Workshop BAUPHYSIK - WÄRMEBRÜCKEN



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Transkript:

Workshop BAUPHYSIK - WÄRMEBRÜCKEN Projekt: Wärmeverlusten auf der Spur Berlin, 31.03.2011 Referentin Dipl.-Ing. Gunhild Reuter, Architektin von der Architektenkammer Berlin öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Schäden an Gebäuden Görresstr. 24, 12161 Berlin Fon 030-313 27 21 Fax 030-313 27 22 info@gunhild-reuter.de www.gunhild-reuter.de

Programmübersicht Wärmebrücke oder Kältebrücke? Wärmebrücken in EnEV und DIN 4108 Isothermen-Berechnungen Sanierungsmöglichkeiten

Was passiert in der Wand? Wärmebrücke oder Kältebrücke? innen ist es warm Wärmestrom außen ist es kalt

Wärmebrücke oder Kältebrücke? Die Bauphysiker sprechen nur von Wärmebrücken. Im Wandmaterial findet ein Wärmestrom statt, kein Kältestrom. Der Wärmestrom aus der Raumluft erwärmt das Wandmaterial. Das kann dargestellt werden durch Isothermen. Isothermen sind Ebenen gleicher Temperatur, die im Schnitt als Linien erscheinen. Wärmestrom Jedes Material hat eine materialspezifische Wärmeleitfähigkeit λ (Einheit: W / mk). Hohe Wärmeleitfähigkeit beschleunigt den Wärmestrom die Isothermen haben große Abstände. Bei geringer Wärmeleitfähigkeit liegen die Isothermen dicht beieinander.

Wird die Schichtdicke in die Berechnung einbezogen, ergibt sich der Wärmedurchgangswiderstand R (Einheit: m²k / W) Je größer dieser Widerstand, desto langsamer kann die Wärme von innen nach außen dringen. Wärmestrom Wir sehen, dass in der dicken Mauerwerkswand (grau) 5 Isothermen liegen (von 18 bis 10 C). Hier geht also die W ärme schnell durch die Wand. In der dünnen Dämmschicht (grün) liegen 9 Isothermen (von +8 bis -8 C). Die W ärme kommt nur langsam voran. schnell langsam

Wärmebrücke oder Kältebrücke? An der inneren und äußeren Wandoberfläche gibt es außerdem Wärmeübergangswiderstände Rsi und Rse Diese sind abhängig von der Wärmestrahlung und von der Luftbewegung an der Wand Wenig Luftbewegung, wenig Strahlung = großer Wärmeübergangswiderstand Rsi Wärmestrom Rse Viel Luftbewegung, viel Strahlung = geringer Wärmeübergangswiderstand Die Summe der Wärmedurchgangs- und Wärmeübergangswiderstände heißt RT Der U-Wert (früher k-wert) ist der Kehrwert von RT (Einheit W / m²k) schnell langsam

Wärmebrücke oder Kältebrücke? U-Wert-Berechnung einer Wand mit Wärmedämmverbundsystem als Beispiel

Wärmebrücke oder Kältebrücke? Daraus folgt: Je geringer die Wärmeleitfähigkeit, umso niedriger der U-Wert und umso besser die Dämmung Material Beton Rohdichte 2.400 Zementmörtel Mauerwerk Vollklinker Rohdichte 2.400 Kalkputz Porenbeton Rohdichte 800 Schaumgummi Dämmstoff WLG 035 Trockene Luft Wärmeleitfähigkeit λ 2,00 W / mk 1,60 W / mk 1,40 W / mk 1,00 W / mk 0,25 W / mk 0,06 W / mk 0,035 W / mk 0,025 W / mk

Geometrische Wärmebrücke Wärmebrücke oder Kältebrücke? Geometrisch Wärmebrücken sind nicht vermeidbar außer durch kugelförmige Häuser Materialbedingte Wärmebrücke Materialbedingte Wärmebrücken sind bei guter Planung weitgehend vermeidbar

Wärmebrücke oder Kältebrücke? Isothermen in der geometrischen Wärmebrücke. Isothermen in der materialbedingten Wärmebrücke.

