Laudatio: 65. Geburtstag von Dr. H. Hellmut Koch, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer von Dr. med. Max Kaplan, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer München, 25. März 2009 Es gilt das gesprochene Wort.
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Bayerischen Landtags, Präsidenten und Vorstände, meine sehr verehrten Damen und Herren, lieber Präsident Koch, lieber Helmut, liebe Familie Koch! Ich begrüße Sie im Namen der Bayerischen Landesärztekammer, aber auch persönlich zu unserer heutigen Festveranstaltung und freue mich sehr, über Ihr Kommen, welches heute ja nur einen Grund hat: der Geburtstag unseres Präsidenten. Wie von Kollegen Klaus Ottmann bereits erwähnt, haben wir uns für den heutigen Abend die Aufgaben geteilt: Klaus Ottmann führt Sie weiterhin, quasi in der Rolle des Conferenciers, durch den Abend. Nachdem er bereits zum 60. von Präsident Koch die Laudatio hielt, war es für mich selbstverständlich, heute diese Aufgabe zu übernehmen. Seite 2 von 14
Es ist mir eine Freude und zugleich Ehre, heute einer der prägenden Persönlichkeiten der ärztlichen Selbstverwaltung Bayerns zum 65. zu gratulieren. Ihn innerhalb unserer Berufspolitik richtig einzuordnen ist jedoch nicht ganz einfach. Hierzu fallen mir zwei Zitate eines anderen berühmten Helmuts zu unserem Hellmut ein. Eines davon hat er selbst einmal am Bayerischen Ärztetag 2007 in Straubing gebracht: Keine Begeisterung sollte größer sein als die Leidenschaft zur praktischen Vernunft 1. Der zweite Ausspruch lautet: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen! 2. Sicherlich haben Sie es längst erraten oder schon gewusst: Die Zitate stammen vom Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Ich finde beide Aussprüche charakterisieren unseren Hellmut in gewisser Weise auch. Sie fragen warum? Nun: 1 Abschiedsrede im Bundestag am 10. September 1986 2 Über Willy Brandts Visionen im Bundestagswahlkampf 1980, zitiert in: Der Spiegel 44/2002, Hamburg. Seite 3 von 14
Für die einen ist er der unbeirrbare Standespolitiker mit einer Philosophie der Vernunft, der Verantwortung, der Balance, des Augenmaßes und der Nicht-Verführbarkeit durch Missionarisches aller Art. Für die anderen ist Helmut Koch auch der Vermittler, der seit inzwischen 25 Jahren das ärztliche öffentliche Leben mit Zwischenrufen mitgestaltet als Autor, Herausgeber, Interviewpartner siehe Bayerisches Ärzteblatt. Die einen loben seinen nüchternen Pragmatismus und sein wertegebundenes Engagement. Für wiederum andere ist und bleibt er ein Rätsel der Sphinx. Dann ist da noch die Rede vom Koch, vom 100- Prozentigen, vom Detailfanatiker, vom Technikfreak. Ich nenne hier nur die Ausstattung seines Segelboots am Chiemsee und seine Passion zur (Modell-)Eisenbahn wofür ich ja auch ein Faible habe. Seite 4 von 14
Von allem wird etwas richtig sein, aber im Grunde handelt es sich um Schubladen und Etikettierungen, die mal mehr und mal weniger zutreffen. Für mich steht fest: Hellmut Koch ist ein erfahrener Berufspolitiker und hat die ärztliche Standespolitik Bayerns aber auch der Bundesrepublik Deutschland gewisser Maßen relativ geräuschlos geprägt. (Alternative: Die berufliche Vita konnten wir heute bereits erfahren, daher darf ich diesen Teil meiner Laudatio weglassen.) Kurz zur beruflichen Vita: Hellmut Koch wurde am 9. März 1944 in Erlangen geboren, studierte Medizin in Erlangen und Wien, durchlief seine Weiterbildung zum Internisten in Nürnberg, sowie für den Schwerpunkt Endokrinologie in München, wurde 1975 Internist und 1979 Endokrinologe. 1975 wurde er Leitender Oberarzt der Medizinischen Aufnahme am Klinikum Nürnberg, 1986 folgte die Ernennung zum Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 (Aufnahme, Inten- Seite 5 von 14
