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Transkript:

Vielleicht möchten Sie gerne erfahren, was Homöopathie eigentlich ist. Im Folgenden möchten wir Ihnen dies unter Einbeziehung der historischen Entwicklung genauer erläutern, weil es sich dabei um ein grundlegend eigenständiges Konzept handelt: Die Homöopathie ist eine ganzheitliche Heilmethode, die von dem deutschen Arzt, Chemiker und Apotheker Dr. C. F. Samuel Hahnemann (1755-1843) vor über 200 Jahren entwickelt wurde und deren Grundprinzipien heute nach wie vor gültig sind. Hahnemann war vielseitig interessiert, beherrschte sechs Sprachen und übersetzte viele Fachbücher seiner Zeit. Als er 1790 im Alter von 35 Jahren das große englische Arzneiverzeichnis von Cullen ins Deutsche übertrug, stutzte er bei dem Eintrag zur Chinarinde, was ihn zu grundlegenden Erkenntnissen führen sollte. Die Chinarinde wurde seinerzeit mit Erfolg bei der Behandlung des Wechselfiebers (Malaria) benutzt. Cullen schrieb dies der magenstärkenden Wirkung der Chinarinde zu. Hahnemann, der die Malaria aus der Zeit seiner praktischen Ausbildung 1779 in Rumänien kannte, fand diese Erklärung nicht überzeugend. Für einen Selbstversuch nahm er selbst mehrmals eine geringe Menge Chinarinde ein. Zu seinem Erstaunen bekam er jedesmal Symptome, die ihn an eine Malaria- Erkrankung erinnerten. Dies führte ihn nach weiteren Versuchen auch mit anderen Substanzen zu der Erkenntnis: Wenn gesunde Menschen einen bestimmten Stoff in kleinen Dosen eine Zeitlang einnehmen, so erzeugt dies Symptome, die für diesen Stoff typisch sind. Man nennt dies die Arzneimittelprüfung am Gesunden, die zu einem entsprechenden Arzneimittelbild führt. Auch ist bekannt, dass viele Gifte unterschiedliche Vergiftungsbilder erzeugen. Dadurch ist oftmals bei einer Vergiftung ein Rückschluss auf das zugrunde liegende Gift möglich. Informationen zur Homöopathie 1/5 Thorsten Stegemann 9/2013

Da Hahnemann um die erfolgreiche Wirkung der Chinarinde bei Malaria wußte, kam er auf den Gedanken, dass dies deswegen der Fall sei, weil sie beim Gesunden malaria-ähnliche Symptome erzeugen kann. Um zu prüfen, ob das auch für andere Stoffe zutrifft, führte er weitere Versuche durch. Auch fand er seine Überlegungen durch vereinzelte Berichte früherer Ärzte bestätigt. Dies führte dann zur zweiten Erkenntnis: Stoffe, deren Einnahme bei Gesunden zu einer bestimmten Symptomatik führen, können ähnliche Symptome bei Erkrankten heilen. Hahnemann veröffentlichte diese Erkenntnisse erstmals 1796 im Hufeland Journal. Dies gilt als die Geburtsstunde der Homöopathie. Später formulierte er in der Einleitung seines Anleitungsbuches, dem "Organon* der Heilkunst": "Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden (Homoion pathos**) für sich erzeugen kann..." Verkürzt lautet der Grundsatz: "Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden" und auf Latein: * griechisch: Das Werkzeug ** daher das Wort Homöopathie Informationen zur Homöopathie 2/5 Thorsten Stegemann 9/2013

