Interaktion EE-Strom, Wärme und Verkehr. Patrick Schumacher (IBP), Norman Gerhardt (IWES) KERNAUSSAGEN

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Transkript:

Patrick Schumacher (IBP), Norman Gerhardt (IWES) KERNAUSSAGEN 1

Kernaussagen (1) - Allgemein 1. Strom wird Hauptenergieträger im Wärmesektor Schlüsseltechnologie dezentrale und zentrale Wärmepumpe (Haushalte/Gewerbe/Fernwärme/Industrie) - deren Anteil kontinuierlich gesteigert werden muss. Schlüsseltechnologie Elektrodenkessel (Industrie/Fernwärme) - werden erst langfristig bei sehr hohen EE-Anteilen hohe Anteilen am Wärmemarkt erschlossen. 2. Flexibilität Bivalenter Hybridsysteme KWK+PtH oder Heizkessel+PtH kurz und mittelfristig Flexibilität für Stromversorgungssystem (Regelleistung, EE-Strom bei negativen Strompreisen Kann je nach Stromangebot (EE-Überschuss Stromnutzung oder EE-Deckungslücke Gasnutzung) flexibel auf die Erfordernisse des Strommarktes reagieren und die Effizienz des Gesamtsystems steigern Langfristig hohe elektrische Anteile 2

Kernaussagen (2) - Allgemein 3. Fokussierte Verwendung Biomasse Pellet-, Holzhackschnitzel- und Scheitholz-Heizungen (aber nicht Kaminöfen) in ineffizienten Bestandsgebäuden (hoher Wärmebedarf, schlecht für WP geeignet) Siedlungen mit geringer Wärmedichte (ländliche Umgebung/Stadtrand nicht wirtschaftlich für Fernwärme geeignet) Industrie mit hohen Prozesstemperaturen Bei höherer Sanierung wirkt sich das begrenzte Biomassepotenzial stärker im Bereich der inneffizienten Gebäude aus 4. Vergleich zu anderen Technologieoptionen Stationäre Brennstoffzellen (als KWK) nach bisherigen Analysen langfristig nicht wirtschaftlich Gas-Wärmepumpen konkurrieren in effizienten Gebäuden mit elektrischen Wärmepumpen, und in ineffizienten mit Brennwertkesseln nicht wirtschaftlich 3

Kernaussagen (3) netzgebundene Versorgung und KWK 5. Ausbaus der Fern- und Nahwärme, Ausbau/Fokussierung Industrie-KWK-Systeme Steigerung Anteil der Fern- und Nahwärme (Haushalte / Gewerbe) von derzeit ca. 12% langfristig auf ca. 25% am Wärmemarkt Städte mit hoher Bebauungsdichte (Wohn- und Nichtwohngebäude) Im Industriebereich Stabilisierung des Anteil von KWK-Systemen von heute ca. 27% an der Wärmeerzeugung durch Fokussierung auf Hochtemperaturanwendung 6. Transformation Fernwärme Hochtemperaturnetze auf Basis von Gas/Kohle müssen zu Netzen mit Gas- KWK, Groß-Wärmepumpen und Solartermie+PtH entwickelt werden Temperaturabsenkung für Solarthermie und Groß-Wärmepumpen, Sichtwort: Niedertemperaturnetze und kalte Fernwärme Abwärme (Gewerbe, Abwasser, Rechenzentren etc.) für Großwärmepumpen Großflächen-Solarthermieanlagen in Fern- und Nahwärmenetzen reduzieren die spezifischen Kosten für Solarthermie erheblich 4

Kernaussagen (3) netzgebundene Versorgung und KWK 7. Ausbau und Flexibilisierung KWK Groß-KWK Anlagen in der Fernwärme und Industrie > 100 und < 500 C Dezentrale Klein-KWK als kostengünstiger Motor mit einer hohen Leistungsauslegung in Kombination mit PtH und Wärmespeicher im Gewerbebereich Durch die Dynamisierung der EEG-Umlage soll die Vereinbarkeit von Strommarkt und Eigenstromanreiz erhöht werden. 5

Kernaussagen (4) Energetische Sanierung und Effizienz 8. Hohe Bedeutung der energetischen Sanierung Zur sektorübergreifenden Erreichung der Klimaziele spielt Effizienz im Wärmesektor eine zentrale Rolle. Die energetische Sanierung reduziert nicht nur den Wärmebedarf sondern auch den Zubau weiterer EE-Anlagen Gegenfinanzierung durch CO 2 -bezogene Energiebesteuerung 9. Effiziente Wärmepumpen im Gebäudebestand Effizienz bei der Strom-Umwandlung hat hohen Stellenwert zur Reduktion des EE-Zubau im Stromsektor Sole-Wärmepumpen setzen sich am stärksten durch. Diese sollte in Kopplung mit Niedertemperatur- bzw. Flächenheizungen priorisiert gefördert werden. Insbesondere muss der Anteil von Wärmpumpen im Gebäudebestand erhöht werden. Eine Anhebung der Fördersätze für Sole-Wärmepumpen ist zu empfehlen. 6

Kernaussagen (5) Energetische Sanierung und Flexibilität 10. Gebäude als Wärmespeicher Eine Flexibilisierung im Wärmemarkt durch Wärmespeicher, Kompressionskälteanlagen, Wärmepumpen und KWK-Anlagen ist notwendig Gebäude selbst und deren Komponenten sind als Kurzzeitspeicher (Stunden bis mehrere Tage) sehr gut geeignet 11. Einführung dynamischer EEG-Umlage Um das Flexibilitäts-Potenzial zu heben sind regulatorische Maßnahmen notwendig, wie die Einführung dynamischer Umlagen (z.b. EEG) auch für dezentrale flexible Verbraucher wie Wärmepumpen. Zusätzlich kann dadurch technologieoffen die effizierte Verwendung von EE- Strom ermöglicht und die sektorenübergreifend die Markteffizienz erhöht werden 7

Kernaussagen (6) Energiewirtschaftlicher Rahmen 12. Ungleiche Kostenbelastung von Strom und Gas/Öl hohe Preisdifferenz zwischen Gas und Strom als größtes Hemmnis für die Ziele der Energiewende im Wärmemarkt dar stabile Förderung des Absatzmarktes für dezentrale und zentrale Wärmepumpen notwendig erster Schritt - aufkommensneutrale Umschichtung der Stromsteuer bei Anhebung der Energiesteuer für Heizöl und gas Im kostenoptimalen Klimaschutzszenario hohe CO 2 -Vermeidungskosten von ca. 180 /t zumindest anteilig Bepreisung in Form einer CO 2 -Steuer / CO 2 - Abgabe bzw. CO 2 -bezogenen Energiebesteuerung für fossile Energieträger (Erdgas / Erdöl) im Markt 13. Forcierung EE im Neubau Als weiterer Schritt sollte der konsequente Einsatz von regenerativen Energieträgern (ohne Biomasse) im Neubausektor in Betracht gezogen werden (EEWärmeG-Anlagentechnik) Markt vs. Regulierung? 8

Moderation: Dr. Dietrich Schmidt, Fraunhofer IBP PODIUMSDISKUSSION 9