abi.de BAföG, Nebenjob, Stipendium: Wie finanziere ich mein Studium? Orientieren Berufsbild Arbeitsmarkt Ladengeschäft oder online?

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Transkript:

september 2017 41. Jahrgang Heft 4 Orientieren Ladengeschäft oder online? Berufe im Handel go abi.de Arbeitsmarkt Berufliche Möglichkeiten für Sozialpädagogen Berufsbild Was macht ein Mitarbeiter beim Verfassungsschutz? BAföG, Nebenjob, Stipendium: Wie finanziere ich mein Studium? abi>> Schülerzeitungswettbewerb 2017 siehe Heftrückseite

abi.de ORIENTIEREN Viele Möglichkeiten im Handel Onlinehandel, Fairtrade und Produkte ohne Verpackung: abi>> stellt dir aktuelle Trends und Beschäftigungsmöglichkeiten im Handel vor.... 6 go abi.de editorial Liebe Leserin, lieber Leser, 2 IM FOKUS Studienfinanzierung BAföG, Nebenjob, Stipendium oder Zuschuss der Eltern: Studierende nutzen verschiedene Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten....10 nach der Zusage für den gewünschten Studienplatz stellen sich viele Abiturienten die Frage: Wie finanziere ich mein Studium? Zwar gibt es an staatlichen Hochschulen in Deutschland derzeit keine Studien gebühren, dennoch entstehen im neuen Lebensabschnitt viele Kosten etwa für Miete, Lebensmittel, Fachliteratur sowie Materialien fürs Studium, Fahrtkosten und Freizeitaktivitäten. Die meisten Studierenden bestreiten ihren Lebensunterhalt mithilfe von BAföG, der Unterstützung ihrer Eltern oder eines Nebenjobs. Auch ein Stipendium oder ein Studienkredit können infrage kommen. Viele kombinieren mehrere Einnahmequellen. Wichtig ist, sich frühzeitig über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren. Welche Kosten auf dich zukommen können und wie du dein Studium am besten finanzierst, erfährst du ab Seite 10. Mit Zahlen jonglieren müssen nicht nur Studierende bei der Berechnung ihrer Lebenshaltungskosten. Im Bereich Handel beispielsweise ist eine Affinität zu Kalkulationen sehr vorteilhaft. Die Branche befindet sich aktuell im Wandel und bietet Abiturienten gute Einstiegs- sowie Aufstiegschancen. Verschiedene Berufe stellen wir dir ab Seite 6 vor. Die Beschäftigten im Handel haben viel mit Menschen zu tun eine Gemeinsamkeit, die sie mit den Berufen im Bereich der sozialen Arbeit teilen. Ab Seite 22 dreht sich alles um den Arbeitsmarkt für Sozialarbeiter und Sozialpädagogen: Welche Einsatzmöglichkeiten bieten sich an, welche Arbeitgeber suchen Fachkräfte? Was auf Seite 26 auf dich wartet, dürfen wir an dieser Stelle nicht verraten streng geheim! So viel vorab: Es geht um hochpolitische Fragen, die Analyse brisanter Informationen und die richtigen Schlüsse daraus. Viel Spaß beim Lesen wünscht die abi>> Redaktion!

inhalt I ausbildung I studium I beruf I arbeitswelt I fun & facts abi.de arbeitsmarkt Sozialwesen im Aufwind Sozialpädagogen und Sozialarbeiter gehören zurzeit zu den gefragtesten Akademikern. Sie können in vielen verschiedenen Bereichen tätig werden.... 22 WAS MACHT EIN? Mitarbeiter beim Verfassungsschutz In seinem Berufsalltag kommt Thomas Lange* (26) mit vielen geheimen und sicherheitsrelevanten Informationen in Berührung....26 Orientieren Viele Möglichkeiten im Handel abi>> stellt dir aktuelle Trends und Beschäftigungsmöglichkeiten im Handel vor....6 Ziel: eine eigene Filiale Während ihrer Abiturientenausbildung zur Handelsfachwirtin übernimmt Bianca Pohlmann (23) viel Verantwortung....8 Im Fokus Wie finanziere ich mein Studium? BAföG, Nebenjob, Stipendium oder Zuschuss der Eltern: Studierende nutzen verschiedene Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten....10 Schritt für Schritt zum BAföG Wer kann BAföG beantragen? Was muss man beachten? abi>> beantwortet die wichtigsten Fragen....14 Einnahmen und Ausgaben im Studium abi>> hat die wichtigsten Zahlen im Überblick....15 Die Werkstudentin Lisa Rentzsch (22) hat einen Nebenjob als Werkstudentin im Personalwesen....16 Ein Kredit taugt nicht zur dauerhaften Studienfinanzierung. abi>> sprach mit Bernhard Börsel vom Deutschen Studentenwerk....18 Wie finanzierst du dein Studium? Drei Studierende erzählen für abi>>, wie sie ihr Studium und die Lebenshaltungskosten finanzieren....20 arbeitsmarkt Sozialwesen im Aufwind Sozialpädagogen und Sozialarbeiter gehören zurzeit zu den gefragtesten Akademikern....22 Verhandeln zum Wohl der Kinder Die Sozialpädagogin Keisha Brown (34) ist Ansprechpartnerin für Familien, Kinder und Jugendliche....24 Was macht ein? Mitarbeiter beim Verfassungsschutz Thomas Lange* (26) kommt mit vielen geheimen und sicherheitsrelevanten Informationen in Berührung....26 weitere rubriken Editorial... 2 News... 4 Impressum... 27 Vorschau/ abi>> Schülerzeitungswettbewerb... 28 * Name von der Redaktion geändert 3

news Online-Selbsttest Gehaltsstrukturen Freiwilliges Soziales Jahr Geeignet für das Masterabschluss FSJ in der Forschung Lehramtsstudium? zahlt sich aus Die Hochschule Die Universität Würzburg bietet Beschäftigte mit einem Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) einen neuen Online-Selbsttest Master- oder Diplomabschluss bietet in Kooperation mit für potenzielle Lehramtsstudierende an. Im Vordergrund steht Berufsjahren ein deutlich höheres ein Freiwilliges Soziales Jahr bekommen oft schon in frühen dem Internationalen Bund (IB) die Information über essenzielle Gehalt als Bachelorabsolventen. (FSJ) in Wissenschaft, Voraussetzungen im Lehrerberuf. Das geht aus einer Studie des Technik und Nachhaltigkeit an. Das Anforderungsprofil für Lehrkräfte Instituts für Arbeitsmarkt- und Innerhalb ihrer 12-monatigen Arbeit ist komplex. Neben der fachlichen Berufsforschung (IAB) hervor. bekommen die Freiwilligen einen Kompetenz sind auch Persönlichkeitskompetenzen wie Frustrationstoleranz, Demnach erhalten 25-jährige Arbeit- können im Bereich Forschung und Einblick in das Hochschullabor und Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein oder die Sympathie für Kinder und durchschnittlich etwa 150 Euro weniger, Mittelpunkt steht die Forschung zu nehmer mit einem Bachelorabschluss Wissenschaft aktiv mitarbeiten. Im Jugendliche wichtige Faktoren. neun Jahre später sind es bereits angeborenen Stoffwechselstörungen Mit dem neuen Angebot der Universität Würzburg können sich angehende venten kommen im Alter von 34 Jahren Jörn Oliver Sass. Neben verschiedenen 500 Euro. Master- oder Diplomabsol- in der Arbeitsgruppe von Professor Lehramtsstudierende und Interessierte auf ein Gehalt von durchschnittlich Grundarbeitstechniken sollen unter auf diese Eigenschaften überprüfen. 4.380 Euro brutto im Monat, bei den anderem auch Techniken der Zellkultur erlernt werden. Am Ende ist ein Innerhalb von etwa 15 Minuten beantworten sie mehrere kurze Fragebögen sind es dagegen etwa 3.880 Euro. eigenes Projekt zu bearbeiten. Beschäftigten mit Bachelorabschluss und erhalten anschließend ein individuelles Ergebnis sowie Tipps zur persönli- Qualifikation auch mit den unterschiedli- Schulabgänger bis zum 27. Lebensjahr Laut IAB ist das neben der höheren Die Bewerbung für das FSJ ist für chen Weiterentwicklung. Der Test dient chen Tätigkeitsfeldern zu erklären. Mehr möglich; Interessierte können sich online anmelden. Die Freiwilligen erhal- ausschließlich zur eigenen Orientierung als die Hälfte der Master- oder Diplomabsolventen übt eine Tätigkeit auf dem ten ein Taschengeld, haben Anspruch und ersetzt kein Zulassungsverfahren für das Lehramtsstudium. höchsten Anforderungsniveau aus, bei auf Urlaub und sind während ihrer Im Bereich des fachspezifischen den Bachelorabsolventen nur gut ein Tätigkeit sozialversichert. Das Freiwillige Soziale Jahr kann als Warte zeit für Wissens bietet die Uni Würzburg zudem Online-Selbsttests für die Fächer Im Rahmen der Studie wurden die Ein- ein Studium oder zum Teil als Vorprak- Drittel. Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Chemie sowie alle weiteren rigen betrachtet, die von der Umstellung Weitere Informationen zum FSJ kommensverhältnisse der 25- bis 34-Jähtikum angerechnet werden. grundständigen Studienfächer der auf die gestufte Studienstruktur seit Forschung bekommen Interessierte Hochschule an. Beginn der 2000er-Jahre betroffen waren. telefonisch unter 02241/865-9668 Die gesamte Studie ist online abrufbar. sowie per Mail unter joern.oliver. Mehr Infos sass@h-brs.de. Universität Würzburg Mehr Infos www.uni-wuerzburg.de/ Institut für Arbeitsmarkt- und Mehr Infos online_selbsttests/fachspezifische_ Berufsforschung (IAB) Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) online_selbsttests/ www.iab.de www.h-brs.de 4 2017ew abi>> 4 Foto: Nicole Schwab Foto: Julien Fertl Foto: Nicole Schwab