Es ist nun die Aufgabe des Therapeuten, die Symptome des Erkrankten genau zu erfassen und dadurch ein charakteristisches Krankheitsbild zu ermitteln. Dazu wird dann ein möglichst ähnliches Arzneimittelbild gesucht. Dabei führen deutliche, auffallende, ungewöhnliche und sich wiederholende Symptome zur Mittelwahl. Die Patienten können dies unterstützen, indem sie versuchen, sich möglichst genau zu beobachten und zu beschreiben. Manchmal sind es gerade die Dinge, die einem unwichtig oder gewöhnlich erscheinen, die zum passenden Mittel führen. Dieses genaue Wahrnehmen fällt den meisten zu Anfang nicht immer leicht - es übt sich aber mit der Zeit. Hahnemann machte zu Beginn seiner neuen Erkenntnisse die Erfahrung, dass die Behandlung allein nach dem Ähnlichkeitsprinzip zu starken Nebenwirkungen führt, da die eingenommenen Substanzen z.t. natürlich weiterhin giftig sind. So forschte er bis zum Ende seines Lebens daran, die Stoffe so aufzubereiten, dass sie verabreicht werden können, ohne Nebenwirkungen befürchten zu müssen. Dazu verdünnte er die Ausgangssubstanzen (Mineralien, Pflanzen, Tiere und auch Krankheitsprodukte) schrittweise, indem er sie zuerst in Milchzucker verrieb und dann in alkoholischen Lösungen weiter verschüttelte. Diesen Prozess nannte er Potenzierung, weil er mehr ist, als bloße Verdünnung. Dabei nahm die beobachtbare Heilwirkung erstaunlicherweise zu, je mehr er diesen Prozess fortführte. Und das auch bei Stoffen, die unpotenziert keine Heilwirkung zeigen - deswegen erfolgen seither die weiteren Arzneimittelprüfungen auch überwiegend mit potenzierten Substanzen. Bis heute ist dieses Phänomen nicht wirklich erklärbar und führt immer wieder zu Unverständnis und Spott, zumal seit längerem bekannt ist, dass ab einer bestimmten Potenzstufe rein rechnerisch kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr in der Lösung vorhanden ist. Informationen zur Homöopathie 3/5 Thorsten Stegemann 9/2013

Aber Hahnemann war eben auch ein großer Chemiker und wußte bereits um diesen Sachverhalt. So führte er im "Organon der Heilkunst" aus: "Diese im innern Wesen der Arzneien verborgene, geistartige Kraft, Menschenbefinden umzuändern und daher Krankheiten zu heilen, ist an sich auf keine Weise mit bloßer Verstandes- Anstrengung erkennbar; bloß durch ihre Aeußerungen beim Einwirken auf das Befinden der Menschen, läßt sie sich in der Erfahrung, und zwar deutlich wahrnehmen."* Hahnemann war sich also schon bewußt, dass sich die Wirkung potenzierter Arzneien nicht rein chemisch oder physikalisch begründen läßt, sondern eine, wie er es nannte, "geistartige" (nicht materielle) ist. Entsprechend gibt es nach Hahnemann eine "geistartige Lebenskraft", die uns belebt und die im "gesunden Zustande des Menschen waltet [...] und hält alle seine Theile in bewundernswürdig harmonischem Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser inwohnende, vernünftige Geist sich dieses lebendigen, gesunden Werkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unsers Daseins bedienen kann."** Krankheit bedeutet demnach immer auch eine "Verstimmung" dieser Lebenskraft. Mit einer nach dem Ähnlichkeitsprinzip gewählten potenzierten Arznei bekommt die verstimmte Lebenskraft Impulse, um die entsprechenden Selbstheilungskräfte des Organismus zu aktivieren. Dies gilt für körperliche wie für psychische Erkrankungen - unabhängig von deren Schweregrad! Selbst in Fällen, in denen die Selbstheilungskräfte nicht mehr voll wirken können, weil z.b. durch eine Operation Organe entfernt wurden, ist meist noch eine Linderung möglich. * Organon, 6. Auflage, Paragraph 20 ** Organon, 6. Auflage, Paragraph 9 Informationen zur Homöopathie 4/5 Thorsten Stegemann 9/2013

In seinen letzten Jahren widmete sich Hahnemann der Erforschung der chronischen Krankheiten - Erkrankungen, die der Körper nicht mehr aus eigener Kraft überwinden kann. Gerade in der heutigen Zeit, in der die akuten Erkrankungen ihren Schrecken weitestgehend verloren haben, bietet Hohnemanns Konzept zur Behandlung der chronischen Krankheiten eine tiefgreifende Hilfestellung, um Leidenden eine "schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit, [...] in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, zuverlässigsten, unnachtheiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen"* zu ermöglichen. Dazu kann es erforderlich sein, dass mehrere Mittel nacheinander, aber weiterhin entsprechend der Ähnlichkeit zur Symptomatik, angewendet werden und frühere Erkrankungen kurzzeitig wieder auftreten. Begleitend hierzu ist auch eine Lebensweise wünschenswert und z.t. erforderlich, die diese Regulierung möglich macht. Die Hahnemannische Homöopathie ist eine Einzelmitteltherapie nach dem Simile-Prinzip mit (überwiegend) potenzierten Arzneien bei gesunder Lebensführung. Sie bietet eine sanfte und doch sehr wirksame Methode, die Entwicklung eines Menschen in jedem Lebensalter günstig zu beeinflussen, um den Anforderungen der Umwelt besser gewachsen zu sein. www.praxis-stegemann.de * Organon, 6. Auflage, Paragraph 2 Informationen zur Homöopathie 5/5 Thorsten Stegemann 9/2013