W alter Gehres Das zweite Zuhause
Reihe: Focus Soziale Arbeit Herausgegeben von Nando Belardi Materialien - Band 2
W alter Gehres Das zweite Zuhause Institutionelle Einflüsse, Lebensgeschichte und Persönlichkeitsentwicklung von dreißig ehemaligen Heimkindern Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1997
Gedruckt auf säurefreiem und altersbeständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Gehres, Walter Das zweite Zuhause : Institutionelle Einflüsse, Lebensgeschichte und Persönlichkeitsentwicklung von dreißig ehemaligen Heimkindern.- Gehres, Walter. ISBN 978-3-8100-1779-6 ISBN 978-3-663-09565-1 (ebook) DOI 10.1007/978-3-663-09565-1 (Reihe Focus Soziale Arbeit- Materialien 2) 1997 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 1997 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfliltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Inhalt Vorwort von Prof. Dr. Reinhart Wolff........... 8 Vorbemerkungen......................... 10 Einleitung............................ 13 Reformbemühungen in der Heimerziehung und die Notwendigkeit neuer Entwicklungen... 13 Kapitel 1: Zu einer Theorie der Wirkungen von Heimsozialisation........ 29 Ausgangslage................................................................................. 29 Der konzeptionelle Ansatz dieser Studie......................................... 30 Die Brennpunkte der Entwicklungsgeschichte............... 33 Kapitel II: Methodisches Design................. 34 Das untersuchte Kinderheim... 36 Die Vorlaufstudie... 39 Ein Fragebogen :fiir die Erzieherinnen und Erzieher des untersuchten Heimes zu ihrem Selbstverständnis und zu ihren Berufserfahrungen..................................................... 40 Die Auswertungsperspektive - Operationalisierungen des Auswertungsprozesses........................... 44 Der Interviewleitfaden.................................................................... 50 Die Leitfragen in den Intensivinterviews... 52 Das Sampie (die Stichprobe)... 56 Die Intensivinterviews.................................................................... 60 Ein Beispiel :fiir eine lebensgeschichtliche Rekonstruktion (Interview Nr.11)... 63 5
Kapitel ill: Ergebnisse der Studie... 7 4 Die Polaritätsprofile... 74 Die Vorgeschichte: Das Gewicht brüchiger Familienstrukturen... 81 Der Unterbringungsprozeß............................................................. 94 Die Annahme des Hilfeangebotes- DerStellenwert sozialer Orientierungen... 103 Die Bedeutung des Gruppenlebens und der Clique... 118 Die Beziehung zu den Erziehern und Erzieherinnen im Heim... 123 Kritische Ausführungen einiger Befragter zum Verhältnis zwischen Erzieherinnen, Erziehern und den Kindern... 128 Die Macht und Ohnmacht der Erzieher und Erzieherinnen... 128 Abschiebung im untersuchten Heim... 133 Kritik an Lebenseinstellungen und sexuellen Verhaltensweisen einiger Erzieher und Erzieherinnen... 134 Der Faktor Heimgröße- Welcher Einfluß ging von ihm aus?... 137 Wichtige außerheimische Bezugspersonen... 138 Der schwierige Kontakt - Erzieher und Erzieherinnen im Heim und die Eltern der Heimkinder... 140 Kapitel IV: Der weitere Lebensweg der ehemaligen Heimkinder........ 155 Die schulische und berufliche Bewährung... 155 Die Aufenthaltsdauer, die Entlassung, die Entlassungsgründe und die weitere Entwicklung... 161 Die legale Bewährung... 169 Heutige Kontakte zum untersuchten Heim... 171 Das gegenwärtige Verhältnis zur Herkunftsfamilie... 174 Kapitel V: Das Selbstbild und das Selbstverständnis der Befragten........ 178 Kapitel VI: Schlußbemerkungen-Ansatzpunkte für die Sozialarbeit... 196 Anhang: Methoden und Material............... 204 Quantitativer Auswertungsplan... 204 Qualitativer Auswertungsplan... 205 Der Fragebogen für die Erzieherinnen und Erzieher zum Verständnis und zu Erfahrungen im Beruf... 212 6
