Bilder-Mediation über den Reinheimer Kruzifixus Pfr. H.G. Treblin 1. Bild Warme Farben. Braun, golden, Licht und Schattenspiel. Aber erkennen können wir nichts. Moderne Kunst, bei der man selbst zum Ziel kommen soll? Ein Bild sich machen. Nun gut: warme Farben, Erholung, Feierabend, Frieden. Das hätte ich gerne.
2. Bild Ja, braun. Die Farben lassen nach. Abend kommt. Erholung. Ausruhen.
3. Bild Mich beschleicht das Gefühl, hier könnte etwas nicht stimmen. Trügt meine Hoffnung auf Gemütlichkeit, Frieden, Wärme und Feierabend? Erholung. Ausruhen? Aber was ist es? Sehe ich da ein Kreuz. Es beunruhigt mich. Das Kreuz. Jesus am Kreuz?
4. Bild - Ja, es ist das Kreuz. Der Schattenwurf des Kreuzes und des Gekreuzigten. Unser Kreuz hier in der Dreifaltigkeitskirche. Da oben hängt es seit 1972. Seit der Renovierung damals. Schwebt unheimlich über dem Altar. Eine kühne Installation, die erwachsene und kindliche Besucher und Betrachter der Kirche in den Bann schlägt und zu der Frage führt: Warum hängt der da oben? Der Gekreuzigte fliegt, schwebt, ist enthoben der Erdenschwere. Ist doppelt aufgehängt. Unerreichbar für uns. Dominiert überdies den Raum, das Kirchenschiff, unseren Blick und unser Fragen.
Warum hängt der da oben? Ein Kind rief es einst in die feierliche Stille zu Beginn eines Festgottesdienstes. Ja, warum hängt der da oben? Warum Jesus ans Kreuz genagelt wurde, beantwortet das Schild über seinem Kopf: INRI steht da geschrieben: Jesus von Nazareth, König der Juden. Dies sollen die Römer über seinem Kopf geschrieben haben: er habe von sich behauptet, der König der Juden zu sein. Tatsächlich soll Pilatus ihn im peinlichen Verhör gefragt haben, ob er der König der Juden sei. Jesus habe darauf geantwortet: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Er wollte durchaus nicht in die Nachfolge der Könige und Kaiser treten, die ihre Herrschaft stets auf Macht und Gewalt errichtet hatten. Sein Reich war und ist das Reich Gottes, ein Reich nicht von dieser Welt, weil es anders ist. In Gottes Reich regieren Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, sogar noch lange vor Gerechtigkeit. Gottes Reich ist der Ort, wo der Glaube und die Hoffnung nicht durch Realpolitik zerrieben werden. Auf der anderen Seite auch da, wo Gottes Zusage, dass er sein Reich auf Erden errichten werde, nicht durch allzu großen und blinden menschlichen Eifer mit Gewalt herbei gezwungen werden soll. Er muss vielmehr geduldig und in kleinen Schritten erarbeitet und mit unendlicher Geduld und Demut erwartet und erbeten werden. Für solche Ideen hatten die Römer keinen Sinn. Wohl aber verstanden einige Menschen um Jesus damals und viele Menschen in seiner Nachfolge seither dieses Regierungsprogramm dieses Königs der Juden und nannten sich nach ihm "Christen". Sein "Regierungsprogramm" ist mit geduldigem Erleiden verbunden. Daher ist das Kreuz und noch sehr viel mehr die Auferstehung zum Symbol der Hoffnung und des Glaubens der Christen weltweit geworden sehr eindrucksvoll auch in unserer Kirche. Ein Holzkünstler aus dem Neckarraum hat die Holzfigur in der Dreifaltigkeitskirche im 17. Jahrhundert geschnitzt.
Bild 7 Drastisch hat er das Leiden dargestellt. Blut schießt aus der Seite. Blutig auch die Arme durch die Nagellöcher.
Bild 11 Auch zeitgenössische Maler zeigen die Peinigung am Kreuz. Und mit der Peinigung die äußere und die innere Wüste. Der Himmel verdunkelt sich, weil die Ethik sich verdunkelt: der gewaltsame Tod eines Unschuldigen und eines Gerechten lässt den Himmel Gottes nicht kalt und unberührt auch wenn er sich in sein Geschick fügt; auch wenn es dem Willen Gottes entspricht, lieber sich selbst zum Opfer hinzugeben als andere Unschuldige.
Bild 13 Das gebeugte Holz Jesu Tod am Kreuz hat immer wieder Künstler zum Nachdenken gebracht, Nachdenken über den unnötigen, gewaltsamen, ungerechten Tod von Menschen, Nachdenken über die unnötige, ungerechte und gewaltsame Tötung von Menschen. Sei es in Kriegen. Bei Verbrechen. In Rassenwahn, Religionswahn oder verblendet durch Nationalismus oder einfach nur Habgier und Hass. Es sind die Umwege der Menschheit, dass der da oben hängt. Die Verblendung der Herzen. Amen