Thema: HERR über Leiden Text: Johannes 5,1 Datum: 24. Januar 2013 Prediger: Samuel Zaugg

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Transkript:

Liebe Gemeinde 1 Danach war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. 2 Es ist aber in Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Betesda genannt wird, der fünf Säulenhallen hat. 3 In diesen lag eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Dürrer. 4 5Es war aber ein Mensch dort, der achtunddreissig Jahre mit seiner Krankheit behaftet war. 6 Als Jesus diesen daliegen sah und wusste, dass es schon lange Zeit so mit ihm steht, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? 1. Den Notleidenden sehen und ihm nahesein Stell dir einen warmen Samstag im Nahen Osten Ende Mai vor. Jesus kommt aus Galiläa wo er predigte und einen Menschen heilte. Er geht südwärts Richtung Jerusalem. In Jerusalem will er am jüdischen Fest teilnehmen. Genauer gesagt, muss er am jüdischen Fest teilnehmen. An den drei hohen jüdischen Festen (Passa, Pfingsten, Laubhüttenfest) mussten die Männer im Umkreis von Jerusalem teilnehmen. Wahrscheinlich handelt es sich hier um das Pfingstfest. Auf dem Weg zum Tempel in Jerusalem geht Jesus beim Schaftor am Teich Bethesda (=Haus der Barmherzigkeit) vorbei. Dort befinden sich 5 Säulenhallen. Nebenbei erwähnt: Erst 1856 entdeckte man den Schafteich mit exakt 5 Säulenhallen. Das zeigt mir, dass das Wort Gottes genau ist und wir ihm vertrauen dürfen. Jesus sieht in diesen Hallen viele Kranke, Blinde, Lahme, Verkrüppelte. Jesus lässt sich auf dem Weg zu seinem Ziel, der Festteilnahme ablenken. Er will nicht rücksichtslos und stur dieses Ziel erreichen. Auch diese Teilnahmepflicht für jüdische Männer beeindruckt ihn nicht so stark, dass er die Scheuklappen unten hält und die Not eines einzelnen Menschen nicht sähe. Nicht wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, wo fromme Männer den Ausgeraubten und Verletzten zwar sahen, aber ohne zu helfen vorüber gingen. Während andere, die sagten sie seien Messias, starke, schlagkräftige Truppen um sich scharten, um gegen die Besatzung Roms zu kämpfen, sucht Jesus die Kranken, die Schwachen, die Sünder, die Frauen, die Kleinen. Er sieht sich als Arzt und sagt, die Kranken bräuchten einen Arzt, nicht die Gesunden. Gott möge auch uns die Weisheit geben, wann stur auf ein bestimmtes Ziel zu laufen und wann in einer bestimmten Situation von einer Linie abzuweichen und spontan etwas anderes tun. Programme und Ziele sind im Beruf, in der Gemeinde und auch im Privatleben gut. Möge der HERR uns die Kraft auf diese Ziele hin geben. Möge er uns aber auch den Blick schenken, für den am Wegrand Liegenden, und dann ein offenes Ohr, ein ermutigendes Wort, ein Glas Wasser, eine Umarmung. Bei uns liegen meist nicht körperlich behinderte am Wegrand. Wir haben ja auch ein gutes Sozialsystem. Aber Menschen mit irgend einem Leiden gibt es trotzdem viele. Eine Not erkennen wir vielleicht durch eine SMS, einen Facebookkommentar, einen Telefonanruf. Oder es fällt uns auf, dass wir von jemandem schon lange nichts mehr gehört haben oder dass sie sich anders als sonst verhält. In solchen Situationen könnte es angesagt sein, uns für einen Moment vom Ziel, vom Terminkalender 1