Wärmebrücke oder Kältebrücke? Häufige materialbedingte Wärmebrücken: Deckeneinbindung Fenster- und Türanschlüsse Dachanschlüsse am Steildach und Flachdach Auskragende Balkonplatten und Vordächer Statisch erforderliche Einbauten aus Stahl, Beton oder druckfestem Mauerwerk Übergang Kellerwand und Kellerdecker zur Erdgeschosswand

Luftdichtheit Unkontrollierte Wärmeverluste treten auch an Undichtigkeiten der Außenhülle auf: Undichte Fensteranschlüsse Undichte Fensterflügel Undichte Anschlüsse von Dampfsperren an Traufe, First, Giebelwand Undichte Rohrdurchführungen und Schornsteinanschlüsse Undichte Wohnungstüren Die Forderung nach einer luftdichten Gebäudehülle ist nicht neu: 1952 enthielt die DIN 4108 schon eine entsprechende Forderung, Bauteilanschlüsse dicht auszuführen. 1975 wird in der DIN 4108 für Bauteilfugen eine Ausführung verlangt, die dauerhaft und praktisch luftundurchlässig ist.

Gebäudehülle: vollständig gedämmt und luftdicht Die Luftdichtheitsebene muss ebenso wie die Dämmebene um das Gebäude vollständig herumgezogen sein Luftdichtheitsebene innen Dämmebene außen Quelle: Gebäude-Luftdichtheit Band 1 Hrsg. Fachverband für Luftdichtheit e.v. Ergänzt um Dämmebene

Wärmebrücken in der EnEV 2009 Bei der Berechnung des Jahres-Primärenergiebedarfs ist sowohl der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) der Umfassungsbauteile zu berücksichtigen als auch die Wärmeverluste durch die vorhandenen Wärmebrücken. Hierfür ist der lineare Wärmebrückenverlustkoeffizient ψ [W/mK] mit dem Längenmaß der Wärmebrücke einzusetzen. Da die Berechnung relativ aufwändig ist, kann man statt eines rechnerischen Nachweises wahlweise geprüfte Konstruktionen verwenden bzw. im Altbau entsprechende Detailsammlungen zu Rate ziehen. Alternativ kann man ohne Nachweis einen pauschalen Wärmebrückenzuschlag auf die berechnete Wärmedämmung von 0,10 W/m²K einsetzen. Je nach Dämmstandard ist dies häufig die günstigere Lösung.

DIN 4108 Beiblatt 2 Wärmebrücken in der DIN 4108 In DIN 4108 Beiblatt 2 von März 2006 gibt es eine Reihe von Beispielen für die Detailausbildung zur Vermeidung kritischer Wärmebrücken. Die im Beiblatt dargestellten Anschlussdetails erfüllen die Anforderungen der DIN 4108 Teil 2 Linearer Wärmebrückenverlustkoeffizient Ψ und Temperaturfaktor frsi sind für diese Beispiele nachgewiesen und müssen nicht berechnet werden. Der Temperaturfaktor frsi, der sich aus der Raumtemperatur und den Oberflächentemperaturen innen und außen ergibt, darf aus Gründen des Feuchteschutzes den Wert 0,70 nicht unterschreiten. frsi = Θsi Θe / Θi Θe 0,70 Θsi ist die Oberflächentemperatur auf der Innenseite der Wärmebrücke Die Oberflächentemperatur darf zugleich 12,6 C nic ht unterschreiten (Rechenregeln nach DIN 4108-2).

