Predigt über 2. Mose 33,11 gehalten am 7.5.2017 von Pfr. H. Friedrich in der Matthäuskirche in Pforzheim Predigttext: "Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet." W er die Zehn Gebote noch kennt, und ich hoffe, dass das bei Euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, der Fall ist, weiß, dass eines der Gebote heißt: Du sollst dir kein Bildnis machen! Und nun haben wir doch ein Bild, auf der 2. Seite des Faltblattes. Dieses Bild bitte ich euch und Sie jetzt zur Hand zu nehmen. (Holzschnitt: Hans Jebsen, Kirchzarten) Ein Bild also - und dazu noch mit der Unterschrift Mit Gott reden wie mit einem Freund. Ist da Gott nun doch gemalt, dargestellt auf unzulässige Weise, in diesem Holzschnitt des Künstlers Hans Jebsen aus Kirchzarten? Nein, Gott ist da nicht gemalt. Es sind zwei Menschen, die im Gespräch sind. Aber das Gespräch dieser zwei soll ein Gleichnis sein für unser Gespräch mit Gott. Das Bild fängt eine bestimmte Atmosphäre ein, bestimmte Haltungen. Darauf möchte ich später noch eingehen. M it Gott reden wie mit einem Freund. Dass das möglich ist, ist keine neue Erfindung. Im Alten Testament, im 2. Buch Mose heißt es: Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet. Dass Gott mit uns und wir mit ihm wie Freunde reden können, das ist mir ein sehr wichtiger Gedanke. Eine Ergänzung zu anderen Erfahrungen, die wir mit Gott machen. Zu der Erfahrung, dass Gott unsichtbar ist zum Beispiel, uns oft verborgen. Wir bitten ihn um etwas, und hören keine Antwort. Diese Erfahrungen sind nicht
Predigt über 2. Mose 33,11 am 7.5.2017 (Konfirmation) 2 einfach wegzuwischen. Viele Menschen lässt das zweifeln und fragen: Gibt es Gott überhaupt? W Wenn er uns begegnet wie ein Freund, dann ist er uns freundlich gesonnen. enn er uns aber begegnet wie ein Freund, dann ist er uns ganz nah. Wir brauchen vor ihm keine Angst zu haben. Ich sage das, weil es ja nicht ganz abwegig ist, vor Gott auch Angst zu haben. In früheren Zeiten wurde er oft in Verbindung gebracht mit Strafe. Auch heute ist das noch nicht ganz weg. Wenn Menschen Schlimmes erleben, dann kommen da manchmal Fragen wie: Womit habe ich das verdient? Das heißt so viel wie: Habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen, dass das jetzt passiert?" Und wir werden gleich miteinander das Apostolische Glaubensbekenntnis sprechen. Dort heißt es:... von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Und es ist auch in der Bibel oft davon die Rede: Gott ist unser Richter. Ich denke, das ruft bei den meisten von uns unangenehme Bilder und Gedanken hervor. Aber nun möchte ich dieses beides verbinden: selbst als unser Richter bleibt er uns wie ein Freund. Als unser Richter meint er es freundlich mit uns. Wie Gott das machen wird - das kann ich mir auch nur schwer vorstellen. Aber ich vertraue darauf, dass bei allem, was wir über Gott sonst noch sagen können, das der Obersatz ist: Er ist ein Freund der Menschen. Selbst als unser Richter wird er das bleiben. Wie - das ist Gottes Geheimnis. G erreicht. ott - ein Freund der Menschen: wenn davon für Euch im Konfirmandenunterricht etwas spürbar geworden wäre, dann wäre in meinen Augen viel Wie ist das nun, wenn Freunde miteinander reden? Das wohl auffälligste an unserem Bild ist, dass das Auge des einen zugleich das Auge des anderen ist. Ich verstehe das so: Der eine sieht mit den Augen des anderen, fühlt mit ihm. Zugleich aber behält auch Jeder seinen eigenen Kopf, seine eigene Sicht der Dinge. Dies wird unterstrichen durch die Hände. Der eine erklärt dem anderen etwas, seinen Standpunkt, seine Meinung. Das ist Freundschaft: sich in den