Studie Schüleraustausch sorgt für Selbstbewusstsein Wer als Schüler eine längere Zeit im Ausland verbracht hat, sieht sich in einem positiveren Licht als daheimgebliebene Mitschüler. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler in einer Studie unter Federführung der Universität Münster. Knapp 20.000 deutsche Jugendliche gehen jährlich für einen Schüleraustausch ins Ausland. Sie verbessern ihre Sprachkenntnisse, erweitern ihren Horizont und lernen, in unbekannten Situationen mit neuen Menschen zurechtzukommen. Für die Studie wurden 800 Jugendliche befragt, die ein Jahr im Ausland verbrachten und zwar vor, während, direkt nach der Rückkehr sowie ein Jahr später. Zum Vergleich nahmen auch 700 Schülerinnen und Schüler an der Umfrage teil, die in dieser Zeit zu Hause blieben. Das Fazit der Forscher: Die Austauschschüler bewerteten sich selbst im Verlauf der Studie positiver, bei den Daheimgebliebenen zeigte sich kaum ein Unterschied. Insbesondere hätten jene Schüler profitiert, die vor ihrer Zeit im Ausland ein weniger positives Bild von sich hatten. Als einen der wichtigsten Gründe für die gute persönliche Entwicklung nannte der Großteil der Befragten das Knüpfen von sozialen Kontakten im Gastland. Mehr Infos Studie der Universität Münster www.uni-muenster.de/news/ view.php?cmdid=2817 s Vom 23. bis zum 26. Oktober in Bielefeld Herbsthochschule für Schülerinnen Du bist Schülerin der Jahrgangsstufen 10 bis 13 und an Mathematik, Physik, Technik oder Informatik interessiert? Dann könnte die Teilnahme an der Herbsthochschule der Universität Bielefeld für dich interessant sein. In der ersten Herbstferienwoche in Nordrhein-Westfalen vom 23. bis 26. Oktober stellt die Hochschule im Rahmen von Vorlesungen, Workshops und Laborbesuchen ihre naturwissenschaftlichen und technischen Studiengänge in Theorie und Praxis vor. Anschließend gibt es ein abwechslungsreiches Abendprogramm mit Stadtführung sowie verschiedenen Gesprächsrunden. Inklusive einer Übernachtungsmöglichkeit und der Verpflegung in der Hochschulmensa kostet die Teilnahme 150 Euro (ohne Übernachtung 40 Euro). Die Anmeldung ist bis zum 25. September online möglich. Mehr Infos Universität Bielefeld www.uni-bielefeld.de news Am 21. Oktober in Nürnberg, Fürth und Erlangen Lange Nacht der Wissenschaften Labore besuchen, interessante Gespräche führen und selbst erste praktische Erfahrungen machen: Die Region Nürnberg, Fürth, Erlangen lädt am 21. Oktober zum 8. Mal zur Langen Nacht der Wissenschaften ein. Von 18 bis 1 Uhr können sich Schüler, Studierende, Auszubildende und andere Interessierte über die Angebote von über 350 Hochschulen und Betrieben der Region informieren. Der Eintritt kostet 12 Euro; Schüler, Studierende und Auszubildende zahlen nur 8 Euro. Darin enthalten ist ein Ticket für den Nahverkehr im Großraum Nürnberg. Um einen optimalen Wechsel zwischen den Veranstaltungsorten zu ermöglichen, verkehren die ganze Nacht etwa 55 Busse auf extra eingerichteten Sonderbuslinien. V e r a n s t a l t u n g e n Mehr Infos Lange Nacht der Wissenschaften www.nacht-der-wissenschaften.de Illustration: Daria Schreiber Foto: Julien Fertl 5

ORIENTIEREN Berufe im Handel Viele Möglichkeiten im Handel Handel ist Wandel, lautet ein Sprichwort. In der Tat verändert sich die Branche heutzutage rasant. Trends wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Onlineshopping prägen sie dabei. Nachwuchskräfte können diesen Prozess mitgestalten. Foto: Heidrun Hönninger Preise bestimmen, Regalgestaltung optimieren, Kunden beraten: Die Aufgaben im Handel sind vielfältig. Ich sorge dafür, dass die Kommunikationskampagnen erfolgreich umgesetzt werden. Julia Ziegelmann Foto: privat als Tochter eines Dachdeckermeisters hatte Julia Ziegelmann bereits früh Kontakt zum Handwerk. Später sammelte sie im Rahmen eines Praktikums bei Bosch weitere Erfahrungen im technischen Bereich. Da sie sich darüber hinaus für wirtschaftsbezogene Themen interessiert, entschied sie sich für ein BWL-Studium an der Uni Mannheim. Den Schwerpunkt legte sie auf internationale Qualifikation, Marketing und Controlling. Mit diesem Hintergrund passte die Stelle im Handelsmarketing, die die Hornbach Baumarkt AG in Bornheim bei Landau in der Pfalz ausgeschrieben hatte, perfekt zu Julia Ziegelmanns Lebenslauf. Ich war unter anderem für die Kundenführung bei Projekten im Markt zuständig, optimierte also die Sonderflächen und Regale. Dadurch lernte ich die Märkte gut kennen, erinnert sich die heute 35-Jährige. Zwei Jahre nach ihrem Einstieg wechselte die Diplom-Kauffrau in die Markenkommunikation; mittlerweile leitet sie ein Team von fünf Mitarbeitern. Unser Ziel ist es, für eine hohe Markenbekanntheit zu sorgen und ein positives Image für unser Unternehmen zu schaffen, erklärt Julia Ziegelmann. Meine Hauptaufgabe ist die Projektsteuerung: Ich sorge dafür, dass die Kommunikationskampagnen erfolgreich umgesetzt werden. Wege in den Handel Ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Marketing ist ein möglicher Weg für diejenigen, die in der 6

ORIENTIEREN Eine Option von vielen: Die Einsatzmöglichkeiten in der Handelsbranche reichen vom Verkauf bis zum Controlling. Foto: Julien Fertl Handelsbranche Fuß fassen möchten. Studiengänge wie Handelsmanagement, Handelsmarketing, Internationales Management oder Wirtschaftsinformatik sind ebenfalls beliebte Einstiegswege für Abiturienten. Je nachdem, in welchem Bereich man arbeiten will, kann sich auch ein Jura-, Architektur-, Logistik- oder E-Commerce-Studium anbieten, sagt Katharina Weinert, Abteilungsleiterin für Bildungspolitik und Berufsbildung beim Handelsverband Deutschland (HDE). Speziell für Abiturienten gibt es einige Ausbildungen, die zu verantwortungsvollen Positionen im Einzelhandel führen, etwa Handelsfachwirt oder Fachwirt für Vertrieb im Einzelhandel. Beide kombinieren die duale Ausbildung Kaufmann im Einzelhandel mit einer beruflichen Weiterbildung. Die Absolventen übernehmen schnell Verantwortung, betont Paul Stallmeister, Berater für akademische Berufe bei der Agentur für Arbeit in Münster. Prinzipiell arbeiten Abiturienten und Absolventen eher in der Filialleitung oder in der Zentrale als im Verkauf. Neuer Ausbildungsberuf Der Wandel stellt Fachkräfte sowie Berufseinsteiger der Branche vor neue Herausforderungen. Um junge Menschen besser auf die Anforderungen im Handel vorzubereiten, hat der HDE in Zusammenarbeit mit Unternehmen und anderen Verbänden einen neuen Ausbildungsberuf initiiert: Kaufmann im E-Commerce. Zum ersten Mal soll die Ausbildung im August 2018 angeboten werden. Zu den geplanten Inhalten gehören etwa Onlinemarketing, Produktdarstellung, Sortimentsgestaltung, unterschiedliche Vertriebskanäle sowie die im Internet wichtigen rechtlichen Aspekte etwa Daten- und Markenschutz oder Wettbewerbs- und Urheberrecht. Die Bewerber müssen computeraffin sein und sollten sich für den Onlinehandel interessieren, sagt Katharina Weinert. Fair Trade und Digitalisierung Sowohl für Absolventen einer Ausbildung als auch für diejenigen mit einem Studienabschluss ist der Berufsalltag durch aktuelle Trends geprägt. Beispielsweise boomt aktuell der Onlinehandel. Laut Institut für Handelsforschung in Köln wächst der Umsatz in diesem Bereich seit 2010 jährlich um rund vier Milliarden Euro. Mittlerweile werden nicht nur Kleidungsstücke, Bücher und Elektronikartikel online bestellt, sondern sogar Lebensmittel. Ein weiterer Trend ist der sogenannte Cross- Channel-Vertrieb: Die Vernetzung von Onlineund stationärem Handel wird weiter fortschreiten, erwartet HDE-Expertin Katharina Weinert. Ein Beispiel für dieses Modell: Der Kunde bestellt die gewünschte Ware online und kann sie am nächsten Tag auf dem Heimweg von der Arbeit selbst im Laden abholen. Auch Nachhaltigkeit beim Sortiment, in der Logistik und bei der Herstellung ist ein wichtiges Thema. Stichworte sind hier zum Beispiel Bioprodukte, fairer Handel, umweltschonende Transportwege und Energiesparmaßnahmen im Laden. Nicht zuletzt schreitet auch die Digitalisierung im Handel immer weiter voran, ergänzt Katharina Weinert: Produktinformationen werden über Touchscreens präsentiert, Tablets unterstützen den Verkaufsprozess, Computerkassen machen den Bezahlprozess einfacher. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten Sowohl im klassischen Einzelhandel als auch im Online- und Versandhandel stehen die Zeichen auf Wachstum: Mitte 2016 gab es im Einzelhandel 2,2 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, berichtet Ilona Mirtschin, Arbeitsmarktexpertin bei der Bundesagentur für Arbeit. Im Online- und Versandhandel arbeiteten Mitte 2016 insgesamt 106.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 75 Prozent mehr als 2011. In der Branche gibt es verschiedene Einsatzbereiche: Im Einzelhandel arbeitet die Hälfte der Beschäftigten im Verkauf, während im Versandund Internethandel der Schwerpunkt auf den Bereichen Lagerwirtschaft und Post liegt, erklärt Ilona Mirtschin. Aber auch Büro und Sekretariat, Unternehmensorganisation und -strategie, Werbung und Marketing sowie Einkauf und Vertrieb sind bedeutende Tätigkeitsfelder im Versand- und Onlinehandel. << >>mehr info www.abi.de E-Commerce- Spezialist Gib Folgendes in die Suche ein: CodeECS Interview Gib Folgendes in die Suche ein: CodeBKZ 7

