Zwei Exkursionen während der Exkursionswoche im Juni 2011 Während der Exkursionswoche konnten etwa 55 Studenten an zwei Exkursionen teilnehmen, die von Herrn Viereck im Fach Geschichte angeboten wurden. 1. Der Tiefbunker in Feuerbach Eingang zum Tiefbunker (li) und Hochbunker am Pragsattel (re) Der Feuerbacher Tiefbunker gehört zu den wenigen Stuttgarter Schutzbauten, die heute noch besichtigt werden können. Er wurde ursprünglich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges gebaut und gehörte zu den großen Bunkern, die nach dem sog. Führersofortbefehl (10.10.1940) erbaut wurden. Er bot während der 53 Luftangriffe, die Stuttgart in den Jahren 1940-1945 galten, Schutz für etwa 2500 Personen. Der Eingang (oben links) befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Feuerbach. Der Tiefbunker gehört, ähnlich wie der Hochbunker auf der Kreuzung am Pragsattel (oben rechts), zu den reinen Bunkeranlagen. Daneben gibt es noch eine größere Anzahl von Mehrzweckanlagen, die in Friedenszeiten als Tiefgaragen (am Bahnhof), Tunnel (Heslacher Tunnel) oder S- und U-Bahnhaltestellen (Stadtmitte) genutzt werden. Nach dem Krieg wurden im Feuerbacher Bunker zunächst Flüchtlinge einquartiert. Der Wohnraum war derart knapp, dass jede Möglichkeit ergriffen wurde, Menschen unterzubringen. Der letzte Mieter verließ den Tiefbunker erst im Jahr 1961! (li) Bild aus den ersten Nachkriegstagen: Aufräumarbeiten in der Innenstadt. (re) Original Lok in der Ausstellung
Herr Bauer vom Schutzbauten e.v. führte durch den Bunker und die Technikausstellung Einige Schlafplätze im Bunker (li) und einige der Sitzplätze (re) In den 70er bis 90er Jahren wurde der Bunker zu einem Atombunker umgebaut und als solcher für etwa 1000 Personen eingerichtet. Von den Sitzgelegenheiten, bis zu den Sanitären Anlagen, den Betten und den einfachen Lebensmitteln wurde alles über Jahrzehnte so bereit gehalten, dass man es im Verteidigungsfall sofort hätte nutzen können. Zwar muss man heute feststellen, dass der Bunker, wie alle anderen seiner Art, für einen Atomkrieg gar nicht ausgerüstet war, aber das wurde der Bevölkerung damals nicht klar gemacht.
Bilder aus der Zeit, in der Flüchtlinge und Vertriebene im Bunker lebten: Bsp. eines Zimmers von Flüchtlingen (li) Familie, die im Bunker während der 50er Jahre hier lebte (re) 2. Die Gedenk- und Dokumentationsstätte im ehem. KZ Leonberg Die Exkursion nach Leonberg fand unter der Leitung von Herrn Dr. Eberhard Röhm statt. Die Studenten konnten an diesem Tag an einer Führung auf vier Ebenen teilnehmen: 1. Sachliche Informationen über das KZ, das Lager und die Arbeitsbedingungen im Engelbergtunnel 2. Empathie und Anteilnehme an den persönlichen Schicksalen der Häftlinge durch biografische Einblicke, Zitate und Fotografien der Betroffenen. 3. Reflexion zur Erinnerungskultur in Bezug auf das ehem. KZ. Leonberg 4. Reflexion über die methodischen und medialen Möglichkeiten einer solchen Führung für Schulklassen aus Haupt- und Realschulen. Herr Dr. Röhm führte die Studenten auf dem Weg der Erinnerung
Die Veranstaltung begann auf dem Leonberger Friedhof, wo 336 der ehemaligen Häftlinge, die ursprünglich in einem Massengrab auf dem Blosenberg verscharrt worden waren, 1953 beerdigt wurden und mit einem Gedenkstein geehrt werden. Die Gruppe wurde dann auf den Weg der Erinnerung geleitet, der vom ehem. KZ Lager über die Blosenbergkirche zum KZ-Zwangsarbeiter-Tunnel führt. An mehreren Stationen gab es die Möglichkeit Informationen und Zitate zu hören und durch biografische Skizzen Näheres über das Leben einzelner Häftlinge zu erfahren. Die erhaltene Tunnelröhre des Autobahntunnels in dem die Dokumentationsstätte eingerichtet wurde. Auch das Lagerleben mit seinen Menschen verachtenden Bedingungen wurde ausführlich vorgestellt. Der Weg führte die Studentengruppe schließlich zum ehemaligen Engelbergtunnel, der den KZ Häftlingen im Jahr 1944/45 als Arbeitsstelle gedient hatte. Dort mussten im letzten Kriegsjahr 3000 Häftlinge jeweils in 12 Stundenschichten die Tragflächen des NS- Wunderflugzeugs Me 262 zusammennieten. Blick auf die KZ - Anlage: Die beiden Autobahnseiten, die jeweils in einer Tunnelröhre enden. (Modell) In der Dokumentationsstätte erhielten die Studenten eine Einführung in die Konzeption der Ausstellung. Danach beschäftigten sie sich mit Fragen und Aufgaben, wie sie auch mit Schulklassen bearbeitet werden können.
Die beiden Tunnelröhren, wie sie mit Zwischendecke 1944/45 als Rüstungsbetrieb genutzt wurden. Das Innere des ehemaligen Autobahntunnels, das 2005 zur Dokumentationsstätte umgestaltet wurde. Nach dem Mittagessen gab es, neben dem Austausch der Ergebnisse, auch eine angeregte Diskussion über die methodischen und didaktischen Möglichkeiten der Führung, der eingesetzten Medien und der Ausstellung in der Dokumentationsstelle. Die eiserne Gedenkwand, auf der zur Eröffnung der Dokumentationsstätte im Jahre 2005, alle damals bekannten 2892 Häftlingsnamen festgehalten wurden. (li) Ziel: Den Häftlingen, die während ihres Martyriums nur eine Nummer waren, ihren Namen und damit auch ihre Würde wieder zu geben!