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Transkript:

DIE WALZ WILLKOMMEN AUF WANDERSCHAFT Noch immer findet man in Deutschland eine Tradition, die seit Hunderten von Jahren existiert: die Walz. Gesellen aus handwerklichen Berufen reisen mit ihren traditionellen Anzügen und einem kleinen Gepäckstück durch das Land und sammeln erste Berufserfahrungen in verschiedenen Betrieben. Drei Jahre und einen Tag dauert die Walz, so will es die Tradition schon seit dem Mittelalter. Dabei dürfen die Gesellen ihrem Heimatort nicht näher als 60 Kilometer kommen. Björn Reimann ist Zimmerergeselle auf Wanderschaft. Er arbeitet im Holzbau-Unternehmen Kappler, möchte aber bald schon weiterziehen. MANUSKRIPT ZUM VIDEO Zwei Schmiede auf dem Weg ins Abenteuer: Sie wollen auf Tippelei gehen, so heißt die Walz der Gesellen. Alle Gesellen, die gerade in der Gegend sind, sind extra nach Erfurt gekommen, um die beiden zu verabschieden, ein Ritual über achthundert Jahre alt. GESELLE: Dankeschön! Möcht' dich bitten, trink aber mal zwei, drei Schlücke, ne? Geduscht hast du noch nicht heute, ne? Trink mal zwei Schluck, drei Schluck! So, willkommen auf Wanderschaft, Kamerad! Fast dreihundert Kilometer entfernt in Gackenbach in Rheinland-Pfalz: Wandergeselle Björn Reimann arbeitet hier seit einigen Wochen beim Holzbau-Unternehmen Kappler. Der Chef zeigt ihm die Arbeit an einer modernen Fräsmaschine. Der Familienbetrieb hat mit seinen dreißig Mitarbeitern einen Jahresumsatz von über vier Millionen Euro der bislang größte Arbeitgeber für den Zimmerergesellen, dabei ist er schon über ein Jahr unterwegs. BJÖRN REIMAN (Zimmerergeselle): Ich war vorher in vielen Kleinbetrieben und da wurd' das alles mit Handarbeit gemacht und das find' ich eigentlich auch ganz cool, aber 's ist trotzdem interessant, das mal zu sehen, wie das läuft. Seite 1 von 6

Durch die Walz kann der Geselle auch nach seiner Ausbildung noch weiterlernen. Er ist immer gut zu erkennen durch seine Kluft. Der Schlips heißt Ehrbarkeit und ist Pflicht, ebenso wie der Ohrring. Firmenchef Kappler erinnert sich noch gut an die Ankunft seines Wandergesellen. HOLGER KAPPLER (Holzbau-Unternehmer): Ich war grad im Büro am Arbeiten, standen zwei Zimmerer vorne bei uns vorm Büro und haben gefragt, ob wir Arbeit haben. Und dann, ja, dann haben wir uns kurz unterhalten, so die Rahmenbedingungen geklärt, wie lang die im Betrieb bleiben möchten, und da hat der Björn erst einmal vorgegeben, so in etwa vier Wochen, vielleicht auch länger. Und da wir im Moment auch sehr gut zu tun haben, war ich natürlich auch nicht böse und hab' dann den Björn eingestellt. Sein Reisegefährte zog weiter, wollte lieber in einen kleinen Betrieb. Mittagspause mit den Kollegen: Im Team hat sich Björn Reimann schnell eingelebt. MITARBEITER: Ich denke mal, es ist schade, wenn er geht. MITARBEITER: Na, wir hätten ihn doch mit Sicherheit behalten, gell? Wenn du nicht auf der Durchreise wärst HOLGER KAPPLER: Na, noch bleibt er, noch können wir ihn anfüttern. Der Wandergeselle hat andere Pläne. BJÖRN REIMANN: Ich hab' jetzt noch zwei Jahre, in denen ich einfach so dann in den Tag reinleben darf, und das genieße ich auch erstmal. Aber irgendwann bestimmt Meister oder Ingenieur, einfach weiterbilden, aber auch noch ein bisschen Zeit lassen, das ist auch schön, wenn man die nehmen kann. Seite 2 von 6

Wandergesellen erhalten Tariflohn und sind sozialversichert. Sie müssen ledig und kinderlos sein, dürfen keine Schulden haben. Unterwegs schlafen sie wie früher beim Meister in einfachen Zimmern oder auch draußen. BJÖRN REIMANN: Das passiert öfter, dass man nix zum Schlafen findet. Manchmal will man's auch einfach. Das heißt, ich lauf' so lange, bis ich keinen Bock mehr habe, und dann leg' ich mich irgendwie in den Wald oder so. Das ist auch ein Teil der Freiheit. In Erfurt bringen die Gesellen die Neuen aus der Stadt. Ihr Reisegepäck ist eng geschnürt in den sogenannten Charlottenburgern. Mehr besitzen sie nicht. Selbst Handys sind nicht erlaubt. SÄNGER: Die Hälfte meiner jungen Jahre, die brachte ich bei den Fremden zu, ach kann ich's nimmer mehr ertragen, was jung.... Drei Jahre und einen Tag sind sie nun unterwegs verstreut in alle Himmelsrichtungen. Nach Hause dürfen sie nicht und umdrehen dürfen sie sich jetzt auch nicht mehr. Seite 3 von 6

