Janet schüttelte den Kopf. Die Farbe ist noch nicht getrocknet, aber mach dir deshalb keine Sorgen. Du kannst ein paar Tage bei mir wohnen die Möbel sind sowieso noch nicht da. Carly nickte. Weiter vorn entdeckte sie Mark Holbrook. Gern hätte sie gewusst, ob er von jemandem abgeholt wurde. Aber bei ihrer Größe von einsachtundsechzig war jedes Hochrecken sinnlos. Wen starrst du so an?, fragte Janet neugierig. Hast du jemanden im Flugzeug kennengelernt? So könnte man es nennen, gab Carly zu. Ich saß gegenüber von Mark Holbrook. Janet war beeindruckt. Der Journalist? Hast du mit ihm gesprochen? Oh ja, antwortete Carly. Er war so gnädig, ein paar Worte an mich zu richten. Hat er dich eingeladen?
Carly seufzte. Sie wünschte, es wäre so und war gleichzeitig froh, dass es nicht der Fall war. Aber sie wollte nicht zugeben, wie hin- und hergerissen sie war. Reporter mussten eindeutig Stellung beziehen können. Er gab mir seine Visitenkarte. Janet ging nicht weiter auf das Thema ein, obwohl sie, nach ihren Briefen und Telefongesprächen zu urteilen, neuerdings unbedingt heiraten und ein Kind bekommen wollte. Sie holten Carlys Gepäck und ließen es von einem Träger zu Janets Wagen bringen, der ganz hinten auf dem Parkplatz stand. Montag geht es also für dich los, bemerkte Janet, nachdem sie ihren schnittigen Wagen geschickt in den Nachmittagsverkehr eingefädelt hatte. Bist du schon aufgeregt? Carly nickte. Trotzdem musste sie an zu
Hause denken. Dort war es später als hier. Bald würde ihr Vater seine Tankstelle schließen und heimfahren. Da die Tochter nicht mehr für ihn kochte, würde er vermutlich ein Fertiggericht zum Abendessen kaufen und damit seinen Cholesterinspiegel in die Höhe treiben. Du bist ziemlich still, stellte Janet fest. Hast du ein schlechtes Gewissen? Energisch schüttelte Carly den Kopf. Ihr Leben lang hatte sie davon geträumt, für eine große Zeitung zu arbeiten, und bedauerte nichts. Ich musste nur gerade an meinen Vater denken. Nachdem ich fort bin, hat er niemanden mehr, der für ihn sorgt. Du liebe Güte, Carly, antwortete Janet entsetzt. Das klingt ja, als wäre er ein Greis. Wie alt ist er fünfundvierzig? Carly seufzte. Fünfzig. Und er ernährt sich nicht richtig.
Janet lächelte schelmisch. Nachdem seine altjüngferliche Tochter nicht mehr auf ihn aufpasst, wird er sich wahrscheinlich schnell in eine lustige Witwe oder Geschiedene verlieben und eine heiße Affäre beginnen. Vielleicht heiratet er sogar wieder und zeugt eine ganze Schar von Kindern. Lächelnd schüttelte Carly den Kopf. Doch während sie hinaus in die neblige Landschaft Oregons blickte, heiterte sich ihre Miene auf. Endlich hatte sie die Chance, ihre Träume zu verwirklichen und mehr zu sein als eine Schönheitskönigin. Hoffentlich konnte sie sich auch in der Alltagswelt durchsetzen. Carlys Apartment befand sich im selben Haus wie Janets. Es handelte sich um eine kleine weiß gestrichene Zweizimmerwohnung. Da die Wände noch feucht waren, roch es stark
nach Chemie. Der frisch gereinigte Teppichboden war beige, und im Wohnzimmer befand sich ein Kamin aus falschem weißen Marmor. Carly freute sich schon darauf, in ihrem geliebten Chenillebademantel vor dem knisternden Feuer zu lesen. Na, was hältst du davon?, fragte Janet und breitete die Arme aus. Carly wünschte, die Farbe wäre schon trocken und die Möbel wären angekommen. Schade, dass sie sich nicht sofort einrichten und an ihr neues Heim gewöhnen konnte. Großartig. Danke, dass du dir meinetwegen so viel Mühe gemacht hast, Janet. Ach, so schwierig war das gar nicht, da ich ja selbst in diesem Haus wohne. Komm, ziehen wir uns um. Anschließend gehen wir essen und schauen uns einen Film an. Hast du bestimmt keine andere