Erfahrungsbericht Erasmus in Strasbourg Ich entschied mich dafür, nach den ersten 2 Jahren des Studiums 2 Semester in Strasbourg an der faculté de droit zu studieren. Strasbourg hört sich als Destination für ein Auslandsstudium erst einmal gar nicht exotisch an, vorallem nicht, wenn man in Heidelberg studiert. Die Stadt ist aber wirklich wunderschön und hat sehr viel zu bieten und hat mich sehr überrascht, im Positiven! Zum Studium Den Stundenplan stellt man sich selber aus einer Liste von Kursen zusammen. Natürlich kann man auch zu anderen Kursen gehen, die nicht auf dieser Liste stehen, allerdings wird dann vom Professor keine Prüfung für die Erasmus Studenten angeboten. Am besten ist es dabei, würde ich sagen, sich in der ersten Uniwoche mehrere Kurse anzuschauen und dann eine Entscheidung zu treffen. Ich hatte meine meisten Kurse aus dem 1. und 2. Jahr gewählt, dort werden dann noch die Grundlagen vermittelt. Allerdings fand ich es bei Kursen aus höheren Jahren angenehmer, da dort die Anzahl von Studenten tendenziell geringer ist. Bevor ich mein Erasmusjahr angetreten bin, hatte ich den Entschluss, in Strasbourg an der Uni ein Europa-Zertifikat zu machen. Dieses Angebot war auf der Internetseite der Uni ausgeschrieben, allerdings kam es dann letztendlich nicht zustande. Da müsste man sich vielleicht also noch einmal informieren, ob diese Möglichkeit wirklich besteht, wenn man Interesse daran hat. Bei der Wahl von den Kursen und allen anderen formellen Fragen bezüglich des Studiums ist an der fac de droit Madame Darbon die richtige Ansprechpartnerin. Sie ist eine wirklich sehr nette und hilfsbereite Frau und man kann sie immer zu den Öffnungszeiten ihres Büros aufsuchen. Die Vorlesungen selbst sind typisch französisch, das heißt nur Frontalunterricht. Vorne steht der Professor und hält einen Vortrag, den man dann als Student versucht, Wort für Wort mitzuschreiben. Fast alle Studenten schreiben dabei mit dem Laptop mit, aber da muss am besten jeder selber herausfinden, ob er schneller mit der Hand oder mit dem PC mitschreiben kann. Je nach den eigenen Französischkenntnissen, kommt man bei den Vorlesungen schlechter oder besser mit, aber auf jeden Fall werden sich Fortschritte mit der Zeit zeigen. Die Mitschriebe aus den Vorlesungen sind dann auch das Lernmaterial für Prüfungen, aber es ist eigentlich auch nie ein Problem, sich von anderen Studenten gute Mitschriebe geben zu lassen. Das klingt jetzt erst einmal nicht so spaßig, aber wenn das Fach spannend ist und man gut beim Mitschreiben mitkommt, macht es schon auch Spaß! Die Kurse haben immer 3 Wochenstunden, wobei diese unterschiedlich verteilt sein können. Jede Stunde geht dabei immer von 5 nach bis 10 vor, das heißt, dass man auch bei einer Doppelstunde eine Viertelstunde Pause zwischendurch hat, was sehr angenehm ist.