Predigt über 2. Mose 33,11 am 7.5.2017 (Konfirmation) 3 anderen hineinversetzen und gleichzeitig ein eigener Mensch bleiben. Nur so kann es ja auch zu einem Gespräch kommen, wo man sich etwas zu sagen hat, und zwar etwas, was dem anderen neu ist. Auf dem Bild sagt der eine dem anderen etwas. Der andere hört aufmerksam zu. G ott ist nicht gemalt auf diesem Bild. Aber dargestellt ist, wie das ist, wenn Gott mit uns, wir mit Gott reden. Er sieht mit unseren Augen. Und er lehrt uns gleichzeitig eine neue Blickweise. Er weist uns zurecht und versteht uns doch sehr gut. Und auch das: Er hört uns zu, ganz aufmerksam. Er nimmt uns ganz ernst. Und das Umgekehrte ist auch wichtig: unsererseits mit den Augen Gottes sehen, sich fragen: wie sieht er die Welt, wie sieht er andere Menschen? Wer so fragt, macht nicht sich selbst, nicht seine Sicht zum alleinigen Maßstab. Mit den Augen Gottes sehen, das wird uns immer nur begrenzt gelingen. Wir sind ja nicht Gott. Aber man kann es so verstehen: über den Tellerrand gucken. Nicht nur immer um sich selbst kreisen. Mich selbst nicht absolut setzen. Immer damit rechnen: man könnte es auch noch ganz anders sehen. E uch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, aber auch uns allen wünsche ich Freundinnen und Freunde, mit denen Ihr so im Gespräch sein könnt, wir so im Gespräch bleiben können. Und ich wünsche Euch das Vertrauen darauf, dass Gott so in Eurer Nähe ist, gesprächsbereit, wie ein guter Freund. Bereit, sich Euch zuzuwenden, Euch zuzuhören, Euch Rat zu geben, Euch auch zu warnen und zu ermahnen. Wie ein guter Freund. Einer, der es gut mit Euch meint. Amen! Lieder: 334 Danke für diesen guten Morgen 648 Ins Wasser fällt ein Stein 170 Komm, Herr, segne uns 331,1,2,7,11 Großer Gott, wir loben dich 581 Segne uns, o Herr
Predigt über 2. Mose 33,11 am 7.5.2017 (Konfirmation) 4 Gebet der Eltern für die Konfirmanden bei der Konfirmation am 7. Mai 2017 in der Matthäuskirche Pforzheim Guter Gott, wir freuen uns heute sehr, mit unseren Kindern ihre Konfirmation zu feiern. Wir sind dankbar für jeden einzelnen Tag, den wir mit unseren Kindern verbringen dürfen, mit Ihnen jede Freude, alle Sorgen, Nöte und Erlebnisse teilen dürfen. Lass sie immer ehrlich, zufrieden, dankbar und vor allem glücklich sein, und dass sie weiterhin so tolle und ehrgeizige Jugendliche bleiben. Gib ihnen Kraft, auch weiterhin Spaß und Erfüllung an ihren Hobbys zu haben, dass sie aber auch in der Schule und dem späteren Berufsleben zielstrebig und gewissenhaft sind. Wir sind dankbar, dass unsere Kinder gesund sind und bisher keine Not erfahren mussten und dass sie fern von Krieg und Armut leben. Danke für die guten Freunde, die Geschwister und die Familie, die euch immer zur Seite stehen und euch lieben, wie ihr seid. Danke für jedes Lachen von euch und jede Träne, die wir trocknen konnten. Danke dass ihr so seid, wie ihr seid. Danke dass es euch gibt und für die Zeit, die wir noch gemeinsam erleben dürfen. Danke dass wir eure Eltern sein dürfen. Ihr seid unser Geschenk Gottes. Guter Gott, bei aller Freude machen wir uns aber auch Sorgen, wenn wir an unsere Kinder denken. Als sie klein waren, haben wir ihnen Wurzeln gegeben, jetzt geben wir ihnen Flügel. Gib uns die Kraft, sie mit viel Liebe, aber auch der nötigen Fürsorge zu begleiten und das Vertrauen, dass du an ihrer Seite bist und unsere Kinder von dir gut behütet werden. Unsere Welt ist sehr schnelllebig geworden. Sie ist geprägt von Egoismus, Ignoranz und Ablehnung gegenüber Fremdem. Der Konsumdruck und der Einfluss der Medien steigen stetig und unsere Kinder werden mit Informationen überschwemmt, die sie nicht einordnen können. Kommunikation zwischen den Menschen findet kaum noch statt. Unsere Kinder wissen nicht, was richtig und was falsch ist. Sei ihnen ein sicherer Hafen in turbulenten Zeiten ihres Lebens, damit sie die Orientierung nicht verlieren. Herr, zeige unseren Kindern den richtigen Weg in ihr eigenständiges Leben. Lass sie dort den gestellten Anforderungen gewachsen sein. Gib ihnen die Kraft, mit dem Erfolgsdruck in der heutigen Gesellschaft umzugehen und ihre Energie dafür zu nutzen, das zu erreichen, was sie glücklich macht, sei es in der Schule, später im Beruf und auch im privaten Leben jeder auf seine eigene Weise. Verleih ihnen die Stärke, dass unsere Erwartungen für ihre Zukunft für sie nicht zur Belastung werden.
