Die unterschiedlichen individuellen Ressourcen der Eltern werden ebenso entdeckt und genutzt, wie die Ressourcen der Kinder.



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Transkript:

Ausbildungsorientierte Elternarbeit Abschlussbericht 30.6.2009

Generelle Zielsetzung des Modellvorhabens: Zu erproben und aufzuzeigen, wie über die bisher geleistete Elternarbeit in den JMD hinaus die Erziehungskompetenz der Eltern wirkungsvoll unterstützt und damit die schulische und berufliche Integration der Kinder und Jugendlichen noch mehr gefördert werden kann. Allgemeine Ziele des Projektes in 2009: Da das Projekt der modellhaften Erprobung dient, sollte herausgefunden werden, wie der Bedarf der Eltern effektiv gedeckt werden kann, weiter, wo deren Hauptprioritäten liegen. Damit sollte die Übergangsphase der beruflichen Orientierung für beide Seiten ( Eltern, aber auch Jugendliche) erleichtert und die ablaufenden Prozesse verständlicher gemacht werden. Daraus können folgende Ziele genannt werden: - Die Eltern sind befähigt das System der schulischen und beruflichen Bildung in Deutschland zu begreifen, und in der Lage die Anforderungen und Erwartungen, die zu Ausbildungsbeginn an Jugendliche gestellt werden, zu verstehen. - Die Eltern verstehen, welche Erziehungsleistungen nötig sind, damit ihre Kinder den Anforderungen des deutschen Ausbildungssystems gewachsen sind, und sie erkennen, dass sie die Eltern dafür die Verantwortung tragen. - Es ist gewährleistet, dass die Kinder in der Übergangsphase Schule- Ausbildung/Studium Beruf begleitet werden und familiäre Vorstellungen und Erwartungen mit den Anforderungen der deutschen Berufsrealität in Verbindung gebracht sind. Die unterschiedlichen individuellen Ressourcen der Eltern werden ebenso entdeckt und genutzt, wie die Ressourcen der Kinder. Die Leistungen der Kinder, die oft als selbstverständlich angesehen werden, werden von den Eltern anerkannt. Vor allem aber sind die Eltern motiviert, in den Bildungsprozessen mitzuarbeiten und sich damit auch als Elternteil weiter zu bilden, auch für sich nach möglichen beruflichen Chancen zu suchen und die Deutsche Sprache zu lernen.

Unsere Zielgruppe: Das Projekt konzentriert sich auf die Eltern der Kinder und Jugendlichen in der Altersgruppe der 12 bis 18 Jährigen. In diesen Altersgruppen ist es dringend notwendig, die Berufsorientierung und Berufswahlentscheidung frühzeitig und kompetent dur4ch die JMD s zu unterstützen. Das Projekt richtet sich daher an: - Eltern von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien, die vom Jugendmigrationsdienst begleitet werden. - Eltern von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien, die über die Kooperationen mit Schulen erreicht werden können. Handlungsziele 2009 Hamburg - Aktive Vermittlung in die weiterführenden Schulen im Zeitraum Januar - März 2009. Die Reihe von Treffen wird bereits seit Anfang des Jahres 2008 durchgeführt und erweist sich als sehr effektiv. Wie auch im letzten Jahr wird die Aktion in demselben Zeitraum durchgeführt, da die Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen die Zwischenzeugnisse in dieser Zeit erhalten. Damit ist gewährleistet, dass die Jugendlichen sich ordnungsgemäß und rechtzeitig bei den weiterführenden Schulen oder für die Ausbildungsmaßnahmen anmelden. Wie auch im letzten Jahr haben die Veranstaltungen keinen Vortragscharakter. Wichtig ist, die individuelle Situation jeder einzelnen Familie in Betracht zu ziehen, um die Eltern und Jugendlichen gezielt über ihre zukünftigen Möglichkeiten zu informieren. Das Ziel ist unter anderem, die Eltern am Prozess der beruflichen Orientierung ihrer Kinder teilnehmen zu lassen und ihnen zu ermöglichen, an dem Bewerbungsprozess ihrer Kinder ebenfalls beteiligt zu sein. Weiteres Ziel ist auch, den Eltern die Bedeutung von Elternabenden und gemeinsamen Treffen ans Herz zu legen, mit der Idee, sie zu motivieren, im Leben ihrer Kinder aktiv mitzuwirken. - Weitere aktive Zusammenarbeit mit bestehenden Kooperationspartnern / Schulen. Lehrerinnen und Lehrer werden weiterhin motiviert, sich an die Mitarbeiterin des Projektes zu wenden, um im Kontakt zwischen Schule und Elternhaus die Zusammenarbeit zu verstärken, oder neu herzustellen und diesen Kontakt. zu verbessern. - Musikprojekt. Einige Eltern haben den Wunsch geäußert, ein Musik-Studio zu besuchen. Viele Jugendliche und/oder Eltern haben im Herkunftsland ein Musikinstrument spielen gelernt oder Musik als Hobby gehabt in Deutschland haben sie kaum Zeit, diesem Hobby nachzugehen. Der Besuch eines Musikstudios war für April 2009 vorgesehen. Durch die Möglichkeit am Alltag der Musiker teilzunehmen, haben die Teilnehmer die Möglichkeit verschiedene Berufsbilder in der Musikbranche kennen zu lernen.

