Hans Rindberger Der Bienenschwarm Von der Natur gefordert wesentlich für die Gesundheit der Bienen -vom Imker unterdrückt! Gibt es eine Lösung dazwischen? 1 Gut über die Schwarmzeit zu kommen ist eine Herausforderung in der Bienenhaltung. Die Teilung der Völker wird grundsätzlich von den Bienen angestrebt. Es ist die natürliche Vermehrung, sichert den Bestand und wird durch das angeborene Triebleben der Bienen veranlasst. Wird dieses durch Manipulation zu sehr unterdrückt, geht das auf Kosten der Vitalität und Gesundheit der Bienen. Schwärmen die Bienen, sollten nicht allzuviele Schwärme das Weite suchen also eingefangen werden. Das ist nur möglich, wenn der Bienenstand unter Beobachtung steht. Ist bei sogenannte Außenstände die Kontrolle nicht möglich, gibt es brauchbare Lösungen damit zurechtzukommen. 2 1
Zum Bienenschwarm ist auch noch zu erwähnen, dass naturnahes Bienenhalten Wildbau, Naturbau, usw. nur mit Naturschwärmen gut zu bewältigen ist. Ein Kunstschwarm hat nie die Kraft, schnell und perfekt eine neues Nest zu bauen. Ein Naturschwarm baut im ersten Jahr kaum Drohnenbau. 3 Die ungünstigste Möglichkeit das Schwärmen zu unterbinden ist das Brechen der angesetzten Weiselzellen. Die Vorbereitungszeit für das Schwärmen wird in die Länge gezogen, die Störung im Bienenvolk ist viel zu groß (man bedenke die damit zusammenhängende Varroavermehrung). Will man das Schwärmen nach Möglichkeit unterbinden, ist neben Schröpfen und der Zwischenablegerbildung die Erstellung von Fluglingen eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Bienenvölker zusammenzuhalten. Dabei wird das in Mode gekommene Zellenbrechen, das auch bei einem klassischen Zwischenableger nicht nötig ist vermieden. 4 2
Die Begünstigung der Varroa-Vermehrung durch wiederholte Störung im Bienenvolk wird gründlich unterschätzt. Leider gibt es da kaum Diskussion und Auseinandersetzung. Wenn das Brutnest konstant von den Bienen bewirtschaftet werden kann, hat die Varroa weniger Möglichkeit sich schnell zu vermehren (die Geschwisterbegattung in der verdeckelten Brut). Der Lebenszyklus der Varroamilbe. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass bei ungestörten Bienenvölkern trotz der vielen Drohnenbrut kein stärkerer Varroabefall besteht. 5 Auch die sogenannte Schwarmvorwegnahme, so wie sie bei der Demeterbienenhaltung empfohlen wird, hat den Nachteil, dass hier die Königin gesucht werden muss und deshalb auch das Bienenvolk zerlegt werden muss. Viel Imkerinnen und Imker haben nach wie vor keine Hemmung, ein Bienenvolk im Mai völlig auseinander zu nehmen und zu betrachten. Die negative Auswirkung für das Innenklima des Bienenvolkes ist noch viel zu wenig bewusst. Dass damit die Varroamilbe einen Vermehrungsvorteil hat, muss erst klargestellt werden. 6 3
Spielnäpfchen befinden sich ständig auf älteren Waben und werden im Frühjahr nach Bedarf verwendet. Die Königin wird gezwungen nach dem Vorbereitungsbeschluss der Bienen für das Schwärmen, hier Eier hineinzulegen. Wenn die Betreuung hier eingreift oder plötzlich eine gute Tracht einsetzt, kann die Schwarmabsicht von den Bienen auch wieder rückgängig gemacht werden. 7 Sollten bei der Durchsicht (Kippkontrolle) oder vorgesehener Erweiterung nur Eier in den Näpfchen festgestellt werden, wird erweitert (eine Zarge darauf oder zwischengesetzt. Eine Woche später wird wieder nachgeschaut. Brut sollte nicht in die vierte Zarge kommen. Das Brutnest wandert nicht hinauf, wenn unten der Drohnenbau im hohen Boden bestehen bleibt. Das Bienenvolk ist aufsatzreif 8 4
