Kann ich in 20 Jahren noch in der Ostsee baden? 2032? Ostseeküste 2100? Gewässerqualität im Wandel

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Transkript:

Ostseeküste 2100? "Meer im klimawandel" Stralsund, 11. September 2012 Kann ich in 20 Jahren noch in der Ostsee baden? Gewässerqualität im Wandel Ulrich Bathmann Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) Cyanobakterien E. coli Phytoplankton Abwassereinleitungen/ -entsorgung Sichttiefe 2032? Enterokokken ph-wert Vibrionen Verschmutzungen (Teer, Plastik, ) Makrophyten O. Prystai

O. Prystai Kriterien für Badewasserqualität (deutsche Ostseeküste) Physikalische und chemische Parameter: Temperatur, Sichttiefe, ph-wert, Verschmutzungen Mikrobiologische Parameter: E. coli, Enterokokken Massenvermehrung von Cyanobakterien ( Blaualgen ), Phytoplankton, Makrophyten, Quallen Abwassereinleitungen, -entsorgung Strandbeschaffenheit

Salzgehalt (Differenz in PSU) Temperatur (Differenz) Ostseemodellierung Zukunft / Klimawandelszenarien Physikalisch: o Temperatur o Salzgehalt o Strömung Biologisch: o z.b. Verschieben der Artengemeinschaften Umweltzustand: o? (abhängig u.a. von Nährstoffeinträgen u. Landnutzungsveränderungen) Veränderungen der Wassertemperatur (Sommer) 2032 heute Veränderungen des Salzgehaltes heute 2032 (Friedland, Neumann & Schernewski akzeptiert)

G. Schernewski C. Gebühr Massenvermehrung von Cyanobakterien u. Phytoplankton ( Algenblüten ) Einfluss auf Sichttiefe im Wasser; z.t. Krankheitserreger Ursache: v.a. hohe Nährstoffkonzentrationen im Wasser Hauptquellen: Landwirtschaft und Kläranlagen Beeinflussende Faktoren: Niederschlag/Abfluss und Landbewirtschaftung Zukunftsbestimmend: o Klimawandel, aber insbesondere o Landnutzungsveränderungen und o (politische) Anstrengungen zur Erreichung internationaler Gewässerschutzziele (WRRL, MSRL, BSAP)

Sichttiefe (Secchi) (m) Einfluss von Klimawandel und Nährstoffreduzierung auf Wassertransparenz (Baltic Sea Action Plan) Zielzustand G. Schernewski Klimawandel & BSAP Klimawandel (Friedland, Neumann & Schernewski akzeptiert)

Centers for Disease Control and Prevention Krankheitserregende Mikroorganismen Hohe Temperaturen begünstigen viele Krankheitserreger Vibrionen: Vibrio vulnificus entwickelt sich schnell bei Temperaturen über 20 C Starkregen können schlechte Badewasserqualität verursachen o Escherichia coli (E. coli) u. Salmonellen (Indikator für Fäkalverunreinigungen) Klimawandel erhöht die Gefahren für die Badegewässerqualität und neue Managementlösungen werden benötigt (Schernewski et al. 2012, Schippmann, Gräwe & Schernewski eingereicht)

G. Niedzwiedz Quallen Ohrenqualle www.crackajack.de Massenauftreten an Stränden v.a. durch Strömungen verursacht Klimawandel und steigende Temperaturen begünstigen o Überleben im Winter o Massenentwicklungen im Sommer und o Auftreten neuer Arten (z.b. Rippenqualle) Problem für Fischerei und Tourismus Reduzierung von Fischlaich und -larven, aber auch der Nahrungsgrundlage (Zooplankton) für Fische Neue Arten verändern das Ökosystem Rippenqualle Mnemiopsis Warnemünde, L. Postel (Baumann & Schernewski im Druck, Baumann 2009)

Makrophyten und Strandanwurf Makrophytenauftreten und -zusammensetzung o u.a. abhängig von Nährstoffgehalt und Wassertransparenz Strandanwurf o v.a. abhängig von Makrophytendichte und Strömung o an vielen Stränden tägliche Strandreinigung (ca. 4900 t Trockenmasse im Sommer 2010 dt. Ostseeküste) Störung für Strandnutzer Ökologische Bedeutung Seegras Eckernförder Bucht, W. Wichmann Blasentang vor Rügen, T. Förster Strandanwurf (Mossbauer, Haller, Dahlke & Schernewski 2012; Mossbauer, Dahlke, Friedland & Schernewski im Druck) OZ

Ja, wir können sehr wahrscheinlich in 20 Jahren noch in der Ostsee baden! Folgen und Fazit Klimawandel kann auf lange Sicht einen Einfluss auf die Badewasserqualität haben, in naher Zukunft aber v.a. durch Politik und Landnutzung bestimmt Risiko für Badeverbote u. Strandsperrungen Gefährdung der Einhaltung von o EG-Richtlinien (Badegewässerrichtlinie, Wasserrahmenrichtlinie) o Auszeichnungen (Blaue Flagge, ADAC-Test Badegewässerqualität) Information und Kenntnisse wichtig Vorsorgendes Risikomanagement ( no regret Maßnahmen)

2032 Vielen Dank! Hamaji RADOST TEAM IOW: PD Dr. G. Schernewski, Dr. R. Friedland, Dr. U. Gräwe, Dr. I. Krämer, Dr. T. Neumann, M. Mossbauer, T. Schröder, E. Schulz, S. Baumann + viele andere Kooperationen im IOW und mit anderen Partnern aus anderen Institutionen

Wasser- und Strandqualität Attraktivitätsmerkmale für Touristen (Beispielumfrage Ostseeküste) Wasser gesundheitlich unbedenklich Wasser gesundheitlich unbedenklich Toiletten in Strandnähe Toiletten in Strandnähe Strandreinigung Strandreinigung Klarheit des Wassers Klarheit des Wassers S. Maack Wasserfarbe nicht bräunlich/grünlich Wasserfarbe nicht bräunlich/ grünlich geringe Strandbesucherdichte Geringe Strandbesucherdichte Café oder Restaurant in der Nähe Cafe / Restaurant Parkmöglichkeiten Parkmöglichkeiten Befragung Usedom Außenküste, 2008; Scheibe et al.

Wasser- und Strandqualität Störfaktoren für Badegäste (Beispielumfrage Ostseeküste) % 100 80 60 40 20 B. Wachler 0 Quallen Öl Tote Tiere Abfall Algenschaum Strandanwurf Quelle: Daten nach Dolch (2002) N. Stybel