siv, Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetes) am Klinikum Nürnberg und seit vergangenem Jahr genießt er seine Altersteilzeit und jetzt erhalten seine bereits erwähnten Hobbies ihren entsprechenden Stellenwert ohne seine Kammer zu vergessen. Uns beide verbindet nicht nur die Verantwortung, als Präsident und Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer, in unserem Engagement für unsere Mitglieder und für die Patientinnen und Patienten, sondern auch die gegenseitige Wertschätzung und Sympathie. Jeder von uns stellt sich seinen Herausforderungen an seinem Platz; doch schätzen wir- ich glaube immer mehr, und hier kann ich Klaus Ottmann mit einbeziehen- das Handeln im Team. Kurzum - Wir wurden ein Team. Sehr geehrte Damen und Herren, gestatten Sie einen kurzen historischen Rückblick: Seite 6 von 14
Im März 2006 haben wir den 50. Jahrestag der Römischen Verträge (1956) 3 gefeiert. Wir haben diesen Geburtstag in der Gewissheit gefeiert, dass wir Europäer nach Jahrhunderten schlimmster Feindschaften zu unserem Glück in Frieden und Freiheit vereint sind. 2008 feierten wir den 60. Geburtstag der Sozialen Marktwirtschaft 4, den 60. Geburtstag unseres Landes und den 20. Jahrestag des Mauerfalls. Und wenn wir all diese Jubiläen feiern, dann können wir auch die Wiedererrichtung der Ärztlichen Standesvertretung in Bayern nennen (1946) 5. Sie ist und bleibt ein Garant für eine gute Patientenversorgung, für Gute Medizin in Bayern! Feiern können wir auch die Menschen, die einen entscheidenden Anteil an ihrem Geschick hatten von Dr. Alfred Kallenberger, Dr. Heinz Stein, Dr. Gustav Berthold, Dr. Karl Weiler, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Sewering und Dr. Hans Hege bis hin zu Dr. H. Hellmut Koch. 3 50 Jahre Römische Verträge. www.eu2007.de 4 Rede von Bundeskanzlerin Merkel auf der Festveranstaltung 60 Jahre Soziale Marktwirtschaft.www.bundesregierung.de 5 Die Wiedererrichtung der ärztlichen Standesvertretung in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg. Herausgeber und Verlag Bayerische Landesärztekammer, München, 1997 Seite 7 von 14
Heute feiern wir Hellmut Kochs 65. Geburtstag. Wir feiern einen Arzt und Berufspolitiker, der die innere Freiheitlichkeit der Bayerischen Landesärztekammer verteidigt, als sie andere (beispielsweise in der Politik) herausforderten. Er tat und tut dies unter Einsatz seines Amtes. Wir ehren einen Menschen, der daran mitgewirkt hat und mitwirkt, ärztliche Weiterbildung im Zeichen der Europäischen Union zu schaffen. Ein mutiger Schritt, seiner Zeit voraus. Wir feiern einen Menschen, der mit dieser Standfestigkeit dazu beigetragen hat, dass das freiwillige Fortbildungszertifikat bestens eingeführt wurde und wir damit der Politik aufzeigen konnten, dass eine per Gesetz verordnete Fortbildungspflicht uns Ärztinnen und Ärzten in unserer Fortbildung nur behindert. Ja es ist uns gelungen, den Fortbildungsnachweis nach 95 d und 137 zu einem Nebenprodukt um nicht zu sagen Abfallprodukt zu degradieren. Meine Damen und Herren, schon allein diese wenigen Wegmarken der Präsidentschaft Hellmut Kochs zeigen: Seite 8 von 14
Koch hat immer an die Kraft der Freiheit, der Eigenverantwortung, der Demokratie und des Fortschritts geglaubt. Koch ist standhaft geblieben selbst in Zeiten von Prüfungen. Und früher als andere hat er erkannt: Die Welt wird immer offener. Als Weltgemeinschaft stehen wir zunehmend vor den gleichen Herausforderungen. Wir fassen sie mit einem Stichwort zusammen: Globalisierung. Lieber Hellmut, aus unserer gemeinsamen Arbeit weiß ich, wie sehr Du Dich zum Beispiel mit dem ärztlichen Nachwuchsproblem beschäftigst, welche Gedanken Du Dir, fünf Jahre nach Verabschiedung der letzten Weiterbildungsordnung, über eine Novellierung machst und welche Sorgen um die bundeseinheitliche Umsetzung. Aus unseren persönlichen Begegnungen weiß ich aber auch, wie sehr Du Dir etwa auch den Kopf zerbrichst über die Herausforderungen des Islam und die Zukunft der islamischen Länder. Seite 9 von 14