- Auswertung der Fragebogenumfrage in Verbindung mit dem Elternprojekt in Jena. Die Durchführung der Fragebogenaktion war bereits für die Sommerferien oder den Herbst 2008 geplant. Die nicht ausreichende Zahl der zurückgekommenen ausgefüllten Fragebögen hat die Aktion verzögert. Die Auswertung kann nun vorgenommen werden. Der Vergleich Ost / West, Kleinstadt / Großstadt wird sich sicherlich auf die restliche Laufzeit des Projektes auswirken. Auf die Ergebnisse sind die Projektmitarbeitenden in Hamburg und Jena selbst sehr gespannt. Zum Ende des Projektes in Hamburg wurde der bekannte Fragebogen noch einmal in den beiden Elternstammtischen verteilt und ausgefüllt. Die Ergebnisse finden sich hierzu in der Anlage dieses Berichtes. - Organisation einer türkischen Frauen-Initiative. Der Elternkreis zur Förderung von Kommunikation über Schul- und Ausbildungsfragen findet seit Ende des letzten Jahres statt. Die Idee, daraus eine Initiative als regelmäßiges monatliches Mütterfrühstück als reine Frauen-initiative zu organisieren, entstand aus den durchgeführten Elternabenden mit der Schule Hermannsthal. Das Mütterfrühstück hat bereits zweimal stattgefunden. - Betriebsbesichtigungen/Gruppenexkursionen (BIZ und Bücherhallen). Viele Eltern bedauern die Nichtanerkennung von im Herkunftsland erworbenen Bildungsabschlüssen ihrer Kinder, aber auch ihrer eigenen. Sie empfinden dies als eine Zurücksetzung und sind sehr enttäuscht. Im restlichen Projektzeitraum veranstalten wir deshalb mehrere Exkursionen zu Bildungseinrichtungen in Hamburg. Ursprünglich waren keine Betriebsbesichtigungen im Konzept vorgesehen, sie ermöglichen jedoch den Eltern, die Vielfalt der Berufsausbildungswege kennen zu lernen. Die Ressourcen der Eltern werden so genauso wie die Ressourcen der Jugendlichen gestärkt. Die ersten Besichtigungen führen uns zum Berufsinformationszentrum und den Bücherhallen Hamburg. - Erfolgsgeschichten sammeln. Wir haben im Laufe der Projektzeit die positive Entwicklung, aber auch die turbulente Zeit in vielen Familien miterlebt. Daraus ist die Idee entstanden, besonders für die Abschlussphase des Projektes, die Erfolgsgeschichten zu dokumentieren und zwar nicht nur aus der nüchternen Sprache des Gesprächsprotokolls, sondern sie auch bewusst von den Beteiligten in Form eines narrativen Interviews (ohne Video und Tonaufnahmen) erzählt zu bekommen und dann schriftlich zu dokumentieren.

- Neben den Maßnahmen, die die Eltern direkt betreffen, wird zudem der Netzwerkarbeit und der Sozialraumarbeit weiterhin eine wichtige Rolle zugesprochen. Wichtig ist dem Projekt der Kontakt zur AHD (Ausbildungsservice für Handel und Dienstleistung), BQM und der Kontakt zu der türkischen Gemeinde Hamburg. Auch ein Kontakt zur katholischen Kirche in Billstedt wurde hergestellt. - Die individuelle Beratung sowie aufsuchende Beratung durch Hausbesuche stehen nach wie vor im Fokus der Aktivitäten des Elternprojektes. - Organisation einer Konversationsgruppe für die Mütter. Viele Mütter äußerten im vergangenen Jahr den Wunsch, zweimal pro Woche zu einem Gesprächskreis zusammen zu kommen, um ihre Kommunikation auf Deutsch zu verbessern. Die Gruppe existierte bereits im Jahr 2007. Anfang des Jahres 2008 hatte sich die Gruppe aufgelöst, da es nicht genügend Teilnehmerinnen gab. Jetzt ist die Gruppe wieder belebt und umfasst ca. 10 Frauen, die sich nach wie vor regelmäßig treffen. - Nachhilfe für die Jugendlichen Nach den Besuchen der Elternabende an der Gewerbeschule 8 im Herbst 2008 entstand mit den Eltern die Idee, eine Möglichkeit für die Schüler anzubieten, an den Nachmittagen ihre Leistungen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathe zu verbessern. Die Tatsache, dass die Jugendlichen in der Schule oft schwache Leistungen besonders in Mathematik und Englisch zeigen, liegt oft an der Zeit, die die Jugendlichen benötigen, die Lern-Sprache zu lernen. Der Misserfolg der Kinder in der Schule ist unter anderem dadurch zu erklären, dass die bereits vorhandenen Kompetenzen der Migrantenkinder ausgeblendet werden. Diese Faktoren führen dazu, dass im Allgemeinen die schulischen Leistungen der Migrantenkinder viel schlechter ausfallen, als es ihrer Intelligenz nach, möglich wäre. Diese Maßnahme wird in Zusammenarbeit mit dem JMD Hamburg Nord und Nord-Ost von EvaMigrA und dem Verein Youfitz in Hamburg Hamm, in direkter Umgebung der Schule G8, durchgeführt. - Weitere Durchführung des polnischen und des türkischen Eltern- Stammtisches. Bestimmte Themen wie Schule, Erziehung, Familiensituation sind Themen der weiterhin einmal wöchentlich im offenen Kreis stattfindenden Stammtische und werden zwischen Eltern und der Projektmistarbeiterin, evtl. mit geladenen Gästen, besprochen.

