Zugreifende Helfer Sie heben im Nahbereicht bis eintausend Kilogramm und erreichen, je nach Gebäude, beinahe jeden Punkt des Lagerraumes. Die Kehrseite der Medaille: es entstehen jährliche Anlagekosten zwischen 3 700 und 5 500 Franken. Ruedi Hunger Plantahof Feldtag 2009 Seite 1
L andwirtschaftliche Greifer sind ortsgebundene Anlagen, die zum Fördern von Produkten innerhalb der Gebäude im Einsatz stehen. Sie werden unterteilt in Hallenlaufkrane und Hängedrehgreifer. Hallenlaufkrane arbeiten wie Brückenkrane, die in Gewerbe und Industrie in grosser Anzahl eingesetzt werden. Die Leistung einer Greiferanlage wird durch die Gebäudekonstruktion beeinflusst. Lauf FAT-Bericht 458 besteht ein direkter Zusammenhang zwischen den zurückzulegenden Wegstrecken, den Geschwindigkeiten der Krananlage und dem Fassungsvermögen des Greifers. Kurze Fahrstrecken wirken sich leistungsfördernd aus und ermöglichen Bergeleistungen von über zehn Tonnen in der Stunde. Lange Greiferfahrten (z. B. 30 und mehr Meter) lassen die Leistung auf rund die Hälfte sinken. Lastaufnahme überall möglich Heu, Stroh oder Silage können durch die Längs-, Querund Vertikalfahrmöglichkeiten, von jedem beliebigen Punkt des Bergeraumes aufgenommen und ebenso an jeder Stelle wieder abgesetzt werden. Brückenkrane haben üblicherweise einen seilgeführten Hydraulikgreifer. Steidl-Palfinger (Stepa), rüstet die Laufkatze des Brückenkran s mit einer hydraulischen Doppelkettenzugwinde aus. Ein Brückenkran belasten die Dachkonstruktion üblicherweise nicht, dafür kann der Dachraum nicht optimal ausgenützt werden. Die Lastaufnahme eines Brückenkrans ist an jedem Punkt der Einsatzfläche gleich gross, das heisst, ein Greifer Dürrheu oder eine Grossballe kann unabhängig von der Position der Laufkatze aufgenommen und abgesetzt werden. Die Belastung der Dachkonstruktion entfällt, da Hallenlaufkräne üblicherweise über die Wandkonstruktion abgestützt werden. Bei Neubauten können Hängedrehgreifer optimal in das Gebäude integriert werden. Plantahof Feldtag 2009 Seite 2
Gebäudestatik beachten Hängedrehgreifer sind an der Dachkonstruktion aufgehängt, folglich werden hohe statische Anforderungen an die Gebäudekonstruktion gestellt. Wenn sich ein Drehkran um seine Achse dreht, werden die vier Eckpunkte unterschiedlich belastet. Im FAT- Bericht 461 gehen die Autoren (Dudant/Van Caenegem) auf die wechselnden, statischen Belastungen und deren Schwankungsbereich ein. Neben den statischen Kräften entstehen auch dynamische Kräfte die nicht zuletzt auch durch die benutzende Person beeinflusst werden. Versuche an der ART zeigten, dass je nach Krantyp und Benutzer Zusatzbelastungen durch dynamische Kräfte von dreissig bis einhundert Prozent der statischen Last entstehen. Bei Neubauten wird die höhere Wechselbelastung durch die Greiferanlage bereits bei der Planung berücksichtigt. Der nachträgliche Einbau in Altgebäude erfordert einen statischen Nachweis. Ein Hängedrehkran ermöglicht eine gute Raumausnutzung. Durch statische und dynamische Kräfte wird die Dachkonstruktion aber zusätzlich belastet. Maximale Raumausnutzung Altgebäude in ihrer Funktion als Lagerraum und überdachte Abstellfläche absolut intakt weisen oft steile Dachkonstruktionen auf. Hängedrehgreifer sind vielfach eine optimale Lösung für die Erschliessung dieser Gebäude. Neben dem Eigengewicht, der Nutzlast, sowie der Reichweite des Auslegers, ist vor allem der Schienenabstand wichtig. Je grösser dieser ist, desto kleiner ist die punktuelle Belastung einzelner Teile der Dachkonstruktion. Hängedrehgreifer und Futtermischwagen können sich gut ergänzen. Umgekehrt reduziert ein grosser Schienenabstand die nutzbare Gebäudehöhe. Es bedarf einer gründlichen statischen Abklärung, ob einer bestehenden Dachkonstruktion ein nachträglicher Kraneinbau zugemutet werden darf. Kommt doch diese zusätzliche Belastung zu den normalen Belastungen, wie Eigengewicht, Schnee- und Windlast, hinzu. Plantahof Feldtag 2009 Seite 3
