Merkblatt Nr. 181 BARF. TVT Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.v. Heraus gegeben vom Arbeitskreis Kleintiere

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Transkript:

Merkblatt Nr. 181 BARF TVT Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.v. Heraus gegeben vom Arbeitskreis Kleintiere

Seite 2 TVT e. V. BARF Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.v. TVT, Juli 2017, TVT e. V., Bramscher Allee 5, 49565 Bramsche. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung der TVT unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

BARF TVT e. V. Seite 3 BARF Erarbeitet vom Arbeitskreis Kleintiere Verantwortliche Bearbeiterin: Dr. Petra Kölle Stand: Juli 2017 BARF war ursprünglich die Abkürzung von Born-Again-Raw-Feeders und wurde dann in Bone And Raw Feeding umgemünzt. Im Deutschen wird der Begriff als Abkürzung von Biologisch-Artgerechter Rohfütterung verwendet. Es handelt sich um eine Fütterungsmethode, bei der Hunde und Katzen auf der Basis von rohem Fleisch (Muskelfleisch und Innereien), Knochen, rohem Gemüse und Obst sowie Ölen ernährt werden. Klassische Barf-Rationen bestehen zu ca. 60 80 % aus Fleisch, 10-30% aus fleischigen Knochen, 10-25% aus Gemüse und Obst und etwas Pflanzenöl. In Zoofachhandel und im Internet werden Barf-Produkte für Hunde und Katzen mittlerweile genauso zahlreich und kommerziell vertrieben wie Trocken- und Nassfutter. Im weiteren Verlauf soll der mit Rohfleisch ernährte Hund im Vordergrund stehen. Diese Methode soll sich an die Fressgewohnheiten von wildlebenden Fleisch- /Beutetierfressern, wie z.b. den Wölfen anlehnen, wobei Laien oft nicht berücksichtigen, dass Hund und Wolf in verschiedenen Punkten differieren: - Der Hund weist im Gegensatz zum Wolf aufgrund einer erhöhten Genexpression eine signifikant effektivere Stärkeverdauung als der Wolf auf. Dies wird als eine Anpassung des Hundes im Laufe des seit Jahrtausenden von Jahren währenden Zusammenlebens von Hund und Mensch an die stärkereiche Nahrung des Menschen angesehen somit ist eine getreidefreie Ernährung tatsächlich nur für die verschwindend geringe Anzahl von Hunden, die tatsächlich an einer Glutensensitvität leiden, empfehlenswert. - Ein Wolf nimmt aufgrund der hohen Aktivität und der häufig nicht optimalen Außentemperaturen im Durchschnitt 10-21 % seines Körpergewichtes pro Tag an Nahrung auf beim Barfen eines Hundes werden 2-3 % seines Körpergewichtes empfohlen. Zudem frisst der Hund regelmäßig jeden Tag in der Regel 2 Mahlzeiten plus Snacks - und beim Wolf können gut und gerne auch, v.a. im Winter, einige Fastentage dazwischen liegen. Der Wolf toleriert demzufolge auch ganz andere Futtermengen (bis über 10 kg), wenn er dann die Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme hat. - Der Energiebedarf des Hundes kann nicht mit demjenigen des Wolfes verglichen werden, der in freier Natur täglich bis zu 100 km am Tag wandert. Der Hund nimmt mit seinen 2-3% des Körpergewichts an Futter auch nur einen Bruchteil der Nährstoffe, insbesondere Spurenelemente auf, die ein Wolf mit seiner deutlich größeren Futterportion zu sich nimmt, so dass diese Nährstoffe beim Hund z.b. in Form zahlreicher Zusätze oder eines adäquaten Vitamin-Mineralpulvers ergänzt werden müssen. - Der Wolf ist ein Ganzkörperfresser und frisst meistens seine Beute komplett auf. Hierbei nimmt er z.b. auch angedaute Darminhalte, zumeist aus pflanzlichen Zusammensetzung, Gehirn, Blut, Knochen- und Knorpelfragmente oder Haare auf. Beim Barfen bekommt das Tier nur bestimmte Teile - häufig einen hohen Muskelfleischanteil und nur bestimmte Innereien, sowie etwas grob geraspeltes Gemüse - angeboten. Teilweise