abbringen zu lassen. Dafür braucht es die Grundsatzentscheidung: Das will ich zulassen. Es braucht aber auch ein freies Zeitfenster. Wenn du schon mit 120% unterwegs bist, mag zwar der Wille zur spontanen Hilfe da sein, aber die Zeit fehlt oder du lädst dir zu viel auf. Unter den vielen Leidenden sieht Jesus einen einzelnen Menschen. Seinen Namen kennen wir nicht einmal. So wie Jesus in der grossen Volksmenge den kleinen Zachäus und seine Nöte sieht, so sieht er hier diesen einen Menschen. Wahrscheinlich sieht er mehr als das körperliche Leiden und die momentane Situation. Johannes berichtet uns, dieser Mensch sei bereits 38 Jahre lang gelähmt. Dieser Mensch dort ist nicht nur gelähmt, sondern er ist total einsam. Es wird uns später berichtet, dass sich von Zeit zu Zeit das Wasser dieses Teichs bewegt. Wer als Erster in den Teich kommt, der wird von seinem Leiden geheilt. Die Chancen, als erster in den Teich zu springen sind für einen Lahmen sehr gering eine ungerechte Welt. Wenn ihn jemand im Wundermoment ganz schnell zum heilenden Wasser tragen würde, dann hätte er eine Chance. Aber eine solche Person hat er nicht, nicht in einem Wundermoment und auch sonst nie. Er hat keinen wirklichen Freund. Im Haus der Barmherzigkeit Bedhesta gibt es unter den kranken Menschen wenig Barmherzigkeit, sondern viel Ichsucht. Niemand hat diesen schon so lange Gelähmten zuerst in den Teich steigen lassen. Jesus macht sich denen zum Freund, die keinen Freund haben. Er hilft denen, denen kein Mensch hilft. Bei Gott ist Bedestha - Barmherzigkeit. Vielleicht hast du nicht die Gabe der Krankenheilung. Du kannst der Person, deren Not du beobachtet hast, vielleicht nicht helfen. Aber mit deinem Nahesein, einer Karte und einigen mutmachenden Worten, aber auch mit deinen Gebeten, kannst du viel für diese Person tun. In einem vom Egoismus geprägten Umfeld kannst du den Unterschied machen. Das Liebesgebot Jesu ausleben ist die beste Werbung für die Bibel und für den Glauben an Jesus. Hes 34,16 Ich suche die verloren gegangenen Schafe und bringe alle zurück, die sich von der Herde entfernt haben. Wenn sich eines der Tiere ein Bein bricht, will ich es verbinden, und die Kranken pflege ich gesund. Die fetten und starken Tiere aber lasse ich nicht aus dem Auge! Denn ich bin ein Hirte, der gut und gerecht mit den Schafen umgeht. 2. Helfen, dass geistliche Heilung stattfinden kann In diesem Vers sehen wir, dass es Gott nicht nur um das äusserliche, körperliche Ergehen geht. Er sucht die Menschen, die sich von ihm entfernt haben oder gar noch nie nahe bei IHM gewesen sind. Jesus will dem einzelnen Menschen die Schuld vergeben. Die körperliche Heilung wirkte nur zeitlich begrenzt. Alle von Jesus geheilten Menschen starben später dann doch. Dem gegenüber ist die geistliche Heilung weitaus wichtiger. Vergebung der Schuld ermöglicht Gemeinschaft mit dem 2

dreieinigen Gott. Diese Gemeinschaft ist jetzt schon möglich und dürfen wir in der Ewigkeit in einer noch ganz anderen Dimension geniessen. Zu diesem Phänomen des bewegten Wassers: Manche gehen davon aus, dass ein Engel Gottes dieses Wasser bewegte und schliesslich den ersten, der mit diesem Wasser in Berührung kommt geheilt wird. Andere schreiben die einzelnen Heilungen der Naturkraft des Wassers zu. Wieder andere, die vielleicht gar nicht an die heilende Kraft des Wassers glauben erklären sich das Phänomen das aufwallenden Wassers ganz nüchtern. Sie führen es darauf zurück, dass die Kanalisation neues frisches Wasser hineinströmen liess. Andere sehen in der Heilung durch das aufwallende Wasser purer Aberglaube. Schon damals war Aberglaube auf der ganzen Welt weit verbreitet. Jeder Baum, jeder Fluss, jede Anhöhe jeder Teich hatte seinen besonderen Geist. Ausserdem waren die Menschen von der Heiligkeit des Wassers überzeugt. Die Menschen, die in Jerusalem darauf warteten, dass die Oberfläche des Teiches sich bewege, waren Kinder ihrer Zeit, die glaubten, was ihre Zeitgenossen auch glaubten. Interessanterweise erbauten die Römer nach der Zerstörung von Jerusalem an gleicher Stelle ein Asklepios-Heiligtum. (Gott der Aerzte und