GLOSSAR Walz, die traditionell: die Zeit, in der Gesellen reisen, um erste Erfahrungen in ihrem Beruf zu sammeln Wanderschaft, die eine Reise zu Fuß; hier: die Walz Tradition, die Handlungen und Gewohnheiten, die es schon lange gibt und die die Kultur und Geschichte einer Gruppe präsentieren Geselle/Gesellin, der/die jemand, der in seiner Ausbildung in einem handwerklichen Beruf die Gesellenprüfung bestanden hat (vor der Gesellenprüfung ist man Lehrling) handwerkliche Beruf, der Beruf, in dem man meist mit den Händen arbeitet und mit Werkzeugen etwas herstellt (z.b. der Zimmerer, der Schmied) Mittelalter, das eine Epoche der europäischen Geschichte (um 500 bis 1500 n. Chr. Christus) Zimmerer/Zimmerin, der/die jemand, der in seinem handwerklichen Beruf vor allem aus Holz Teile eines Gebäudes baut (z.b. das Dach, die Treppen, den Fußboden) Holzbau-Unternehmen, das ein Betrieb, in dem aus Holz Materialien für den Bau hergestellt werden weiterziehen hier: während einer Reise von einem Ort weggehen, um zum nächsten zu gehen Schmied/in, der/die jemand, der in seinem handwerklichen Beruf Metall verarbeitet; Metallbauer Tippelei, die die Walz der Gesellen extra hier: nur aus diesem Grund Ritual, das etwas, das man aus Tradition immer wieder tut Seite 4 von 6

Kamerad/in, der/die der/die Kollege/in; der/die Freund/in Rheinland-Pfalz ein deutsches Bundesland mit der Hauptstadt Mainz Wandergeselle/Wandergesellin, der/die der/die Geselle/Gesellin auf Wanderschaft Fräsmaschine, die eine Werkzeugmaschine, mit der man Material (z.b. Holz) in eine bestimme Form schneiden kann Jahresumsatz, der das Geld, das ein Betrieb in einem Jahr gewinnt Handarbeit, die die Arbeit, die von Hand gemacht wird laufen hier: funktionieren jemand ist gut zu erkennen man sieht jemandem an, was oder wer er ist Kluft, die hier: die traditionelle Kleidung der Gesellen Schlips, der ein Kleidungsstück aus Stoff, das man um den Hals legt und vorne mit einem Knoten zubindet; die Krawatte Ehrbarkeit, die hier: der Name des Schlipses der Gesellen (auch veraltet für: die Art und Weise, wie sich Gesellen auf Wanderschaften verhalten müssen) etwas ist Pflicht etwas muss sein; hier: etwas ist Teil eines Rituals am Arbeiten sein (rheinischer Dialekt) bei der Arbeit sein Rahmenbedingung, die (meist im Plural) die Grundlagen; die Basis der Björn (nur mündlich) Björn etwas vorgeben hier: etwas festlegen; etwas bestimmen gut zu tun haben viel zu tun haben; viel Arbeit haben Seite 5 von 6

Reisegefährte/Reisegefährtin, der/die jemand, mit dem man zusammen verreist sich einleben sich an einen neuen Ort/an eine neue Situation gewöhnen und sich dort/darin zurechtfinden mit Sicherheit hier: sicher, ganz bestimmt auf der Durchreise sein an einem Ort für kurze Zeit bleiben, bis man weiterreist jemanden anfüttern gemeint ist: jemanden von etwas überzeugen; jemanden locken in den Tag reinleben Redewendung: ohne Pläne leben und das Leben auf sich zukommen lassen Meister/in, der/die jemand, der in seiner Ausbildung in einem handwerklichen Beruf die letzte Prüfung bestanden hat und einen eigenen Betrieb öffnen darf Zeit lassen richtig: sich Zeit lassen; etwas langsam machen; sich nicht hetzen mit etwas Tariflohn, der Lohn, der durch einen Vertrag geregelt wird sozialversichert so, dass man eine Sozialversicherung hat (d.h. Krankenversicherung, Rentenversicherung, Pflegeversicherung und anderes) Schulden haben jemandem Geld zurück zahlen müssen nix umgangssprachlich für: nichts keinen Bock auf etwas haben Jugendsprache für: keine Lust auf etwas haben schnüren binden Charlottenburger, der ein bedrucktes Tuch, das der Wandergeselle als Reisegepäck mitnimmt in alle Himmelsrichtungen verstreut sein Redewendung: sich an unterschiedlichen Orten befinden Seite 6 von 6