150 Libellen Österreichs Aeshna subarctica Hochmoor-Mosaikjungfer Diese Art ist in Österreich vorwiegend in den Alpen anzutreffen. Verbreitung und Bestand Die Hochmoor-Mosaikjungfer ist ein eurosibirisches Faunenelement mit circumpolarer, holarktischer Verbreitung. Ihr Areal reicht von Nordamerika und Japan über Sibirien nach Nordund Mitteleuropa. In Österreich konnte die Art mit Ausnahme vom Burgenland und von Kärnten in allen Bundesländern nachgewiesen werden. Obersee und jenes bei Neuhaus von Schweighofer (pers. Mitteilung) in den Jahren 2001 und 2002 erneut bestätigt werden konnten. Aus der Steiermark liegen zwei aktuelle Fundorte der Hochmoor-Mosaikjungfer vor, und zwar das Rotmoos bei Weichselboden (Hochebner, Holzinger, Stark & Stark pers. Mitteilung) und das Seebenmoor bei St. Oswald (Stark pers. Mitteilung). Zusätzlich existiert ein alter Nachweis eines großen bodenständigen Vorkommens von einem Hochmoor am Salzriegel bei Stadl an der Mur (STARK, 1976 c). In Oberösterreich gibt es nur einen aktuellen Nachweis von A. subarctica an einem Moor beim Linzer Haus am Warscheneck (Laister pers. Mitteilung), wo die Art auch früher nachgewiesen werden konnte (THEISCHINGER, 1966 b). Neben diesen Nachweisen existiert ein alter Fund in der Böhmischen Masse am Brunnwaldmoor (Laister pers. Mitteilung). Aus Salzburg sind 12 aktuelle Vorkommen der Hochmoor-Mosaikjungfer bekannt (LAUTH & WINDING, 1995; EHMANN, 1996 a, 2000; Ehmann, Kern, Peters pers. Mitteilung), darunter eines aus dem Bereich der Stadt Salzburg Hochmoor-Mosaikjungfer, Männchen (Foto: G. Lehmann). 3200 3100 3000 2900 2800 2700 2600 2500 2400 2300 2200 2100 2000 1900 1800 1700 1600 1500 1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 Von A. subarctica existiert ein altes Belegexemplar mit der Fundortangabe Wien am Naturhistorischen Museum in Wien, das von Brauer ursprünglich als A. juncea bestimmt und von St. Quentin im Jahr 1928 als A. subarctica nachbestimmt wurde. Da ST. QUENTIN (1959) diese Art nicht für Niederösterreich (= Wien und NÖ) erwähnt, ist nicht auszuschließen, dass bei dem Belegexemplar am Naturhistorischen Museum in Wien irrtümlich die Etikette vertauscht wurde. Da sich der tiefstgelegene Fundort der Art im Bereich der Stadt Salzburg allerdings auf 430 m ü. NN befindet, erscheint es möglich, dass das Belegexemplar doch aus Wien stammt. In Niederösterreich existieren drei Vorkommen (RAAB & CHWALA, 1997), wobei jenes am Lunzer Schlupf Flugzeit J F M A M J J A S O N D Hochmoor-Mosaikjungfer, Weibchen bei der Eiablage (Foto: G. Lehmann).