Wärmebrücken in der DIN 4108 Vergleich verschiedener Wandkonstruktionen bezüglich U-Wert und Oberflächentemperatur bei -10 C außen

DIN 4108 Beiblatt 2 Wärmebrücken in der DIN 4108 Anschluss Außenwand an Kelleraußenwand und Kellerdecke Ψ 0,11 W/mK Ψ 0,20 W/mK Ψ 0,20 W/mK Außen vor Kellerdecke und Kellerwand bis 30 cm mind. 5 cm Dämmung, Kellerdecke mindestens 6 cm Dämmung. Holzrahmenbau mit durchlaufender Dämmschicht Ψ 0,02 W/mK

DIN 4108 Beiblatt 2 Fensteranschluss Wärmebrücken in der DIN 4108 Ψ 0,05 W/mK Ψ 0,08 W/mK Ψ 0,03 W/mK Ψ 0,07 W/mK Ψ 0,14 W/mK Ψ 0,05 W/mK Die Fuge zwischen Blendrahmen und Mauerwerk muss mit mindestens 10 mm Dämmstoff gefüllt sein.

DIN 4108 Beiblatt 2 Fenstersturz Wärmebrücken in der DIN 4108 Ψ 0,15 W/mK Ψ 0,05 W/mK Ψ 0,05 W/mK Ψ 0,32 W/mK Vermeidung von Wärmebrücken am Fenstersturz bei Sturzausbildung im Anschluss an die Betondecke Rollladenkasten

DIN 4108 Beiblatt 2 Wärmebrücken in der DIN 4108 Anschluss Außenwand an Dachboden Ψ 0,02 W/mK Ψ 0,08 W/mK Ortgang an ausgebautem Dach unbeheizt beheizt Ψ 0,01 W/mK Durchgehende Dämmebene! Empfehlung 6 cm Dämmung auf OK Giebelwand Ψ 0,06 W/mK

DIN 4108 Beiblatt 2 Weitere Dachanschlüsse Wärmebrücken in der DIN 4108 Innenwand Dachflächenfenster Attika Flachdach 6 cm Dämmung auf Oberkante Wand Ψ 0,17 W/mK Dämmung in der Laibung 2,5 cm Ψ 0,11 W/mK 6 cm Dämmung umlaufend Ψ 0,18 W/mK

DIN 4108 Beiblatt 2 Wärmebrücken in der DIN 4108 Die Beispiele zeigen uns einige Unterschiede in der Größenordnung des längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten. Dabei können Fenster- und Dachanschlüsse offenbar besonders effizient hergestellt werden, mit Ausnahme der Rollladenkästen. Anschlüsse im Bereich der Kellerdecke und bei Flachdächern sind deutlich weniger effizient herzustellen, Ausnahme war hier der Holzbau. Beim Fenster hängt die Effizienz auch davon ab, in welcher Ebene das Fenster eingebaut wird. Am effizientesten ist es, wenn das Fenster in der Dämmebene liegt.

Thermografie-Aufnahmen Die Thermografie misst die Oberflächentemperaturen Wenn von außen aufgenommen wird, zeichnen sich konstruktive Wärmebrücken durch besonders warme Bereiche aus, Wenn von innen aufgenommen wird, zeichnen sich konstruktive und geometrische Wärmebrücken durch besonders kalte Bereiche aus. Ich zeige nachfolgend 2 Beispiele von Thermografie- Aufnahmen aus einer früheren Untersuchung. Also doch eine Kältebrücke? An Bereichen mit besonders geringem Wärmeübergangswiderstand verschwindet die Wärme von der Oberfläche ganz schnell in der Wand und tritt auch auf der Außenseite schnell wieder aus der Wand aus. Die Oberfläche ist dann innen vergleichsweise kalt und außen vergleichsweise warm. Bei geometrischen Wärmebrücken ist die Kante auf beiden Seiten kälter als die Umgebung.