Hier gibt es kein Zurück mehr! 9 Die Bildung eines Fluglings: Bienenvolk ist schwarmbereit, aktive Weiselzellen (mit Maden oder verdeckelt) sind vorhanden. Die Aktion sollte bei Flugwetter und bis spätestens 15 Uhr Nachmittag durchgeführt werden. Ansonsten wird die Aktion auf den nächsten Tag verschoben. (Befinden sich nur Eier in den Spielnäpfchen, erweitere ich mit einem Magazin oder schröpfe und schaue eine Woche später wieder nach) (Kippkontrolle). Ein neues Magazin mit Waben, vor allem Mittelwände und ein neuer Boden für das Altvolk werden hergerichtet. 10 5
Aus dem Brutbereich des betroffenen Volkes wird eine schöne Brutwabe (Brut kann in allen Stadien sein) mit den Bienen entnommen (kann gleich beim Nachschauen geschehen). Auf der Wabe müssen sich ein-bis zwei (besser eine) schöne Weiselzellen befinden (ganz wichtig: nicht erschüttern nicht abstoßen). Die Königin darf nicht darauf sein. Auf dieser Wabe muss genügend Futter (Honig) für Regentage (ca. 1 kg) vorhanden sein. Ist weniger darauf, muss eine weitere Wabe mit Honig dazugegeben werden. Diese Wabe/n wird/werden (mit den Bienen) in die Mitte des neuen Magazins gegeben und mit Mittelwänden aufgefüllt. Der entstandene Freiraum im Altvolk wird auch mit Mittelwänden ergänzt. 11 Hat das betroffene Volk schon 4 Magazine, wird der Honigraum abgestoßen (großzügig) und einem anderen Volk aufgesetzt. Die Königin wird beim Öffnen mit Rauch nach unten getrieben, ist also nicht in Gefahr mitzugehen. Das Abstoßen der Bienen kann dadurch großzügig geschehen. Das Volk wird nun (die ganzen Magazine) zur Seite gesetzt (die Magazine kreuz und quer). Der Boden wird nur ganz kurz zur Seite gegeben und das neue Magazin darauf gesetzt. Der alte Boden und das neue Magazin werden sofort wieder an den alten Platz gegeben die Flugbienen können wieder hinein. Auf das Magazin kommt ein dichter Deckel (Futterdeckel) mit Isolierung der Flugling kann entstehen. 12 6
Das Altvolk wird anschließend auf einem neuen Boden, bei Freiraum direkt daneben, ansonsten über dem Flugling in der alten Reihenfolge wieder aufgestellt. Der Überbau am unteren Magazin kann dabei -muss aber nicht -(mit viel Rauch) entfernt werden. Wichtig: die vorhandenen Weiselzellen brauchen nicht ausgebrochen werden, dadurch ist diese Arbeit in kürzester Zeit vorbei. Wenn es trotz der anführten Maßnahmen zum Schwärmen kommt, sind meistens zu wenig Flugbienen abgeflogen. Der Zeitpunkt der Bildung war vielleicht tageszeitlich zu spät oder das Muttervolk vom Flugling zu weit weg. Auch zu wenig Flugbetrieb (kein Sonnenschein) kann die Ursache sein. 13 Durch das Abfliegen der Flugbienen aus dem Altvolk in den Flugling innerhalb des ersten Tages, kann das Altvolk im Normalfall nicht mehr schwärmen. Diese Flugbienen, die sich schon in der Schwarmvorbereitung befunden haben, können dadurch die Mittelwände im Flugling schneller ausbauen. Die vorhandene Schwarmzelle im Flugling ergibt eine brauchbare junge Königin und nach ca. 3 Wochen hat man ein neues Volk. Im Bereich der Demeterbienenhaltungist etwas anders vorzugehen. Die Vorgangsweise ist fast gleich, nur, der neue Brutraum wird neben der eingehängten Brutwabe mit Schwarmzelle links und rechts mit Vorbaustreifen-Rähmchen ausgestattet. 14 7