2009 Erfahrungen und Ergebnisse Schulkooperation Besonders relevant für das Projekt Ausbildungsorientierte Elternarbeit sind unter anderem die Kooperationsbeziehungen zu: Gewerbeschule 8, an der die BVJM-Klassen (Berufsvorbereitungsjahr für Migranten) unterrichtet werden. Die Schule war dank langjähriger Zusammenarbeit mit dem JMD für das Projekt von Anfang an offen. Die Gewerbeschule 8 in Hamburg führt eine ganze Reihe von Maßnahmen und Angeboten im Bereich der Berufsvorbereitung und Berufsschule durch. Integrierte Haupt- und Realschule Herrmannsthal, die einen Anteil von 60 % Schüler mit Migrationshintergrund hat. Auch mit dieser Schule verbinden die JMD Hamburg- Mitte viele gemeinsame Projekte. Auch die Tatsache, dass die Schule schon seit langem erfolglos versucht, die Eltern zu aktivieren, hat zu einer Zustimmung der Leitung für eine Kooperation geführt. Die Zusammenarbeit mit einigen Lehrern war ein erfolgreicher Faktor zum Erreichen neuer Familien, weil es oft die Lehrer sind, die zuerst ein Problemfeld in der Familie durch die Kinder in der Schule erkennen. Infoveranstaltungen Infoveranstaltungen sind von großer Bedeutung, sie sind eine effektive Maßnahme des Projektes. Sie erlauben in kurzer Zeit mehrere Ziele des Projektes zu realisieren, viele Adressaten des Projektes zu erreichen, sich vorzustellen und die zukünftige Zusammenarbeit voran zu treiben. Sie informieren über das Schulsystem in Hamburg, machen es für die Eltern übersichtlich, die Wege in die berufliche Zukunft der Kinder leichter verständlich zu machen. Sie stellen eine Gelegenheit dar, die individuelle schulische Situation mit einem Experten zu besprechen, wobei nach möglichen weiteren Wegen und Ideen gesucht wird. Da Themen über das Schulsystem sehr komplex sind, muss ausreichend Zeit investiert werden, um die Präsentation gut vorzubereiten. Nicht nur aus inhaltlicher, sondern auch aus organisatorischer Sicht muss der Einsatz von Dolmetschern, Räumlichkeiten, dem richtigen Zeitpunkt und die Form der Einladung der Eltern für eine erfolgreiche Veranstaltung gut durchdacht werden.

Obwohl die Eltern für die Infoveranstaltung per Brief eingeladen werden, ist es erfahrungsgemäß notwendig sie telefonisch an den Termin zu erinnern. Es ist oft der Fall, dass den Eltern nicht bewusst ist, wer die Veranstaltung organisiert, deswegen muss immer wieder die Rolle des Projektes und die Kooperationen mit der Schule verdeutlicht werden. Der jüngste Erfolg, der durch die Zusammenarbeit und Hartnäckigkeit der verschiedenen Elterninitiativen erreicht wurde, ist, dass die Schulbehörde in Hamburg zukünftig die Veröffentlichung von Schul-/Elternbriefen in mehreren Sprachen vornimmt. Dies ist vor allem dem Engagement der Elterninitiativen zu verdanken. Gründung der Elterninitiative, Schule Herrmannsthal Es wurde eine Elterninitiative an der Kooperationsschule Herrmannsthal gegründet. Das Ziel der Initiative ist es, möglichst viele Eltern mit Migrationshintergrund für die Mitarbeit in Gremien der Schule zu gewinnen. Durch die beschränkten sprachlichen Beteiligungsmöglichkeiten identifizieren sich die Eltern in der Regel nicht besonders stark mit der Schule ihrer Kinder und ziehen sich immer stärker zurück. Werden die Eltern über schulische Probleme, Entscheidungen und Erfolge ihrer Kinder rechtzeitig und vor allem kontinuierlich informiert, unterstützen sie auch die Arbeit der Lehrkräfte. Das Potenzial der Eltern wurde zu Gunsten der Kinder und der Schule organisiert und mobilisiert. Es war von großer Bedeutung, dass die Eltern in die Lage versetzt wurden, die schulische Entwicklung ihrer Kinder aktiver zu begleiten. Die Initiative soll den bisherigen Absprachen gemäß - nach Möglichkeit auch nach dem Sommer 2009 an der Schule fest verankert werden und bis auf weiteres selbständig existieren. Das JMD Hamburg Nord-Ost wird diese Entwicklung beobachten.

Infoveranstaltung beim Stammtisch Herrmannsthal Bericht über Elterninitiative Schule Herrmannshtal verfasst von Feride Özar Zielgruppe : Türkische Eltern- Schule Herrmannsthal Ziel : Ein Elternkreis zur Förderung von Kommunikation zwischen Eltern- Schüler- Lehrer über Schul-und Ausbildungsfragen bilden. Türkische Eltern motivieren an Schulgeschehen teil zu haben. Vorgehensweise : Oktober- November 09 wurden telefonische Gespräche mit den Eltern der Klassen 7a, 7b, 8a, 8b, 9a, 9b, 9c geführt. Ab Januar kamen die neuen 7a und 7b Klassen dazu. Nach Kurzvorstellung des Projekts wurden folgende Fragen gestellt. Wie ist die Situation in der Familie? Was machen die Eltern, die Kinder? Welche Fragen haben die Eltern an die Schule? Hätten Sie Interesse an einem Elternkreis? Hausbesuche? Von den insgesamt 86 Familien konnten wir 98/% erreichen. Die restlichen wegen falscher Nummer etc. konnten wir nicht erreichen. Alle waren erfreut über die Anrufe und konnten ausführlich sprechen und haben Interesse bekundet. Ob sie es zeitlich einrichten können zu Veranstaltungen zu kommen blieb bei vielen Familien offen.