Thermografie-Aufnahmen Balkone an einem Objekt aus den 70er Jahren Auffällig: Bereich über der Balkontür 1973 war die 1. Ölkrise, die 1. Wärmeschutzverordnung kam im August 1977 Es könnte eine Wärmebrücke sein, falls die Decke ungetrennt auskragt. Wahrscheinlicher scheint mir eine Luftzirkulation

die Thermografie-Aufnahmen Baujahr 1926, verputztes Ziegelmauerwerk, wahrscheinlich 38 cm, Kastendoppelfenster Was wir hier sehen, ist nicht Licht, sondern Wärme An den warmen Flächen stehen die Heizkörper Wahrscheinlich sind hier außerdem Wandnischen Und der untere Fensteranschluss..

Dieses Beispiel stammt aus dem vorigen Seminar. Eine typische Siedlung aus den 20er Jahren. Wärmebrücken könnten hauptsächlich auftreten - am Dach, - an den Balkonen, - am Treppenhaus und - an der Kellerdecke. Raschdorffstraße Reinickendorf Die Fenster haben an 3 Seiten gemauerte Anschläge, aber am Sturz und an der Brüstung könnte es schwierig werden.

Raschdorffstraße Reinickendorf Wie könnte hier die Wärmeverteilung aussehen?

Raschdorffstraße Reinickendorf Die Balkone sind richtig kalt. Außenwandoberflächen und Vordach sind auch noch ziemlich kalt. Wärmer wird es an den Fensterstürzen, in der Innenecke und an den geschlossenen Flächen des Treppenhaus- Lichtbands.

Hier sieht man noch einmal das Fensterband des Treppenhauses und eine lineare Temperaturverteilungskurve an der Stelle der schwarzen Linie P Das Treppenhaus ist natürlich kälter als die benachbarten Wohnräume. Es zeichnet sich als dunkle = kühle Fläche ab. Die Fenster des Treppenhauses sind aber einfach verglast, deshalb die starke Wärmeabgabe. Zwischen den Fenstern und um die Fenster herum eine wahrscheinlich sehr dünne Ziegelwandfläche als Sichtmauerwerk. Raschdorffstraße Reinickendorf

Warum gibt die Wand des unbeheizten Treppenhauses so viel Wärme ab? Die Wand zwischen Wohnung und Treppenhaus ist in der Regel eine 24er Mauerwerkswand. Sie hat vor allem Brandschutzanforderungen zu erfüllen. Früher war das Treppenhaus beheizt. Heute müsste die Wand zwischen Wohnung und Treppenhaus als Wand gegen unbeheizten Raum bemessen werden. Mindestanforderung U=0,30 W/m²K. Ziegelwand 24 cm U ~ 1,75 W/m²K

Raschdorffstraße Reinickendorf Eine Innenaufnahme vom Treppenhaus habe ich leider nicht. Hier befinden wir uns in Höhe der obersten Geschossdecke. Die Wand zwischen Wohnung und Treppenhaus ist wie immer relativ dünn (25 cm). Im Bereich der Wohnung ist die Wand recht warm (11 C). Darüber im Bereich des Dachbodens ist die Wand deutlich kühler. Und richtig kühl wird es dann in der Ecke zwischen Wand zum Dachboden und Außenwand.

Ostburger Weg Hier haben wir es mit einer Siedlung mit Mehrfamilienhäusern aus den 60er Jahren zu tun.

Ostburger Weg Hier sind die üblichen Wärmebrücken an den Fenstern zu erkennen. Zusätzlich ist aber der gesamte Sockelbereich warm. Wie kommt das? Offenbar sind die Kellerdecken nicht gedämmt.

Ostburger Weg Die Balkontüren scheinen nicht gut gedämmt zu sein, und die warme Luft sammelt sich unter der Balkonplatte. Im Hintergrund noch einmal der warme Sockelbereich.

Ostburger Weg Auch hier der warme Sockel, aber zusätzlich auch Fensteranschlüsse und Lüftungsöffnungen. Links die Abluft, rechts die Speisekammer.

Ostburger Weg Hier ist wohl eine Betondecke in die Wand eingebunden. Oder ist es gar die Balkonplatte, die hier die Oberflächen so abkühlen lässt?

