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Transkript:

DÔGEN IMMO SO Zen-Meister Hung-chio [Tangsheng] vom Berg Yunju war Dharma- Erbe von Dongshan Liangjie, rechtmäßiger Nachfolger in der Dongshan-Tradition und der 39. in der Dharma-Nachfolge Shâkyamunibuddhas. Eines Tages wandte er sich an die Versammlung und sprach: "Wenn man das Wesen des So erlangen möchte, muß man eine Person des So werden. Doch man ist bereits eine Person des So. Warum also sollte man sich sorgen um das Wesen des So?" Es wird gesagt, an das Erlangen des Wesens des So zu denken, sei eine Person des So zu sein; doch wenn man bereits eine Person des So sei, warum solle man sich sorgen um das Wesen des So? Das heißt, die So-wie-es-ist-heit ist unübertreffliche Erleuchtung, und wir benennen sie für den Augenblick So. Das Wesen dieser unübertrefflichen Erleuchtung ist dergestalt, daß selbst die Welt mit ihren zehn Himmelsrichtungen nur einen kleinen Teil dieser unübertrefflichen Erleuchtung darstellt, und daß die unübertreffliche Erleuchtung weit jenseits dieser Welt ist; auch sind wir bloß verschiedene Ausstaffierungen in dieser Welt der zehn Himmelsrichtungen. Woher wissen wir, daß das zutrifft? Indem wir erkennen, daß unser Körper-Geist die Manifestation dieser ganzen Welt und wir nicht unser Körper-Geist sind. Unsere Körper sind nicht wirklich unser. Das Leben verrint mit der Zeit, ohne einen Augenblick innezuhalten. Sind unsere jugendlich rosigen Gesichter erst entschwunden, finden wir nirgendwo eine Spur von ihnen. Beobachten wir sorgfältig, so finden wir zahlreiche Dinge der Vergangenheit, die wir nicht länger zu finden vermögen. Auch unser reiner Geist steht nie still, stets kommt und geht er. Obgleich dieser reine Geist existiert, ist er ohne Selbst. Da wir so sind, wird unser Geist bisweilen sofort erweckt. Ist der Geist einmal erweckt, legen wir die Täuschungen ab, denen wir zuvor nachhingen, wünschen wir das zu hören, was wir noch nicht gehört haben, und versuchen wir jenes zu überprüfen, was wir noch nicht überprüft haben. Doch hat dies nicht mit unseren persönlichen Anstrengungen zu tun. Wir müssen wissen, daß sich dies so verhält, da wir Personen des So sind. Woher wissen wir, daß wir Personen des So sind? Indem wir erkennen, daß wir erstreben, das Wesen des So zu erlangen. Wir besitzen bereits das Antlitz einer Person des So, und so brauchen uns um das Wesen des So nicht zu sorgen. Da Sorge selbst Wesen des So ist, ist sie nicht Sorge. Mehr noch: wir brauchen nicht erstaunt oder verwundert zu sein über das sich so präsentierende

Dôgen: Immo So 2 Wesen des So, denn selbst wenn wir ob des So erstaunt oder verwundert sind, ist auch dies das So. Es gibt jenes So, ob dessen wir nicht erstaunt oder verwundert sein sollten; es kann nicht mit dem Maß eines Buddha, mit dem Maß des Geistes, mit dem Maß der Dharma-Welt oder dem Maß der ganzen Welt gemessen werden. Es ist einfach so, daß man bereits eine Person des So ist, warum also sollte man sich sorgen um das Wesen des So? Aus diesem Grund sind äußere Dinge, Geist-Körper und Buddhas alle So. Betrachteten wir das Nu des Zu-Boden-Fallens als So: wir haben keinen Zweifel daran, auch wenn wir uns wieder erheben. Es gibt einen Ausspruch, der einst in Indien und der himmlischen Welt geäußert wurde: "Fallen wir zu Boden, dann erheben wir uns vom Boden. Es gibt keinen Grund zu wünschen, sich getrennt vom Boden zu