Obwohl ich mir es anders vorgenommen hatte, lief es bei mir immer darauf hinaus, dass ich erst so wirklich vor den Prüfungen angefangen habe, den Stoff zu lernen, aber jedes Mal ist mir dabei wieder aufgefallen, dass es eigentlich viel netter gewesen wäre, das kontinuierlich zu machen. Denn erst dann merk man (oder zumindest ich) eigentlich wie interessant das Thema ist und versteht die Zusammenhänge. Lernen lässt es sich gut in den Bibliotheken. Es gibt eine Bibliothek in der fac de droit und noch die U2U3 Bibliothek auf dem Campus, in welchen man den Zugriff auf Jura-Bücher hat. Ansonsten kann ich aber auch die Mediatheque André Malraux empfehlen. Das ist die größte Bücherhalle der Stadt und die ist wirklich super ausgestattet und auch sehr modern! Dort kann man neben Büchern, DVDs und CDs ausleihen auch Zeitung lesen, fernsehgucken und eben auch in einem großen Arbeitsbereich gut lernen! Der Preis, ein Jahr lang Bücher und andere Medien auszuleihen, beträgt für Studenten meine ich so etwa 15 Euro. Das lohnt sich also auf jeden Fall! Zurück zu den Prüfungen; man kann sich auch während des Erasmusjahres Prüfungen für das Studium in Deutschland anrechnen lassen. Dabei ist es wohl am einfachsten, sich davor einmal mit Dr. Kaiser besprochen zu haben, um die genauen Konditionen dafür zu erfahren. Ich will mir den großen Ö-Rechts-Schein ersetzen lassen. Dafür habe ich am Ende des ersten Semesters 2 schriftliche Prüfungen abgelegt, eine in Europarecht und die andere in Verfassungsrecht. Grundsätzlich werden für die Erasmusstudenten viele mündliche Prüfungen vorgeschlagen, aber da bespricht man sich vorher am besten einmal mit Madame Darbon und die klärt dann mit den Professoren, ob man denn nicht auch eine schriftliche Prüfung ablegen kann. Die juristische Fakultät von Strasbourg liegt auf dem Campus der Uni. Der ist nicht wirklich schön (wird aber gerade etwas neu gemacht), aber man hat alles um die Ecke, was auch echt praktisch ist! Und es gibt eine Cafeteria in der Fakultät, in der man auch Kicker spielen kann! Angebote für Studenten Nun ein Abschnitt über die studentischen Angebote in Strasbourg für Studenten, die wirklich richtig gut sind! Anfangen will ich mit den Unimensen. Die reichen natürlich nicht an unsere Marstallessen ran, aber es lohnt sich durchaus, da einmal alles ausprobiert zu haben. So gibt es zum Beispiel im restaurant universitaire Gallia jeden Donnerstag Abend die Möglichkeit für 5 Euro einen Flammkuchen plus einen Liter Bier zu ergattern! Daneben kann ich noch das Stift empfehlen. Eine Mesa, in der man nicht einfach seinen Essensteller holt, sondern zusammen an Tisch mit anderen Leuten nacheinander erst die Vorspeise, das Hauptgericht und den Nachtisch holt. Dadurch ist das Essen viel familiärer und das Essen ist auch echt nicht schlecht. Ein weiteres Angebot der Uni ist die Carte Culture. Mit dieser Karte hat man bei allen möglichen kulturellen Veranstaltungen ( Kino, Oper, Konzerte, ) Vergünstigungen. So saß ich einmal für 5 Euro bei einer Oper in der 2. Reihe vom Parkett. Als
Erasmusstudent bekommt man die Carte Culture kostenlos. Es lohnt sich also wirklich sehr, von dieser viel Gebraucht zu machen und sich regelmäßig nach kulturellen Veranstaltungen zu informieren. Weiter gibt es noch die Organisation ESN. Das ist eine Gruppe von Studenten, die regelmäßig und meistens mehrmals wöchentlich Veranstaltungen für Erasmusstudenten (aber auch jeder andere ist willkommen) anbieten. Das Angebot geht von Spieleabenden oder Bartouren über Partys bis zu Wochenendausflügen. Auch wenn man des Trubels immer wieder neuer Erasmusstudenten müde werden sollte, so ist dies doch immer eine gute Möglichkeit, neue Leute und Stadt und Umgebung kennenzulernen. Daneben gibt es auch