Ostburger Weg Die geometrische Wärmebrücke von innen. Der eingebaute Kasten für die Beleuchtung lässt die Ecke darüber gründlich auskühlen. Hier fehlt die Luftbewegung! frsi ~ 0,5

Ostburger Weg Na prima! In der Ecke ist keine Wärmebrücke, sondern da ist es schön warm! Also alles wunderbar? Ob der Polystyrol-Stuck wohl vollständig luftdicht angeschlossen ist?

Ostburger Weg Ist hier vielleicht ein Rollladenkasten eingebaut? Alternativ könnte auch versäumt worden sein, die obere Anschlussfuge des Fensters zu dämmen. Zusätzlich scheint aber auch kalte Luft an der Fuge einzudringen, die den kühlen Streifen auf dem Fensterprofil hervorruft.

Ostburger Weg Dass es in der Ecke schimmelt, erstaunt nicht. Die Oberflächentemperatur ist bis auf 11 C abgesunken.

Ostburger Weg Wie schön, dass das Dach so gut gedämmt ist! Nur schade, dass der Anschluss an die Wand nicht mit gedämmt wurde.

Mühlenstraße Lankwitz Hier sind gleich mehrere interessante Bereiche zu sehen: Links der gemauerte Pfosten am Balkon, In der Mitte die Fensterlaibungen und die Brüstung, hinter der wohl ein Heizkörper steht Rechts die ungedämmte Treppenhauswand.

Die üblichen Wärmebrücken treten hier allerdings kaum in Erscheinung, weil die Außenwände konsequent mit einem 6 cm dicken Wärmedämmverbundsyste m gedämmt wurden. Mühlenstraße Lankwitz Die entspricht zwar nicht mehr den heutigen Anforderungen der EnEV für Neubauten, reicht aber aus, um die Wärmebrücken deutlich zu entschärfen.

Mühlenstraße Lankwitz Ganz unproblematisch ist es allerdings auch nicht: Ein häufiges Problem bei älteren Wärmedämmverbundsystemen ist die Wärmeleitung der damals verwendeten Tellerdübel, mit denen die Dämmplatten an der Wand befestigt sind. Da, wo die Oberfläche der Außenwand wegen der Dämmung kalt ist, wird sie durch Staub und oft auch durch Algen verschmutzt, weil sich dort Tauwasser bilden kann. An den Tellerdübeln ist die Oberfläche warm. Und dann gibt es auch noch Leute, die in Kippstellung lüften

Mühlenstraße Lankwitz Der Sockelbereich und das Kellerfenster haben keine energetische Verbesserung erfahren. Ich nehme an, dass es sich hier um den Heizungskeller handelt, in dem es recht warm war. Bei genauem Hinsehen kann man auch die Dübel als helle (warme) Punkte auf der Fassade erkennen.

Wohnsiedlungen der 20er Jahre Die Häuser an der Mühlenstraße sind für die Betrachtung von Wärmebrücken wegen des Wärmedämmverbundsystems untypisch. Sehr viel häufiger trifft man Häuser aus der Bauzeit an, die keine energetische Sanierung erfahren haben. Selbst bei sanierten Gebäuden wird aus Gründen des Denkmalschutzes oft darauf verzichtet. Das folgende Beispiel habe ich im Rahmen eines Schimmelpilzgutachtens aufgenommen. Es hat ähnliche konstruktive Merkmale wie die Häuser an der Raschdorffstraße und an der Mühlenstraße.

Wohnsiedlungen der 20er Jahre Die Wohnung hat 2 ½ Zimmer, Küche, Bad und eine Loggia. Im Schlafzimmer und Kinderzimmer wurden neue Holzfenster mit Isolierglasscheiben eingebaut, Wohnzimmer und Küche haben noch alte Kastendoppelfenster. In Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer gab es Probleme mit Schimmel.