erheben." Dies meint, daß einer, der zu Boden gefallen ist, sich stets von dort erheben wird, und daß niemand, der zu Boden gefallen ist, sich von anderswo erheben kann denn vom Boden. Gleichwohl betrachten gewöhnliche Leute dies als eine Möglichkeit, unübertreffliche Erleuchtung zu erlangen, oder als den Pfad, Körper-Geist fallen zu lassen. Werden sie gefragt, wie die Buddhas Erleuchtung erlangen, sagen sie deshalb, dies sei wie einer, der zu Boden gefallen sei, sich auch von dort erhebe. Wir sollten dies vollständig verstehen und unsere Ansichten über Vergangenheit, Zukunft und gerade dieses Nu überschreiten. Absolute Erleuchtung und Nicht-Erleuchtung, Illusion nach der Erleuchtung, das Aufhören von Illusion sind nur durch Erleuchtung und Illusion gehindert. All dies bedeutet, daß, wenn jemand zu Boden fällt, er sich von dort erhebt. Dieser Ausspruch wurde in der menschlichen und der himmlischen Welt oder in Indien und China oder von alten und neuzeitlichen Buddhas geäußert. Wir vermögen nicht zu sagen, ihre Worte ließen etwas unausgesprochen oder ihre Worte seien unwahr. Doch hingen wir einem solchen Verstehen zu sehr an, betrachten wir nicht auch auf folgende Weise; wir hätten die Worte dann nie völlig verstanden. Tatsächlich mögen die Worte eines Buddha so überliefert sein, doch wenn wir eine solche Person geworden sind, sollten wir die Worte auf höhere Weise hören, so wie ein Buddha einen Buddha hört. Selbst wenn solche Worte nie in Indien oder der himmlischen Welt geäußert worden sind, müssen wir weitergehen: Versucht jemand, der zu Boden gefallen ist, sich von dort zu erheben, so wird er für immer unfähig sein, sich zu erheben. Nur mittels eines Ansatzpunktes vermag er sich erheben. Das heißt, jemand, der zu Boden gefallen ist, geht darin nicht fehl, sich zur Leerheit zu erheben; jemand der zur Leerheit gefallen ist, geht darin nicht fehl, sich zum Boden zu erheben. Niemals würde

Dôgen: Immo So 3 sich sonst jemand erheben. So verhielt es sich mit den Buddhas und Zen-Meistern. Fragte jemand, welches die Entfernung zwischen Leerheit und Boden sei, so sagte ich ihm es seien 108.000 Kilometer. Und trotzdem geht der, der zu Boden gefallen ist, darin nicht fehl, sich zur Leerheit zu erheben. Es gibt keinen Grund zu wünschen, sich getrennt von Leerheit zu erheben. Und trotzdem geht der, der zur Leerheit gefallen ist, darin nicht fehl, sich zum Boden zu erheben. Es gibt keinen Grund zu wünschen, sich getrennt vom Boden zu erheben. Falls wir dem nicht beipflichten, so haben wir nie den Boden und die Leerheit im Buddhismus verstanden oder erschaut. Der ehrwürdige Samghanadi war 17. indischer Dharma-Nachfolger und Gayâshata sein Dharma-Erbe. Eines Tages hörte Samghanadi das Läuten einer Windglocke in der Halle, und fragte Gayâshata, was da läute, Wind oder Glocke. Der antwortete, daß weder der Wind noch die Glocke läute, sondern der Geist. Der ehrwürdige Sanghanadi fragte darauf, was jener meine, wenn er von diesem läutenden Geist rede, und Gayâshata erwiderte, es läute, weil Wind, Glocke und Geist alle Ruhe seien. Daraufhin sprach der ehrwürdige Sanghanadi, dies sei gut gesagt, wer sonst könne ihm nachfolgen auf dem Weg, und er übermittelte Gayâshata nach gebührender Zeit den Schatz des wahren Dharma-Auges. Daraus lernen wir, daß wo der Wind nicht läutet, der Geist läutet; ebenfalls lernen wir, daß wenn die Glocke nicht läutet, der Geist