Zwischen Oktober 08- Mai 09 haben monatlich einmal Veranstaltungen der Elterninitiative Zu Themen Schul-System, Berufsmöglichkeiten, Möglichkeiten der Erwachsenenbildung stattgefunden. Die Veranstaltungen wurden per schriftliche Einladung bekanntgemacht. Außerdem haben wir drei Tage vor dem Termin die eingeladenen telefonisch daran erinnert. Die Veranstaltungen wurden gut besucht. Hausbesuche : In den Monaten April und Mai 09 haben wir mehrere Hausbesuche gemacht. Es ging dabei hauptsächlich zu beraten und helfen in der Orientierung der weiterführenden Schulen oder Berufsmöglichkeiten für ein bestimmtes Kind. Dank dieser Gespräche haben mehrere Schüler sich anders bzw. zum besseren orientiert. Erfahrungen und Ergebnisse : Die türkischen Familien die wir angesprochen oder zu Hause besucht haben waren sehr offen, kommunikativ und motiviert. Im allgemeinen gibt es bei den Familien zeitliche Organisationsschwierigkeiten um an regelmäßigen Treffen teilzunehmen. Es sind meistens die Mütter die sehr motiviert sind an Schulgeschehen teilzunehmen. Bei der Planung muss man sehr flexibel sein und Termine kurzfristig noch mal bestätigen. Die türkischen Schüler brauchen besondere Aufmerksamkeit in der beruflichen Orientierung. Perspektiven: Einzelne Gespräche mit türkischen Familien in eigener Sprache zu führen ist nach wie vor sehr wichtig. Auf die Eltern zuzugehen, sie anzusprechen, sie zu besuchen in familiäre Atmosphäre über die Schule und Probleme die sie beschäftigen zu sprechen öffnet Wege der Kommunikation. Dies ist ein wichtiger Schritt um die türkischen Familien zu motivieren Gruppen zu bilden und aktiv an Sozialleben bzw. an Schulgeschehen teilzunehmen. Dieses Projekt hat bestätigt dass die türkischen Familien Hilfe und Unterstützung brauchen. In der Kommunikation Eltern- Schüler- Lehrer. Die aktive Teilnahme trägt dazu bei Hemmungen und Vorurteile abzubauen. Nachhilfe für die Schüler der Kooperationsschule Nach den Besuchen der Elternabende an der Kooperationsschule G 8 im Herbst 2008 entstand die Idee, eine Möglichkeit für die Schüler anzubieten, an den Nachmittagen ihre Leistungen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathe zu verbessern. Die Tatsache, dass die Jugendlichen in der Schule oft schwache Leistungen zeigen, liegt oft an dem Zeitmangel und den Schwierigkeiten, die die Jugendlichen benötigen, um die Deutsche Sprache als Unterrichtssprache zu lernen. Die schwache Leistung bei den Kindern in der Schule ist unter anderem dadurch zu erklären, dass die bereits vorhandenen Kompetenzen nicht beachtet und anerkannt werden. Diese Faktoren führen dazu, dass im Allgemeinen die schulischen Leistungen der Migrantenkinder viel schlechter ausfallen, als es ihrer Intelligenz nach möglich wäre. Leider fordert die Deutsche Schullandschaft in der Regel kognitive Intelligenz ab; die praktische Intelligenz wird meist übersehen. Beispielhafter Bericht über die Mathe Nachhilfe von Mariam Yaqubi Die Mathe Nachhilfe fand drei Tage in der Woche, z.b. am Mittwochnachmittag statt. Die meisten Schüler kommen direkt nach Schulschluss, um ihre Mathe Hausaufgaben zu erledigen, sich für die Mathe Prüfungen vorzubereiten und vor allem ihre Kenntnisse in Mathematik zu verbessern, damit sie den Matheunterricht in der Schule überhaupt oder besser folgen zu können.

