Festgottesdienst am (12. Sonntag nach Trinitatis) zum 300jährigen Jubiläum der Kirche in Oberaula.

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Domvikar Michael Bredeck Paderborn

Transkript:

Festgottesdienst am 03.09.2017 (12. Sonntag nach Trinitatis) zum 300jährigen Jubiläum der Kirche in Oberaula. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Predigttext: Nehemia 8,8 (Losung für den 3. September 2017) In diesem Jahr, liebe Festgemeinde, schauen wir auf fünfhundert Jahre Reformation zurück. Ganz allmählich neigt sich das Jubiläumsjahr dem Ende entgegen. Eine Fülle von Veranstaltungen und Aktivitäten hat es in unseren Gemeinden und weit darüber hinaus gegeben. Das Lutherjahr lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken und uns zu vergewissern, was es mit der Reformation der Kirche damals auf sich hatte und was das alles für uns heute bedeuten könnte. Genau zweihundert Jahre, nachdem Luther in Wittenberg seine 95 Thesen veröffentlicht hatte, wurde hier in Oberaula der Grundstein für eine neue Kirche gelegt. Ob man mit Absicht das Jubiläumsjahr der Reformation gewählt hatte, mag dahinstehen. Aber weil Hessen unter Landgraf Philipp bereits 1526 evangelisch geworden war, begann man, einen bewusst evangelisch konzipierten Kirchenbau zu errichten: ausgerichtet nach vorne hin zur Kanzel, keine Altäre mehr, keine Malereien oder barocken Skulpturen, wie wir sie in derselben Zeit aus katholischen Kirchen kennen. Nein, der Bau war Programm: Er sollte in Klarheit und Nüchternheit dazu dienen, sich auf die Predigt des Wortes Gottes konzentrieren zu können. Die stand eindeutig im Mittelpunkt. Und deshalb sieht die Oberaulaer Kirche so aus, wie sie aussieht. Es ist eine evangelische Predigtkirche! Die Kirche, deren Jubiläum wir heute feiern, ist nicht die erste und einzige hier im Ort. Schon um das Jahr 1000, vielleicht sogar noch früher war ei- 1

ne gebaut worden. Doch der Zahn der Zeit hatte an ihr genagt. Auch war sie zu klein geworden. Trotz der siebenhundert Jahre, die sie hier stand, entschloss man sich kurzerhand zum Abbruch und zum Neubau einer völlig anderen Kirche. Das hat es in der Geschichte des Kirchenbaus ja immer wieder gegeben: Das Alte muss weg, um Platz zu schaffen für Neues. Nicht nur wir heutzutage, auch unsere Vorfahren waren da manchmal sehr radikal! Allerdings: Auch dieses betont evangelische Gotteshaus hat im Lauf der drei Jahrhunderte manche Renovierung über sich ergehen lassen müssen. Ausführlich ist das in der Kirchenchronik nachzulesen, in die ich schon einen Blick werfen konnte. So stabil Kirchengebäude auch erscheinen mögen: Nie sind sie dauerhaft! Sie verändern sich: manchmal gezwungenermaßen, weil starke Schäden entdeckt wurden, die es zu beseitigen galt, manchmal dem Geschmack der Zeit geschuldet. Unwandelbar ist nicht der Ort, sondern unwandelbar ist das Wort, das Gott hier zu uns spricht. Abbruch und Neuaufbau: In dieser Spannung spiegelt sich die Geschichte des Volkes Israel in der Bibel ebenso wie die Geschichte der christlichen Kirche. Dafür gibt es viele Beispiele. In diesem Gottesdienst möchte ich mich auf eine Geschichte beziehen, die uns im Alten Testament in einem Buch begegnet, über das wir meistens hinweggehen. Aber die Herrnhuter Brüdergemeine hat aus diesem Buch die Losung für den heutigen Sonntag entnommen. Und ich muss sagen, ich finde den Vers aus dem Buch Nehemia ausgesprochen aufschlussreich für das Jubiläum, das wir heute feiern: Sie lasen aus dem Buch, dem Gesetz Gottes, Abschnitt für Abschnitt und erklärten es, sodass man verstand, was gelesen wurde. (Neh 8,8) 2

