1. In welchen Gebieten in Deutschland findet man nach Kenntnis der Bundesregierung die meisten brütenden Vogelarten?

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Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Steffi Lemke, Annalena Baerbock, Matthias Gastel, Bärbel Höhn, Sylvia Kotting-Uhl, Oliver Krischer, Christian Kühn (Tübingen), Peter Meiwald, Dr. Julia Verlinden und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Situation der Vögel in Deutschland Bundestagsdrucksache 18/4480 Mit der Biodiversitätsstrategie 2020 haben sich Deutschland und die EU Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, eine Verbesserung des Erhaltungszustands der Vogelarten zu erreichen. Im Jahr 2020 sollen 50 Prozent der Vogelpopulationen in einem guten oder verbesserten Zustand gegenüber dem Jahr 2010 sein. Der aktuelle Bericht Vögel in Deutschland (Sudfeldt, C., R. Dröschmeister, W. Frederking, K. Gedeon, B. Gerlach, C. Grüneberg, J. Karthäuser, T. Langgemach, B. Schuster, S. Trautmann & J. Wahl, (2013), Vögel in Deutschland 2013. DDA, BfN, LAG VSW, Münster) kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass sich die Vogelpopulation in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren halbierte. Damit ist auch der Vogelgesang zurückgegangen der Frühling verstummt. Hauptgrund ist die industrielle Agrarlandschaft, die den Vögeln keinen Lebensraum mehr bietet. Vor allem die bestandsstarken und noch weit verbreitet vorkommenden Arten sind überproportional von Rückgängen betroffen. Von den häufigen Brutvogelarten mit Beständen über 100 000 Paaren in Deutschland nahm in den letzten 25 Jahren sogar jede zweite zumindest leicht, in vielen Fällen jedoch moderat oder sogar stark ab. Wir fragen die Bundesregierung: 1. In welchen Gebieten in Deutschland findet man nach Kenntnis der Bundesregierung die meisten brütenden Vogelarten? Die Vogelartenvielfalt hängt von der naturräumlichen Ausstattung und der Nutzungsintensität ab. Aktuelle Ergebnisse, die auf Kartierungen im Rahmen des bundesweiten Projektes ADE- BAR (Atlas deutscher Brutvogelarten) beruhen, zeigen großräumig betrachtet einen Gradienten zunehmender Artenzahlen in Deutschland von Südwesten nach Nordosten. Insbesondere die Flussniederungen der mittleren Elbe, der Oder und die gewässerreichen Regionen des Nordostdeutschen Tieflands zeichnen sich durch eine vergleichsweise reichhaltige Vogelartenvielfalt aus. Die artenreichsten Großlandschaften in Deutschland sind das Nordwest- und das Nordostdeutsche Tiefland, im Nordostdeutschen Tiefland finden sich bis zu 155 Arten pro Kartenblatt der Topographischen Karte 1:25.000. 2. Wie hat sich die Situation der Brutvögel seit Anfang der 90er Jahre in Deutschland entwickelt?

- 2 - Die Bundesregierung hat Ende 2013 einen Nationalen Bericht zur Lage der Natur vorgelegt. Dieser enthält eine umfassende Bewertung u. a. auch nach Artikel 12 der Vogelschutzrichtlinie: http://www.bfn.de/fileadmin/mdb/documents/presse/2014/hintergrundpapier-lage-der- Natur-barrierefrei-03-04-2014.pdf. Zur Lage der Brutvögel in Deutschland enthält die folgende Webpage des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zum Nationalen Bericht nach Artikel 12 der Vogelschutzrichtlinie eine Trendbewertung des Populationstrends als Kurzzeittrend (1998 bis 2009) oder als Langzeittrend (seit ca. 1980/1985 bis 2009) differenziert nach Vogelarten: http://www.bfn.de/0316_vsbericht2013.html Detaillierte Berichts-Informationen zur Avi-Fauna in Deutschland können auch folgender EU- Webpage entnommen werden: http://cdr.eionet.europa.eu/de/eu/art12/envuqxbpa. Während sich die Bestandssituation zahlreicher Brutvogelarten seit den 90er Jahren verschlechtert hat, gibt es auch Arten, die von Schutzbemühungen profitiert haben und eine Bestandszunahme zeigen, so z. B. der Seeadler. 3. Wie hat sich die Situation der Vögel, für die Deutschland eine besondere Verantwortung trägt, seit Anfang der 90er Jahre verändert? Gemäß der Artenliste für den Förderschwerpunkt Verantwortungsarten" des Bundesprogramms Biologische Vielfalt hat Deutschland international eine besondere Verantwortung für sieben Vogelarten. Den Trendangaben über 25 Jahre liegt für die Rastvögel der Zeitraum seit den 1980er Jahren bis in die 2000er Jahre, den Trendangaben über 12 Jahre liegt der Zeitraum Ende der 1990er Jahre bis 2008/2009 zugrunde. Die Bestandstrends der Brutvögel beziehen sich für 25 Jahre auf den Zeitraum Ende der 1980er Jahre bis 2009, für 12 Jahre auf den Zeitraum 1998 bis 2009. Artname Trend 25 Trend 12 Bemerkung Jahre Jahre Bergente stabil stabil Brutvogelbestand Bergente moderat abnehmend fluktuierend Rastvogelbestand im Winterhalbjahr Goldregenpfeifer (ssp. altifrons) unbekannt fluktuierend Rastvogelbestand im Winterhalbjahr; kein Brutvogel in Deutschland Kiebitz stark abnehmenmend stark abneh- Brutvogelbestand Kiebitz unbekannt fluktuierend Rastvogelbestand im Winterhalbjahr Mittelspecht leicht zunehmennehmend moderat zu- Brutvogelbestand Rotmilan moderat abnehmend leicht abnehmend Brutvogelbestand

