigt der Körper das Enzym Laktase. Sehr vielen Erwachsenen fehlt dieses Enzym, so dass sie keine Milch vertragen können. Der Milchzucker wird dann im Darm von Bakterien vergoren, was zu Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen führen kann. Laktoseintoleranz ist nicht zu verwechseln mit der sehr viel selteneren Milchallergie, bei der Milcheiweiß nicht vertragen wird. Behoben werden kann Laktoseintoleranz nicht. Betroffene sollten Milch und Milchprodukte weitgehend meiden bzw. auf Sauermilchprodukte wie Dickmilch oder Kefir ausweichen, die oft sehr viel besser vertragen werden. Das Problem ist allerdings, dass Milchzucker von der Lebensmittelindustrie sehr vielen Produkten (z.b. Würstchen, Gebäck) zugesetzt wird, von denen man das nicht vermuten würde. Daher müssen die Zutatenlisten von Lebensmitteln geprüft und gezielt laktosefreie Produkte gesucht werden. Eine andere Möglichkeit ist es, das fehlende Enzym Laktase in Tablettenform einzunehmen und so den Mangel auszugleichen. Wer den Fruchtzucker nicht verträgt, kann Krämpfe oder Durchfall bekommen Fruktosemalabsorption Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich eine Unverträglichkeit gegenüber Fruchtzucker (Fruktose), die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Grund ist eine verlangsamte Aufnahme von Fruchtzucker im Darm. Abhängig von deren Geschwindigkeit werden kleinere Mengen von Fruchtzucker noch vertragen. Nehmen Betroffene jedoch viel Obst, Saft oder süße Speisen zu sich, dann treten Blähungen und Völlegefühl, mitunter auch krampfartige Bauchschmerzen oder Durchfall auf. Abhilfe kann nur eine fruktosearme Diät schaffen, deren Strenge sich nach dem Grad der Unverträglichkeit richtet. Gemieden werden müssen dann nicht nur Früchte und Säfte, sondern auch normaler Haushaltszucker, der zum Teil aus Fruktose besteht. Analekzem, Analfissur und Analfistel Das Analekzem ist eine chronische Erkrankung der Haut im Afterbereich. Es kann als eine Begleiterscheinung einer anderen Krankheit (vergrößerte Hämorrhoiden, Fisteln, Analfissuren, häufiger Stuhlgang), bei häufigem Schwitzen oder bei ungenügender oder übertriebener Analhygiene auftreten. Dabei finden sich verschiedene Erscheinungsformen wie Rötung, Bläschen oder Knötchen. Ein länglicher Riss im Analkanal ist eine Analfissur. Die Folgen sind starke Schmerzen beim Stuhlgang, Verstopfung und Blutauflagerungen. Der After ist verkrampft, der Stuhl ist nur bleistiftdick ist. Analfisteln sind eitrige Gänge in der Aftergegend. Sie entleeren sich in den Darm oder zur Haut hin mit eitrigem Sekret. Sie sind zwar nicht gefährlich und schmerzen nicht, beeinträchtigen aber durch ihr ständiges Nässen die Lebensqualität. Seite 18 von 83

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) Diese betreffen inzwischen 300.000 Menschen in Deutschland. Seit etwa 20 Jahren nimmt ihre Zahl zu. Die Gründe dafür liegen ebenso im Dunkeln wie die Ursachen dieser Erkrankungen. Klar ist nur, dass dabei Fehlsteuerungen des Immunsystems eine Rolle spielen. Früher gab es in Europa ein starkes Nord-Süd-Gefälle in der Häufigkeit der CED. Es ebnet sich zunehmend ein, was darauf hindeuten könnte, dass die Lebensweise in entwickelten Ländern ein wesentlicher Faktor sein könnte. Es gibt verschiedene Arten der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die beiden häufigsten sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Letztere befällt den Enddarm und mehr oder weniger große Teile des Dickdarms. Dort bilden sich Geschwüre, die leicht bluten. Häufige blutige Durchfälle sind daher ein Symptom. Es kommt zu kolikartigen Bauchschmerzen, die von Fieber begleitet sein können. Heftige Bauchschmerzen und anhaltende Durchfälle - das sind die typischen Beschwerden, die durch Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verursacht werden. Beide Krankheiten ähneln einander stark und sind gekennzeichnet durch chronische Entzündungen des Darms, die in Schüben auftreten. Während Colitis ulcerosa den Enddarm und Teile das Dickdarms durchgehend befällt, tritt Morbus Crohn auch im Dünndarm auf und bildet fleckenhafte Entzündungsherde. Deren Vernarbungen können zu Darmverengungen, Abszessen und Fisteln führen. Das kann wiederholte Operationen notwendig machen. Auch bei Colitis ulcerosa müssen in schweren Fällen Teile des Darms entfernt werden. Zudem gehen beide Krankheiten mit einem erhöhten Krebsrisiko einher. Die Ursachen der chronischen Darmentzündungen liegen im Dunklen. Es sind einige genetische Faktoren bekannt, die das Erkrankungsrisiko erhöhen, sicher ist aber auch, dass erst weitere Faktoren der modernen Lebens- und Ernährungsweise zu einem Ausbruch der jeweiligen Krankheit führen. Sie zu identifizieren ist Gegenstand intensiver Forschungen, die neue Wege der Therapie ermöglichen sollen. Morbus Crohn Morbus Crohn macht sich durch Durchfall bemerkbar, der aber meist nicht blutig ist. Daneben treten Schmerzen im rechten Unterbauch auf. Nicht selten leiden Betroffene