Gerhard Brüning Buchenrain 5 8704 Herrliberg Dezember 2014 Wie wirkt Oxalsäure in wässriger Lösung auf die Varroamilbe? Diese Frage stellte sich das Bieneninstitut Hohenheim. Untersucht wurde die Wirkung verschiedener Mengen und Konzentrationen von Oxalsäure in wässriger Lösung auf Varroen. Zur Gewinnung unbeschädigter Milben wurde Puderzucker in die Wabengassen stark befallener Völker gesiebt. Ein Teil der Varroen, der im Puderzucker keinen Halt fand, stürzte ab auf die Unterlagen und wurde in Plastikbechern gesammelt. Im Labor wurden dann diese Milben auf Filterpapier in Petrischalen aufgesetzt. Wenn das Papier mit fünfprozentiger Oxalsäurelösung getränkt war, starben alle Varroen innerhalb von 18 Stunden. In einem zweiten Versuch wurde die Wirkung unterschiedlicher Konzentrationen von Oxalsäure auf die Varroen untersucht. Es waren 1%, 2%, und 3,5% tige Lösungen. Die Sterblichkeit war bei allen Oxalsäurevarianten so gut wie 100 %. Erstaunlich ist, dass wässrige Oxalsäure auch in der Konzentration von 1% tödlich auf die Milben wirkt. Das Institut Hohenheim bezeichnet diese Untersuchungen als kleinen Labortest. Ich finde jedoch, es ist ein wichtiger Beitrag zu den offenen Fragen über die Applikation und Wirkungsweise der Oxalsäure. Dass man keine Rückschlüsse aus diesen Untersuchungen gezogen hat, erstaunt mich total. Zum Beispiel dass diese Milben in den Petrischalen auf Filterpapier zu Fuss (per pedes) unterwegs waren. Der Kontakt zur Oxalsäure bestand ausschliesslich über die Füsschen. So gesehen müsste doch auch die tödliche Wirkung von den Füsschen ausgehen, zumal doch hier mit den Sauglappen eine Körperöffnung besteht, durch welche die Oxalsäure eindringen kann. Das eine einprozentige Oxalsäurelösung durch die Chitinhülle in den Varroakörper eindringt, darf man wohl getrost als absurd bezeichnen. Auch wäre zu berücksichtigen dass sich bei den Versuchsmilben von der Gefangennahme her, Puderzuckerklumpen an den Sauglappen befinden, welche die Wirkung noch verstärken. Wenn man die Milben auf den Rücken gekehrt, und das Binokular auf die Haftlappen an den Füsschen focusiert hätte, wäre wahrscheinlich noch einiges mehr an Erkenntnissen drin gelegen. Warum die wässrige Lösung? Ich habe mich immer wieder gefragt, warum für die EU- Imker die Träufelmethode vorgeschrieben wird, wenn doch Wissenschaft und Praxis das Träufeln eindeutig als die bienenunvertäglichste Methode bezeichnet. Wissenschaftlich aufwendige Untersuchungen zur Behandlungssicherheit anderer Methoden werden einfach zur Seite geschoben. Sind da eventuell EU Bürokraten am Werk, die für Bienengesundheit zuständig sind und für 1
den Krümmungswinkel von Salatgurken und für die Hygiene von Holzvesperbrettchen in Schwarzwaldrestaurants, oder ist die Reglementierungswut schon so weit gediehen, dass man den Imkern jegliche Eigenverantwortung absprechen muss? Mühe mit der Träufelmethode habe ich nicht nur wegen der Unverträglichkeit, sondern auch wegen dem Umweg über die wässrige Lösung bei der Behandlung. Mein Ziel ist es, möglichst viele, feine, trockene Partikel von Oxalsäure und Zucker im Haarkleid der Bienen zu deponieren. Diese Partikel sollten möglichst lange im Haarkleid der Bienen erhalten bleiben. Ganz allein vom Erhalt dieser Partikel, ist die Wirkung und die Wirkungsdauer abhängig. Der Weg beim träufeln erfolgt über Sirupoxalsäuretropfen auf die Bienentraube. Die Tropfen perlen auf den Bienen ab und werden tiefer in der Bienenmasse zu mehr oder weniger grossen Partikeln zerrieben, die dann abgetrocknet im Haarkleid hängen und bei den Milben an den feuchten Haftlappen hängen bleiben, wenn sie auf den Bienen unterwegs sind. Diese Partikel sind für die Bienen