- 3 - Trauerente unbekannt stabil Rastvogelbestand im Winterhalbjahr; kein Brutvogel in Deutschland Zwergschwan stabil moderat abnehmend Rastvogelbestand im Winterhalbjahr; kein Brutvogel in Deutschland Für alle weiteren, in Deutschland vorkommenden Vogelarten wurde bisher keine abschließende Einstufung der Verantwortlichkeit vorgenommen. 4. Wie viele heimische Vogelarten sind seit den 60er Jahren in Deutschland ausgestorben? Welche sind es? In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands (Südbeck et al. 2009) werden derzeit 16 Arten in der Kategorie 0 Ausgestorben oder verschollen geführt. Davon ist das Brutvorkommen von 6 Arten seit 1960 erloschen (Jahr des Erlöschens in Klammern): Zwergsumpfhuhn (1961), Steinhuhn (1968), Schlangenadler (1969), Schwarzstirnwürger (1987), Triel (1987), Blauracke (1994). Vom Steinhuhn liegen seit dem Datenschnitt für die Rote Liste (30. November 2007) inzwischen wieder regelmäßige Beobachtungen und auch Brutnachweise aus den bayerischen Alpen vor, so dass die Art bei der nächsten Auflage der Roten Liste die Kategorie 0 voraussichtlich verlassen kann. 5. Wie viele Vogelarten befinden sich in einem kritischen Zustand, welcher kurz- bis mittelfristig den Erhalt der Art gefährdet? Welche Arten sind gefährdet? Folgende 30 Brutvogelarten sind gemäß Roter Liste als vom Aussterben bedroht (Kategorie 1) anzusehen: Moorente, Auerhuhn, Ohrentaucher, Zwergdommel, Nachtreiher, Schreiadler, Großtrappe, Tüpfelsumpfhuhn, Kleines Sumpfhuhn, Goldregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Seeregenpfeifer, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine, Bruchwasserläufer, Kampfläufer, Alpenstrandläufer, Zwergseeschwalbe, Lachseeschwalbe, Raubseeschwalbe, Trauerseeschwalbe, Sumpfohreule, Rotkopfwürger, Haubenlerche, Seggenrohrsänger, Steinrötel, Steinschmätzer, Brachpieper, Zippammer. Folgende 24 Brutvogelarten sind gemäß Roter Liste als stark gefährdet (Kategorie 2) anzusehen: Knäkente, Gänsesäger, Rebhuhn, Haselhuhn, Birkhuhn, Rohrdommel, Steinadler, Kornweihe, Wiesenweihe, Wachtelkönig, Kiebitz, Flussuferläufer, Steinwälzer, Brandseeschwalbe, Flussseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Steinkauz, Wiedehopf, Wendehals, Grauspecht, Dreizehenspecht, Weißrückenspecht, Raubwürger, Zaunammer.