Wohnsiedlungen der 20er Jahre Im Schlafzimmer gibt es eine Außenecke, die ähnlich wie bei den Häusern an der Mühlenstraße durch einen Rücksprung in der Fassade zum Treppenhaus entstanden ist. Die einfache Außenecke aus 38er Mauerwerk hat eine Oberflächentemperatur in der Innenecke von 10,08 C, Θ = 0,671 f Rsi = 0,60

Wohnsiedlungen der 20er Jahre Im Wohnzimmer stößt direkt an der Außenecke eine gemauerte Balkonbrüstung gegen die Wand. Die Auswirkung ist allerdings sehr gering und nur in den außen liegenden Isothermen erkennbar. Die äußere Ecke auf dem Balkon ist durch die Wärmebrückenwirkung geringfügig wärmer als die Außenluft.

Wohnsiedlungen der 20er Jahre In der Küche steht der Heizkörper in einer Nische. Hier war früher ein Speiseschrank unter dem Fenster eingebaut. Damit die Lebensmittel kühl bleiben, hat man die Wand hier nur 25 cm dick gebaut. Entsprechend schlechter ist die Dämmung an dieser Stelle. Die Schimmelbildung ist das eine Problem. Das andere Problem ist ein U-Wert von 1,375 W/m²K direkt hinter dem Heizkörper und eine Oberflächentemperatur von 12,6 C.

Eine weitere Schwachstelle ist die Einbindung der Stahlbetondecke in die Außenwand. Wohnsiedlungen der 20er Jahre Bei Häusern mit Holzbalkendecken sieht das etwas günstiger aus, weil die Wand zwischen den Balken durchgeht und weil die Balken eine viel geringere Wärmeleitfähigkeit haben. Θ = 3,75 f Rsi = 0,77 an der Deckenkante

Sanierungsmöglichkeiten Wenn Wärmebrücken vorhanden sind, die einen erhöhten Energieverbrauch oder sogar Schimmelpilzprobleme bewirken, wird als sinnvollste Sanierungsmaßnahme eine zusätzliche Wärmedämmung von außen aufgebracht. Das kann ein Wärmedämmverbundsystem sein, wie wir es bei dem Untersuchungsobjekt vorfinden. Es kann auch eine hinterlüftete Bekleidung, eine Verschalung, eine Vormauerschicht o.ä. sein. Bei der Dämmung von außen können die meisten Wärmebrücken problemlos entschärft werden, insbesondere auch Deckeneinbindungen.

Sanierungsmöglichkeiten Bei der Nachrüstung von Außenwänden muss laut EnEV 2009 ein U-Wert von 0,24 W/m²K erreicht werden. Die Dicke des Wärmedämmverbundsystems richtet sich nach dem Wärmedurchgangswiderstand der vorhandenen Wand und des Dämmstoffs. Die für Bauten der 20er Jahre typische Ziegelwand mit 38 cm Wanddicke hat einen U-Wert von 1,025 W/m²K. Um sie auf 0,24 W/m²K aufzurüsten benötigt man 12 cm bei einer Wärmeleitgruppe 035 oder 8 cm bei einer Wärmeleitgruppe 025. Aus Kostengründen wird man sich in der Regel für die höhere Wärmeleitgruppe entscheiden, wenn keine besonderen Platzprobleme vorliegen.

Sanierungsmöglichkeiten Die Siedlung an der Mühlenstraße hat bereits eine 6 cm dicke Dämmung. Bei einer Wärmeleitfähigkeitsgruppe 040, wie man sie bis vor wenigen Jahren einzubauen pflegte, ergibt das einen U-Wert von 0,406 W/m²K im Gegensatz zu den ursprünglichen 1,025 W/m²K. Um diese Außenwände auf die gewünschten 0,24 W/m²K zu verbessern, müsste man eine Aufdoppelung des vorhandenen Wärmedämmverbundsystems durchführen. Mit weiteren 6 cm Wärmeleitfähigkeitsgruppe 035 ist das zu erreichen.

