Pressekontakt: Andrea Steverding +49 89 939 49 763 andrea.steverding@oliverwyman.com P R E S S E I N F O R M A T I O N Studie von Oliver Wyman zum globalen Windenergiemarkt Grow or Go Windkraftbranche wächst erst ab 2015 wieder dynamisch Überkapazitäten und Preisdruck heizen Konsolidierung an Größe ist das Erfolgsrezept der Zukunft Gewinner handeln jetzt München, 12. April 2012 Für die Hersteller von Windkraftanlagen sind die goldenen Zeiten erst einmal vorbei. Nach dem rasanten Wachstum bis 2009 und nachfolgender Stagnation wird der Weltmarkt auch in den kommenden Jahren nur moderat zulegen. Überkapazitäten und massiver Preisdruck sind die Folge und lösen in einer zunehmend reifer werdenden Branche eine Konsolidierungswelle aus. Für alle Hersteller von Windkraftanlagen heißt es schnell handeln. Größe ist das Gebot der Stunde, M&A das zentrale Thema. Es gilt, Wettbewerber zu kaufen und so den Marktanteil auszubauen. Wer nicht als Käufer agieren kann, muss sich proaktiv Partner suchen, um am Markt bleiben zu können. Dies sind Ergebnisse der globalen Oliver Wyman-Studie Wind 2020: The Growth Imperative. Mit explosionsartigen Steigerungsraten bei neu installierter Windkraftkapazität hat der weltweite Windenergiemarkt von 2005 bis 2009 geglänzt. Sie beliefen sich auf durchschnittlich 35 Prozent pro Jahr, was zu einer Zunahme von 11,5 GW auf rund 38,3 GW führte. Seither aber ticken die Uhren anders. Im Windschatten der Finanzkrise rutschte die Branche in die Stagnation. So stieg zwischen 2009 und 2011 die neu installierte Leistung im Schnitt jährlich um gerade mal 3,9 Prozent auf 41,2 GW. Einzig Asien zeigte in diesem Zeitraum mit einem durchschnittlichen Plus von jährlich 17,4 Prozent kräftiges Wachstum dabei tat sich vor allem China hervor. Chinesische Windkraftanlagenhersteller gehörten 2011 in puncto neu installierte Windkraftkapazität zu den Wachstums-Champions, bei einigen europäischen OEMs schrumpfte diese dagegen. Darüber hinaus, so zeigt die aktuelle Oliver Wyman-Studie, machen den internationalen OEMs enorme Überkapazitäten von 25 bis 40 Prozent zu schaffen, die einen massiven Preisdruck ausgelöst haben. Seit 2009 befinden sich die Preise im freien Fall bis heute gingen sie um rund 25 Prozent zurück. In der Folge ist die Profitabilität bei westlichen Herstellern von Windkraftanlagen drastisch gesunken. Im Schnitt beliefen sich die EBIT- Margen 2011 auf lediglich 1,4 Prozent nach 4,4 Prozent im Jahr 2010. Einige OEMs verzeichneten gar ein negatives EBIT. Vom Markt können die Hersteller in den nächsten Jahren keine Lösung ihrer Probleme bei Preis und Überkapazitäten erwarten, ist Wolfgang Krenz, Partner bei Oliver Wyman, überzeugt. Dynamisches Marktwachstum ist vorerst nicht in Sicht. Erst ab 2015 ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Enorme Herausforderungen Damit steht die gesamte Windkraftbranche vor ganz neuen Herausforderungen. Organisches Wachstum ist im dominierenden Onshore-Segment künftig nur schwer zu realisieren. Im Neugeschäft müssen sich die OEMs in den nächsten drei Jahren auf weiterhin niedrige