- 4 - Folgende 14 Brutvogelarten sind gemäß Roter Liste als gefährdet (Kategorie 3) anzusehen: Krickente, Spießente, Löffelente, Weißstorch, Fischadler, Baumfalke, Turteltaube, Ziegenmelker, Feldlerche, Halsbandschnäpper, Braunkehlchen, Zitronenzeisig, Grauammer, Ortolan. 6. In welchen Landschaftsarten sind die höchsten Populationsrückgänge zu beobachten? Welche Ursachen sind hier ausschlaggebend? Über die Entwicklung der bundesweiten Bestandsgrößen ausgewählter repräsentativer Vogelarten in den wichtigsten Landschafts- und Lebensraumtypen Deutschlands gibt der Indikator Artenvielfalt und Landschaftsqualität im Indikatorenbericht 2014 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt Auskunft. Die Entwicklung des Gesamtindikators bzw. der einzelnen Teilindikatoren in den Hauptlebensraum- und -landschaftstypen wird dabei jeweils in Relation zu einem Zielwert von 100 Prozent gesetzt, der nach der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt im Jahr 2015 erreicht werden soll. Im Agrarland ist die Bestandssituation vieler Vogelarten kritisch. Der Wert des Teilindikators Agrarland zeigt in den letzten zehn Jahren einen statistisch signifikanten Trend weg vom Zielwert. Der letzte berichtete Wert im Jahr 2011 liegt bei 56 Prozent des Zielwertes für das Jahr 2015. Der Teilindikator Wälder entwickelte sich im Zeitraum von 2001 bis 2011 ohne statistisch signifikanten Trend. Wälder haben derzeit den besten Teilindikatorwert, der bei 76 Prozent des Zielwertes liegt. Der Indikatorverlauf für die Binnengewässer weist über die letzten zehn Jahre bis zum Jahr 2011 deutliche Schwankungen auf, ein statistisch signifikanter Trend zeichnet sich nicht ab. Der letzte berichtete Wert des Teilindikators liegt bei 68 Prozent des Zielwertes. Der Teilindikator Küsten und Meere zeigte in den letzten zehn Jahren bis zum Jahr 2011 einen statistisch signifikanten abnehmenden Trend. Hiervon waren sowohl die Brutbestände der Vogelarten der Strände und Dünen als auch diejenigen des Grünlandes betroffen. Der letzte berichtete Wert des Teilindikators im Jahr 2011 liegt bei 61 Prozent des Zielwertes. Der Teilindikator Siedlungen zeigte in den letzten zehn Jahren bis zum Jahr 2011 keinen statistisch signifikanten Trend. Der letzte berichtete Wert liegt bei 68 Prozent des Zielwertes. Die wichtigsten Ursachen für den Rückgang der Artenvielfalt sind regional unterschiedlich die intensive landwirtschaftliche Nutzung, die Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft, die Versiegelung von Flächen sowie großräumige Stoffeinträge (z. B. Säurebildner oder Nährstoffe). Für das Agrarland gilt, dass Vögel, die auf Äckern, Wiesen und Weiden brüten, regional unterschiedlich aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung nach wie vor im Bestand zurückgehen. Grünlandumbruch und Energiepflanzenanbau können hier Auswirkungen auf Landschaftsqualität und Artenvielfalt haben. Im Siedlungsbereich wirken sich Verluste an naturnahen Flächen und dörflichen Strukturen aufgrund von Bautätigkeit und Flächenversiegelung negativ aus. Gefährdungsfaktoren für Lebensräume an der Küste sind Störungen durch eine gestiegene Freizeitnutzung und die Verbauung, z. B. durch Küstenschutzmaßnahmen und den Ausbau von Windenergieanlagen.

- 5-7. Welche Arten verzeichnen seit den 90er Jahren einen besonders hohen Rückgang der Population? Welche Arten sind stark gewachsen? Auf den Nationalen Bericht nach Artikel 12 der Vogelschutzrichtlinie für den Zeitraum 2008 bis 2012 der Bundesregierung wird Bezug genommen (vgl. die Antwort zu Frage 2 und die darin genannten Web-Links). 8. Inwiefern (bitte prozentual und in absoluten Zahlen) hat sich die Anzahl der Brutpaare seit Mitte der 60er und 80er Jahre im Vergleich zu aktuellen Zahlen entwickelt bzw. verringert? Entwicklung seit Mitte der 1960er Jahre Der Bundesregierung liegen keine Informationen zu prozentualen oder absoluten Bestandsveränderungen von Brutvögeln in Deutschland seit Mitte der 1960er Jahre vor. Entwicklung seit Mitte der 1980er Jahre Es wird auch hierzu auf den o. g. Nationalen Bericht nach Artikel 12 der Vogelschutzrichtlinie und die Antwort zu Frage 2 verwiesen: Dem dort genannten Link zur Lage der Brutvögel können nach Art differenziert die absoluten Populationsgrößen für den Zeitraum 2005 bis 2009 sowie die prozentualen Bestandstrends der Brutvögel für einen Zeitraum von 25 Jahren (Mitte bis Ende der 1980er Jahre bis 2009) entnommen werden. 9. Gibt es regionale Unterschiede bei der Entwicklung der Vogelpopulationen? Falls ja, wo sind die Entwicklungen besonders ausgeprägt? Zu dieser Frage liegen der Bundesregierung derzeit keine Erkenntnisse vor. Das Bundesamt für Naturschutz betreut aktuell ein F+E-Vorhaben mit dem Titel Ursachenanalyse von Bestandsveränderungen bei Indikatorvogelarten und Energiewende, das bis Ende August 2017 laufen soll. In diesem Vorhaben sollen Auswertungen hinsichtlich regionaler Unterschiede der Bestandsentwicklung von Indikatorvogelarten durchgeführt werden.