Krananlagen mit Teleskop-Auslegerarm verbessern die Raumausnutzung. Die Bächtold (Menznau) und Auer (Technica-Trogen) liefert Auslegerarme mit über dreizehn Meter Reichweite. Durch einen Schwenkbereich des Auslegerarmes über die Fahrbahnhöhe des Krans, kann ein extremes Füllen des Heustockes bis ans Dach erreicht werden. Auch beim Stappeln von Grossballen ist dieser Schwenkbereich von Vorteil. Steidl-Palfinger (Stepa- Krananlagen) baut Hubzylinder für den Auslegerarm hinter der Kabine ein und begründet diese Lösung mit einer höheren Hubkraft die ein ausfahrender Zylinder erreicht. Auslegerdrehkrane heben die Höchstlast nur in unmittelbarer Nähe, mit zunehmender Entfernung des Greifers nimmt die mögliche Lastaufnahme stark ab. Es geht auch einfach Einfache Greiferlösungen dienen der Dürrfutterentnahme vom Heustock ebenso wie dem Ballenhandling. Zu den Eigenprodukten von Wicki & Bachmann, Römerswil, gehören Ballen- und Futterzangen. Mit an Ort gebogenen und angepassten Schienen können auch komplizierte Gebäudekonstruktionen erschlossen werden. Einfache Greifer eignen sich auch für das Beschicken des Futtertisches oder der automatischen Futterblache im Stall. Neben Brücken- und Hängedrehgreifer bieten verschiedene Hersteller auch einen fahrbaren Kran mit eigenem Pneu-Fahrwerk oder für bodenverlegte Schienen an. Auch die Metallbaufirma Kiebler im thurgauischen Ziehlschlacht, stellt neben festmontierten Hallendrehkranen, einen Heubagger her. Wicki & Bachmann sowie SUMAG bieten einfache, an Schienen montierte Futterzangen an. Plantahof Feldtag 2009 Seite 4
Sicherheit ist (über-)lebenswichtig! Krananlagen in Landwirtschaftlich genutzten Gebäuden sind Betriebseinrichtungen die gemäss Bundesgesetzt über die Sicherheit von technischen Einrichtungen und Geräten betriebssicher gebaut sein müssen (BUL-Broschüre Nr. 9). Im Zusammenhang mit Krananlagen steht vor allem der Auf- und Überstieg in/aus der Drehkrankabine im Vordergrund. Ein Aufstieg über eine Treppe gilt dann als sicher, wenn ein Geländer und eine Mittelleiste angebracht sind. Horizontale Podeste sind zusätzlich mit einer Fussleiste von 10 cm Höhe auszurüsten. Ein Aufstieg über eine Leiter ist nur tolerierbar, wenn eine Treppen-Lösung aus Platzgründen nicht realisierbar ist. Im unteren Teil der Leiter (2 bis 3 m) ist eine Kindersicherung anzubringen, das heisst, es muss eine technische Lösung gefunden werden, damit unbefugte Personen die Leiter nicht besteigen können. Ein Aufstieg über eine Treppe gilt dann als sicher, wenn ein Geländer und eine Mittelleiste angebracht sind. Horizontale Podeste sind zusätzlich mit einer Fussleiste von 10 cm Höhe auszurüsten. Eine besondere Herausforderung Die Entnahme von Futter, insbesondere Maissilage, aus einem Hochsilo ist eine besondere Herausforderung im Kranbetrieb. Selbst bei genügender Entnahmemenge bleibt ein Restrisiko, dass sich nach der Entnahme mit dem Greifer die Silage erwärmt. Das Risiko wird reduziert, wenn Einsatzbleche in den Greifer montiert werden. Damit wird verhindert, dass Greiferzinken zu tief eindringen und dadurch die Oberfläche gelockert zurück lassen. Eigentliche Greiferschaufeln sind eine weitere gute Lösung zur Entnahme von Maissilage. Allerdings wird damit die Dürrfutterentnahme vom Stock erschwert oder verunmöglicht. Plantahof Feldtag 2009 Seite 5