ORIENTIEREN Foto: privat Von der Platzierung der Produkte im Außenbereich bis zur Erstellung von Personalplänen: Bianca Pohlmann lernt alle Tätigkeiten im Handel kennen und übernimmt bereits während der Ausbildung Verantwortung. Handelsfachwirtin Ziel: eine eigene Filiale Kunden beraten, Bestellungen aufgeben, Personalpläne erstellen: Während ihrer Abiturientenausbildung beim Dänischen Bettenlager auf Sylt übernimmt Bianca Pohlmann (23) bereits viel Verantwortung. Für abi>> berichtet sie über ihren beruflichen Alltag. nach dem Abitur hatte ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau in Erwägung gezogen. Doch das allein reichte mir nicht aus ich wollte gern mehr mit Menschen zusammenarbeiten, statt nur am Schreibtisch zu sitzen. Also bewarb ich mich beim Handelsunternehmen Dänisches Bettenlager um eine Ausbildung als Kauffrau im Einzelhandel inklusive einer Weiterbildung zur Handelsfachwirtin. Diese sogenannte Abiturientenausbildung steht ausschließlich Kandidaten mit Hochschulreife oder Fachhochschulreife offen. Meine Ausbildung habe ich nach eineinhalb Jahren abgeschlossen, für den Abschluss Fachwirtin benötige ich insgesamt drei Jahre. In dieser Zeit lerne ich einerseits den Handel mit all seinen Facetten kennen. Andererseits erlange ich das Wissen, das ich brauche, um später eine eigene Filiale zu leiten. Alle drei Monate fahre ich für jeweils drei Wochen ins Bildungszentrum nach Springe bei Hannover, wo der theoretische Teil meiner Handelsfachwirt-Weiterbildung stattfindet. Darüber hinaus erwerbe ich bald meinen Ausbilderschein, sodass ich auch selber Auszubildende anlernen kann. Kundenkontakt und Organisation Auf Sylt lerne ich den Verkauf von der Pike auf kennen. Zusammen mit meinen neun Kolleginnen und Kollegen kümmere ich mich unter anderem >>mehr info www.abi.de Berufe im Handel Übersicht Gib Folgendes in die Suche ein: CodeMNV 8

ORIENTIEREN um die Sauberkeit und Ordnung im Laden. Zu unseren Produkten vornehmlich Möbel und Matratzen erhalten wir regelmäßig Schulungen. Das Wissen daraus setzen wir im Alltag ein, etwa wenn wir Kundengespräche führen. Nicht zuletzt schreibe ich Personalpläne. Rund zwei Drittel meiner Arbeitszeit verbringe ich auf der Verkaufsfläche und etwa ein Drittel im Büro, wo ich Bestellungen aufgebe oder aufgrund von Krankmeldungen auch mal spontan die Personalpläne ändern muss. Einmal im Monat begleite ich einen ganzen Tag lang meinen Filialleiter. Dabei lerne ich vieles über Personalführung oder Buchhaltung: Wie motiviere ich die Mitarbeiter? Wie erreiche ich die gesteckten Umsatzziele? Wie führe ich ein erfolgreiches Geschäft? Diese Kenntnisse werde ich später brauchen, um erfolgreich eine eigene Filiale zu leiten. Wo genau ich später eingesetzt werde, weiß ich noch nicht das wird sich erst in den nächsten Monaten entscheiden. Empathisch und kommunikativ Die größte Herausforderung im Handel sind für mich anspruchsvolle Kunden, die zum Beispiel mit Reklamationen zu uns kommen. In Seminaren lernen wir unter anderem, mit Kritik und angespannten Situationen umzugehen, sodass die Kunden den Laden am Ende hoffentlich mit einem Lächeln verlassen. Mir gefällt im Handel vor allem die Mischung aus Kundenkontakt und administrativen Aufgaben. Für meine Arbeit muss ich kommunikativ und empathisch sein, mich also gern auf die unterschiedlichsten Menschen einlassen. Außerdem sollte ich mich für die Waren, die wir anbieten, auch wirklich interessieren ansonsten kann ich sie nicht überzeugend verkaufen. << Stühle, Kissen, Matratzen: Die angehende Handelsfachwirtin wird regelmäßig zu allen Produkten geschult. Foto: Julien Fertl Typischer Tagesablauf Bianca Pohlmann arbeitet beim Dänischen Bettenlager auf Sylt. Dort lernt sie die Aufgaben im Einzelhandel kennen. 9 Uhr 9.30 Uhr 10.30 Uhr 11 Uhr 12 Uhr 13 Uhr 18 Uhr 18.30 Uhr Bianca Pohlmann betritt den Laden, meldet die Kasse an und zählt das Wechselgeld. Dazu kommen saisonal bedingte Aufgaben. Während der Frühlingssaison stellt sie beispielsweise die Gartenmöbel vor den Laden. Der Laden öffnet. Schon bald warten die ersten Kunden, um sich zu den neuesten Matratzen beraten zu lassen. Bianca Pohlmann erklärt ihnen die Details. Ein Kunde hat einen Tisch bestellt. Da der Lagerist heute Urlaub hat, muss Bianca Pohlmann selbst mit anpacken und den Tisch aus dem Lager holen. Die Zentrale in Handewitt hat ein neues Konzept für die Präsentation von Bettwäsche herausgegeben. Bianca Pohlmann räumt daher die Ware um. In ihrer einstündigen Mittagspause macht Bianca Pohlmann einen kleinen Spaziergang zum Strand. Am Nachmittag ist es im Laden etwas ruhiger, sodass Bianca Pohlmann sich mit Büroarbeit beschäftigen kann. Sie bestellt etwa neue Bettwäsche, da diese fast ausverkauft ist. Außerdem verbucht sie die Lieferscheine und prüft die Bestände. Kurz vor Ladenschluss räumt Bianca Pohlmann die Regale auf, staubsaugt den Boden und räumt die Möbel rein. Als der letzte Kunde das Geschäft verlässt, meldet Bianca Pohlmann die Kasse ab und schließt den Laden für heute ist Feierabend. 9

Im fokus Foto: Julien Fertl Wie viel Geld habe ich im Monat zur Verfügung, wie viel gebe ich aus? Studierende sollten den Überblick behalten. Studienfinanzierung Wie finanziere ich mein Studium? Kleine Summen ergeben das große Ganze: Zuschuss der Eltern, BAföG, Stipendium, Nebenjob und Kindergeld können Bausteine der Studienfinanzierung sein. Bei den wenigsten Studierenden reicht eine Geldquelle alleine aus, um die monatlichen Kosten zu stemmen. 10

Im fokus Foto: Verena Westernacher Foto: Sonja Trabandt Foto: Julien Fertl Foto: Verena Westernacher Viele Studierende finanzieren die Kosten für Miete, Lebensmittel, Kleidung und Lernmaterialien mithilfe eines Nebenjobs. wer in München studiert, muss erst einmal ein bezahlbares Zimmer finden. Jeremy Harisch, der im zweiten Semester Informatik an der Technischen Universität (TU) studiert, hat das Glück, bei seinem Vater wohnen zu können: Ich steuere aber freiwillig einen kleinen Beitrag zur Miete bei, erzählt der 18-Jährige. Und für alles andere Handy, Essen, Bücher, Semesterbeitrag, Ausgehen braucht er mindestens 300 Euro zusätzlich im Monat. Gleich im ersten Semester hatte er sich deshalb einen Nebenjob gesucht. Zunächst arbeitete er als Verkäufer in einem Laden in der Innenstadt. Ich wollte aber etwas machen, das mit meinem Studium zu tun hat, erklärt er. Daher bewarb er sich auf Stellen, die er in Jobportalen fand bekam aber nur Absagen: zu jung, zu unerfahren. Manchmal erhielt er gar keine Antwort. Dank der Vermittlung durch eine Stellenbörse hat es für ihn dann doch geklappt: Etwa zwölf Stunden in der Woche kann Jeremy Harisch nun neben seinem Studium bei einer kleinen Computerfirma arbeiten. Das Studium: Ausgaben Ob München oder andere Studienorte bei den Kosten kommt einiges zusammen: 323 Euro für die Miete, 168 Euro für Lebensmittel, 80 Euro für Arztkosten, Medikamente und die Krankenversicherung (für alle, die nicht familienversichert sind), 94 Euro Fahrtkosten, 61 Euro an Ausgaben in der Freizeit, 42 Euro für Kleidung, 31 Euro für Telefon und Internet sowie 20 Euro für Lernmittel Ich wollte etwas machen, das mit meinem Studium zu tun hat. Jeremy Harisch Foto: privat 11