Sanierungsmöglichkeiten Bevor eine Aufdoppelung in Betracht gezogen wird, muss das vorhandene System auf seine Stabilität überprüft werden. Dübel und Fugen müssen versetzt zu den bestehenden eingesetzt werden. Die heutigen Anforderungen an den Brandschutz müssen beachtet werden das betrifft dann auch das vorhandene System. Es muss nachgewiesen werden, dass sich an der alten Putzebene kein Kondensat bildet.

Sanierungsmöglichkeiten In vielen Fällen ist es nicht möglich, nicht erwünscht, zu aufwändig, eine vollständige Dämmung von außen aufzubringen. Dann müssen die einzelnen Wärmebrücken entschärft werden. Nachrüsten der Dämmung z.b. am Fensteranschluss, am Dachanschluss, am Sockel u.ä. Einbau von Innendämmung im Bereich von Wärmebrücken

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung Für denkmalgeschützte Gebäude, an denen ein Wärmedämmverbundsystem nicht erträglich wäre, wurden Innendämmsysteme entwickelt Durch die Innendämmung wird der Temperaturverlauf stark verändert: Die Außenwand wird kälter als bisher Der Taupunkt liegt im Bereich zwischen Dämmung und Wand Aus: Gänßmantel, J. und Geburtig, G. Richtig dämmen, Handbuch für zeitgemäßes Bauen im Bestand. Mauerer, Geislingen 2008

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung außen Die innere Oberflächentemperatur der Außenwand liegt unter dem Taupunkt! innen

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung Funktionsweise der Innendämmung: Das Material ist hoch porös und kann die am Taupunkt sich bildende Feuchtigkeit in den Poren binden. Von dort kann sie nach innen und außen durch die Wand verdunsten. Voraussetzung: Keine Hohlräume zwischen Wand und Dämmung, diffusionsoffene Oberflächen! Bild aus Prospekt Remmers iq Therm

Innendämmung Sanierungsmöglichkeiten Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Materialien für die Innendämmung: Mineralische Materialien (Kalk, Sand, Lehm) PUR Hartschaum Holzfaserplatten, Kork, Flachs

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung Also alles problemlos??? An der Einbindung von Innenwänden entstehen Wärmebrücken Im berechneten Fall in der Gipsdielenwand, die mit Tauwasser beaufschlagt wird Bauschaden vorprogrammiert! Leider ist der gleiche Effekt für einbindende Deckenbalken zu erwarten mit wesentlich größerem Schadenspotenzial!

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung Vor- und Nachteile der Dämmsysteme Nach Krus, Sedlbauer, Künzel: Innendämmung aus bauphysikalischer Sicht, Vortrag Münster 2005

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung Positives Beispiel Heizkörpernische Aber Vorsicht beim Anschluss an die Decke! 14,5 C

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung Positives Beispiel Laibungsdämmung So kann der übliche Baufehler beim Einbau neuer Fenster in alte Fensteröffnungen saniert werden 14,7 C

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung Geometrische Wärmebrücken lassen sich mit Innendämmung entschärfen In Ecken keilförmige Platten verwenden, sonst wird der kälteste Punkt an das Ende der Platte verschoben 11,4 C 13,4 C

Sanierungsmöglichkeiten Innendämmung Der rechnerische Nachweis für Innendämmungen kann mit den herkömmlichen Verfahren (Glaserdiagramm) nicht geführt werden. Es werden Simulationsprogramme eingesetzt, die den tatsächlichen Verlauf von Temperatur und Feuchtigkeit in der Wand über den Verlauf des Jahres für den speziellen Ort simulieren. Die vorhandene Außenwand muss gegen Eindringen von Regenwasser geschützt sein. Trotzdem wird die Außenwand feuchter Gefahr von Frostabplatzungen. Das Risiko steigt mit steigender Dämmstoffdicke also erstmal nur so viel verbessern wir notwendig, z.b. zu Vermeidung von Schimmelpilz.

Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit!