Kirchenbaustile 1
Romanik (ca. 1000-1250 n. Chr.) - Einfacher Rechteckbau oder dreischiffige Basilika (hohes Mittelschiff, halbhohe Seitenschiffe) - Halbrunder, gewölbter Altarraum (Apsis) - Unterkirche (Krypta) unter dem Chorraum - Offener Dachstuhl, schwere Balkendecken, massives Tonnen- oder Kreuzgewölbe - Hohe, ungegliederte Wandflächen über Rundbogenarkaden (Arkaden) auf gedrungenen Säulen oder über Pfeilern - Kleine, hoch sitzende Rundbogenfenster (Lichtgaden) Himmelsburg, gedrungen-wuchtige, festungsartige Bauweise aus Bruch-, Feldsteinen oder behauenen Quadern. Strenge, blockartige Figuren, grosse Kruzifixe, der Gekreuzigte als König dargestellt. Fresken an den Wänden und am Chorgewölbe, thronender Christus vor mandelförmigem Heiligenschein (Mandorla). Hoheitsvolle, distanzierte Darstellung der Figuren. 2
Gotik (ca. 1000-1250 n. Chr.) - Drei- oder fünfschiffige Basilika oder Hallenkirche - Wegfall der Krypta - Hohe Steingewölbe. Hochgotik: Kreuzrippengewölbe; Spätgotik: Netz- oder Steingewölbe - Strebepfeiler im Innenraum, massives Strebewerk an den Aussenwänden, um den Schub abzufangen - Spitzbogige Masswerkfenster - Fenster farbig verglast Hoch aufragende Bauten mit hellen, stark durchfensterten Wänden - Figurengeschmückte, farbig gefasste Portale - Einzelfiguren innen und aussen (Bauplastik) mit weichem Faltenwurf - Christus dargestellt als dornengekrönter, leidender Mensch, nicht mehr als König - Aufkommen sogenannter Vesper- bzw. Andachtsbilder und grosser Schnitzelaltäre mit bemalten Flügeln - Kanzeln werden reich geschmückt, ebenso Chorgestühle, Taufsteine und Sakramentshäuser Bildthemen der Glasfenster: Geschichten aus dem Leben Jesu, Geburtsgeschichte, Passion und Auferstehung, Mariendarstellungen, Heiligenfiguren 3
Renaissance (ca. 1500 1620 n.chr.) - Wieder breiter gelagerte Bauten nach antikem Vorbild (mit ionischen und korinthischen Säulenkapitellen, auch Wandpfeilerkirchen) - Gewölbe- oder Kassettendecken - Die Waagrechte betonende, schwere Gesimse - Rundbogenportale von Säulen, Gesimsen und flachen Giebeln gerahmt - Fenster meist rechteckig mit Ziergiebeln (flacher Dreiecks- oder Segmentsgiebel) - Dem evangelischen Gemeindegottesdienst angepasste Predigtsaalkirchen (ohne Chor, rundherum Emporen) Betonung der Waagrechten, Wiederaufleben antiker Vorbilder, weite, helle Räume - weniger Glasmalerei, dafür frei stehende Marmorstatuten - in evangelischen Kirchen bemalte Emporenbrüstungen 4
Barock (ca. 1620 1780 n.chr.) und Rokoko (ca. 1730 1780) - Prunkvolle katholische Kloster- und Wallfahrtskirchen mit Kuppel über ovalem oder elliptischem Grundriss - Bewegte, vor- und zurückschwingende Fassade mit deutlich hervorgehobener Mitte (Mittelrisalit) - Flache Gipsdecken (Stuckmarmor und illusionistische Deckenmalerei) - Schmiedeiserne Altargitter - Hell verglaste Oval- oder Rundfenster (Ochsenauge) - Am oft mehrstöckigen, geschnitzten Hochaltar gedrehte Wendelsäulen Prunkvolle Inszenierung, viel Gold und Marmor. In katholischen Kirchen scheinbar ins Unendliche sich öffnende Freskenmalereien. Im Gegensatz dazu in evangelischen Gegenden: - schlichte Predigerkirchen mit umlaufenden, mehrstöckigen Emporen - oftmals Kanzel über dem Altar an der Stirnwand (Kanzelaltar) und reich geschnitzte Orgelwerke - bemalte und reich vergoldete Heiligenfiguren mit entrücktem oder ekstatischem Ausdruck, Faltenfülle der Gewänder - Kinderengel (Putti) umspielen Altar, Kanzel, Orgel und Himmel auf Deckenfresken und auf Altarbildern (Ölmalerei). 5
Klassizismus (ca. 1780 1850 n.chr.) - Erneutes Streben nach klassisch-griechischer Harmonie und schlichter Grösse - Fassadengetaltung oft mit einem den Eingang betonendem Portikus nach dem Vorbild griechischer Tempel bzw. Säulenfront (griechische Säulenordnung: dorisch, ionisch, korinthisch), darüber flacher antike Dreiecksgiebel. Eher nüchterne, in weissgrau gehaltene Räume mit wenig Schmuck - keine Malerei - Heiligenfiguren meist freitstehend oder in Halbnischen aufgestellt. Sie sind antiken Statuen nachempfunden. 6