Literaturverzeichnis... 225 Bibliographie zu Wirkungen, Folgen, Erfolg, Ergebnissen, Entwicklungen der Kinder und Jugendlichen und zur Evaluation von Heimunterbringung... 225 Weitere verwendete Literatur... 270 7
Vorwort "Was ist erfolgreiche Heimerziehungsarbeit? Wann kann man überhaupt von erfolgreicher Heimunterbringung sprechen? Woran kann man Erfolg messen?" Es sind diese Fragen, denen sich Walter Gehres in seiner Arbeit über Wirkungen von Heimerziehung zuwendet, die in konzeptueller und empirisch-methodischer Hinsicht einen neuen Ansatz in der Evaluation von Fremderziehungsprozessen entwickelt und die die konkreten Erfahrungen von Heimkindem mit ihren oft traumatischen Erlebnissen in den Herkunftsfamilien, der Bewältigung von Trennungen, von Enttäuschungen und Erwartungen, dem allmählichen Aufbau von Vertrauen und Selbstbewußtsein in der Heimzeit bis hin zu gegenwärtigen Versuchen der Lebensführung rekonstruiert. Dabei entsteht ein differenziertes Bild über die Vorgeschichte, den Unterbringungsprozeß, das Entwicklungsfeld Heim. Im Dialog mit 30 früheren Heimkindem (18 Frauen und 12 Männem, die zum Zeitpunkt der Untersuchung 14-31 Jahre alt waren) wird herausgearbeitet, wie diese selbst ihre Lebensgeschichte berichten und sehen und inwieweit sie ihr einen positiven Sinn abgewinnen konnten, nicht zuletzt, welche Bedeutung für ihre Entwicklung sie dabei den Erfahrungen im Feld der Heimerziehung zumessen. Auf diese Weise werden die Erfahrungsfelder "Herkunftsmilieu - Unterbringungsprozeß - Heim und pädagogische Beziehung" zu einer Theorie über die Wirkungen von Heimerziehung verknüpft, wird "Beziehung" im Kontext der verschiedenen relevanten Felder zum Kristallisationspunkt für die wesentlichen Faktoren, die im Prozeß der Fremdunterbringung eine Rolle spielen. Die Untersuchung belegt bei der Gruppe der Befragten ein eher positives Ergebnis der Heimunterbringung, was in Anbetracht der scharfen Kritik an dieser (im übrigen teuersten) Jugendhilfemaßnahme eine willkommene Nachricht ist. 8
Die Ergebnisse der vorliegenden Evaluationsstudie gehen jedoch noch viel weiter. Sie ermöglichen ein durch empirische Daten gesichertes Verständnis der Faktoren, die den Erfolg von außerfamilialer Erziehungshilfe bedingen. Dazu gehören: (1) die gelungene Thematisierung der Gründe für die Heimunterbringung, (2) die positive Einstellung zum Unterbringungsprozeß, (3) die Möglichkeit der Beziehungsaufnahme mit den Erzieherinnen und Erziehern und nicht zuletzt ein offenes und interessiertes Verhältnis der Erzieherinnen und Erzieher an den Eltern. Wenn dies gegeben ist, sind Kinder und Jugendliche in der Lage, ihrer Lebensgeschichte einen Sinn abzugewinnen; dies erst ermöglicht die Herausbildung eines konturierten Selbstkonzeptes und eines sicheren Selbstwertgefühls. Erfolgreiche Heimerziehung ist also möglich, wenn die sozialen und pädagogischen Fachkräfte lernen, in Zusanunenhängen zu denken, wenn sie alle Beteiligten am sozialen Herkunftsort der Kinder und Jugendlichen ebenso wie im Hilfesystem einbeziehen, wenn sie schließlich "einen Ort zum Leben" (M. Mannoni) schaffen, der die Erfahrung zuverlässiger und entwicklungsfördernder Beziehungen ermöglicht. Die Arbeit von Walter Gehres, die im Rahmen des Forschungsschwerpunktes,Jlilfesystemforschung und Soziales Qualitätsmanagement" der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin entstanden ist und die als Dissertation an der Freien Universität Berlin 1995 angenommen wurde, ist ein wichtiger Beitrag zur Förderung von Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung im Praxisfeld der Erziehungshilfe, an den wir bei den weiteren Bemühungen um erfolgreiche Heimerziehung werden anknüpfen können. Berlin, den 15. 12. 1996 Reinhart Wolff 9