Predigt über 2. Mose 33,11 am 7.5.2017 (Konfirmation) 5 Aber lass sie in ihrem ganzen Bestreben auch nicht die christlichen Werte vergessen. Hilf ihnen durch ihren Glauben, Nächstenliebe, Vergebung, Kompromissbereitschaft und Verständnis in ihr Leben zu integrieren. Was die Zukunft für unsere Kinder bereit hält, wissen wir nicht. Sei an ihrer Seite und bewahre sie vor Krankheit, Terror, Krieg und Elend. Nimm unsere Kinder an, jeden mit seinen Sorgen und Ängsten, mit seinen Selbstzweifeln, mit seinem Frust, aber auch seiner Freude und seinem Erfolg. Gib jedem von ihnen die Sicherheit, dass du sie immer begleiten wirst und sie auf dich vertrauen können. Herr, darum bitten wir dich. Lieber Gott, heute ist ein großer Schritt für unsere Konfirmanden. Du hast sie zu jungen Menschen heranreifen lassen. Zu jungen Erwachsenen, die selbst denken und handeln können und sich ganz gezielt für ein Leben mit dir entschieden haben. Für uns Eltern bedeutet dies, unsere Kinder loszulassen und ihnen zu vertrauen, dass sie ihren Lebensweg erfolgreich meistern werden und für sie da zu sein, wenn sie unsere Hilfe brauchen. Herr, wir wünschen uns für unsere Kinder, dass du sie an deine schützende Hand nimmst und sie auf all ihren Wegen begleitest. Gib ihnen die Gelassenheit, Misserfolge auszuhalten und die Kraft und den Mut wieder aufzustehen und weiterzumachen. Stelle ihnen Menschen an die Seite, die sie in allen Situationen begleiten und unterstützen. Menschen, bei denen sie Liebe, Geborgenheit und Halt finden, damit sie sich niemals alleine fühlen. Gib ihnen Menschen an die Seite, denen sie alle ihre Sorgen und Nöte anvertrauen können. Lass sie erkennen, was einen echten Freund ausmacht und wie sie selbst ein guter Freund für andere sein können, damit sie zusammen lachen und weinen können. Herr wir wünschen uns, dass unsere Kinder zu ehrlichen und aufrichtigen Persönlichkeiten heranreifen, die andere Menschen akzeptieren und respektieren. Zeige ihnen, dass ein Leben mit dir ein Abenteuer sein kann, das Spaß, Freude und Glück bereithält. Gib ihnen Raum und Zeit, ihre Träume zu verwirklichen. Zeichne stets ein Lächeln in ihr Gesicht, damit sie ein glückliches, zufriedenes und erfülltes Leben führen können. Herr, wir bitten dich, lass unsere Konfirmanden an diesem besonderen Tag deine Gegenwart spüren und schenke ihnen unvergessliche Stunden mit ihren Familien, Verwandten und Freunden. Amen!