Dieser Vers führt uns in eine ferne Zeit, führt uns rund 2400 Jahre zurück in die Vergangenheit Israels. Die Nachkommen der Israeliten, die nach Babylon in die Verbannung verschleppt worden waren, dürfen zurückkehren. Aber Jerusalems Stadtmauer und der Tempel sind zerstört. Alles ist dem Boden gleich gemacht worden. Die Heimkehrenden bestimmt ein unbändiger Wille zum Wiederaufbau. In kürzester Zeit wird eine erste Stadtmauer errichtet. Es folgt dann später der Bau des Tempels als Heiligtum Gottes, zu dem alle Familien erhebliche Summen als Spende beitragen. Und genau in dieser Zeit kommt es zu dem Ereignis, auf das das heutige Losungswort anspielt. Das ganze Volk beauftragte nämlich Esra, den Schriftgelehrten ich zitiere es einmal wörtlich er sollte das Buch des Gesetzes des Mose holen, das der Herr Israel geboten hat. Und Esra, der Priester, brachte das Gesetz vor die Gemeinde, Männer und Frauen und alle, die es verstehen konnten [ ] und las daraus auf dem Platz vor dem Wassertor vom lichten Morgen an bis zum Mittag vor Männern und Frauen und wer s verstehen konnte. Und die Ohren des ganzen Volkes waren dem Gesetzbuch zugekehrt. Und Esra, der Schriftgelehrte, stand auf einer hölzernen Kanzel, die sie dafür gemacht hatten [ ] Und Esra tat das Buch auf vor aller Augen, denn er überragte alles Volk [ ] Und die Leviten [ ] lasen aus dem Buch, dem Gesetz Gottes, Abschnitt für Abschnitt und erklärten es, sodass man verstand, was gelesen wurde. Da tauchen in unserer Vorstellung kräftige und irgendwie vertraute Bilder auf: das Buch, die Gemeinde, die sich um das Buch schart, die Kanzel, der Mann auf der Kanzel, die Predigt. Wir entdecken überraschend viel von dem Gottesdienst, wie wir ihn bis heute feiern! Den Tempel, das Haus Gottes, hatten die Israeliten noch nicht aufbauen können. Aber sie hatten etwas anderes: das Wort Gottes, das als Schrift vor ihnen lag und das durch den Mund von Menschen zu ihnen sprach und ausgelegt wurde. 3

Aus dieser Schilderung kann man etwas sehr Grundlegendes für unser Verständnis von Kirchengebäuden ableiten, liebe Festgemeinde: Es geht auch ohne sie. Das Volk stand draußen im Freien. Entscheidend war, dass sie das Wort Gottes hörten, erläutert bekamen und verstanden. Wenn dennoch die Christenheit zu allen Zeiten Kirchen errichtet oder neu gebaut hat, dann hat man das getan, um eine regelmäßige Möglichkeit zu schaffen, Gottes Wort hören zu können. Martin Luther sagt: Es gibt keine andere Ursache, Kirchen zu bauen, als dass die Christen zusammenkommen, beten, Predigt hören und Sakramente empfangen können. Kirchen sind also Versammlungsorte, die Menschen verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters vereinen und ihnen die Gelegenheit verschaffen, dem Wort Gottes zu begegnen. Wir nennen sie Gotteshaus, weil Gott hier unmittelbar zu uns spricht. Die Menschen in Oberaula wollten sich 1717 kein Denkmal setzen, sondern sie wollten die Voraussetzungen schaffen, Gott in seinem Wort begegnen zu können. Darum errichteten sie diese neue Kirche und so begegnet sie uns auch heute: mit einer Kanzel, damit alle hören können, und mit einem Tisch oder Altar, auf dem die aufgeschlagene Bibel liegt. Die Liebe zum Wort Gottes ist die eigentliche Triebfeder jeden Kirchenbaus! Wie gesagt: Es geht auch ohne. Aber mit einer Kirche ist die Chance viel eher gegeben, dass Gott uns als Gemeinde anspricht. Allerdings erzählt das Losungswort für diesen 3. September auch davon, dass die Leviten es nicht dabei beließen, die Worte aus der Bibel einfach stundenlang vorzulesen nein, sie erklärten sie auch, damit man verstehen konnte, was man zuvor gehört hatte. Genau hierin liegt der Sinn jeder Predigt: Sie soll und sie will das Wort Gottes, das uns in der Bibel begegnet, auf unsere Zeit hin auslegen, so dass wir es als Wort an uns verstehen und unser Leben daran ausrichten. 4