Profitmargen einstellen. Konsequentes Kostenmanagement und Produktkostensenkung bleiben zentrale Aufgaben. Wachstumsakzente können vor allem im Servicegeschäft gesetzt werden. Tatsächlich sind viele internationale Anlagenhersteller im Bereich Wartung und Reparatur bei der Verteidigung ihrer Marktanteile bislang erfolgreicher als erwartet. Allerdings ist heute noch nicht absehbar, ob die vermehrt abgeschlossenen langfristigen Serviceverträge auf Dauer profitabel sind. Der Offshore-Markt bietet zwar hohe prozentuale Wachstumsraten, macht aber heute erst drei Prozent der neu installierten Leistung aus. In absoluten Gigawatt-Zahlen bleibt der Zubau im Onshore-Bereich bis 2020 jedoch größer und wird dann noch über 80 Prozent des Gesamtmarkts ausmachen. Chinesische Wettbewerber werden sich nicht wie bislang ausschließlich in ihrem Heimatmarkt bewegen. Ihr Eintritt in internationale Märkte mit technologisch vergleichbaren, aber günstigeren Produkten, erhöht zusätzlich den Wettbewerbsdruck. Zwang zur Größe Größe ist das Erfolgsrezept der Zukunft. Die Gründe hierfür sind in der stark fragmentierten Branche vielschichtig. Hersteller von Windkraftanlagen sind gezwungen, erheblich mehr Kostenvorteile aus Skaleneffekten zu ziehen. Immer größere, professionellere Kunden und Windparkbetreiber werden verstärkt auf große OEMs setzen. Die Projekte werden größer und umfangreicher, vor allem getrieben durch das wachsende Offshore-Segment. Analog zum traditionellen Energieanlagenbau steigen die Ansprüche der Kunden an Generalunternehmerschaft und komplementäre Leistungsangebote. Dadurch entstehen größere Einzelrisiken. Diese können größere, finanzstarke Player auch durch ein professionelleres Risikomanagement besser abfedern. Größe und Finanzkraft erleichtern darüber hinaus den Zugang zu Projektfinanzierungen, die immer noch schwierig sind. Zudem müssen Investitionen in Forschung und Entwicklung deutlich erhöht werden, insbesondere im Offshore-Bereich, in dem asiatische Player derzeit geballt neue Windkraftanlagen entwickeln. Nur Größe sichert eine entsprechende Amortisation der F&E-Investitionen. Internationale OEMs werden einen Marktanteil von deutlich mehr als zehn Prozent haben müssen, um im globalen Wettbewerb auch künftig mithalten zu können. Mit 12,7 Prozent liegt derzeit nur Branchenprimus Vestas über dieser Marke, der aber in den letzten Jahren bereits erheblich Marktanteil verloren hat. Der Zwang zur Größe heizt den M&A-Markt in den kommenden Jahren massiv an. Die klassischen großen Kraftwerks- und Anlagenbauer werden sich verstärkt in den Windmarkt einkaufen und im Offshore-Segment, das zumindest in Europa in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen wird, mit ihrem breiten Leistungsangebot das Rennen machen. Chinesische Hersteller von Windkraftanlangen werden zunehmend internationale Wettbewerber akquirieren. Entsprechend müssen sich westliche Player jetzt schnell bewegen, um Größenvorteile zu erzielen und bis 2020 auf der Gewinnerseite zu stehen. Der Markt wird jetzt verteilt Wer nicht selbst akquirieren kann, sollte nicht um jeden Preis auf die Beibehaltung der Eigenständigkeit setzen und damit eine weitere Erosion des Unternehmenswerts riskieren. Vielmehr gilt es, sich proaktiv einen Partner zu suchen, um unter dessen Dach am Markt agieren zu können. Dafür heißt es nachhaltig zu restrukturieren und sich für mögliche Partner attraktiv zu machen. Die Zeit drängt, der Markt wird jetzt verteilt, betont Krenz. Windkraft ist eine gute Technologie. Sie ist wettbewerbsfähiger und attraktiver als alle anderen im Bereich der erneuerbaren Energien. Doch die gegenwärtigen Probleme im Windmarkt verschwinden nicht von alleine. Die OEMs müssen schnell und gezielt handeln. 2