lange Zeit unter solchen Beschwerden, ehe es zur Diagnose einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung kommt. Diese chronische Entzündung kann den gesamten Verdauungstrakt befallen. Meist sind aber verschiedene nicht zusammenhängende Stellen betroffen. Am häufigsten tritt Morbus Crohn am Ende des Dünndarms auf. Das Krankheitsbild ist vor allem durch mehr oder weniger heftige Bauchschmerzen charakterisiert. Häufig treten dabei Übelkeit, Erbrechen und Fieber auf. Der Stuhlgang ist flüssig und kann Blut enthalten. Eine Darmspiegelung zeigt: der Patient leidet an Morbus Crohn. Meist sind verschiedene nicht zusammenhängende Stellen betroffen. Die Entzündungen zerstören die Darmschleimhaut und dringen in tiefere Darmwandschichten vor. Dort verursachen sie tiefe Darmwandzerstörungen, was durch Vernarbung zu Darmverengungen bis hin zum Darmverschluss führen kann.. Über sie können Verbindungsgänge zwischen Darmabschnitten (so genannte Fisteln) entstehen aber auch Gänge zwischen Darm und Harnblase oder Darm und Haut. So gelangen Kot und Eiter etwa in die Blase. Am häufigsten tritt Morbus Crohn am Ende des Dünndarms auf. Die Folge sind heftige Bauchschmerzen, hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen. Der Stuhlgang ist flüssig und kann Blut enthalten. Morbus Crohn: Neue Therapie gegen Darmentzündung Seite 19 von 83

Immer wieder Durchfälle und unerträgliche Schmerzen im Darm - darunter leiden Patienten mit Morbus Crohn. Etwa 300.000 Deutsche leben mit dieser chronischen Erkrankung. Die Ursache ist nicht geklärt: Entzündungen treten in Schüben auf und werden von krampfartigen Schmerzen und Durchfällen begleitet. Eine neue Generation von Medikamenten bedeutet Hoffnung für viele Patienten. Arzneimittel aus biologischen Stoffen - sogenannte Biologika - werden jetzt auch bei Morbus Crohn eingesetzt. Neben dem Medikament Infliximab gibt es einen neuen, in einem komplizierten gentechnischen Verfahren hergestellten Wirkstoff. Er besteht aus rein menschlichem Eiweiß, enthält also keine tierischen Stoffe: Adalimumab. Er kann vom Patienten selbst mit einem Pen gespritzt werden. Der Behandlungserfolg stellt sich schnell ein: Die Entzündungen in Teilen des Dickdarms oder des Dünndarms gehen zurück. Schmerzen und Durchfälle werden bei den meisten Patienten weniger, wie Studien ergaben. Herkömmliche Medikamente wie immunhemmende Mittel und Kortison helfen zwar in den akuten Phasen, können aber viele Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Osteoporose, auslösen. Das neue Medikament kann Morbus Crohn nicht heilen, aber es hilft den Patienten, die auf die herkömmlichen Medikamente nicht ansprechen oder sie nicht vertragen, ein weitgehend normales Leben zu führen. Colitis ulcerosa Die Colitis ulcerosa ist auf den Dickdarm begrenzt. Beginnend im untersten Abschnitt kann sie sich über den gesamten Dickdarm ausbreiten. Die Entzündung befällt die oberste Schleimhautschicht. Es kommt zu blutig-schleimigen, manchmal auch eitrigen Durchfällen mit Bauchschmerzen. Das Risiko für Darmkrebs ist bei Colitis ulcerosa erhöht. Verlauf und Ursache Charakteristisch bei beiden Erkrankungen ist ein schubweiser Verlauf mit abwechselnden akuten Phasen und Zeiten, in denen keine oder nur wenige Beschwerden auftreten. Oft beginnt die Krankheit zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr und bleibt für den Rest des Lebens bestehen. Beide chronische Darmleiden entwickeln sich nur langsam und bleiben häufig unerkannt. Die Ursachen sind bisher ungeklärt. Ihre weltweite Zunahme in den letzten Jahren wird mit den stark verbesserten hygienischen Bedingungen in Zusammenhang gebracht. Man nimmt an, dass das Immunsystem nicht mehr lernt, eigen und fremd zu unterscheiden und deshalb eigene Zellen (Darmzellen) angreift. Aber auch genetische Faktoren und Stress scheinen eine gewisse Rolle zu spielen. Besonders junge Leute betroffen Beiden Krankheiten gemein ist, dass sie meist bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen beginnen und in Schüben verlaufen. Viele Patienten erleben zwischen Phasen der Krankheit längere relativ beschwerdefreie Zeiten. Die chronische Entzündung bleibt jedoch ein lebenslanger Begleiter und erhöht dabei auch das Krebsrisiko. Unter einer kausalen Therapie versteht man eine Behandlung, die das Übel an der Wurzel packt. Das ist nur dann möglich, wenn diese Wurzel auch bekannt ist. Das ist bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn bislang nicht der Fall, man vermutet ein Zusammenspiel von erblichen, infektiösen und auch psychischen Faktoren. Medikamente helfen Die Therapie konzentriert sich vor allem auf die Linderung der Symptome, auf die Eindämmung der Entzündung und die Wiederherstellung der Verdauungsleistung. Als Ausweg bleiben den meisten Betroffenen nur Medikamente (z.b. Kortison). Sie sollen das gestörte Immunsystem unterstützen. Hilfe für Betroffene gibt die Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung. Seite 20 von 83