Das Zeitalter des Muschelkalk

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Transkript:

Das Zeitalter des Muschelkalk

Germanisches Becken im Trias

Der Muschelkalk ist die zweite Abteilung des Germanischen Trias und umfaßt den Zeitraum zwischen 239 und 225 Millionen Jahren. - kennzeichnet große lokale Kalksedimentationen innerhalb eines lokalen, das Germanische Becken ausfüllenden Randmeeres der Tethys. Oberer Muschelkalk Kalkstein, Dolomit fossilienreich (insbesondere Schalen) Mittlerer Muschelkalk Kalkstein, Mergel, Evaporite nur wenige Fossilien Unterer Muschelkalk Kalkstein, Dolomit fossilienarm

Die Entwicklung des Germanischen Beckens im Muschelkalk Golf- bzw. Binnenmeer mit zeitweise geöffneten Verbindungen zur Tethys

Das Germanische Becken umfaßte große Teile Schlesiens, das gesamte Deutschland nördlich der heutigen Mittelgebirge sowie die Nordsee. Es handelte sich im Trias um ein Absenkungsgebiet (Synklinale), welches durch Sedimente verfüllt wurde. Muschelkalk starke Sedimentation von Karbonatgesteinen (Kalke, Dolomite, Mergel) in mehreren, lokal gut unterscheidbaren Phasen Typische Versteinerungen im Muschelkalk

1. Stadium: Unterer Muschelkalk Schon zur Zeit des Oberen Buntsandsteins (Röt) und vor allem während des Unteren Muschelkalks gelangte frisches Meereswasser aus dem Tethysmeer durch die Ostkarpaten- Pforte über Südpolen in das Germanische Becken. Das etwa 500.000 km² große Binnenmeer reichte von Polen, dem Alpenvorland und Nordfrankreich bis zur Nordsee (Helgoland) und war noch größer als das Kaspische Meer. Ein zweiter Meeresvorstoß passierte die westlicher gelegene Schlesisch-Mährische Pforte. Die Wassertiefe lag zwischen 15 und maximal 100 m. Etwa 50-170 m mächtige blaugraue Mergelkalke lagerten sich am Meeresboden ab. Die häufigen Wellenrippeln und Knauern im Sediment führten zu dem Namen Wellenkalk. Andere Sedimentsstrukturen, wie Schrägschichtung, Priele und Bänkchen mit aufgearbeiteten Kalkgeröllen (Konglomeratbänke) lassen ein oft sturmgepeitschtes Flachmeer mit gezeitengeprägtem Kalkschlammwatt vermuten.

Mächtige Schlammwickel- und Rutschungshorizonte könnten von Erdbeben herrühren. Besonders charakteristisch sind die Feilenmuscheln Plagiostoma lineatum von den Weichböden (Lima-Bank) und die Seelilienrasen auf den verfestigten Hartgründen mit Chelocrinus carnalli (Schaumkalk-Bank). Kleine Muschelriffe entstanden durch die Auster Placunopsis.

Fazies: Der Übergang vom Röt in den unteren Muschelkalk (Mächtigkeit bei Heidelberg 200 230 m, Mächtigkeit bei Jena ~ 60 m) erscheint als Übergang zwischen sandigen Sedimenten zu Dolomiten, über denen große, in der Vertikalen wellenförmig aufgebaute Kalke ( Wellenkalke ) lagern. Nur die Wellenkalke sind reich an Fossilien. Der Übergang zum mittleren Muschelkalk wird durch eine relativ dünne Schicht (bei Heidelberg 8 m) aus Schaumkalk markiert. zeigen ein flaches Meer an, welches Kalk in einen absinkenden Trog sedimentiert (Muschelschalen, Seelilienröhren, Foraminiferengehäuse) Uferregionen, Flachwasser- und Tiefwasserbereiche sind deutlich feststellbar (z.b. Wellenrippel). Zur Zeit der Ablagerung müssen im Sedimentationsgebiet saisonal extrem starke Stürme geherrscht haben (Wirbelsturmstraße)

Stadium: Mittlerer Muschelkalk Im Mittleren Muschelkalk war der Frischwasseraustausch mit dem Weltmeer eingeschränkt. Das Meereswasser wurde immer salziger und das Milieu immer lebensfeindlicher Dolomitlagen Das bekannteste Leitfossil ist die rundliche Muschel Neoschizodus orbicularis für den beginnenden Mittleren Muschelkalk (orbicularis-schichten). Nun begann das "Salzpfannen"-Stadium im Muschelkalkmeer mit Eindampfungsgesteinen, wie Gips und in den Beckenzentren auch Steinsalz. ( z. B. bei Erfurt, Gotha und Heilbronn ) Der Mittlere Muschelkalk wurde maximal 100 m mächtig. Im Übergangsbereich zum Oberen Muschelkalk finden sich häufig kleine Riffe von Stromatolithenpolstern (Cyanobakterien?) gemeinsam mit sekundär gebildeten Hornsteinlagen.

Stadium: Oberer Muschelkalk Erneutes Frischwasser gelangte während des oberen Muschelkalks durch die Burgundische Pforte südwestlich des Bodensees in den zentralen Teil des Germanischen Beckens. In Thüringen lagerte sich eine ca. 70 m mächtige Wechselfolge von Kalksteinbänken und Tonsteinen mit Kalkkonkretionen ab. Das zunächst 20 bis 50 m tiefe, lichtdurchflutete Wasser bot optimale Lebensbedingungen für viele Muschelarten (z. B. die Feilenmuschel Plagiostoma striatum) und auch Seelilien. Unmengen von zylindrischen Stielgliedern der Seelilie Encrinus liliiformis - die Trochiten - können namengebend im Trochitenkalk gesteinsbildend auftreten. Manche Austern (Placunopsis und Terquemien) bauten Muschelriffe bis 3 m Durchmesser auf.

Oberer Muschelkalk

Trochitenkalk

Zur Zeit des Oberen Muschelkalks fegten über eine Tornadostraße im Bereich der Schlesischen und Burgundischen Pforte regelmäßig heftige Stürme ins Binnenmeer. Die See wurde bis zum Grund aufgewühlt und es entstanden Sturmflutsedimente (Tempestite) mit bedeutenden Schalenanreicherungen (Schillkalke). Hier siedelten zunächst Tiere auf dem festen Meeresboden, bevor mit immer mehr Schlamm auch wieder die Weichbödenfaunen Einzug hielten. Tempestite: Durch von Unwettern verursachten Wellenbewegungen wird das Bodenmaterial flacher Meere aufgewirbelt und dann entsprechend der Korngröße sortiert wieder deposiert.

Im Keuper wurde das Binnenmeer von der Tethys abgeschnitten und trocknete langsam aus.