Im fokus macht zusammen 819 Euro. Diese Angaben sind Durchschnittswerte von Studierenden, die 2016 an der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) teilnahmen. Natürlich hängt der tatsächliche Betrag von der Lebensart des Einzelnen ab, günstiger geht es aber wohl kaum, sagt Sonja Bauer von der Sozialberatung des Studentenwerks Würzburg. und Einnahmen Auf der anderen Seite haben Studierende laut dem DSW im Schnitt 918 Euro im Monat zur Verfügung. Die wichtigsten Geldquellen für Studierende sind die Eltern (für 86 Prozent der Studierenden), Nebenjobs (61 Prozent), BAföG (25 Prozent), Studienkredite (5 Prozent) und Stipendien (5 Prozent), wobei sich die Finanzierung meist aus mehreren Bausteinen zusammensetzt. Auch das Kindergeld ist ein Baustein: Es wird bis zum 25. Lebensjahr gezahlt, unabhängig davon, ob und wie viel ein Studierender verdient. Grundsätzlich sind Eltern gesetzlich dazu verpflichtet, ihre volljährigen Kinder während der Ausbildung oder dem Studium finanziell zu unterstützen. Reicht das Einkommen der Eltern nicht aus, kann die staatliche Ausbildungsförderung (BAföG) beantragt werden, erläutert Sonja Bauer. Sie rät dazu, sich bei Fachleuten Tipps zu holen: Häufig kommen Studierende in die Beratung und sagen, dass sie laut BAföG-Rechner im Internet keine Förderung erhalten würden. Im Gespräch stellt sich dann aber heraus, dass sie möglicherweise doch einen Anspruch hätten. Daher empfehle ich, sich an die BAföG-Stelle im zuständigen Studentenwerk zu wenden. Der Nebenjob Rund 68 Prozent der Studierenden in Deutschland gehen einem Nebenjob nach. Das Studium allein damit zu finanzieren, ist nach Meinung der Beraterin allerdings schwierig: Es bleibt weniger Zeit zum Lernen, was sich schnell rächen kann. Sinnvoll ist sicherlich, einen Nebenjob anzunehmen, der einen fachlichen Bezug zum Studium hat, etwa einen Job als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl, erklärt Sonja Bauer. Eine beliebte Option, das Budget aufzustocken, ist ein sogenannter Minijob, bei dem dauerhaft nicht mehr als 450 Euro im Monat verdient werden. Auch wer BAföG bekommt, kann innerhalb eines Jahres im Monatsdurchschnitt bis zu 450 Euro verdienen, ohne dass es den BAföG- Anspruch mindert, erläutert die Beraterin. Insgesamt darf man jedoch im Bewilligungszeitraum, also innerhalb von zwölf Monaten, nicht die Einkommensgrenze von derzeit 5.416 Euro übersteigen. Ansonsten wird der übersteigende Verdienst auf das BAföG angerechnet. Wem ein Minijob nicht ausreicht, muss mit Blick auf die Sozialversicherung die Werkstudentenregel beachten: Wer nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeitet, zahlt als Arbeitnehmer nur Beiträge in die Rentenversicherung ein. In Einzelfällen kann die 20-Stunden-Regel überschritten Auch wer BAföG bekommt, kann im Monatsdurchschnitt bis zu 450 Euro verdienen. Sonja Bauer Foto: privat Foto: Verena Westernacher Gutes Zeitmanagement ist das A und O für Studierende, die einem oder gar mehreren Nebenjobs nachgehen. 12

Im fokus werden, zum Beispiel in den Ferien. Auch wer überwiegend während der Abend- und Nachtstunden oder am Wochenende arbeitet, darf eine Ausnahme machen, ohne dass sich der Sozialversicherungsstatus ändert. Diese Einzelfälle muss aber die Krankenkasse genehmigen. Neu ist seit Anfang 2017, dass die Zeiten der Überschreitung auf maximal 26 Wochen im Beschäftigungsjahr befristet sein müssen, ergänzt Sonja Bauer. Job auf Zeit Wer sich voll und ganz auf das Studium konzentrieren und deswegen nicht dauerhaft einem Nebenjob nachgehen will, kann zeitlich befristet arbeiten, etwa in der vorlesungsfreien Zeit. Wird bei einem Arbeitgeber nicht länger als drei Monate am Stück oder 70 Arbeitstage pro Kalenderjahr gearbeitet, handelt es sich um eine befristete Beschäftigung, für die keine Sozialversicherungsbeiträge anfallen. Bleibt zudem der Jahresverdienst unter dem Grundfreibetrag von aktuell 8.820 Euro, fallen auch keine Steuern an. Wichtig dabei: Eine zeitliche Begrenzung muss bereits vor Beginn der Tätigkeit vereinbart werden. Kompliziert kann es immer dann werden, wenn verschiedene Arten von Nebenjobs kombiniert werden. Wer unsicher ist, wie welcher Job bewertet wird, sollte lieber nachfragen, lautet Sonja Bauers Empfehlung. Beratung bieten neben den Studentenwerken auch das Beratungsnetzwerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), die Krankenkassen sowie die deutsche Rentenversicherung. Studienkredite und Stipendien Studienkredite sollten aus Sicht der Beraterin eine Notlösung sein: Ein Studienkredit eignet sich nicht, um ein Studium voll zu finanzieren, sondern nur zur Überbrückung. Bekannteste Studienkredite sind der KfW-Studienkredit, der Bildungskredit und das Studienabschlussdarlehen der Darlehenskasse der bayerischen Studentenwerke. Und dann gibt es noch Stipendien als Finanzierungsmöglichkeit. Hier gilt es zunächst, sich einen Überblick über die Fülle an Begabtenförderungswerken, Stiftungen und Vereinen zu verschaffen, die Fördergelder an Studierende auszahlen. Es bedarf einiges an Vorbereitung, sich über die vielen verschiedenen Einrichtungen zu informieren, um das passende Stipendium für sich zu finden, meint Sonja Bauer. Aber: Einen Versuch ist es wert, zumal nicht nur Leistungen wie gute Noten zählen, sondern oftmals auch soziales oder politisches Engagement. Wer einen Rat braucht, kann sich jederzeit an die Studentenwerke sowie die Sozialreferate der studentischen Vertretungen (AStA) wenden. Das gilt auch für Abiturienten, die noch kein Studium aufgenommen haben. << Geld verdienen als dual Studierender Das duale Studium bietet die Möglichkeit, bereits während des Studiums Geld zu verdienen, da die Praxisphasen im kooperierenden Unternehmen in der Regel vergütet werden. Weitere Informationen rund um das Thema Duales Studium findest du im abi>> Portal: www.abi.de > Studium > Was studieren? > Duales Studium Foto: Sonja Trabandt Wer sich voll und ganz aufs Studium konzentrieren will, für den könnten BAföG oder Stipendien infrage kommen. 13

Im fokus FAQ Schritt für Schritt zum BAföG Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den BAföG-Antrag klärt abi>> für dich. Woher bekomme ich den Antrag? Der Antrag besteht aus mehreren Formblättern. Die bekommst du bei den Ämtern für Ausbildungsförderung an deiner Hochschule oder im Internet unter www.bafoeg.de. Wer kann BAföG beantragen? Ich bekomme ja eh nichts! das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Ob man berechtigt ist, wird mithilfe eines komplizierten Schlüssels errechnet. Deshalb sind Online-Rechner nicht unbedingt aussagekräftig. Nur persönliche Beratung und der Antrag an sich können den Anspruch klären. Nur Mut! Wonach richtet sich der Anspruch? Bei der Berechnung des BAföGs ist unter anderem das persönliche Vermögen zum Zeitpunkt der Antragstellung entscheidend. Der Freibetrag für den Studierenden selbst beträgt 7.500 Euro. Der Kontoauszug muss aber aktuell sein. Auch das eigene Auto wird mit vollem Wert angerechnet, ebenso Bausparverträge und Geldanlagen, die auf den eigenen Namen laufen. Bei größeren Anschaffungen vor Antragstellung muss der Beleg aufgehoben werden. Übrigens nützt es nichts, Vermögen auf Dritte, zum Beispiel die Eltern, zu übertragen, wenn du dafür keine Gegenleistung erhalten hast es wird trotzdem in vollem Umfang angerechnet. Neben dem eigenen Vermögen wird aber vor allem das Einkommen der Eltern zugrunde gelegt. Hier ist das Einkommen aus dem vorletzten Kalenderjahr vor der Antragstellung entscheidend. Wie hoch ist das BAföG? Mit bis zu 735 Euro im Monat fördert der Staat Studierende aktuell. Der individuelle Förderbetrag ist zur Hälfte ein zinsloses Darlehen, zur Hälfte geschenkt. Fotos: Martin Rehm Was muss ich im Antrag angeben? In den Formblättern werden Angaben über die eigene Person, die Eltern und die Geschwister, zum Studium, zur Wohnsituation und zum eigenen Einkommen abgefragt. Verlangt wird zudem eine Studienbescheinigung nach 9 BAföG: Die bekommst du von deiner Hochschule mit den Semesterunterlagen zugeschickt. Wann kann ich mit dem Ausfüllen beginnen? Du solltest schon vor Zusage des Studienplatzes anfangen. So hast du ausreichend Zeit, Unterlagen und Belege zu organisieren, etwa eine Bescheinigung zum Einkommen der Eltern. Auch Schul- oder Ausbildungsbescheinigungen von Geschwistern kannst du bereits vor Studienbeginn anfordern. Ab wann wird das Geld ausgezahlt? Die Auszahlung erfolgt nicht rückwirkend ab Studienbeginn, sondern frühestens ab dem Monat der Antragstellung. Dabei zählt der Tag, an dem der Antrag beim Amt eingeht. Die reine Bearbeitungszeit beim Amt kann mehrere Monate beanspruchen. Für wie lange wird BAföG bewilligt? In der Regel wird BAföG für ein Jahr bewilligt und jedes Jahr, nach Einreichen des Weiterförderungsantrages, neu berechnet. Wie funktioniert die Rückzahlung? Egal, wie hoch und wie lange du BAföG bekommen hast: Du musst nicht mehr als 10.000 Euro an Staatsdarlehen zurückzahlen. Die Rückzahlung beginnt frühestens fünf Jahre nach Ende der Förderung in kleinen Raten à 105 Euro monatlich. Einkommensabhängig kann es dabei Abweichungen geben. Kann die Summe auf einmal gezahlt werden, erhält man einen Teilerlass je höher der Betrag ist, desto höher ist der Erlass, maximal jedoch 50,5 Prozent. << Bis zu 735 Euro im Monat können Studierende aktuell durch BAföG bekommen. 14