Die Zielgruppe besteht hauptsächlich aus Schülern mit Migrationshintergrund, deren Eltern nicht in der Lage sind diese bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Hinzu kommen SchülerInnen, die gerade dabei sind ihren Real- bzw. Hauptabschluss zu absolvieren aber erheblich Defizite in der Mathematik aufweisen, weil sie in den Herkunftsländern nicht ausreichend beschult worden sind. Das Ziel des Nachhilfe-Unterrichts ist es, an der ersten Stelle diesen Schülern zu ermöglichen sich mit ihren Problemen (in Mathe) auseinander zusetzen und mit meiner Unterstützung gezielt daran zu arbeiten ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, um ihren Abschluss erfolgreich zu absolvieren. Ich konnte im laufe der Zeit, in der ich Mathe unterrichtet habe, beobachten, dass viele meiner Schüler es geschafft haben, trotz ihren Sprachdefizite, einen erfolgreichen Abschluss zu machen. Die meisten meiner Schüler haben einen Draht zu diesem Fach gefunden und haben sogar Spaß daran Matheaufgaben zu lösen, da sie ein Verständnis für Mathe entwickelt und Erfolge in der Schule erzielt haben. Ich bin der Meinung, dass Nachhilfe eine große Bedeutung für die Schüler hat, die Probleme in den Hauptfächern Deutsch, Mathe, Englisch haben aber zuhause keine Unterstützung bekommen können, weil die Eltern entweder nicht über das nötige Wissen verfügen oder sich keine Privatnachhilfe für ihre Kinder leisten können. Die Abschaffung des Garantiefonds ist daher sehr bedauerlich, weil das Land Hamburg, z.b. keine alternativen Modelle nach Auslaufen des GF entwickelt hat. Individuelle Beratung. Die individuelle Beratung einer Familie gibt die Möglichkeit die Familienmitglieder besser kennen zu lernen und ein Gefühl zu bekommen was die echten Beweggründe und brennenden Themen sind. Sehr oft lassen die alltäglichen Schwierigkeiten (oft verbunden mit Ämterbesuchen, Papierkram oder schweren Arbeitsbedingungen) nicht zu, den Kindern viel Aufmerksamkeit zu schenken, weil es eben nebenbei so viele Dinge zu erledigen gibt, die in einer einheimischen Familie nicht in dem Maße anfallen. Oft erfährt man als Gegenüber viel mehr, wenn man den Menschen das Gefühl gibt viel Zeit für sie zu haben. Wie eine afghanische Mutter sagte: Bei Ihnen konnte ich endlich reden. In der Schule habe ich nach 30 Minuten mitten im Satz gehört Die Zeit ist um. Wichtig ist, den Menschen Zeit zu geben sich frei und am besten in der Muttersprache zu äußern. Jedes Elternteil und jede Familie hat einen Koffer voller Erinnerungen und Erfahrungen mitgebracht. Die Biografien der Familien sind unterschiedlich und erfordern eine individuelle Annäherung; einen individuellen Blick, der den Familien das Gefühl gibt ernst genommen und gleichberechtigt mit den anderen Deutschen - Familien zu sein. Im Allgemeinen werden folgende Themen in der Beratung vorgebracht: Fragen zur Erziehung, Schwierigkeiten im Umgang mit pubertierenden Jugendlichen, Schwierigkeiten im Umgang mit der Wertevielfalt in Deutschland und den kulturellen Unterschieden zum Herkunftsland, Fragen zum Übergang Schule Beruf, zum Ausbildungssystem und zur beruflichen Orientierung,

Informationen zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen in Deutschland, finanzielle Schwierigkeiten. Nach einer bestimmten Zeit, wenn es gelungen ist, zu den Eltern einen guten Draht aufzubauen, werden Hausbesuche gerne angenommen. Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, dass sie an früheren Angeboten z.b. an dem Stammtisch oder an Infoveranstaltungen teilgenommen haben und so an etwas anknüpfen können, dass sie in positiver Erinnerung haben. Die Maßnahme ermöglicht es die ganze Familie kennen zu lernen, besonders die Väter, die aus Zeitmangel nicht so oft wie die Mütter an den Maßnahmen des Elternprojektes teilnehmen. Gleichzeitig ist es eine gute Gelegenheit das Projekt und deren Maßnahmen noch einmal ausführlich vorzustellen und auf die Nachfolgearbeit der JMD hinzuweisen. Da das Gespräch in einer vertrauten Umgebung und Atmosphäre stattfindet, sind die Eltern bereit, die faktische Situation der Familie, besonders die der Kinder zu schildern. Dabei haben sie weniger Angst ausgelacht, oder mit anderen Familien verglichen zu werden. Sie schildern die Problematik und fragen nach Lösungsmöglichkeiten. Durch die direkte Arbeit mit der Familie, die Beratung, Planung und Zielvereinbarung beinhaltet, haben wir darauf hingearbeitet, die Erziehungskompetenz der Eltern wirkungsvoll zu unterstützen und somit einen weiteren Beitrag zur schulischen und beruflichen Integration ihrer Kinder zu leisten. Neben allgemeinen Integrationsschwierigkeiten haben Migranten vor allem mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. So ist Arbeitslosigkeit und die daraus resultierenden finanziellen Nöte wichtiges Thema jedes Hausbesuchs. Hausbesuche geben der Familie eine Möglichkeit sich auch von ihren starken Seiten zu zeigen. Nicht nur als Ratsuchende, sondern z. b. auch als gute Gastgeber oder Menschen die im Gemeinwesen oder der Familie bestimmten Rollen spielen (z.b. Kopf der Familie ). Dabei präsentieren sie oft stolz, was sie in Deutschland bereits erreicht haben. Für den Beratenden ist dies eine Möglichkeit von der Anonymität der telefonischen Beratung zu einem direkten Kontakt mit der Familie zu wechseln. Die Familie fühlt sich dadurch in dem Projekt gut aufgehoben, wird aktiver und glaubt an die Möglichkeit durch gemeinsame Arbeit den Integrationsprozess zu beschleunigen und zu optimieren. Bei Hausbesuchen ist es wichtig das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Gute Vorbereitung bezüglich der Situation der Familie, der Themen die besprochen werden sollten, und eine gezielte Moderation des Gespräches sind aus der Erfahrung des vergangen und dieses Jahres von großer Bedeutung.