Seite 4 TVT e. V. BARF werden Kohlenhydratquellen beigemengt, die dann je nach Aufbereitung oft nur schwer verdaulich sind. Einer Ganzkörperfütterung entspricht dies nicht, so dass diese Art der Fütterung in der Regel, ohne Ergänzung der fehlenden Nährstoffe, nicht bedarfsdeckend ist. - Wölfe müssen kein hohes Alter erreichen - der biologische Sinn ist erreicht, wenn die Tiere so viele Nachkommen produziert haben, dass die Erhaltung der Art gesichert ist. Zu berücksichtigen ist auch, dass Wölfe häufig eine Mangelernährung aufweisen (abhängig vom Lebensraum z.b. Jod-, Selenmangel), ebenso verhungern viele Wölfe, wenn das Nahrungsangebot begrenzt ist. Die meisten Wölfe erreichen in der freien Natur nur ein Alter von wenigen Jahren (meistens nicht mehr als 5) im Gegensatz zu Haushunden, die häufig über 10 Jahre alt werden. Die Annahme, dass eine gewissermaßen ursprünglichere Fütterung, wie sie der Vorfahre Wolf aufgrund seiner Lebensweise betreiben muss, für unsere Haushunde gesünder wäre, ist demnach nicht nachvollziehbar. Eine sogenannte natürliche Fütterung ist nicht gleichzusetzen mit einer idealen Fütterung! Daneben ist die Übertragung von Infektionen in Form von Bakterien, Viren und Parasiten durch rohes Fleisch auf Hunde und Katzen, sowie deren Halter ein Risiko beim Barfen. Salmonellen, Listerien und Campylobacter sind relativ häufig vorkommende Bakterien, aber auch andere Keime wie bestimmte E. coli können zu schwerwiegenden Infektionen bis sogar zum Tod bei Mensch und Tier führen. Dass kein rohes Schweinefleisch verfüttert werden darf, da dadurch das suide Herpesvirus 1 (SuHV-1), der Erreger der sog. Aujezskyschen Krankheit, auf Hunde und Katzen übertragen werden kann, wissen die meisten Tierbesitzer. Aber auch weniger bekannte Krankheiten, wie z.b. Botulismus sind in letzter Zeit bei gebarften Hunden mit zunehmender Häufigkeit zu diagnostizieren. Zudem besteht die Gefahr der Übertragung von Parasiten, wie z.b. Bandwürmern oder von mit bloßem Auge nicht sichtbaren einzelligen Parasiten wie beispielsweise Toxoplasmen oder Neospora. Zudem werden von mit Rohfleisch gefütterten Haustieren auch antibiotikaresistente Keime aufgenommen, die dann ihre Resistenzen an im Körper lebende Bakterien weitergeben können. So entsteht die Gefahr, dass bei einer evtl. auftretenden Erkrankung bestimmte Antibiotika insbesondere solche, die in der Veterinärmedizin gebräuchlich sind - nicht mehr oder weniger wirksam sein können und eine ggf. leichte Erkrankung zum Tod führen kann. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass mit dem Kot der gebarften Tiere diese antibiotikaresistenten Keime in die Umwelt verbracht und so weiterverbreitet werden. Die Fütterung von Rohfleisch wird von vielen Hunden und Katzen gut akzeptiert und vertragen, von manchen Tieren jedoch abgelehnt oder kann bei diesen zu gesundheitlichen Problemen führen. Folgende Probleme können auftreten: - Verstopfung, Zahnfrakturen oder Verletzung im Maul-, Speiseröhren-, Magenoder Darmschleimhaut durch Verfütterung von Knochen - Unterversorgung mit Nährstoffen (insbesondere Kalzium, wenn keine Knochen, Knochenmehl oder entsprechende Präparate gegeben werden, sowie Spurenelemente wie Jod, Kupfer, Zink und Vitamine wie Vitamin A und D auch wenn kommerziell angebotene Komplettpakte verfüttert werden, die nicht mit einem adäquaten Vitamin-Mineralstoffpräparat supplementiert sind

BARF TVT e. V. Seite 5 - Überversorgung mit Nährstoffen, insbesondere Kalzium und Phosphor bei Knochenfütterung, Vitamin A bei Leberfütterung, Vitamin A und D bei Leberund Lebertranfütterung, Jod bei Seealgenmehlfütterung - Inadäquates Kalzium:Phosphor-Verhältnis (optimal ist 1,3 1,5): insbesondere bei Welpen kann dies v.a. in Verbindung mit einer nicht bedarfsgerechten Menge von Kalzium und/oder Phosphor - zu schweren bleibenden Skelettdeformationen führen. Massive Phosphorüberversorgung steht im Verdacht, bei Katzen Nierenerkrankungen auszulösen - Verfütterung von Schlundfleisch und Hühnerhälsen: daran befinden sich in der Regel noch die Schilddrüsen der geschlachteten Tiere, was bei regelmäßiger Verfütterung aufgrund des Gehaltes an Schilddrüsenhormonen zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) bei Hunden führen kann - Verfütterung von rohem Fisch führt zu einem Abbau von Thiamin (Vitamin B1), durch das im Fisch enthaltene, hitzelabile Enzym Thiaminase. Thiaminmangel kann zu ZNS-Störungen führen. - Die Verfütterung von Eiklar führt zur Bindung von Biotin, wodurch dieses nicht mehr resorbiert werden kann. Dies hat Haut- und Fellprobleme zur Folge. Eiklar enthält zudem Trypsininhibitoren (hitzelabil), welche die Eiweißverdauung beeinträchtigen und zu Durchfall führen können. - Die Verfütterung von Knoblauch und Zwiebeln wird, obwohl für das Tier giftig, zur Verfütterung als Antiparasitikum verwendet. - Beliebte Schlachtabfälle wie Lunge und Euter sind bindegewebsreich und somit schwer verdaulich. Unverdautes Protein gelangt in den Dickdarm und begünstigt dort die Vermehrung eiweissabbauender Bakterien, worauf Blähungen und Durchfall folgen können. Die Ernährung mit Rohfleisch ist anders als von dessen Anhängern gepriesen- nicht als Wunderheilmittel für alle Krankheiten einzustufen. So ist beispielsweise vom wissenschaftlichen Standpunkt aus eine Verfütterung klassischer BARF-Rationen an folgende Tiere nicht geeignet: - Tiere, die an Nierenerkrankungen leiden: Durch den oftmals viel zu hohen Proteingehalt der Ration und den hohen Phosphorgehalt von Innereien kann eine Nierenerkrankung sehr schnell fortschreiten. - Tiere, die Leberprobleme aufweisen: Durch den hohen Proteingehalt und die hohe Menge an schwer verdaulichem Protein fallen im Darm Substanzen an, die eine vorgeschädigte Leber negativ beeinflussen und belasten können. - Tiere, die an Blasensteinen leiden: Durch den hohen Proteingehalt klassischer BARF-Rationen und die hohe Kalzium- und Phosphorzufuhr bei Knochenfütterung fallen steinbildende Komponenten reichlich an, die bei Überschreitung des Löslichkeitsproduktes nicht mehr über den Urin ausgeschieden werden können und dann Blasensteine bilden. - Alte Tiere: Bei diesen werden Leber und Nieren durch den hohen Proteinbzw. Phosphorgehalt stark belastet und Erkrankungen dieser Organe gefördert. - Immunsupprimierte Tiere oder Tiere, die immunsupprimierende Medikamente erhalten, wie z.b. Glukokortikoide wegen einer Hautproblematik, können auch an Infektionserregern erkranken, die ein gesundes Tier problemlos abwehren könnte.