Im fokus Übersicht Einnahmen und Ausgaben im Überblick Wie viel geben Studierende jeden Monat für Miete, Lebensmittel und Fahrtkosten aus? Und wie bestreiten sie ihren Lebensunterhalt? Im Rahmen der 21. Sozialerhebung hat das Deutsche Studentenwerk (DSW) die Durchschnittswerte ermittelt. Was kostet mich das Studium?* Kleidung 42 Lernmittel 20 Miete 323 Lebensmittel 168 Fahrtkosten 94 Arztkosten, Medikamente, Versicherung (falls nicht familienversichert) 80 Ausgaben in der Freizeit 61 Telefon, Internet 31 Wie finanziere ich das Studium?** BAföG 25 % Stipendium 5 % Illustrationen: Daria Schreiber Unterstützung der Eltern 86 % * durchschnittliche monatliche Ausgaben ** Studierende in Prozent Nebenjob 61 % Studienkredit 5 % 15

Im fokus Studienfinanzierung mit einem Nebenjob Die Werkstudentin Lisa Rentzsch (22) hat einen Nebenjob als Werkstudentin im Personalwesen bei der Jobbörse Academic Work. Damit finanziert sie nicht nur ihre monatlichen Ausgaben, sondern ebnet sich auch ihren Weg in die Berufswelt. einfach so 900 Euro und mehr im Monat aufzubringen, ist gar nicht leicht. Aber das ist in etwa die Summe, die Lisa Rentzsch braucht, um all ihre monatlichen Ausgaben in einer kostspieligen Stadt wie München zu finanzieren. Allein die Miete schlägt mit mehr als 500 Euro zu Buche. Es ist fast unmöglich, hier ein günstiges Zimmer zu finden, erzählt sie. In der bayerischen Landeshauptstadt studiert sie Tourismusmanagement an der Hochschule für angewandte Wissenschaften. Aufgrund eines Praxissemesters beträgt die Regelstudienzeit sieben Semester. Aktuell arbeitet Lisa Rentzsch an ihrer Bachelorarbeit. Seit über einem Jahr hat die 22-Jährige eine Stelle als Werkstudentin, was jedoch zu Beginn ihres Studiums nicht machbar gewesen wäre. Der Semesterwochenplan sah vier bis fünf Tage Vollzeit auf dem Campus vor. Zum Jobben blieb einfach wenig Zeit, sagt die Studentin. In den ersten vier Semestern hat sie immer mal wieder im Service gejobbt, konnte aber zum Glück hauptsächlich auf die finanzielle Unterstützung ihrer Eltern bauen. Nach dem Praxissemester änderte sich der Semesterwochenplan: Im sechsten Semester hatte ich weniger Vorlesungen, dafür mehr Projekt arbeiten und konnte so das Studium flexibler gestalten, erzählt sie. Mit dem Praxissemester kamen auch erste Überlegungen auf, wie es nach ihrem Studium weitergehen könnte: Ich habe in meinem Praxissemester in Argentinien in einer Praktikumsvermittlung für Studierende gearbeitet. Die Gespräche, die Vermittlung, überhaupt das Thema Personal haben mir großen Spaß gemacht, erinnert sie sich. Bis zu 20 Wochenstunden arbeiten Wieder zurück in München, machte sie sich über die gängigen Jobportale auf die Suche und fand bei Academic Work eine 16 Stelle als Werkstudentin: Das ist ein schwedisches Unternehmen, das sich auf die Vermittlung von Jobs an Studierende und Absolventen spezialisiert hat. Ich gestalte zum Beispiel Stellenausschreibungen, poste sie auf den gängigen Kanälen, kümmere mich um die Bewerber im ersten Schritt, chatte mit Besuchern unserer Website oder führe zum Beispiel Vorinterviews. Als Assistentin der Consultingmanagerin koordiniere ich zudem Termine und bereite Meetings vor. Was ihr besonders gut daran gefällt: Ich arbeite nicht einfach nur Aufgaben ab, sondern bin beispielsweise auch bei Interviews und Kundengesprächen dabei, um möglichst viel vom Arbeitsfeld mitzubekommen. Lisa Rentzsch arbeitet als Werkstudentin bis zu 20 Stunden in der Woche, verteilt auf Montag, Dienstag und Mittwoch. Zwei volle und einen halben Tag verbringt sie in der Agentur. Nach einem vollen Arbeitstag mache ich nur dann noch etwas für die Hochschule, wenn es absolut sein muss, räumt sie ein. Dafür verbringt sie den Dienstagnachmittag, den Donnerstag und den Freitag Das Thema Personal hat mir großen Spaß gemacht. Foto: Academic Work auf dem Campus und am Schreibtisch zu Hause. Und an der Bachelorarbeit arbeite ich natürlich auch am Wochenende, ergänzt sie. Studium muss der Fokus bleiben Eine Werkstudententätigkeit ist unkompliziert, solange sie sich wie in Lisa Rentzschs Fall an die 20-Stunden-Regel hält. Die soll garantieren, dass das Studium die Haupt- und der Job die Nebensache bleibt. Die 22-Jährige und ihr Arbeitgeber müssen keine zusätzlichen Beiträge zur Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung zahlen. Beiträge zur Rentenversicherung fallen zwar an, aber nur geringfügig. Das Gute an der Tätigkeit ist für Lisa Rentzsch nicht nur, dass sie finanziell nicht mehr allein von ihren Eltern abhängig ist. Nun hat sie auch eine Idee davon, wie ihre berufliche Zukunft aussehen könnte. <<

Im fokus Bis zu 20 Stunden in der Woche dürfen Studierende wie Lisa Rentzsch während des Semesters arbeiten. Foto: Katharina Kemme >>mehr info www.abi.de Infos rund um BAföG, Nebenjobs oder Stipendien: abi.de > Studium > Finanzen 17

Im fokus >>interview abi>> Welche Kredite gibt es und wann ist ein Kredit überhaupt ein Studienkredit? Bernhard Börsel: Nicht wenige halten auch BAföG für einen Kredit. Das stimmt aber nicht. Der individuelle Förderbetrag ist zur Hälfte ein zinsloses Darlehen, zur Hälfte geschenkt. Für Zeiten über die BAföG-Förderungshöchstdauer hinaus wird ein verzinsliches BAföG-Bankdarlehen angeboten. Foto: Julien Fertl Foto: privat Ein Kredit taugt nicht zur dauerhaften Studienfinanzierung. Warum ist BAföG kein Kredit? Wann kommt ein Studienkredit überhaupt infrage? Und an wen wende ich mich hierfür? Bernhard Börsel, Referatsleiter Studienfinanzierung/ Bildungspolitische Fragen beim Deutschen Studentenwerk, klärt diese und weitere Fragen. abi>> Herr Börsel, nehmen viele Studierende einen Studienkredit in Anspruch? Bernhard Börsel: Laut unserer aktuellen, 21. Sozialerhebung nehmen fünf Prozent einen KfW-Studien kredit, ein Prozent den Bildungskredit des Bundes und weniger als ein Prozent einen Kredit zur Studienfinanzierung von einer anderen Bank oder Sparkasse in Anspruch. Ob ein Computer oder Einrichtung für die neue Wohnung: Wer einmalig Geld braucht, kann einen Kredit in Betracht ziehen. 18

Im fokus Foto: Heidrun Hönninger Sinnvoll einsetzen: Ein Studienkredit bietet sich an, um etwa einen kurzfristigen finanziellen Engpass zu überbrücken. Das kann man beim BAföG-Amt beantragen, den Darlehensvertrag schließt man mit der KfW ab. Dann gibt es den Bildungskredit des Bundes: maximal 24 Monate oder als Einmalzahlung. Den beantragt man beim Bundesverwaltungsamt und schließt dann einen Darlehensvertrag mit der KfW ab. BAföG-Bankdarlehen und Bildungskredit sind sehr zinsgünstig, weil eine Bürgschaft des Bundes dahintersteht. Der KfW-Studienkredit ist ein Eigengewächs der KfW, da sind die Zinsen höher. Wer will, kann einen Festzins über einen gewissen Zeitraum vereinbaren. Viele Studentenwerke haben Darlehenskassen zur Überbrückung in Härtefällen. In NRW haben sich dafür beispielsweise die Studentenwerke in der Daka NRW zusammengeschlossen, in Bayern in der bayerischen Darlehenskasse. Statt Zinsen wird eine Verwaltungspauschale erhoben. Das ist sehr günstig, weil in Härtefällen die Sorge im Vordergrund steht. Kein Studienkredit sind hingegen Studienfonds. Diese sammeln Geld von Investoren gegen eine Rendite. Wer das Auswahlverfahren schafft, erhält während des Studiums Geld oder auch Zugang zu Coachings und Exkursionen. Nach dem Studium muss ein gewisser Prozentsatz vom Einkommen zurückgezahlt werden. Genaue Informationen sind nicht öffentlich verfügbar. Was aber sicher gesagt werden kann: Wer ein Assessmentcenter für Studienfonds schafft, könnte damit auch locker ein Stipendium mit ideeller Förderung bekommen. Und das muss man nicht zurückzahlen. Einen normalen Kredit erhält niemand ohne eine Sicherheit. Die haben Studierende nicht. Studienkredite hängen an der Erwartung, dass Studierende in ihre Ausbildung investieren und deshalb als Akademiker und Akademikerinnen den Kredit zurückzahlen können. Studienkredite von Privatbanken sind inzwischen aber fast alle eingestellt, auch von Sparkassen werden sie weniger häufig angeboten. abi>> Wer sollte diese Option in Betracht ziehen? Bernhard Börsel: Ein Studienkredit taugt nicht zu einer dauerhaften, vollständigen Studienfinanzierung. Wer zum Beispiel einen kurzfristigen und zeitlich begrenzten finanziellen Engpass von etwa einem halben Jahr überbrücken muss, in der Examensphase Jobben ersetzen will, einen geringen dauerhaften zusätzlichen Bedarf von etwa 150 Euro pro Monat oder einen Einmalbedarf für Ausgaben wie einen Computer oder ein Musikinstrument hat, kann das in Erwägung ziehen. abi>> Worauf muss man bei den Modellen achten? Bernhard Börsel: Studierende brauchen einen Ansprechpartner, der sie unabhängig zu allen Studienfinanzierungsformen und nicht nur einseitig zu Krediten berät. Genau das machen die Studentenwerke, weil sie einen öffentlichen Auftrag haben. Finger weg, wenn es bei einer Verzinsung keinen Tilgungsrechner gibt, der die Gesamtkosten ausweist. Und auch Finger weg, wenn die Verträge nicht öffentlich sind. << 19