läutet. Und daß der Geist so läutet wie die Ruhe aller. Von Indien nach China und die ganze Zeit vom Altertum bis heute überliefert dient dieses Dharma-Gespräch als Paradigma des Studiums des Buddha-Weges. Und doch haben viele es mißverstanden. Sie meinen, Gayâshatas Aussage, es sei weder das Läuten des Windes noch das der Glocke, sondern das des Geistes, bedeute, daß, höre man etwas, ein Gedanke erregt werde, und daß genau dies Erregen von Gedanken jenes sei, das 'Geist' genannt werde. Gebe es keine solchen Gedanken im Geist, wie könne dann das Geräusch des Läutens auftreten? Und weil der Gedanke das Hören erzeuge, werde er als die Grundlage des Hörens angenommen, wie es ausgesagt sei: der Geist läute. Dies ist eine falsche Interpretation aufgrund des fehlenden Beistandes eines wahren Lehrers. Sie gleicht der Ausdeutung eines die Shâstras Studierenden, der ein zusammengesetztes Wort verwendet, in dem der erste Teil den zweiten verändert, oder ein zusammengesetztes Wort, in dem einer der Teile benachbarten Assoziationen entstammt. Jemand, der auf diese Weise interpretiert, hat den Buddha-Weg nicht tief genug studiert. Andererseits werden jene, die den Buddha-Weg bei einem rechtmäßigen Erben dieses Buddha-Weges studieren, sagen, daß

Dôgen: Immo So 4 unübertreffliche Erleuchtung und der Schatz des wahren Dharma- Auges Ruhe, Ohne-Tun-Tun, Samâdhi oder Dhâranî genannt werden. Die Wahrheit darin ist, daß, wenn ein einziges dharma Ruhe ist, die zehntausend dharmas unveränderlich Ruhe sind, und daß, wenn das Wehen des Windes Ruhe ist, das Läuten der Glocke Ruhe ist. Deshalb sagen wir: alle sind Ruhe. Ebenfalls sagen wir: das Läuten des Geistes ist nicht das Läuten des Windes; das Läuten des Geistes ist nicht das Läuten der Glocke; das Läuten des Geistes ist nicht das Läuten des Geistes. Werden wir mit Wind, Glocke, Geist und Läuten als So vertraut, sollten wir noch sagen: der Wind ist das Läuten; die Glocke ist das Läuten; das Wehen des Windes ist das Läuten; auch sollten wir sagen: das Läuten ist das Läuten. So ist nicht aufgrund: "Warum sollte man sich sorgen um das Wesen des So?" So ist, was es ist, aufgrund: "Warum sollte man in Beziehung stehen zum Wesen des So?" Ehe der 33. Dharma-Nachfolger Dajian Huineng ein vollordinierter Mönch wurde, hielt er sich im Fa-shih-Tempel zu Kuang-chou auf. Dort hörte er, wie zwei Mönche sich stritten, von denen einer behauptete, das Banner flattere, der andere, die Wind blase. Ihrem Wortgefecht schien kein Ende, da sprach Dajian, keines von beiden bewege sich, sie seien Geist-Bewegung. Als sie dies vernahmen, stimmten sie zu. Die beiden Mönche kamen aus Indien. Damit meinte Dajian, Wind, Banner, Flattern und Wehen, all dies sei Geist-Bewegung. Nun haben wir diese Worte vernommen, doch wir ignorieren ihre wahre Bedeutung, weniger noch können wir sie ausdrücken. Warum sprach er so? Nehmen wir seine Worte als "euer Geist bewegt sich", dann vermögen wir ihn nicht als Anhänger Buddhas zu sehen. Nun, falls wir seine Worte an seiner Stelle als seine Buddha-Nachfolger wiederholen möchten, sollten wir so sprechen: "Selbstverständlich bewegt sich unser Geist, doch sind wir selbst Geist-Bewegung." Warum? weil Bewegen nichts anderes als Bewegen ist, wir nichts anderes als wir ist. Dies daher, weil man bereits eine Person des So ist. Zuvor war der sechste chinesische Dharma-Nachfolger Dajian Huineng ein Brennholzverkäufer und