Die Libellenarten Österreichs 151 38 Fundpunkte = 1,5 % Rasterfrequenz 8 Fundpunkte vor und nach 1985 0 Fundpunkte vor und nach 1985 ungenaue Fundortangabe 18 Fundpunkte nach 1985 8 Fundpunkte vor 1985 4 Fundpunkte vor 1985 ungenaue Fundortangabe (SCHWARZ-WAUBKE & SCHWARZ, 2000). Aus Nordtirol liegen von sechs Fundorten aktuelle Nachweise vor (LEHMANN, 1985 a, 1990; BELLMANN, 1993; Arlt, Laister, Lehmann, Müller, Mungenast pers. Mitteilung) und in Vorarlberg wurden bisher vier Fundorte entdeckt (HOSTETTLER, 2001; Gächter pers. Mitteilung). Der höchstgelegene Fundpunkt von A. juncea in Österreich befindet sich in Tirol an einem Moor im Zirbenwald bei Obergurgl in ca. 2.050 m ü. NN (LEHMANN, 1985 a). Der tiefstgelegene Nachweis einer Exuvie gelang in Salzburg im Hammerauermoor in 430 m ü. NN (Schwarz pers. Mitteilung) und das nächst höhere bodenständige Vorkommen befindet sich in einem Torfmooskomplex am Seespitz des Walchsees erst wieder in 655 m ü. NN (LEHMANN, 1990; Lehmann pers. Mitteilung). Die wichtigsten Vorkommen in Österreich: Moore in Salzburg Moore in Nordtirol Moore in Vorarlberg Moore in Niederösterreich Moore in der Steiermark Lebensraum und Biologie A. subarctica benötigt in Mitteleuropa flutende Torfmoos- Bestände und sehr nasse Torfmoos-Schwingrasen bzw. -Schlenken nährstoffarmer, stark saurer Moore und Moorteile (STERNBERG, 1990). Eine Tendenz zur Lockerung dieser Bindung besteht nach LEHMANN (1985 a) erst mit zunehmender Höhe. Meist legt das Weibchen der Hochmoor-Mosaikjungfer Hochmoor-Mosaikjungfer, Männchen (Foto: W. Schweighofer).
152 Libellen Österreichs unmittelbar nach Beendigung der Kopulation, die im Schnitt eine Stunde dauert, zumindest für einige Minuten Eier ab. Legt es die Eier in Torfmoose (Sphagnum spp.), so werden diese in Serien bis zu etwa 20 Stück hintereinander in Längsrichtung in das Stämmchen der Pflanze nahe der Wasseroberfläche eingestochen. Oft ist dieses nur wenig dicker als das Ei selbst. Die lebhaften Larven sind sehr gefräßig, aber untereinander wenig aggressiv. Erst im dritten Jahr nach der Eiablage können sich schon die ersten Larven zur Imago häuten, bei den meisten geschieht das jedoch erst im vierten Jahr. Die noch nicht voll ausgehärteten Imagines steigen bei ihrem Jungfernflug 4 bis 15 m hoch in die Luft. Sie fliegen dabei selten weiter als 100 m und steuern auf die nächsten Bäume zu oder lassen sich in der Bodenvegetation nieder (STERNBERG & BUCHWALD, 2000). Reich strukturierte stehende Gewässer mit Torfmoos-Beständen bzw. Moore wie beispielsweise der Lunzer Obersee (untere Abbildung) oder Auf den Mösern (obere Abbildung) stellen geeignete Lebensräume für die Hochmoor-Mosaikjungfer dar (Fotos: J. Pennerstorfer).
Die Libellenarten Österreichs 153 Die Hochmoor-Mosaikjungfer benötigt in Mitteleuropa flutende Torfmoos-Bestände und sehr nasse Torfmoos-Schwingrasen bzw. -schlenken nährstoffarmer, stark saurer Moore und Moorteile. Intensive Weidenutzung, wie an den Hackelberger Seen in Salzburg, stellt eine Gefahr für diesen sensiblen Lebensraum dar (Foto: H. Ehmann). Gefährdung und Handlungsbedarf Rote Liste Status in Österreich: Stark gefährdet (Endangered, EN) Die Hauptgefährdung liegt in der Veränderung der von der Hochmoor-Mosaikjungfer besiedelten Moorgewässer. Die nährstoffarmen Moore sind zu erhalten, was die Verhinderung hydrologischer Beeinträchtigungen und von Eutrophierung voraussetzt (vgl. STERNBERG, 1990). In einer umfangreichen Studie im Schwarzwald konnte STERNBERG (1995 a, b) zeigen, wie wichtig die Untersuchung und vor allem Erhaltung auch von unscheinbareren Gewässern im Moorrandbereich für das langfristige Überleben einer Metapopulation dieser Art ist.
http://www.springer.com/978-3-211-28926-6