Zukunft des Hebammenberufs Christa Hauser-Auzinger MSc. Jahrestagung IERM 10. November 2016

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Transkript:

Zukunft des Hebammenberufs Christa Hauser-Auzinger MSc Jahrestagung IERM 10. November 2016

Hebammen betreuen im gesunden Bereich von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eigenverantwortlich und im pathologischen Bereich in Zusammenarbeit mit FachärztInnen. Laut dem Österreichischen Hebammengesetz hat jede Frau zur Geburt und zur Versorgung des Kindes eine Hebamme beizuziehen. Die Hebamme kann eine fachliche Bezugsperson jeder Frau und vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit sein. Seite 2

Hebammen arbeiten: Im Krankenhaus In der freien Praxis Im Geburtshaus In der Hebammenordination In der Gemeinschaftspraxis Im Eltern-Kind-Zentrum In der Mutterberatungsstelle An der Fachhochschule als Lehrende I Seite 3

Österreich: rund 2100 Hebammen Wien: 477 Hebammen 388 Hebammen sind angestellt 299 mit Bewilligung zur freiberuflichen Berufsausübung davon 80 nur freiberuflich Seite 4

Österreichisches Hebammengremium Das Österreichische Hebammengremium (ÖHG) ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts und die gesetzliche Standesvertretung aller in Österreich beschäftigten Hebammen. Jede Hebamme, die ihren Beruf in Österreich ausübt, muss sich beim ÖHG im Hebammenregister eintragen lassen. Seite 5

Organisation ÖHG Präsidium (Präsidentin und Vizepräsidentin) Geschäftsführender Ausschuss Vorstand (20 Hebammen bestehend aus den neun Landesgeschäftsstellenleiterinnen und weiteren gewählten Mandataren) Seite 6

Geburtensteigerung Wien (5 Jahre) Seite 7

Abteilung Hebammendienste der Ärztlichen Direktion am AKH 45 Hebammen verteilt auf 38 Dienstposten 10 Hebammen in Karenz Ambulanz Präpartale Station Kreißsaal Seite 8

Hebamme am AKH Österreichs größtem Perinatalzentrum eine Herausforderung? 2015 2 301 Geburten 2 501 Kinder 197 Zwillingsgeburten 5 Drillingsgeburten 464 Frühgeburten unter der SSW 37 34 Kinder unmittelbar postpartal verstorben

Hebammengeburtshilfe Seite 10

Betreuung von Frauen mit Fehlgeburten 55 spontane Fehlgeburten 69 Fehlgeburten nach Schwangerschaftsabbruch aus medizinischer Indikation Seite 11

Betreuung von Studierenden der Fachhochschulen Österreichs Studiengang Hebamme 76 Studierende haben 2015 7 900 Praktikumsstunden absolviert Seite 12

Hebammeninformationsgespräche Hebammensprechstunde Multidisziplinäres Simulationstraining im Kreißsaal Teamentwicklungsmaßnahmen Teilnahme an Fortbildungen / Kongressen Seite 13

Interprofessionalität GeburtshelferInnen GynäkologInnen Hebammen Pädiatrie ÄrztInnen / Pflege Anästhesie ÄrztInnen / Pflege Team des OP PsychologInnen SozialarbeiterInnen Team des Wochenbettes MTD Seelsorge InternistInnen / FachärztInnen aller Richtungen Seite 14

Situation im Jahr 1984 1984: Väter in den Kreißsälen Baby nach der Geburt auf den Bauch (Bonding kam erst viel später) Rooming In Routinemäßiger Einlauf Routinemäßige Rasur Scheiden-Damm-Schnitt Überwachung der Geburt mittels Dop Ton (CTG kam viel später) Seite 15

Sectiorate von 3 % Zwillinge wurden vaginal geboren Steißlagen wurden vaginal geboren Beginn der aufrechten Geburtshilfe KRS als Einzelzimmer Beginn der Epiduralanästhesie Stillen wurde langsam wieder modern Betreuung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wurde sporadisch von den Frauen gewünscht Selbstbestimmte Geburt Seite 16

Kinder unter der 30. SSW überlebten kaum Kinder mit Herzfehlern kaum Diagnostikmöglichkeiten in der Schwangerschaft Kinder mit einer schweren Anämie hatten auch kaum Überlebenschancen Überraschungen nach der Geburt Seite 17

2016 Die Situation für die Kinder hat sich wesentlich verbessert. Frauen können sich unter der Geburt frei bewegen und sich die Geburtsposition frei wählen Schmerzerleichterung ist kein Thema mehr Kaum Frauen mit protrahierten Geburtsverläufen Pränataldiagnostik entwickelt sich rasant weiter Seite 18

Das zunehmende Alter von Erstgebärenden sowie Risikoschwangerschaften nehmen zu - die Folge davon ist der Anstieg der Sectiorate Frauen mit Grunderkrankungen nehmen zu Forensische Herausforderung Schadensfälle in der Geburtshilfe können aufgrund der hohen Folgekosten zu existentiellen finanziellen Katastrophen der beteiligten Berufsgruppen führen. Aufklärung und Dokumentation sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit geworden. Seite 19

Zukunft Wird es überhaupt noch Hebammen geben? Anzahl der Ausbildungsplätze praktische Ausbildung Zunahme von Pathologien Ansteigende Sectiorate Gehalt Klinikalltag ökonomischer Druck Anzahl der physiologische Geburten Diskussionen in der Betreuung Seite 20

Vision Hebammen betreuen gesunde Frauen mit gesunden Kindern während der Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett eigenverantwortlich. Der Frau soll deshalb kein finanzieller Schaden entstehen. Ausbau der Hebammengeburtshilfe in den Geburtshilflichen Abteilungen Die Autonomie der Hebammen zeigt sich in von Hebammen eigenverantwortlich geführten Einrichtungen wie z.b. Hebammenkreissaal Seite 21

Frauen werden durch Hebammen gestärkt Die Rotation von Hebammen auf die Präpartale Station / Wochenbettstationen ist etabliert Zusammenarbeit von verschiedenen Professionen stärkt das Teamgefühl und sorgt für Zufriedenheit Etablierung einer Hebammenwissenschaft Seite 22

Praxisanleiterinnen sind für die Ausbildung der zukünftigen Hebammen freigestellt 1:1 Betreuung unter der Geburt, jede Frau hat eine Hebamme Geburtsbegleitung durch die Hebamme wird ermöglicht Jede Frau hat eine Hebamme zur Betreuung nach der Entlassung Hebammen an Schulen Seite 23

Mit Respekt und Kollegialität betreuen Hebammen und ÄrztInnen gemeinsam die Schwangere und ihr Kind Es herrscht ein viel größeres Miteinander zwischen den Berufsgruppen der ÄrztInnen und Hebammen als es dies jemals in der gemeinsamen Geschichte gab Jede Hebamme wird in Ihrem Arbeitsbereich entsprechend ihrer hohen Verantwortung und Leistung angemessen vom öffentlichen Gesundheitssystem bezahlt Seite 24

Die Hebamme ist eine Selbstverständlichkeit Seite 25