Weil die Hausbesuche in der Regel sehr gerne von den Eltern angenommen worden sind, spielen sie eine bedeutende Rolle zum Erreichen der Ziele der Ausbildungsorientierten Elternarbeit. Polnischer Mütter-Stammtisch Seit über einem Jahr läuft im Rahmen des Projektes Ausbildungsorientierte Elternarbeit ein Treffen von polnischen Müttern. Da die Mütter sehr oft nicht ausreichend die deutsche Sprache beherrschen, sind sie nicht in der Lage ihre Kinder auf dem Weg zur schulischen und beruflichen Integration in Deutschland zu begleiten. Sie stoßen immer wieder auf neue Schwierigkeiten, die sie alleine nicht bewältigen können. Im Laufe unserer Treffen (die Frauen treffen sich einmal pro Woche, in den Schulferien alle zwei Wochen) werden die Schwierigkeiten thematisiert und gemeinsam diskutiert. Die Mütter analysieren die individuelle Situation der eigenen Kinder, um herauszufinden, wo sie die elterliche Unterstützung am meisten brauchen. Sie versuchen die Kinder durch eine neue Perspektive zu sehen, nicht nur als Schüler, die wie in der Heimat gut funktionieren sollen, sondern als Kinder, die sich in einer neuen, schwierigen Lebenslage befinden. Die Belastung der Kinder ist in der Familie oft nicht bekannt; es wird erwartet, dass sie nur lernen was nicht so kompliziert sein kann. Diese Lage der Kinder zu thematisieren ist unter anderem das Ziel des Treffens. Gleichzeitig arbeiten die Mütter darauf hin, die eigene Rolle in der Familie zu reflektieren, um festzustellen, wie sie sich für die Kinder und ihre schulische und berufliche Integration in Deutschland intensiver einsetzen können. Sie definieren schlussendlich ihre Rolle in der Familie neu und passen sie der jetzigen Lebenssituation an. Von besonderer Bedeutung ist hier, das wir Ihnen vermittelt haben, dass Sie ihre Sprachkompetenzen verbessern und das Interesse am Schulleben der Kinder entwickeln müssen, ohne dabei Angst vor dem Nichtverstehen zu haben. Es ist auffallend, dass sie ihre Kinder positiv in der Schule begleiten wollen, aber leider daran scheitern, weil sie nicht ausreichend Deutsch reden und besonders schreiben können. Es ist für die Mütter sehr frustrierend diesen Wunsch nicht umsetzen zu können. Durch positive Unterstützung der Mütter im Spracherwerb durch Konversationskurse und niedrigschwellige Hilfen öffnet sich hier für die Mitarbeitenden der JMD eine gute Chance Zugang zu ihnen zu finden. Die vertraute und vertrauliche Atmosphäre spielt bei diesen Treffen eine entscheidende Rolle. Sie ermutigt die Frauen sich zu öffnen, und über verschiedene Probleme zu sprechen. Sie machen die Erfahrung, dass andere Mütter ähnliche

Schwierigkeiten erleben. Dadurch fühlen sie sich nicht einsam, hilflos oder als schlechte Mütter, die nicht in der Lage sind ihre Kinder richtig zu unterstützen und zu erziehen. Die Frauen tauschen sich aus und suchen gemeinsam mit der anleitenden Person nach Lösungsmöglichkeiten. Sie werden nicht nur bezüglich ihrer Präsenz in der Schule der Kinder aktiv, sondern auch was die eigene Weiter/Entwicklung betrifft. Da so gut wie alle Mütter unterschiedlich arbeiten, war es zunächst schwierig einen passenden Termin für sie zu finden. Es fehlte oft an Motivation abends aus dem Haus zu gehen, und noch einmal aktiv zu werden, aber es fehlt auch oft am Geld für die Fahrkarte, was häufig angesprochen wird. Obwohl es sich hierbei um kleine Beträge handelt, bleiben die Frauen lieber zuhause anstatt Geld für eine Bahn-Fahrt auszugeben. Die Gespräche verlaufen in einer freundlichen, offenen Atmosphäre. Es ist aber aus der Erfahrung notwendig sie zu moderieren, um die Teilnehmerinnen nicht über Gott und die Welt reden zu lassen. Die Person, die den Stammtisch führt, muss über Durchsetzungskraft verfügen, um die oft lebendigen und dynamischen Diskussionen so zu lenken, dass die vorbereiteten Themen auch besprochen werden. Ein direktes Treffen mit den Eltern, in Form eines Stammtisches, ergibt eine sehr gute Möglichkeit die Elternarbeit voranzutreiben. Nachfolgend zwei Bilder vom Töpfern mit den polnischen Müttern

Behördenbegleitung Fast alle Migrantenfamilien fühlen sich im Umgang mit den Behörden überfordert und eingeschüchtert. Wenn nach der Ursache dieser Situation gesucht wird, wird schnell deutlich, dass es auch an mangelnden Sprachkenntnissen liegt. Die Briefe, die die Eltern von verschiedenen Behörden bekommen, bleiben oft ungeöffnet, und diejenigen die aufgemacht werden, sind ihnen nicht verständlich. Zuständigkeit von Behörden, Öffnungszeiten, Termine vereinbaren, Briefe beantworten, Formulare ausfüllen und nachreichen sind nur einige Beispiele für die vielen Probleme, die Eltern immer wieder ansprechen. Die daraus resultierende zunehmende Unsicherheit führt dazu, dass die Eltern ihre Termine bei den Behörden nicht alleine wahrnehmen möchten/können, und dringend eine Begleitung suchen. Die Behördenbegleitung spielt eine besonders wichtige Rolle als Entlastung für die Kinder, die in der Schulzeit mit den Eltern zum Amt gehen müssen, um dort die Übersetzerrolle zu spielen. Mittlerweile könnte man dies als alltägliche Praxis bezeichnen. Es hindert die Kinder an der Teilnahme am Unterricht, und belastet zusätzlich ihre Psyche. Es führt sogar zu Missverständnissen, weil die Kinder die Behördensprache, und die Zusammenhänge bei der Fallbearbeitung nicht verstehen. Ziel der Behördenbegeitung ist nicht nur Bürokratie/ Papierkram. erledigen, sondern auch Mut zu machen, und die Stärkung und Unterstützung der Familie, sodass sie in Zukunft selbstständiger werden und auch zu anderen Lotsendiensten überzuleiten, die Familien bei diesen Aufgaben helfen u.a. den JMD und MEB.