Ein Flugling ein Zwischenableger 15 Bei einem Zwischenablegerwird ähnlich vorgegangen. Statt der Wabe mit der Schwarmzelle wird nur eine Wabe mit offener Brut in den Ableger gegeben. Am zehnten Tag nach der Erstellung wird alles wieder rückvereinigt, die Nachschaffungszellen im Zwischenableger müssen ausgebrochen werden. Würde man den Zwischenableger stehen lassen, schlüpft eine Nachschaffungskönigin. Das ist nicht zu empfehlen. Eine Königin aus einer Schwarmzelle ist weitaus wertvoller, da sie keine Notkönigin ist. Für einen Zwischenableger kann der Honigraum verwendet werden. Als Abflugmöglichkeit für die Flugbienen genügt ein (dichter) Zwischenboden mit Flugloch. 16 8
Schwarmzellen vor und nach der Fluglingserstellung So sehen die Weiselzellen nach ca. einer Woche aus 17 Bei der Rücksetzung eines Zwischenablegers bleibt das starke Volk erhalten. Eine Waldtracht kann hier optimal genutzt werden. 18 9
Fallweise können diese Maßnahmen bei Dadant-und Halbzargenbetriebsweise etwas kompliziert sein. Hier sind Überlegungen anzustellen. Bei Bienenhäusern ist es günstig die Vorderwand in der Saison zu entfernen. Eine Kippkontrolle ist sonst auch nicht möglich. Ein Zwischenableger vor dem Zurücksetzen 19 Grundsätzlich ist anzumerken, dass das Schwärmenlassen ein wesentlicher Teil der naturnahen Bienenhaltung ist. Bienenhalter, die ihren Bienenbestand mit Naturschwärmen aufrechterhalten, sind mit ihrer Betriebsweise besonders der Natur nahe. Die Bienengesundheit steht dabei auch im Vordergrund. Es handelt sich dabei meistens um kleine Hausbienenstände. Ist eine wirtschaftliche Ausrichtung der wesentliche Teil der Bienenhaltung, muss die Schwärmerei der Bienen in gewissen Grenzen gehalten werden. Trotzdem ist der Abgang eines Schwarmes im Frühjahr bei den Bienenvölkern immer ein besonderes Schauspiel und sollte fallweise zugelassen werden. 20 10
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht noch mehr Lebensbedürfnisse der Honigbienen unterdrücken. In diesem Sinne ist auch wie bei anderer Tierhaltung vom Tierwohl zu sprechen. Wenn wir die Königin sperren, womöglich in eine Wabentasche, dadurch auch den gesundheitlich wichtigen Massenwechsel des Bienenvolkes einschränken und die Bienen rundherum (außerhalb der Tasche) die Zellen zur Eilage vorbereiten, muss uns klar sein, dass diese und ähnliche Maßnahmen den Bienen nicht gut tun. 21 Fällt ein Schwarm was ist zu tun? Das Schöpfen eines Bienenschwarmes kann leicht oder auch umständlich sein. Keinesfalls sollte eine Unfallgefahr beim Abnehmen des Schwarmes eingegangen werden. Nach Möglichkeit den Bienenschwarm mit Fangsack oder großem Eimer in die Beute (ohne Mittelwände) verbringen, diese am Schwarmplatz mit offenem Flugloch stehen lassen und spät am Abend oder nächstem Morgen an den Aufstellplatz bringen. Am nächsten Tag die Beute einmal fest niederstellen (die Schwarmtraube auf den Boden stoßen), Mittelwände schnell einhängen, zusammenrücken, Beute schließen, fertig. Werden die Mittelwände gleich beim Einschlagen gegeben, kann es passieren, dass der Schwarm wieder auszieht (er muss die Traube bilden können). Das 3tage Einsperren ist bei einem Naturschwarm ein Unfug. 22 11
13.02.2016 Lustige Schwärme Hier kann mit einer offenen Brutwabe nachgeholfen werden. 23 Hier kann nachgeholfen werden Bei hoch hängenden Schwärme kommt der Schwarmfangsack und eine ausziehbare Alustange zum Einsatz IM Hans Rindberger, 4893 Zell am Moos, 24 12
13.02.2016 So geht es ganz leicht! 25 Der Verlauf eines Schwarmaktes 26 13
13.02.2016 Der Schwarm ist eingefangen 27 28 Wenn ein Bienenschwarm entkommt, wird er der Natur zurückgegeben. Die Bedenken, hier entstehen Infektionsherde, sind meistens übertrieben. Über jedes wild lebende Bienenvolk sollten wir erfreut sein. 14
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Ich wünsche Ihnen alles Gute! 15