ungeniessbar und auch unputzbar wenn sie zu einer Traube ineinander verhängt sind. Das Risiko einer Zweitbehandlung sehe ich so, dass die Benetzbarkeit der Bienen durch das noch vorhandene Material von Zucker und Oxalsäure im Haarkleid der Bienen stark erhöht ist. Man zieht also den von der Träufeldusche besonders hart betroffenen Bienen einen Sirupmantel an, den ihnen niemand mehr auszieht. Wenn dieser Sirupmantel nun auch die Tracheen der Bienen abdeckt, ist die Gefahr gross, dass Sie darunter ersticken. Wenn es auch eine Trockene (Lösung) sein darf. Vorbedingung für einen guten Behandlungserfolg ist wie gesagt möglichst viele feine Partikel von Zucker und Oxalsäure im Haarkleid der Bienen zu deponieren. Beim Puderzucker ist die Bedingung der Feinheit schon gegeben. Beim Oxalsäuredihydrat ist die Feinheit mit einem gewissen Aufwand verbunden. Man muss es im Mörser intensiv verreiben, bei vierzig Grad trocknen, verreiben und trocknen u. s. w. bis ein feines Puder entstanden ist. Wenn man diese beiden Puder sehr intensiv miteinander mischt entsteht die trockene Variante von Zucker-Oxalsäuresirup, die man nicht über die Bienen träufelt sondern siebt. Ich habe es ausprobiert und es funktioniert. Es war August / September. Zu dieser Zeit ist normalerweise ein Behandlungserfolg mit Oxalsäure von bis zu 50% einer Spätherbstbehandlung zu erwarten. Nach meiner Beurteilung wurde dieser Wert bei den sechs Völkern die ich in diesem Zeitraum behandelt habe gut erreicht. Auch eine Zweitbehandlung bei drei Völkern machte keine Probleme. Am 2. Dezember 2014 hat ein Imkerfreund mit dieser Oxalsäure-Puderzuckermischung sieben seiner Völker behandelt bei einer Temperatur, von plus sieben Grad. Leider blieb die Temperatur während der nächsten zwei Wochen überdurchschnittlich hoch, zwischen zwei und zwölf Grad. Nach zwei Wochen konnten wir bei den sieben Völkern einen Varroaabfall zwischen 150 bis 350 Exemplaren pro Volk ausmachen. Ein voller Behandlungserfolg wäre erst zu erwarten bei frostigen Temperaturen. Wenn sich das Volk zu einer Bienentraube verhängt hat, die Füsschen braucht zum sich verketten und sich so das Haarkleid nicht ausputzen kann. Ein Teilerfolg ist jedoch auch bei höheren Temperaturen mit Bruttätigkeit möglich, weil die Wirkung bis zu drei Wochen anhält und so auch noch die spät ausschlüpfenden Milben erwischt werden. 2
Professor Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin hat erforscht: Die Oberseite ihres Körpers und den Kopf kann die Biene sitzend putzen. Die haarige Bauchseite jedoch: Dieses Geschäft kann die Biene nur im Flug erledigen, weil dazu die beide langen Hinterbeine frei beweglich sein müssen. Wenn man also die Völker in den wärmeren Monaten Juli bis Oktober behandeln möchte, ist es von Vorteil sich eine Schlechtwetterperiode auszusuchen, wenn möglichst wenig Bienen ausfliegen und so die Oxalsäure Zuckerpartikel wenigstens im Haarkleid der Bauchseite erhalten bleiben. Für diese ersten Versuche habe ich eine 6%-ige Oxalsäure-Puderzuckermischung verwendet bei einer Dosis von 30g pro Volk. Den restlichen Zucker bitte von den Wabenschenkel auf die Bienen wischen. Nachtrag (Ende Januar 2015) Mein Imkerfreund, der am 2. Dezember sieben Völker mit der Oxalsäure-Puderzuckermischung behandelt hatte berichtet: Über die Weihnachtstage habe ich bei den sieben Völkern eine Kontrollbehandlung mit Oxalsäureverdampfung durchgeführt. Nach zwei Wochen, habe ich die Varroa-Unterlagen kontrolliert und bei zwei Völkern noch je 1 Varroa gefunden. Ich bin begeistert! 3
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Varroa-Unterlagen Ergebnis nach 2 Wochen 5
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