erfahren in Bergen und Flüssen. Trotzdem, selbst als er die Wurzeln der Illusion unter einer Pinie abgeschnitten hatte, wie konnte er zu den Lehren der alten Buddhas und Zen-Meister finden, die den Geist im hellen Fenster ruhig reflektieren? Von wem wurde er gelehrt, sich von der Illusion zu befreien? Eines Tages hörte er, wie jemand das Diamant-Sûtra auf dem Marktplatz vortrug. Dies war ein unerwartetes Ereignis und niemand hatte ihm empfohlen, solches zu hören. In seiner frühen Kindheit wurde er seines Vaters beraubt, später unterstützte er seine Mutter. So wußte er nicht, daß einmal ein

Dôgen: Immo So 5 leuchtendes Juwel auf seinem Holzsammlermantel die ganze Welt erhellen würde. Im Nu zum Bodhi-Geist erwacht verließ er seine Mutter, um einen vorzüglichen Lehrer zu suchen. Solch einer Person zu begegnen ist selten. Wer würde die Bande der Zuneigung zu den Eltern vernachlässigen? Er setzte den Buddhadharma über die Familienbande und durchtrennte diese. Es wird gesagt, daß sobald ein Weiser die Worte eines Sûtra vernimmt, er sie sofort versteht und ihnen vertraut. Solche Weisheit kommt nicht von selbst und anderen; Weisheit wird an Weisheit übertragen; Weisheit sucht nach Weisheit. Es wird gesagt, daß 500 Fledermäuse, die auf einem brennenden Baum die Worte eines Sûtra vernahmen, vom Feuer verzehrt Arhatschaft erlangten. Dies geschah, da jede mit Weisheit ausgestattet war. Dies heißt, daß es weder Körper noch Geist gab. Und es wird gesagt, daß 10.000 Fische, die den Dharma vernahmen, in der himmlischen Welt wiedergeboren wurden. Dies geschah, da ihre Körper eins mit Weisheit waren. Aus diesem Grunde verwirklichten sie den Dharma, sobald sie ihn vernahmen. Solche Weisheit ist frei vom bedingten Entstehen, nicht aus der Welt, nicht in der Welt. Es ist so, als ob der Frühlingsgott den Frühlingsgott träfe. Solche Weisheit ist weder begrifflich noch nicht-begrifflich, weder bewußt noch unbewußt, weder groß noch klein, weder Illusion noch Erleuchtung. Kurz gesagt, Dajian hatte weder gewußt noch gehört, was Buddhismus ist, und so hatte es ihm nie danach verlangt, doch als er den Dharma vernahm, löste er die Familienbande und verließ sich selbst. Dies geschah, weil, ausgestattet mit Weisheit, Körper und Geist ihm nicht gehörten. Daher die Worte: "Ein Weiser wird verstehen und den Worten eines Sûtra vertrauen." Wie oft schon haben wir Geburt und Tod in Illusion durchlaufen, obgleich wir mit solcher Weisheit ausgestattet sind. Es ist als ob ein Juwel von Stein umgeben wäre, das erstere weiß nichts davon, noch weiß der andere, daß er ein Juwel umgibt. Man findet ihn und nimmt ihn auf ohne Erwartung, Wissen oder Gedanken. Dies gleicht der Tatsache, daß wir und Weisheit einander nicht kennen, und doch erreicht uns der Buddha-Weg durch Weisheit. Im Saddharmapundarîkasûtra steht: "Eine Person, die ohne Weisheit ist, wird zweifeln und den Buddha-Weg für immer verlieren." Weisheit ist nicht immer Sein oder Nichtsein. Es verhält sich so wie mit Pinien im Frühling oder Chrysanthemen im Herbst, die manchmal sind, manchmal nicht sind. In Illusion sind höchste unübertreffliche Erleuchtung und alle dharmas dem Zweifel gleich. Im Nu der Illusion ist es verloren. Dann sind gehörte Worte und begriffene Wahrheit dem Zweifel gleich. Die ganze Welt ist überall klar existent, jenseits von Selbst und Anderen, sie ist wie eine einzige, zehntausend Meilen lange Eisenschiene.