Und das ist es, was wir an Dir so schätzen: Der Blick für das Ganze, das Globale ohne das Detail aus dem Auge zu verlieren. Aber auch immer auszuloten, welche Konsequenzen eine Entscheidung mit sich bringen kann kurz-, mitteloder langfristig. Diesen Blick für das Wesentliche zu haben das bedeutet heute, sich damit auseinanderzusetzen, wie die offenen Gesellschaften die Herausforderungen der globalen Zeit erkennen und dann bewältigen, die Chancen wie die Risiken. Mit genau dieser Herausforderung beschäftigt sich Hellmut Koch seit Jahrzehnten. Doch jetzt nochmals zurück zur Standespolitik, quasi vom Makrokosmos zum Mikrokosmos zum frühzeitigen Engagement in der ärztlichen Berufs- und Standespolitik. Seit 1984 ist H. Koch Mitglied des Vorstandes der BLÄK. In den 90er Jahren war er Vorsitzender des Ärztlichen Bezirksverbandes Mittelfranken und Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Nürnberg. Für eine Amtsperiode hatte Koch das Amt des ersten BLÄK-Vizepräsidenten inne. Seite 10 von 14
Seit 1999 ist er ihr Präsident nunmehr in der dritten Amtsperiode. (Von 1984 bis 1992 war er außerordentlicher Delegierter zur Vertreterversammlung der KVB). Ferner ist er Mitglied in zahlreichen medizinischwissenschaftlichen Vereinigungen, von denen ich nur exemplarisch aufzähle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) und des Berufsverbands Deutscher Endokrinologen (BDE). Ebenso ist Koch Mitglied des Marburger Bundes Bayern, in dem er über 20 Jahre lang Vorsitzender des Ausschusses Leitende Ärzte im Marburger Bund war. Seit 2002 ist er Vorsitzender des Landesausschusses der Bayerischen Ärzteversorgung. Seinem Wissen und Gespür für den ärztlichen Fortbildungsbedarf ist es zu verdanken, dass das Thema ärztliche Fort- und Weiterbildung in seiner Amtszeit immer eine besondere Bedeutung hatte und hat. Seite 11 von 14
Im Deutschen Senat für ärztliche Fortbildung gestaltet er als stellvertretender Vorsitzender die ärztliche Fortbildung auf Bundesebene mit. Hellmut Koch war von 1993 bis 2006 wissenschaftlicher Leiter des Nürnberger Fortbildungskongresses der BLÄK und seit 2007 ist er Mitglied des wissenschaftlichen Boards. Und ich hoffe und wünsche mir, dass ich bei einer Neu-Konzeptionierung des Kongresses mit seiner Unterstützung rechnen kann. Des Weiteren ist Kollege Koch auf Bundesebene Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer und Vorsitzender der Weiterbildungsgremien der Bundesärztekammer, wo er seit 1999 die ärztliche Weiterbildung für die Ärztinnen und Ärzte in der Bundesrepublik gestaltet, immer auch den Blick nach Europa gerichtet. Mit der ständigen Weiterentwicklung der ärztlichen Weiterbildung auch im Sinne einer Qualitätssicherung, der Evaluierung, engagiert er sich in besonderem Maße Für gute Medizin in Bayern und damit für eine optimale Patientenversorgung weit über Bayerns Grenzen hinaus. Seite 12 von 14
Lieber Hellmut, ich musste feststellen, dass ich in vielen dieser Gremien auch sitze. Schön ist es hier mit Dir zusammenarbeiten zu können. Vieles konnte ich von Dir lernen, aber auch Erfahrung sammeln auf dem manchmal sehr glatten politischen Parkett. Dafür danke ich Dir. Schließen möchte ich meine kleine Rede mit Ich bin Techniker und gewohnt die Dinge zu sehen, wie sie sind. Dieses Zitat des Schriftstellers Max Frisch 6 aus seinem Werk Homo Faber passt finde ich - auch ganz gut zu Dir. Lieber Hellmut, ich schließe meine Rede nicht mit leeren Händen, habe ich doch die schöne Aufgabe, Dir unser Präsent zu überreichen. Es handelt sich um die Neugierde gleich zu stillen um einen Einkaufsgutschein in Deinem Lieblingsladen: Gleis 11. Ganz klar, es handelt sich um ein Fachgeschäft für Modelleisenbahnen. Viel Spaß damit! Außerdem haben wir uns noch etwas Besonderes für Dich ausgedacht einen Dampflok-Führerschein, den Du in 6 Max Frisch: Homo Faber, Surhkamp Verlag, Frankfurt a. M., 1957, S. 2 Seite 13 von 14
den kommenden Wochen erwerben kannst. Allzeit gute Fahrt. Ihnen liebe Frau Koch darf ich einen Blumengruß überreichen mit einem herzlichen Dankeschön für alle Umstände und Entbehrungen, die die Kammer Ihnen immer wieder so auferlegt. Herr Präsident, ich gratuliere Ihnen zum 65. Geburtstag persönlich und auch im Namen der Bayerischen Landesärztekammer nachdrücklich und nachträglich! Seite 14 von 14