Im fokus Umfrage Wie finanzierst du dein Studium? Für abi>> erzählen drei Studierende, wie sie ihr Studium und die Lebenshaltungskosten finanzieren. Henry Schwietzke (25) studiert im sechsten Semester Soziologie an der Uni Chemnitz. Ich habe vor meinem Studium eine Ausbildung zum Flugzeugmechaniker absolviert. Der Plan war, erst einmal Geld zu verdienen, dann zu studieren. Im Großen und Ganzen hat das auch so funktioniert. Bei der Wahl der Universität waren die Lebenshaltungskosten der Stadt für mich ein wichtiges Kriterium das war eine ganz pragmatische Entscheidung. Aber auch wenn ich hier in Chemnitz nur 260 Euro Miete bezahle, brauche ich 650 bis 700 Euro im Monat für alles Weitere. Ohne einen Nebenjob wäre die Rechnung mit dem Ersparten niemals aufgegangen. Ich habe in einem Baumarkt an der Kasse und in einer Kneipe gearbeitet, aber das war einfach nicht meins. Wesentlich mehr Spaß hat mir die Arbeit als Orchesterwart beim Symphonieorchester gemacht, nur die Arbeitszeiten waren nicht flexibel abends, an Feiertagen und Wochenenden musste ich ran. Es ist schwierig, einen Nebenjob zu finden, der gut zum Studienplan passt. Sowohl im Nebenjob präsent zu sein als auch an der Uni alles erledigt zu bekommen, zehrt an den Kräften. Ich konnte schließlich einen Nebenjob als Tutor an der Uni bekommen und bin in den Institutsbetrieb als studentische Hilfskraft reingewachsen. Zwei kleinere Jobs am Institut werfen in der Summe finanziell genug ab. Das Gute daran: Ich arbeite dort, wo ich studiere, und beschäftige mich mit Studieninhalten. Jetzt mit 25 Jahren kommt für mich hinzu, dass ich mich selbst krankenversichern muss und gleichzeitig das Kindergeld wegfällt und das in der Endphase des Bachelorstudiums. Also mussten meine Eltern mich noch einmal unterstützen. Foto: privat Ulrike Feder (27) studiert parallel den Master Soziale Arbeit im dritten Semester und den Bachelor Pädagogik und Soziologie im vierten Semester an der Hochschule Coburg. Im ersten Semester habe ich weiterhin zu Hause gewohnt und von Taschengeld gelebt. Auf Dauer war der Weg zum Pendeln aber zu weit. Ich konnte zum Glück in ein Studentenwohnheim mit günstiger Zimmermiete ziehen. In Coburg brauchte ich aber mindestens 500 Euro im Monat nur für das Nötigste. Also habe ich erst mein Erspartes genommen. Zum Glück konnte ich mich schnell über Jobs als wissenschaftliche Hilfskraft, kurz Hiwi, finanzieren. Der Vorteil war, dass diese inhaltlich mit meinem Studium zu tun hatten oder ich zumindest am Campus arbeiten konnte. Je nach Stundenplan hatte ich zwei bis drei Hiwijobs gleichzeitig. Aber mit dem Arbeiten muss man wirklich aufpassen. Mein Bachelorstudium beinhaltete ein Praxissemester, in dem ich keine Zeit hatte. Hinzu kam sehr viel Reflexionsarbeit. Da gab es schon Momente, in denen ich gedacht habe, das ist jetzt alles zu viel. Im vierten Semester wurde ich für ein Stipendium bei der Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen, was leider nicht funktioniert hat. Für das Masterstudium habe ich es noch einmal versucht. Beim zweiten Anlauf hat es dank des Vorschlags einer Vertrauensdozentin bei der Hans-Böckler- Stiftung geklappt. Ich bin unter anderem bei ArbeiterKind.de aktiv, und dort hat man mir wegen des Stipendiums noch einmal Mut gemacht zum Glück! Foto: privat 20

Im fokus Foto: Julien Fertl Vormittags an der Uni, nachmittags im Café: Viele Studierende finanzieren ihr Studium mit einem Nebenjob in der Gastronomie. Der Vorteil: Die Arbeitszeiten lassen sich oftmals gut mit dem Stundenplan vereinbaren. Vanessa Zutz (28) schreibt gerade ihre Bachelorarbeit. Sie studiert Historische Linguistik und Klassische Archäologie an der Humboldt-Universität Berlin. Foto: privat Ich musste mich in den ersten beiden Semestern voll finanzieren, was sehr anstrengend war. Ich habe meist abends, nachts und am Wochenende gelernt. In meiner freien Zeit habe ich für die Uni gearbeitet. Mir war es wichtig, möglichst auch in den Vorlesungen anwesend zu sein selbst wenn keine Anwesenheitspflicht bestand, damit ich den Stoff nicht verpasse. Da ich eine Berufsausbildung als Hotelfachfrau abgeschlossen habe, war es für mich nie schwierig, Jobs zu finden. Durch die Ausbildung habe ich sehr konkrete Vorstellungen, welche Aufgaben ich übernehmen kann, sodass ich mich auch gezielt auf Stellenanzeigen bewerben konnte. Erst nach den ersten beiden Semestern habe ich vom elternunabhängigen BAföG erfahren, das in Ausnahmefällen gewährt wird. Das hat mir dann Luft verschafft. Seitdem versuche ich gezielt, mich beruflich neu zu orientieren durch unbezahlte Projekte und Engagements. Dies ist aber nur möglich, weil ich BAföG bekomme. Zudem arbeite ich aktuell bei einer Nichtregierungsorganisation. Ich bin genügsam und muss nicht jede Woche in Clubs gehen oder das neueste Smartphone besitzen. Mit etwa 1.000 Euro im Monat komme ich gut aus. Natürlich muss ich haushalten. Wenn ich etwa teure Bücher fürs Studium brauche, muss ich das im Budget einplanen. Auch die Mieten in Berlin sind mittlerweile katastrophal hoch. Um anderen aufzuzeigen, wie sich ein Studium finanzieren lässt, engagiere ich mich nebenher bei ArbeiterKind.de. << 21

Arbeitsmarkt Sozialarbeiter, Sozialpädagogen Sozialwesen im Aufwind Sozialpädagogen und Sozialarbeiter gehören zurzeit zu den gefragtesten Akademikern. Vor allem der Ausbau der Kinder- und Jugendbetreuung hat im Sozialwesen den Bedarf an Fachkräften angekurbelt. Foto: Julien Fertl Sozialpädagogen und Sozialarbeiter können in unterschiedlichsten Bereichen tätig werden, etwa in der Flüchtlingshilfe. refugio ist ein Beratungs- und Behandlungszentrum für traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer. Die über 45 fest angestellten Mitarbeiter der Münchner Einrichtung kümmern sich jährlich um über 2.000 Menschen. Dort arbeitet auch Jonathan Ebert. Als Asylsozialberater spricht der 30-Jährige jeden Tag mit den Geflüchteten über ihre aktuelle Lage, ihre Rechte, über die Wohnungs- und Arbeitssituation sowie ihr Asylverfahren. Dabei ist er ständig im Austausch mit den Therapeuten von Refugio, aber ebenso mit Rechtsanwälten und Behörden. Auch auf politischer Ebene ist er aktiv: Er engagiert sich in Gremien und arbeitet an der Vernetzung mit anderen Institutionen der Flüchtlingshilfe. Obwohl es nicht einfach ist, tagtäglich mit Geschichten über Gewalt konfrontiert zu werden, arbeitet Jonathan Ebert in seinem Traumjob: Ich erlebe, dass unsere Arbeit den Menschen tatsächlich helfen kann. Und das ist sehr erfüllend. 22