Dôgen: Immo So 6 Da dies so ist, grünen Zweige im Frühling, gibt es in den Buddha- Ländern der zehn Himmelsrichtungen das eine Buddha-Fahrzeug. Da dies so ist, fallen Blätter im Herbst, bleiben alle dharmas auf ihrem Platz im Buddhadharma, sind die weltlichen Formen beständig. Kurz gesagt ist jedes von ihnen So. Da es bereits So ist, gibt es Weisheit und Nichtweisheit, gibt es Sonne zum Mond. Eine Person des So, Dajian, wurde von den Worten des Sûtra tief erleuchtet und begab sich darauf auf den Berg Huang-mei, Zen- Meister Daman Hongren zu treffen. Daman schickte ihn in einen Raum für halbflügge Mönche, Nachdem er etwa acht Monate lang Tag und Nacht Reis zerstoßen hatte, kam eines Tages um Mitternacht insgeheim Daman zu ihm und fragte ihn, ob der Reis weiß sei. Dajian bejahte und fügte hinzu, er habe ihn noch nicht gesiebt. Daman schlug den Reismörser dreimal mit dem Stößel, und als Dajian den Reis dreimal siebte, gab es, so wird gesagt, eine geistige Verständigung zwischen den beiden. In diesem Augenblick wurden der Dharma und das Kashâya Damans korrekt an Dajian übertragen, beiden unbewußt. Eines Tages sprach Yuehshan Weiyan zum Zen-Meister Wu-chi [Shitou Xiqian] des Berges Nanyueh: "Ich kenne die meisten der zwölf Arten von Schriften der drei Fahrzeuge. Ich habe gehört, es gebe in den südlichen Provinzen Worte, die direkt auf den Geist verweisen und die eigene Natur erschauen lassen. Aber bis jetzt habe ich sie nicht geklärt. Ich flehe Sie an, verehrter Meister, mich dies zu lehren." Dies Yuehshan Frage. Als Lehrer war er wohlbewandert in den buddhistischen Schriften, und deshalb nicht unwissend im Buddhadharma. In alten Zeiten teilten sich die Buddhas nicht in verschiedene Sekten, und es war einzig die Methode des scholastischen Budddhismus, die zwölf Arten von Schriften in den drei Fahrzeugen auseinander zu unterscheiden. Die meisten der heutigen Menschen sind so dickköpfig, daß sie verschiedenste Sekten gegründet haben, je nach ihrem Gesichtpunkt hinsichtlich des Dharma. Doch dies ist weit entfernt vom wahren Dharma. Zen-Meister Wu-chi sagte: "So und Nicht-So sind jenseits des Denkens; ebenso verhält es sich mit dem Buddhismus. Was hältst du davon?" Dies waren sie Worte, die Wu-chi zu Yuehshan sprach. Wirklich, So und Nicht-So sind jenseits des Denkens, es ist also nicht möglich, So oder Nicht-So zu sein. So ist So jenseits von Definition und Nicht-Definition. Wir müssen erkennen, daß So jenseits von Denken ist und daß Denken jenseits von So ist. So ist jenseits von Buddha, Verstehen und Verwirklichen. Zen-Meiser Dajian Huineng vom Berge Ts'ao-ch'i unterwies einst Zen-Meister Nanyue Huairang indem er fragte: "Was ist dies, das so kommt?"

Dôgen: Immo So 7 Dies So-Gesagte, ist, da jenseits von Verstehen und Nichtverstehen, nicht wirklich eine Frage. Wir sollten dies gründlich erforschen: da 'dies' das 'was' ist, sind die zehntausend dharmas dies 'was', ist jedes dharma dies 'was'. Dies 'was' ist keine Frage, es ist das Kommen des So. Copyright 2005 by Rainer F. Meyer