der Medizin) Gut möglich, dass unser seit 38 Jahren Gelähmter bisher am falschen Ort Hilfe gesucht hat. Vielleicht alleine in der Natur, vielleicht tief im Aberglauben. Auch im Moment, als Jesus ihn fragt, ob er gesund werden will, verhält er sich falsch. Er hat klare Vorstellungen, wie das gehen sollte (jemand trägt ihn an heilende Wasser). Eine Heilung auf eine andere Art kann er sich nicht vorstellen. Auch wir sollten unsere engen Vorstellungen, wie Jesus eingreifen sollte ablegen. ER ist grösser und hat noch ganz andere Möglichkeiten. Jesus rügt diesen Kranken nicht wegen Aberglauben oder mangelndem Glauben an Gott. Er wirft ihm auch nicht vor, was er falsch gemacht habe, dass er nie als erster im Wasser war. Und schon gar nicht führt er die Krankheit oder die ausbleibende Heilung auf Sünde des Menschen zurück. Er fragt ganz einfach: Willst du gesund werden? Später dann (Vers 14) spricht Jesus auch von der Sünde. Sünde ist die Schuld, die dieser Mensch durch Fehlverhalten Gott und Menschen gegenüber auf sich geladen hat. Die körperliche Heilung soll zeigen, dass Jesus göttliche Kraft hat und somit als Gott auch Sünden vergeben kann. Jes 53,6 Wir alle irrten umher wie Schafe, die sich verlaufen haben: jeder ging seinen eigenen Weg. Der Herr aber lud alle unsere Schuld auf ihn. Ich finde es äusserst wichtig, dass auch wir bei unseren Mitmenschen beide Nöte sehen, die körperlichen-irdischen aber auch die geistlichen. Was nützt es einem Menschen, wenn wir ihm nur im Hier und Jetzt helfen? Dann erfährt er nicht, dass Jesus für seine Schuld stellvertretend am Kreuz bezahlt hat. Er kommt Gott nicht näher und wird auch die Ewigkeit fern von Gott verbringen. Umgekehrt fehlt etwas ganz wichtiges, wenn wir Menschen nur von Jesu stellvertretendem Zahlen der Schuld erzählen. Die Liebe Jesu, die für das Erlösungswerk erforderlich war, soll durch uns zu unseren Menschen durchleuchten. 3

Diese Liebe will unseren Mitmenschen auch in ihrem irdischen Problemen helfend zur Seite stehen. Vielleicht hören wir auch von Arbeitskollegen oder von Nachbarn, mit welchen zweifelhaften Methoden sie sich Heilung oder Linderung versprechen. Wir wollen nicht besserwisserisch sagen, was sie falsch gemacht haben. Wir wollen ihnen nicht lieblos ihre zweifelhaften Hilfsmittel aus der Hand reissen. Und schon gar nicht wollen wir Krankheit von Menschen auf Sünde oder mangelnden Glauben zurückführen wie dies leider mancherorts immer wieder gemacht wird. Wir wollen an ihren Leiden echt Anteil nehmen. Wo und wie wir können, wollen wir helfen. Dann dürfen wir ihnen die Liebe Jesu zeigen, der die wahre Lebensstütze ist. Was muss in unserer Begebenheit der Gelähmte tun? Jesus fragte ihn: Willst du geheilt werden? Er muss wollen. Erst der Gehorsam gegenüber diesem Befehl vollendet die Heilung. Es braucht auch die menschliche Anstrengung. Wäre der Mensch mit ungläubigem Herzen am Boden liegengeblieben, hätte er nicht gemerkt, dass Jesus ihn geheilt hat. Es könnte sein, dass er so weiterleben will. Es gibt auch heute Menschen mit Schwächen oder Gebundenheiten, die weiter darin leben wollen. Wenn du zufrieden bist, so zu bleiben, wie du bist, dann kann es für dich keine Wandlung geben. Jesus wartet auf mein Ja, dass er mich anrühren, heilen, erretten darf. Als Jesus den Willen des Kranken spürt, sagt er zu ihm Steh auf, nimm dein Bett auf und geh umher! Jesus braucht nicht das bewegte Wasser. Er ist nicht der Träger, die Hilfsperson, sondern der Heiler selbst. Jesus ist der Herr über Leiden. Steh auf wieder ein Befehl von Jesus. Jesus befiehlt eine Unmöglichkeit. Es ist ein Affront, einem Gelähmten zu befehlen, aufzustehen. Das erinnert uns an die Predigt vor 14 Tagen, wo Jesus den Wellen befiehlt, still zu sein. Menschlich gesehen ist es eine Unmöglichkeit, einer Naturgewalt etwas zu befehlen. Für Jesus aber nicht. Er ist HERR über die Natur und Leiden. 