Arbeitsmarkt Um diese Arbeit leisten zu können, brauche es sicherlich ein grundsätzliches Vertrauen in das Gute der Welt, das er unter anderem in seinem christlichen Glauben findet. Seine Professionalität aber verdankt er dem Studium Soziale Arbeit: Ich habe gelernt, mich selbst zu reflektieren. Nur so kann man eine gesunde Balance aus Distanz und Nähe halten. Bereits im Studium beschloss Jonathan Ebert, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren, und verbrachte ein Jahr im Senegal. Bevor er zu Refugio kam, betreute er in einem Jugendwohnheim unbegleitete Minderjährige. Meine Arbeit berührt sehr viele Themen interkulturelle und soziologische, therapeutische und gesundheitliche, erklärt er. Positive Entwicklung am Arbeitsmarkt Jonathan Ebert hat eine unbefristete Vollzeitstelle, was im Sozialwesen nicht selbstverständlich ist. Viele Stellen werden im Rahmen von Projekten öffentlich gefördert, daher gibt es einen hohen Anteil befristeter Stellen, sagt Susanne Lindner von der Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit. Auffallend hoch ist zudem die Teilzeitquote. Dennoch: Insgesamt hat sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt, so die Arbeitsmarkt-Expertin. Die Nachfrage nach Fachkräften ist stark gestiegen. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit deutlich gesunken und befand sich 2016 auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Neben der immer älter werdenden Bevölkerung, die mehr soziale Betreuung und Beratung erfordert, sorgen Projekte wie der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, der Schulsozialarbeit und der Ganztagsschulen für einen steigenden Fachkräftebedarf. Ab der zweiten Jahreshälfte 2015 kam zudem die Fluchtmigration hinzu, die einen rasanten Bedarf an Beratern, Betreuern und Begleitern auslöste. Ich habe gelernt, mich selbst zu reflektieren. Immer mehr Erwerbstätige im Sozialwesen bringen einen akademischen Abschluss mit: Verfügten 2006 etwa 203.000 Angestellte über einen Hochschulabschluss, kletterte diese Zahl bis zum Jahr 2016 auf rund 326.000. Dabei richten sich viele Stellenangebote an Bachelorabsolventen. Ein weiterführendes Studium ist zum Beispiel dann interessant, wenn jemand eine forschende oder konzeptionelle Tätigkeit anstrebt, erklärt Susanne Lindner. Bedeutende Arbeitgeber sind der öffentliche Dienst, Wohlfahrtsverbände, kon fes sionsgebundene Arbeitgeber, aber auch Krankenhäuser und Kliniken. Jeder Vierte im Sozialwesen arbeitet in einer Heimeinrichtung, zum Beispiel für Kinder, Jugendliche, Menschen mit Behinderung oder Senioren. Ein weiteres Sechstel ist im öffentlichen Dienst angestellt. Hierzu zählen Sozialämter, Jugendämter oder die Sozialversicherungsträger. Jeder zehnte Sozialpädagoge übt eine Tätigkeit im Bildungswesen aus, beispielsweise als Schulsozialarbeiter in einer Ganztagesschule oder auch in einem Bildungsbetrieb, der Angebote für benachteiligte Jugendliche oder Behinderte anbietet. Absolventen und Studienanfänger Die Zahl der Studierenden vor allem im Studienfach Soziale Arbeit nimmt seit 2005 kontinuierlich zu. Insgesamt waren im Wintersemester 2015/16 über 70.000 junge Menschen für ein Studium der Sozialen Arbeit (43.200), der Sozialpädagogik (7.670) oder des allgemeinen Sozialwesens (23.130) eingeschrieben. Das waren fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig steigen auch die Absolventenzahlen. Der Anteil der Bachelorabschlüsse lag im Sozialwesen bei 86 Prozent und war damit so hoch wie in kaum einem anderen Studienbereich. << Foto: privat Foto: Christiane Zenkert >>mehr info www.abi.de Sozialpädagoge Gib Folgendes in die Suche ein: CodeHFK Experten- Interview Gib Folgendes in die Suche ein: CodeDRS Mehr Akademiker Probleme in der Familie visuell darstellen: Sozialpädagogen arbeiten mit verschiedenen Techniken. 23

Arbeitsmarkt Sozialpädagogin Verhandeln zum Wohl der Kinder Jedes Kind hat ein Recht auf eine eigene Persönlichkeit. Das ist das Leitmotiv, das die Sozialpädagogin Keisha Brown (34) bei ihrer Arbeit im Jugendamt begleitet. in Deutschland gibt es 563 Jugendämter, die für die Kinder- und Jugendhilfe in einem Landkreis oder in einer kreisfreien Stadt zuständig sind. Im Jugendamt Pirmasens ist Keisha Brown Ansprechpartnerin für Familien, Kinder und Jugendliche. Ihre Abteilung heißt Allgemeiner Sozialer Dienst und deckt das gesamte Spektrum an Erziehungshilfen ab. Wenn Kinder und Jugendliche die Schule schwänzen und Eltern keinen Zugriff mehr auf ihre Sprösslinge haben, suchen sie bei ihr Rat. Häufig beschäftigt sie sich außerdem mit dem Thema, wie Eltern den Umgang mit ihren Kindern nach einer Trennung gestalten können. Und auch Alleinerziehende, die einfach Betreuungsangebote benötigen, suchen die Beratungsstelle auf. entscheiden, dass ein Mitarbeiter des Jugendamtes hinter die Fassaden einer Familie blicken sollte. Es gibt immer noch eine Hemmschwelle, sich Hilfe vom Jugendamt zu holen. Dabei geht es bei uns stets um Hilfe zur Selbsthilfe, betont die 34-Jährige. Erziehungsprobleme gibt es in allen sozialen Schichten. Daher hat Keisha Brown im Alltag mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun. Meistens handelt sie im Dialog mit Kindern, Jugendlichen und Eltern Lösungen aus, die für alle Beteiligten tragbar sind. Die Herausforderung dabei ist, meine eigenen Erziehungserfahrungen zurückzustellen und mich auf die Sichtweise der jeweiligen Klienten einzulassen, erzählt sie. Ganz wichtig sind daher Teamsitzungen mit ihren Kollegen, in denen sie sich austauschen kann. >>mehr info www.abi.de Personalerstatements Gib Folgendes in die Suche ein: CodeFMH Hilfe zur Selbsthilfe Nicht immer kommen die Ratsuchenden von alleine. Manchmal wird die Jugendamt-Mitarbeiterin von Lehrkräften oder Sozialarbeitern auf Probleme aufmerksam gemacht, in anderen Fällen kann auch mal ein Familiengericht Hilfreiche Dokumentation Viele Probleme kann sie in ein, zwei Beratungsgesprächen klären. Je nach Situation kann es aber auch notwendig sein, externe Fachkräfte hinzuzuziehen, etwa aus der Erziehungsberatung. Nicht immer finden die Gespräche in ihrem Büro Foto: privat Im Jugendamt ist Keisha Brown Ansprechpartnerin für Jugendliche, aber auch für ganze Familien. 24

Arbeitsmarkt Spielerisch Zugang zu jedem Kind finden: Die Sozialpädagogin leistet Erziehungshilfe. Foto: Meramo Studios statt: Manchmal besuche ich die Familien auch zu Hause. Als Sozialarbeiterin ist sie dazu verpflichtet, ihre Arbeit zu dokumentieren. Das empfindet sie aber nicht als lästig, sondern eher als hilfreich: Gerade wenn etwas Zeit zwischen den Gesprächen liegt, ist es eine gute Unterstützung, wenn man sich entsprechende Notizen gemacht hat. Bevor sie im Jugendamt anfing, hat sie Soziale Arbeit an der Rhein-Main Hochschule in Wiesbaden studiert und mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Vor und während des Studiums habe ich als Erzieherin in einer Wohngruppe für Mädchen gearbeitet. Ich wollte mich aber verändern, und so habe ich das Studium begonnen und mich dann für die Arbeit im Jugendamt entschieden, erinnert sie sich. Staatliche Anerkennung für den öffentlichen Dienst Ohne ihr Studium könnte Keisha Brown die Arbeit nicht leisten: Das Studium vermittelt viele rechtliche Hintergründe, die man einfach in der tagtäglichen Beratung benötigt. Hinzu kommen Methoden der Gesprächsführung sowie Wissen über die Entwicklungsphasen von Kindern und Jugendlichen. Die Vielseitigkeit der Themen spiegelt sich auch in meinem Berufsalltag wider. Die Abwechslung und der Kontakt zu den Menschen sind genau die Punkte, die ich an meiner Arbeit so sehr schätze, erklärt sie. Ein geregeltes Hochschulstudium im Bereich Sozialpädagogik, Soziale Arbeit und Sozialwesen ist aber noch aus einem anderen Grund wichtig: Wer wie Keisha Brown im öffentlichen Dienst arbeiten möchte, benötigt die staatliche Anerkennung. Das entsprechende Zeugnis wird in einigen Bundesländern automatisch mit dem Bachelor ausgehändigt; in anderen müssen Absolventen nach dem Studium noch eine berufspraktische Tätigkeit ableisten meist ein sogenanntes Anerkennungsjahr. Erst danach ist es etwa möglich, Familien in einem Jugendamt zu beraten. Da die verschiedenen Regelungen zur staatlichen Anerkennung länderspezifisch sind, sollten sich Studieninteressierte und Studierende für nähere Informationen rechtzeitig direkt an die jeweiligen Hochschulen wenden. << Foto: Martin Rehm Die 34-Jährige hilft Eltern etwa dabei, den Umgang mit ihren Kindern nach einer Trennung zu gestalten. 25