noch Strasborug aime ses étudiants. Dies ist eine weitere Organisation die für alle Studenten über das ganze Jahr verteilt ebenso Veranstaltungen anbietet. Ich war beispielsweise mal auf einer von ihnen organisierten Museumsnacht, bei welcher es im musé d art modern de Strasbourg neben den Ausstellungen auch noch kleine Musikeinlagen gab. Es ist also auch wirklich empfehlenswert, sich da auf dem Laufenden zu halten und von den Angeboten zu profitieren. Als letztes möchte ich unter diesen Punkt noch auf das Angebot vom Unisport eingehen. Das Suaps (service universitaire des activités physiques et sportives) bietet einem zu einem Jahrespreis von etwa 20 Euro eine große Vielzahl von sportlichen Aktivitäten an. Dabei kann man sich im Internet für 5 Kurse einschreiben. Sollte allerdings mal in einem Kurs kein Platz mehr sein, kann man immer noch persönlich hingehen und wird auch generell nicht weggeschickt. Dabei bietet einem das Suaps nicht nur den Unterricht sondern auch die Bereitstellung von jeglichem Material, das man dazu benötigt. Wenn man lieber in Ruhe für sich mit Freunden die Sportart ausüben will gibt es für einige Sportarten auch die pratique libre, bei der man für einen kleinen Aufpreis, meist eher zu den Abendstunden, in entspannter Runde Sport machen kann. Strasbourg als Europastadt Strasbourg bezeichnet sich selber als Europastadt. Dies ist auch nicht unbegründet und liegt an dem Sitz vom Europäischen Parlament, dem Europarat und dem dazugehörigen europäischen Gerichtshof für Menschenrecht. Den Einfluss davon merkt man zwar nicht ständig in der Stadt, aber es ist eine tolle Möglichkeit, diese Institution auch einmal zu besichtigen und je nachdem auch mal bei einer Verhandlung oder Sitzung zu zuhören. Dabei besteht auch die Möglichkeit ein Praktikum am Europäischen Parlament zu machen. Das Parlament tagt normalerweise eine Woche pro Monat in Strasbourg und während dieser Zeit suchen einige Abgeordnetenbüros noch Aushilfen zur Unterstützung des Abgeordneten in Strasbourg. Ich hatte von der Uni Strasbourg mehrere Mails mit Ausschreibungen für solche Praktikantenstellen erhalten und bin somit an mein Praktikum gekommen. Es kann sich aber auch immer noch etwas hier vor Ort ergeben oder man fragt mal bei einem
Abgeordneten aus seinem Wahlkreis nach. Das Gehalt (unbezahlte Praktika sind auch möglich, dann schaut man eher zu und geht mit, als dass man wirklich wie eine Assistentin für einen Abgeordneten arbeitet), die Arbeitszeiten und die Aufgabenbereiche können dabei unterschiedlich sein. Das hängt immer von der Organisation des Büros und natürlich auch vom Abgeordneten selbst ab. Bei meinem Praktikum hatte ich immer sehr viel zu tun und bin während der Sitzungstage kaum zu etwas anderem kommen, aber mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht und es ist eine einmalig Chance, auf diese Weise einen Einblick in die Europäische Union zu erhalten. Wer sich also für die EU interessiert, dem kann ich das nur empfehlen! Zwar verpasst man so auch immer eine Woche (oder besser gesagt nur Montag bis Donnerstag) an der Uni, aber das ist nicht weiter schlimm, da man auch keine Anwesenheitspflicht hat. Desweiten gibt es für EU-Interessierte noch die Möglichkeit am Model European Union Strasbourg teilzunehmen. Während einer Woche simuliert man dort die Europäische Union mit anderen Studenten aus ganz Europa. Ich habe solche Simulationsspiele (siehe auch etliche MUNs) vorher nie für mich in Erwägung gezogen, hatte mich dann aber hier dafür beworben und war auch ganz begeistert davon! Man kann seine Zeit in Strasbourg also durchaus auch dafür nutzen, sich in diese Richtung weiterzuentwickeln. Wohnsituation Nun auch ein kleiner Überblick zur Wohnsituation in Strasbourg. Es