9 Und sofort wurde der Mensch gesund. Hier heilt Jesus und zwar vollständig. Johannes will uns ermutigen, auch heute mit der Wundermacht Jesu zu rechnen. Jesus heilt hier einen Kranken. Jesus hat sogar Tote zum Leben auferweckt. Jesus Christus ist der HERR lautet das Bekenntnis, welches wir dieses Jahr in verschiedenen Fassetten betrachten. Jesus ist der Herr über die Krankheit lautete für heute im Jahresprogramm der Hilfstitel. Da drängt sich in vielen bestimmt die Frage auf: Weshalb heilt er mich oder eine mir nahestehende Person nicht? Weshalb werden Menschen, vielleicht sogar gläubige Menschen bis zum Lebensende in ihrer Not, egal wie sie heisst, nicht geholfen? Ist Jesus heute nicht mehr Herr über mein Leiden? Vor unserem Predigttext steht, dass er in Galiläa einen Menschen geheilt habe. In unserem Predigttext steht, dass eine Menge Kranker am Teich waren. Und wir lesen nur von dieser einen Heilung hier. Anderenorts lesen wir davon, dass Jesus alle heilte. Schon während Jesus auf der Erde wandelte, gab es Phasen, wo mehr oder weniger geheilt wurden. Heute und in unserer Kultur erleben wir eher wenig Heilung. Im Jakobusbrief werden wir aufgefordert, bei Krankheit die Aeltesten zu rufen und 4

über sich beten zu lassen. Dann steht Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünde begangen hat, so wird ihm vergeben werden. Es steht also nicht, dass der Kranke in jedem Fall geheilt wird. Es steht, dass ihm geholfen wird. Das kann sofort oder später Heilung bedeuten, es kann Linderung bedeuten, es kann auch bedeuten, dass Gott der Person Kraft gibt, das Leiden zu tragen. Sünde wird ihm vergeben werden Auch hier scheint Vergebung der Schuld und damit das ewige Leben mehr zu gewichten. Weshalb Heilung bei anderen und bei mir nicht? Ich verstehe, dass eine solche Frage bei manchen zur Anfechtung wird. Mein Versuch darauf zu antworten: Wir sehen nur die Vergangenheit und die Gegenwart. Der allwissende Gott hat auch die Zukunft im Auge. Auch wenn wir im Moment Dinge nicht verstehen können, so will ich doch glauben, dass er keine Fehler macht und alles zum Besten dienen wird. Ich sage das mit einem inneren Zittern: Das Ertragen einer Not mit der Hilfe von Gott kann unter Umständen das grössere Zeugnis für die Existenz von Jesus sein, als die Heilung durch ein Wunder Gottes. Ich erinnere mich an eines unserer Gemeindeglieder, das auf dem Sterbebett sagte, wenn Jesus heilt, dann ist es so (1 Daumen hoch). Und wenn ich zu IHM gehen darf, dann ist es so (2 Daumen hoch) Ganz im Tiefsten werden wir Menschen von anderen Menschen nicht verstanden. Gott unser Schöpfer versteht uns und ist uns in Leiden nahe. Das haben auch in unserer Gemeinde schon viele erlebt und bezeugt. Heute ist nicht ein warmer Pfingsttag. Wir liegen auch nicht an einem Teich. Aber Jesus ist unterwegs. Er sieht, kennt und liebt dich. Er steht über jedem Leiden. Das heisst, er ist viel mächtiger. Ich wünsche dir, dass du Hilfe annehmen und erleben darfst, wie er sie dir geben möchte. Amen Vertiefungsfragen für die Kleingruppen: 1. Auf ein klares Ziel zugehen contra sich situativ unplanmässig etwas anderem zuwenden : Kann ich das? Wann macht das Sinn? Wo sind die Grenzen? 2. Wo liegen meine Begabungen, einer notleidenden Person zu helfen? 3. Prakti 4. sche irdische Hilfe kombiniert mit geistlicher Hilfe: Wie sieht das bei mir im Alltag aus? 5. Gebetet, geglaubt und trotzdem nicht gesund geworden: Wie gehe ich damit um? Wie helfe ich anderen, damit umzugehen? 5