Auf diese Art und Weise wird den Eltern verständlich gemacht, dass die Behördengänge zum Alltag gehören, unvermeidlich sind, und keine Gefahr darstellen. Außerdem auch, dass es zu ernsthaften Problemen kommen kann, wenn Briefe von Behörden unbeantwortet liegen bleiben. Die begleitende Person sollte sich gut darüber informieren, wie/ in welcher Form die Familie ihre Begleitung benötigt. Es ist oft nötig die unbeantworteten Briefe vorab zu lesen, sich durch die ganze Post zu arbeiten, und zu analysieren, was als nächstes passieren sollte. Da diese Problematik oft sehr umfangreich ist (von der Arbeitserlaubnis bis zur Sprechstunde in der Schule), ist es sinnvoll sich auf die wichtigsten Themen zu konzentrieren, oder die Arbeit an eine Fachkraft aus dem JMD überzuleiten, die sich diesen Problematiken besser annehmen kann, weil diese Aufgabe nicht unbedingt unabwendbar zu diesem Projekt gehört. Behördenbegleitung ist für die Migrantenfamilien sehr wichtig, weil es in diesem Zusammenhang um viel Unsicherheit und Unwissenheit geht. Nur durch gezielte Hilfe können die Familien daran arbeiten, die Behördengänge nicht zu ignorieren, sondern sie selbstständig zu erledigen. Es gibt einen ausgeprägten Bedarf an der Entwicklung dieser Fähigkeit zusammen mit den Eltern zu arbeiten! Netzwerkarbeit Neben den Maßnahmen, die die Eltern direkt betreffen, wird der Netzwerkarbeit und der Sozialraumarbeit auch in der abschließenden Phase des Projektes eine wichtige Rolle zuteil. Die bisherigen Erkenntnisse zeigen: Um Aktivitäten und Projekte durchführen und umsetzen zu können, muss man gute Kooperationspartner haben. Die Etablierung im Hamburger Raum erfolgte durch die Veranstaltungen der BQM, was zur Organisation des Arbeitskreises Interkulturelle Elternarbeit führte. Der Arbeitskreis dient als Verbindungsstelle für alle Beteiligten, die sich in Hamburg mit Elternarbeit befassen. Besonders relevant für das Projekt Ausbildungsorientierte Elternarbeit waren und sind unter anderem die Kooperationsbeziehungen zu: - Kooperationsschulen Gewerbeschule 8 und Integrierte Haupt- und Realschule Herrmannsthal - Agentur für Arbeit - Sprachkursträgern ( Sprachschule Interkulturelle Bildung Hamburg e.v., Verikom/DW, Youfitz Bildungsträger) - Ausbildungsservice (AHD, Ausbildungsservice für Handel und Dienstleistung) - Youfitz e.v. Bildungsinstitut für Zugewanderte

Schlussfolgerungen und Perspektiven Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass die Anfangsphase des Projektes viel länger gedauert hat als ursprünglich geplant. Es musste erst einmal eine Basis für die eigentliche Arbeit geschaffen werden. Beziehungsarbeit, Vertrauen aufzubauen im System Schule und bei den Eltern benötigte viel Zeit. Als Folge kann man behaupten, dass die eigentliche Arbeit erst spät im Jahr 2007 beginnen konnte. Die Vorhaben des Projektes fingen erst Anfang des Jahres 08 an zu wirken. Unter anderem zeigen die bisherigen Erkenntnisse: um Aktivitäten und Maßnahmen durchführen und umsetzen zu können, bedarf es guter, verlässlicher Kooperationspartner und engagierter Key-Persons. Damit die Ziele des Projektes gelingen konnten, musste gezielt und individuell gearbeitet werden. Man musste den Eltern das anbieten, was aus ihrer, nicht unserer Sicht nützlich ist; mit den Schulleitungen sprechen um Lehrer und Schule zu motivieren, Termine bei Ämtern vereinbaren, bis hin dazu im Einzelfall eine Wohnung zu suchen usw.. Erst danach konnte man mit den geplanten Maßnahmen beginnen. Die AWO Migration ggmbh, die das Projekt bis Mitte 2008 durchgeführt hat, hat ihren Betrieb zum 31.12.08 eingestellt. Das Projekt wurde von den JMD von EvaMigrA e.v. übernommen, mit dem Ziel, das Projekt erfolgreich zu Ende zu führen, um die Ergebnisse der 2,5 jährigen Arbeit des Projektes zu sichern. Im Zuge des Wechsels zur EvaMigrA e.v. blieben alle inhaltlichen Schwerpunkte erhalten. Die Schließung der AWO Migration ggmbh - und die damit verbundene Unklarheit über die Zukunft des Projektes - war ein Hindernis und Bremsfaktor für die Planung und Durchführung der Maßnahmen im Projekt für das Jahr 2008. Es war gut, dass zumindest die Schlussphase des Projektes und die Auswertung nun wieder in ruhigerem Fahrwasser durchgeführt werden konnte. Die Monate April, Mai und Juni haben wir als abschließende Phase des Projektes betrachtet. In dieser Zeit war es von großer Bedeutung die wichtigsten familiären Angelegenheiten erfolgreich abzuschließen. In den Fällen, in denen es nicht gelungen war, haben wir die Familien auf andere Institutionen, JMD oder Beratungsstellen aufmerksam gemacht, wo sie weitere Unterstützung bekommen werden. Da die Abschlussphase sehr zeitintensiv war und die Monate Januar-Mai mehrere Feiertage beinhalteten, in denen viele Familien und Jugendliche verreist und auf Klassenfahrten waren, war es nicht möglich alle für das Jahr 2009 geplante Aktivitäten bis 30.6.2009 umzusetzen. Die Projektmitarbeitenden werden aber ihre Erfahrungen und die Gruppenarbeit im Rahmen der bestehenden JMD von EvaMigrA in Hamburg einbringen und somit die Elternarbeit fortsetzen.