gibt mehrere Wohnheime, in denen man sowohl ein einzelnes Zimmer als auch ein kleines Studio mieten kann. Ich war selber nie in einem Wohnheim, jedoch habe ich nicht nur Gutes gehört. Vor allem von Leuten, die in einem sehr kleinen Zimmer gewohnt haben und sich dann mit vielen anderen die Küche geteilt haben ( die wird wohl abends auch ab einer bestimmten Uhrzeit abgeschlossen). Ich habe hier in einem Studio gewohnt, das ich von privat über eine Anzeige im Internet gefunden habe. Dabei lief die Suche auch relativ problemlos und schnell ab. Von Heidelberg ist man ja auch mal schnell in Strasbourg, um Besichtigungstermine wahrzunehmen. Schwieriger fand ich es ein WG-Zimmer zu bekommen, aber auch das ist möglich. Da sollte man auch auf jeden Fall mal bei facebook Gruppen (Erasmus Strasbourg oder Ähnliches ) gucken. Dort werden auch immer wieder Anzeigen für WG-Zimmer hochgestellt. Der Preis für ein Zimmer oder eine Wohnung hängt natürlich immer von Lage und Größe ab und ist in etwa ähnlich wie in Heidelberg, vielleicht etwas teurer. Dafür aber kann man die CAF beantragen (caisse d allocations familiales), die einem pro Monat einen Beitrag zur Miete zahlen. Das ist wirklich super! Die Höhe des Geldes bemisst sich nach der Höhe der Miete, in etwa 1/3 der Miete bekommt man. Dafür muss man nur am Anfang einen Antrag ausfüllen und verschiedene Dokumente einreichen. Manchmal fragt die CAF alle paar Wochen oder Monate noch nach anderen Dokumenten, ganz beliebt ist die Geburtsurkunde, allerdings zahlen sie während dieser Zeit trotzdem weiter das Geld. Es ist aber schon zu empfehlen, sich direkt am Anfang darum zu kümmern und schnell alle Dokumente einzureichen.
Leben als Erasmusstudent Zuletzt noch ein paar Worte zum Leben als Erasmusstudent. Viele verbinden mit Erasmus eine Zeit, in der nur Partys gefeiert werden. Wie man sich seine Erasmuszeit allerdings gestaltet, bleibt aber natürlich jedem selbst überlassen. Die einen wollen vielleicht etwas ganz anderes erleben, die anderen aber einfach nur ein schönes normales Leben in einem anderen Land an einer anderen Uni. Auf jeden Fall ist es empfehlenswert, sich vorallem in der Anfangszeit allen möglichen Unternehmungen anzuschließen. Ob man nun mehr Kontakt zu Franzosen oder anderen Erasmusstudenten hat, hängt auch wiederum von einem selbst ab. Grundsätzlich ist es natürlich erst einmal einfacher mit Erasmusstudenten in Kontakt zu kommen, aber durch Zufälle, Unisport, Mitbewohner von Freunden, durch die Uni oder beim Weggehen finden sich Kontakte zu Franzosen! Das Nachtleben in Strasbourg hat in Frankreich keinen guten Ruf, aber es gibt dennoch einige Bars und Clubs und viele Konzerte, sodass einem auf keinen Fall langweilig werden muss! Und verglichen mit Heidelberg gibt es hier allein schon wegen der Größe mehr Auswahl. Viele nutzen ihre Zeit im Ausland auch dafür, das Land zu bereisen. Da muss man ehrlich sein und sagen, dass für dieses Vorhaben Strasbourg für deutsche Studenten aus Heidelberg nicht so zu empfehlen ist. So fahren hier Erasmusstudenten auch viel nach Freiburg, Heidelberg selbst oder nach Bayern zum Schloss Neuschwanstein. Man ist aber natürlich trotzdem näher an anderen französischen Städten und kann auch gut das Elsass und die Vogesen erkunden! Resümee Alles in allem bin ich mit meinem Auslandsjahr sehr zufrieden und kann es nur jedem empfehlen! Strasbourg ist auch eine wunderschöne Stadt, in der man eine tolle Zeit verbringen kann. Trotz der Nähe zu Deutschland ist es durch und durch eine französische Stadt und während man seinen Aufenthalts hier auch mal zu einer Geburtstagsfeier oder Ähnlichem nach Deutschland fahren kann, so kann man nach dem Aufenthalt auch schnell wieder hierher fahren, um Freunde und Stadt zu besuchen!