Pressekontakt Andrea Steverding Manager Corporate Communications Oliver Wyman Marstallstraße 11 80539 München Tel.: 089 939 49 763 Fax: 089 939 49 515 andrea.steverding@oliverwyman.com www.oliverwyman.de ÜBER OLIVER WYMAN Oliver Wyman ist eine international führende Managementberatung mit weltweit 3.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 25 Ländern. Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign, Risikomanagement, Organisationsberatung und Führungskräfteentwicklung. Gemeinsam mit Kunden entwirft und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse, IT, Risikostrukturen und Organisationen zu verbessern, Abläufe zu beschleunigen und Marktchancen optimal zu nutzen. Oliver Wyman ist eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies (NYSE: MMC), ein globaler Verbund professioneller Dienstleistungsunternehmen, die Kunden Beratung und Lösungen in den Bereichen Strategie, Risiko- und Personalmanagement bieten. Mit weltweit 52.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als zehn Milliarden US-Dollar ist Marsh & McLennan Companies auch Muttergesellschaft von Marsh, Guy Carpenter und Mercer. Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de. 3
Von Wachstum zu Stagnation Nach rasantem Wachstum bis 2009 stagnierte der weltweite Markt für Windkraftanlagen. Nur Asien zeigte kräftiges Wachstum Weltweiter Markt für Windkraftanlagen Jährlich neu installierte Kapazität in MW 45.000 Wachstum Stagnation 41.235 Summe CAGR 05-09 09-11 +35,0% +3,7% 40.000 38.343 38.265 1.429 1.092 1.579 Sonstige +42,6% +5,1% 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 11.531 346 2.199 2.670 6.316 15.197 580 3.679 3.230 20.076 348 5.436 5.630 27.051 711 8.579 8.884 7.708 8.662 8.877 15.442 21.298 21.450 10.946 8.077 5.805 10.526 9.918 10.281 Asien Nordamerika Europa +62,8% +42,3% +13,6% +17,4% -14,1% -1,2% 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quellen: GWEC ( Global Wind Report 2005-2011), Oliver Wyman-Analyse
Entwicklung einzelner Anbieter Chinesische OEMs waren in den letzten Jahren die klaren Wachstums-Champions. Einige internationale Player sind geschrumpft Entwicklung führender Hersteller von Windkraftanlagen Neuinstallationen 2011 in MW. Durchschnittliches jährliches Wachstum 2008-2011 in % Neuinstallationen 2011 Wachstum (CAGR) 2008-2011 3.042 1.500 173% 105% 3.600 3.700 3.116 2.591 1.100 3.308 3.203 5.217 970 3.170 651 46% 37% 20% 11% 2% 2% 0% -1% -3% -3% -20% Guodian Mingyang Goldwind Sinovel Suzlon 1 IN Siemens DE/DK Dongfang Gamesa ES Enercon DE Vestas DK Nordex DE GE Energy US Acciona ES 1 2011 inklusive REpower Systems Quellen: IHS, BTM, Presserecherche, Jahresberichte, Oliver Wyman-Analyse
Preisentwicklung Die Preise für Windkraftanlagen sind seit 2009 um rund ein Viertel gefallen Preisindex für Windkraftanlagen In Millionen Euro/MW, halbjährliche Preispunkte 1,3 1,2 1,1 Preisverfall von 23% (plus weiteres Risiko nach unten) 1,0 0,9 0,8 05 05 06 06 07 07 08 08 09 09 2010 2011 2012 10 10 11 11 12 12 Historische Preisentwicklung Künftige Lieferpreise Quellen: Bloomberg New Energy Finance, Bloomberg Equities Research, Citigroup Global Markets, Windpower Monthly, Oliver Wyman-Analyse
Ergebnisentwicklung Die international tätigen OEMs leiden unter massivem Ergebnisdruck Profitabilität ausgewählter internationaler Windkraftanlagenhersteller EBIT-Marge in %, Maximum, Median und Minimum der Auswahl (n = 6) Wachstum Stagnation 23% 22% 20% 18% 16% 14% 12% 10% 8,4% 8% 7,7% 6,1% 6% 5,2% 4% 4,4% 2% 0% 1,4% -2% -1,3% -4% 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 REpower 1 Gamesa Siemens Renewable Energy 2 Vestas Nordex Suzlon Maximum Median Minimum 1 Übernahme durch Suzlon 2011 abgeschlossen 2 Ergebnis 2011 exklusive Wertberichtigung im Bereich Solar Anmerkung: Zum Teil vom Kalenderjahr abweichende Geschäftsjahre Quellen: Firmenangaben (zumeist Jahresberichte), Oliver Wyman-Analyse