Seite 6 TVT e. V. BARF WICHTIG Wenn BARF-Rationen an Hund und Katze verfüttert werden sollen, ist eine individuelle Rationsberechnung aus ernährungsphysiologischen und medizinischen Gründen durch einen spezialisierten Tierarzt mit Fachtierarztbezeichnung Tierernährung und Diätetik oder mit Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung dringend anzuraten. So ist eine Unter- oder Überversorgung mit Nährstoffen zu vermeiden. Zum Beispiel bei Welpen, Jungtieren, geriatrischen oder chronisch erkrankten Tieren ist besondere Vorsicht geboten. Hier muss die Ration in regelmäßigen Abständen fachmännisch überprüft werden. Eine fehlerhafte Fütterung kann zu irreversiblen, lebenslangen Schäden führen. Das sogenannte BARF-Profil aus einer Blutprobe kann nur bedingt Aufschlüsse über eine Fehlernährung geben, da diese nur eine Momentaufnahme zeigt. Kritische Parameter ändern sich oft erst nach extremer oder langanhaltender Fehlversorgung und werden im Blut lange stabil gehalten (Bsp.: auch wenn die Ca-Resorption aus Knochen schon weit fortgeschritten ist und bereits pathologische Frakturen aufgetreten sind, kann der Ca-Wert im Blut noch normal sein). Daher ist eine dem jeweils individuellen Bedarf des Hundes angepasste Rationsüberprüfung durch einen spezialisierten Tierarzt immer Vorzug zu geben. Wenn sich im Haushalt gleichzeitig immungeschwächte oder alte Personen, schwangere Frauen oder Kleinkinder befinden, sollte wegen der Infektionsgefahr des Menschen vom Barfen abgesehen werden. In den USA dürfen Halter von Therapiehunden kein rohes Fleisch verfüttern, was auch in Deutschland empfehlenswert wäre. Zusammenfassend ist zu sagen, dass alle Vorteile des Barfens auch durch die Verfütterung gekochter Rationen erreicht werden, ohne dass jedoch Hunde / Katzen und ihre Halter dem Risiko von Infektionserkrankungen ausgesetzt sind. Die Ernährung von Hund und Katze mit einer inadäquaten BARF-Ration muss als tierschutzrelevant betrachtet werden.

Werden Sie Mitglied in der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.v. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz wurde im Jahre 1985 gegründet, um der Schutzbedürftigkeit des Tieres in allen Bereichen und Belangen Rechnung zu tragen. Gerade der Tierarzt mit seinem besonderen Sachverstand und seiner Tierbezogenheit ist gefordert, wenn es gilt, Tierschutzaufgaben kompetent wahrzunehmen. Dieses geschieht in Arbeitskreisen der TVT, die zu speziellen Fragenkomplexen Stellung nehmen. Jede Tierärztin und jeder Tierarzt sowie alle immatrikulierten Studenten der Veterinärmedizin können Mitglied werden. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 40,- jährlich für Studenten und Ruheständler 20,-. Durch Ihren Beitritt stärken Sie die Arbeit der TVT und damit das Ansehen der Tierärzte als Tierschützer. Unser Leitspruch lautet: Im Zweifel für das Tier. Weitere Informationen und ein Beitrittsformular erhalten Sie bei der Geschäftsstelle der TVT e. V. Bramscher Allee 5 49565 Bramsche Tel.: 0 54 68 92 51 56 Fax: 0 54 68 92 51 57 E-mail: geschaeftsstelle@tierschutz-tvt.de www.tierschutz-tvt.de