was macht ein...? Mitarbeiter beim Verfassungsschutz Ich war immer schon politisch interessiert. Bei Thomas Lange* (26) gleicht kein Arbeitstag dem anderen: Im Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) nimmt er die unterschiedlichsten Aufgaben und Termine wahr. >>mehr info www.abi.de Gib Folgendes in die Suche ein: CodeFHG thomas Lange nimmt an Sitzungen des Gemeinsamen Extremismusund Terrorismusabwehrzentrums (GETZ) teil, wertet wissenschaftliche Studien oder Polizei- und Zeitungsberichte aus, tauscht sich mit anderen Behörden wie dem Bundeskriminalamt aus oder verfasst Analysen und Berichte zu rechtsextremistischen Gruppierungen sowie zur Entwicklung der rechtsextremen Szene in Deutschland. Eine entscheidende Eigenschaft für seine Tätigkeit beim Verfassungsschutz brachte Thomas Lange gleich zu Beginn mit: Seit seiner Schulzeit begeistert er sich für politische Themen. Als er in der Oberstufe bei einer Projektwoche zum Thema Demokratie und Extremismus mitwirkte, stand für ihn fest, dass er in diesem Bereich arbeiten möchte. Noch vor dem Abitur bewarb er sich beim BfV für den dualen Studiengang Gehobener nichttechnischer Verwaltungsdienst des Bundes mit dem Abschluss Diplom-Verwaltungswirt (FH). Hochpolitische Arbeit Seit seinem Studienbeginn vor fünf Jahren ist Thomas Lange in der Kölner Dienststelle tätig. Momentan arbeite ich in der Analyseeinheit für den Bereich Rechtsextremismus/-terrorismus. Hier dreht sich alles um die Fragen: Wie entwickelt sich die rechtsextremistische Szene? Welche Tendenzen gibt es? Welche Strategien können identifiziert werden? Anhand dieser Fragestellungen wertet er unterschiedliche Quellen, Studien und Informationen aus. Dabei stützt er sich auch auf die Berichte seiner Kollegen aus dem Arbeitsbereich Informationsbeschaffung. Die von Thomas Lange und seinen Kollegen aufbereiteten Informationen werden schließlich anderen Behörden sowie der Bundesregierung zur Verfügung gestellt. Sie helfen maßgeblich dabei, die Entwicklung der rechtsextremen Szene oder auch einzelner rechter Gruppen zu beobachten und einzuschätzen. Zwar verbringe ich einen Großteil meiner Arbeit am Schreibtisch, aber Auslandsreisen, die Teilnahme an den GETZ- Arbeitsgruppen sowie regelmäßige Team-Besprechungen in meiner Abteilung bringen die nötige Abwechslung. Gutes Sprachgefühl erwünscht Einen Großteil seiner Arbeit erledigt Thomas Lange in Teamarbeit. Er stimmt sich zum Beispiel mit Kollegen ab, die schon länger an einem Auftrag arbeiten. Bei meiner Arbeit muss ich stets die rechtlichen Grundlagen im Hinterkopf haben sowie die Methoden der Auswertung, die ich während meines Studiums gelernt habe, erklärt er. Neben seinem Interesse an politischen Themen braucht Thomas Lange auch ein gutes Sprachgefühl für das Schreiben seiner Analysen und Berichte. Und generell ist es in seinem Beruf gut, kommunikativ zu sein und gerne in zielorientierte Diskussionen zu gehen auch mit Vorgesetzten: Man sollte Argumente selbstbewusst und sachlich vorbringen können. << * Name von der Redaktion geändert Foto: REIS Thomas Lange kommt mit vielen geheimen Informationen in Berührung. 26

impressum Herausgeber Bundesagentur für Arbeit Herausgeberbeirat Katrin Ballach, Petra Beckmann, Wolfgang Biersack, Heike Hessenauer, Niels Kämpfer, Nicole Künzel, Stefanie Langen, Susanne Lindner, Dr. Frank Meetz, Sabine Peters, Natascha Rediske, Katarina Stein Der wahre James Bond? NSA, CIA, FSB wie gut kennst du dich mit Geheimdiensten aus? Im abi>> Quiz kannst du dein Wissen testen! 1 Wofür steht die Abkürzung CIA? a) Corporate Information Agency b) Central Information Association c) Central Intelligence Agency 3 Wer diente als Vorbild für den legendären Geheimagenten James Bond? a) Ein britischer Spion, der im 2. Weltkrieg hinter den feindlichen Linien spionierte. b) Es gab kein Vorbild, Bond entstammt gänzlich der Fantasie Ian Flemings. c) Ein russischer Agent, der an der Ermordung Lincolns beteiligt war. 5 Welcher deutsche Nachrichtendienst ist für die Auslandsaufklärung zuständig? a) Bundesnachrichtendienst b) Bundesamt für Verfassungsschutz c) Amt für den Militärischen Abschirmdienst 2 Wie bezeichnet man eine Person, die geheime Informationen ans Tageslicht bringt? a) Insider b) Strippenzieher c) Whistleblower 4 Wo hat die US-amerikanische National Security Agency (NSA) ihren Hauptsitz? a) Fort Meade b) Washington D.C. c) Palo Alto 6 Auch in Deutschland gibt es Geheimdienste aber welche? a) NSD, EZ, BND und BfV b) BtD und MAD c) MAD, BND und BfV Redaktion/Verlag abi>> dein weg in studium und beruf Meramo Verlag GmbH Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg Telefon: 0911 937739-0 Fax: 0911 937739-99 E-Mail: abi-redaktion@meramo.de Geschäftsführer: Andreas Bund, Rainer Möller Redaktion Chefredakteurin: Carmen Freyas Chefin vom Dienst: Kristina Pauncheva Redaktion: Ann-Kathrin Blaser, Susanne Böhm, Andreas Dittmann, Nadja Juckel, Stephanie Knauer, Alexander Reindl, Dr. Nina Röder, Eva Wagner Redaktionsassistenz: Manuela Meier, Sabine Schreiber Autorinnen Sabine Olschner, Katharina Vähning, Veronika Wiggert Gestaltung und Layout Art Direktion: Viviane Schadde Layout: Claudia Costanza, Rene Weinberg, Felicia Winterstein Titelbild: Julien Fertl Druck Baumann Druck GmbH & Co. KG E.-C.-Baumann-Straße 5 95326 Kulmbach Copyright 2017 für alle Inhalte Bundesagentur für Arbeit Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch auszugsweise, sowie jede Nutzung der Inhalte mit Ausnahme der Herstellung einzelner Vervielfältigungsstücke zum Unterrichtsgebrauch in Schulen bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine genaue Quellenangabe erforderlich. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder. Keine Gewähr für unverlangte Einsendungen und Besprechungsstücke. Gesamtauflage: 266.000 Erscheinungsweise 6 Ausgaben im Jahr Bestellungen www.ba-bestellservice.de Einzelexemplare sind im Berufsinformations zentrum (BiZ) der Agenturen für Arbeit erhältlich. Lösungen: 1. c, 2. c, 3. a, 4. a, 5. a, 6. c 27

Foto: Julien Fertl Vorschau Das nächste Heft Studium oder Ausbildung? Falls du dich nach dem Abitur nicht für eine der beiden Optionen in Reinform entscheiden willst, kann das duale Studium die richtige Wahl für dich sein. Dieses Modell bietet mehrere Vorteile: Du erlangst neben dem wissenschaftlichen Arbeiten vertiefte Einblicke in die Praxis, verdienst meist schon im Studium Geld und bist im Unternehmen eingebunden. Das abi>> extra Duales Studium enthält die wichtigsten Informationen rund um die Besonderheiten und Anforderungen dieses Ausbildungsweges. Das Magazin erscheint am 28. September 2017. go abi.de abi>> Portal Abiturienten im Handwerk Wer beim Stichwort Handwerk an alt modische Ein-Mann-Betriebe denkt, irrt: In den verschiedenen Handwerksbereichen kommen zum Teil modernste Produktionsmaschinen zum Einsatz; außerdem spielen die Betriebe bei aktuellen technischen Entwicklungen vorne mit, etwa in den Bereichen Medizintechnik, erneuerbare Energien oder Elektromobilität. Welche Einstiegs- und Aufstiegschancen sich für Abiturienten eröffnen, erfährst du ab dem 18. September 2017 in einem Thema der Woche im abi>> Portal. Foto: Frank Pieth abi>> Schülerzeitungswettbewerb 2017 abi>> sucht Deutschlands beste Schülerzeitung Ihr habt die spannendsten Artikel, das kreativste Layout und das beeindruckendste Titelbild? Eure Schülerzeitung hat das Zeug dazu, unsere Jury voll und ganz zu überzeugen? Dann bewerbt euch für den abi>> Schülerzeitungswettbewerb 2017! Wir prämieren die drei besten Schülerzeitungen sowie das beste Titelbild, den besten Artikel und den besten Online- Auftritt. Ihr könnt euch für eine oder mehrere Kategorien bewerben. Zu gewinnen gibt es unter anderem eine Action- Kamera, eine Mini-Soundbox oder einen Druckkostenzuschuss. Alle teilnehmenden Redaktionen erhalten Zugang zum VIP-Bereich für Schülerzeitungsredakteure im abi>> Portal. Dort findet ihr Vorschläge und gebündelte Informationen zu aktuellen abi>> Themen, die ihr für eure Zeitung kostenlos nutzen dürft. Zusätzlich erhaltet ihr vierteljährlich unseren exklusiven Newsletter mit Tipps und Ideen für eure Redaktionsarbeit kostenlos per E-Mail. So könnt ihr mitmachen Nutzt den QR-Code oder gebt unter www.abi.de in die Suche den Code asdbsd ein und meldet euch in der Schülerzeitungs-Community an. Dort findet ihr alle weiteren Infos, die Teilnahmekarte zum Download sowie die Teilnahmebedingungen. Anschließend müsst ihr noch eine aktuelle Ausgabe eurer Schülerzeitung (oder den Link zu eurer Online-Zeitung) an die abi>> Redaktion schicken und ankreuzen, in welchen Kategorien ihr antreten wollt. Unsere Adresse lautet: Meramo Verlag GmbH, abi>> Redaktion, Gutenstetter Str. 8d, 90449 Nürnberg. Einsendeschluss: 31. Oktober 2017