Genau evaluierbare Erfahrungen sind aus der Laufzeit des Projektes: Der Bedarf an Informationen und Unterstützung ist sehr groß, die Bereitschaft und die Möglichkeiten des Erreichens der Eltern jedoch noch gering. Trotz allem sind bereits erkennbare Veränderungen aufgrund der Aktivitäten im Projekt spürbar. Viele Eltern wenden sich von alleine an uns im JMD, um einem Rat zu suchen. Die Eltern scheuen sich immer weniger, bei den Lehrern anzurufen, um über die Probleme ihrer Kinder zu sprechen. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda erfahren immer mehr Familien über das Projekt innerhalb der JMD und kommen auf uns die Mitarbeitenden der JMD in Hamburg trägerübergreifend zu. Das Ziel im Gender-Prozeß des Projekts war, die unterschiedlichen Interessen und Lebenssituationen von Frauen und Männern in der Gestaltung von Prozessen und Arbeitsabläufen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Es ist im Rahmen des Projekts darauf geachtet worden in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit die Gleichstellung der Geschlechter zu berücksichtigen. Alle Maßnahmen des Projektes mussten den Belangen von Frauen aber auch von Männern gerecht werden und dazu beitragen die bisherigen Ungleichheiten, die möglicherweise in den Heimatländern oder auch in Deutschland in irgendeiner Form stattgefunden haben/stattfinden, zu beseitigen. Die Stärkung der Eigeninitiative und Eigenverantwortung, Schaffung von Teilhabe und bürgerschaftlichem Engagement, besonders bei den angesprochenen Frauen/Müttern und Männern/Vätern gehörten zu den Zielen des Projektes. Einer der Erfahrungen, die bereits im Projekt gemacht worden sind, ist die Tatsache, dass heterogene Elterngruppen mehr kreative und innovative Energien entfalten und bessere Lösungen fanden. Oft leben Familien mit Migrationshintergrund nach traditionellen Rollenbildern aus den Heimatländern. Die Mütter haben meist eine hohe Verantwortung im Erziehungs- und Bildungsbereich, während die Männer die Familie zwar nach außen repräsentieren, sich aber weniger mit den damit verbundenen Problemen im Alltag auseinandersetzen und nur selten, dann auch i.d.r. nur in Krisensituationen unterstützen. Auf der anderen Seite haben Frauen mit Migrationshintergrund oft Nachholbedarf was ihre Bildung und Weiterentwicklung angeht. Dies ist auch berücksichtigt worden. Eine berufliche Ausbildung für Mädchen ist genauso wichtig und wertvoll, wie für Jungen. Damit soll u.a. die finanzielle Unabhängigkeit der jungen Frauen gestützt und angestrebt werden. Die jungen Männer wurden ermutigt frauenspezifische Berufe etwas näher zu betrachten, Mädchen wiederum auch für handwerklich orientierte oder technische Berufsbereiche sensibilisiert. Die Vielfalt der Berufe und die damit

verbundenen Möglichkeiten, die in Deutschland jungen Leuten, aber auch ihren Eltern offen stehen, warten nur darauf, entdeckt zu werden. Eltern sollten beim Eintritt in die Primarschule aber auch beim Wechsel in die zukünftige Stadteilschule/das Gymnasium durch SozialarbeiterInnen in den neuen Schulen in Ihre Rechte und Pflichten eingewiesen werden; dies sichert zum einen Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement in den Schulgremien. Im Allgemeinen lässt sich zusammenfassen, dass die gezielte Einbeziehung beider Elternteile in den Prozess der Berufswahl im Vordergrund stand. Die Sensibilisierung von Lehrern für die z. T. besondere geschlechtsspezifische Problematik in Familien mit Migrationshintergrund gehörte ebenfalls zu den interessanten Aufgabenbereichen des Projektes im Bezug auf die interkulturelle Arbeit. Präsentation der Ergebnisse Bericht; Joerg Kiolbassa DD, Adriana Hoffmann mgr. Evamigra e.v., Fuhlsbüttler Str. 416, 22309 Hamburg, Tel 040 / 291513 www.evamigra.de

Projektstandort: im Bundesland Hamburg