Die Wortlastigkeit evangelischer Gottesdienste wird häufig beklagt. In der katholischen Kirche gehe alles viel sinnlicher zu. Da ist etwas dran, ohne Zweifel! Aber es hat eben auch seinen guten Grund, dass es die Konzentration auf die Predigt gibt. Hier bemühen sich Pfarrerinnen und Pfarrer sehr ernsthaft, die Bibel nicht nur als ein Buch der Vergangenheit zu nehmen, sondern danach zu fragen und darauf Antwort zu geben, was uns darin als unmittelbares Wort Gottes an uns begegnen könnte. Die Geschichten und Worte der Bibel werden transparent für unsere Zeit. Das jedenfalls hoffen wir. Es geht in diesem wirklich alten Buch um uns: um unser Verhältnis zu Gott, um unser Vertrauen auf Jesus Christus, es geht um das, was uns für den Alltag mitten in der Welt Orientierung schenkt und was uns in den Tagen des Leids zu trösten vermag. Das alles sind keine leeren Worte. Nein, in den manchmal mühsamen Worten unserer Predigt spricht der lebendige Gott zu uns. Und wir spüren, dass Gott selbst zu uns spricht, wenn wir sein Wort nicht nur gehört, sondern verstanden haben. Das Wunder einer Predigt geschieht dann, wenn in den menschlichen Worten das Evangelium entdecken, das uns froh und frei macht. Zwei Dinge folgen daraus, liebe Schwestern und Brüder: Es ist und bleibt unbedingt wichtig, dass wir Pfarrerinnen und Pfarrer ausbilden, die die Aufgabe haben, das Wort, das uns in der Bibel überliefert ist, als Wort Gottes verstehbar zu machen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, junge Menschen für diesen wunderbaren Beruf zu gewinnen. Es geht in der evangelischen Kirche nicht ohne Predigt! Und das Zweite: Wir setzen uns ebenso dafür ein, dass sich unsere Kirchen in einem Zustand befinden, der einladend wirkt. Verfallende Kirchen sind eine schlechte Voraussetzung dafür, der Zusage des Wortes Gottes zu vertrauen. Dankbar schauen wir auf all die Generationen hier in Oberaula zurück, denen es ein Herzensanliegen war, die Kirche immer wieder herzurichten, damit in ihr das Wort Gottes zu Gehör kommen kann. 5

Heute feiern wir ein besonderes Jubiläum. Heute ist die Kirche voll. Wie schön! Warum sollte das eigentlich die Ausnahme bleiben? Predigten können langweilig sein, Gottesdienste auch. Ich weiß es. Aber daran kann man arbeiten. Viel schlimmer ist es, überhaupt nichts mehr von Gott und seinem Wort zu erwarten! Er spricht auch im Jahr 2017 zu uns in jedem Gottesdienst, den wir in seinem Namen feiern. Lassen Sie sich wieder einladen, hierher zu kommen. Es lohnt sich! Dann werden alle die Erfahrung machen, von der Martin Luther sagt: Je mehr man von Gottes Wort handelt, umso heller und neuer wird es, und man sagt zu Recht: je länger je lieber. So lege der dreieinige Gott auch in Zukunft seinen Segen auf diese Kirche und alle, die hierher kommen, um das Wort des Lebens zu hören und zu verstehen. Amen. Prof. Dr. Martin Hein Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck medio-internetservice Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt und elektronisch im Internet abrufbar unter http://www.ekkw.de. Bei Fragen zu diesem Dokument wenden Sie sich bitte an die medio-onlineredaktion im Medienhaus der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Heinrich-Wimmer-Str. 4, 34131 Kassel, Tel.:(0561) 9307-124, Fax (0561) 9307-188, E-Mail: internetredaktion@medio.tv 6

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