Der erste. adlig freie Hof. in Brinkum

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Transkript:

Der erste adlig freie Hof in Brinkum Besitzerfolge und Geschichte -1-

Besitzerfolge und Geschichte des ersten adlig freien Hofes in Brinkum 1620 erlangte Christoph Katten, ehemaliger Zöllner in Brinkum, von seinem Fürsten und Herren Philip Sigismund für seine sowohl bei Hofe als auch auf dem Lande geleisteten treuen Dienste Freiheitsbegnadigung für seine Wohnstätte (Bremer Straße heute Hildebrand?). Dazu das Recht, weitere benachbarte Grundstücke käuflich zu erwerben. Seine Tochter Hedewig heiratete den ehemaligen Kammerdiener und damaligen Verwalter des Klosters Heiligenrode Stats Müller. Nach dem Tode seines Schwiegervaters übernahm er dessen Stellung als Zollverwalter und kam durch seine Heirat auch in den Besitz des Freihofes. Nach seinem Tode erbte sein Sohn Philipp Friedrich Müller den Hof und danach dessen Sohn Johann Philipp Müller, welcher 1732 starb. Nach dem Tode seines Sohnes Capitain Statius Müller starb die Familie in Brinkum aus. Der adlich freie Hof kam jetzt an die Familie des Majors Walter. Ob geerbt oder gekauft ist unbekannt. Ein Obrist Walter soll (lt. Gade) den Hof Detlev Rechtern geschenkt haben. Damit ist die Verbindung zu der Karte von 1773 hergestellt, worauf der adlige Hof v. Rechtern eingezeichnet ist. -2-

-3-

Die Tochter des Freisassen Johann Detlev Rechtern heiratete 1785 den PensionsHauptmann Johann Siegfried von Schulzen. Dieser verkaufte 1795 das Wirts- und Brauhaus nebst Pferdestall und Scheune an den Gastwirt Christoph Georg Schlichting, welcher seit 24 Jahren Pächter dieses Besitzes war. Etwa zur gleichen Zeit verkaufte v. Schulzen den nördlichen benachbarten Teil des adligen Hofes an den Bremer Notar v. Einem. Dieser verkaufte ihn weiter an den Vollmeier Casten Buschmann von der gegenüberliegenden Straßenseite, welcher beabsichtigte, dort ebenfalls eine Krugwirtschaft einzurichten. Damit, vielleicht verärgert, verkauft Schlichting 1796 seinen nur kurze Zeit gehaltenen Besitz an den Brinksitzer Heinrich Schweers aus Brinkum. Heinrich Schweers war als Frachtfahrer unterwegs, während sein Vater die KleinBrinksitzerstelle auf dem Röwekamp bewirtschaftete. Er hatte in Krooge-Ehrendorf im Münsterland Elisabeth Wassenberg kennengelernt, deren Vater dort eine Ausspann-Gastwirtschaft betrieb. Die Heirat mit Elisabeth brachte ihm nicht nur das Vermögen, einen Teil des Freisassenhofes zu kaufen, sondern auch eine tüchtige Wirtsfrau, die mit dem Betrieb einer Ausspann-Gastwirtschaft bestens vertraut war. Der Zeitpunkt für den Einstig in die Gastronomie war gut gewählt. Die Lage Brinkums an zwei wichtigen Fernstraßen vor den Toren Bremens brachte nicht nur ein volles Gasthaus, sondern auch reichlich Fahrten für den weiterhin im Fuhrgeschäft tätigen Heinrich Schweers. Bei einer Zählung im Jahr 1803 wurde nur ein Pferd im Stall angetroffen. Sechzehn Pferde waren mit Fracht unterwegs. Schweers hatte den größten Bestand an Pferden im Kirchspiel Leeste und Brinkum. Durch seinen geschäftlichen Erfolg und mit Hilfe seines Schwiegervaters kaufte er die restlichen Grundstücke des Freisassenhofes, sodass der alte Umfang desselben in seiner Hand war. Der Umfang seiner adligen Güter im Jahre 1829: 1. Das Krughaus, von Schweers 1821 erbaut. 2. Häuslerhaus südlich des Krughauses. -4-

3. Der adlige Hof, ein Wohnhaus (jetzt Hildebrand). 4. Brauhaus, westlich des Krughauses, von Schweers erbaut. 5. Ein Nebengebäude nordwestlich des Hofes (3). 6. Stall vor dem adligen Hofe. 7. Scheune daselbst. -5-

8. Wohnhaus daselbst an der Straße nordöstlich des Hofes (Apotheke seit 1846). 9. Wohnhaus daselbst (Schankwirtschaft und Bäckerei Feuß, danach Schaumlöffel). 10. Wohnhaus daselbst (Schwarz- und Schönfärber Ocker seit 1838). -6-

11. Wohnhaus südlich vom Krughaus (seit 1850 Mosessohn später Brinkmeier, jetzt Riggers). 12. Asensche Brinksitzerstelle Bassumer Straße 10 (später Reipschläger). 13. Wohnhaus daselbst (Feldstraße 4?, Harmsen, später Mugge). Dazu die Brinksitzerstelle am Röwekamp, das Gut Wolfskuhle an der Kattenturmer Heerstraße, Acker- und Marschland. Als mit dem Aufkommen der Eisenbahn der Frachtverkehr zum Erliegen kam, verkauften Schweers Erben ein Grundstück nach dem anderen (s. oben). Nach dem Tode des Freisassen Heinrich Schweers erbt sein Sohn gleichen Vornamens den Besitz. Vielleicht durch die getätigten Verkäufe veranlasst, lässt sich Heinrich Schweers 1854 vom Amte in Syke bestätigen, dass er noch alleiniger Besitzer des Landtags und Stimmfähigen Hofes zu Brinkum ist. Wahrscheinlich musste er auf die Freiheiten bald darauf verzichten, denn der Besitzer der zweiten Freisassen-Köthnerstelle, Diedrich Buschmann, VorsteherKirchhoff Straße 3, gab seinen Freibrief im Jahre 1856 an die Gemeinde zurück. 1874 kaufte der damalige Pächter Joh. Cord Lindhorst die Gastwirtschaft, um sie dann abzureissen und einen Hotelbau dort zu errichten. -7-

Der südliche Flügel wurde an die Post verpachtet. 1908 kaufte Arend Förster das Anwesen. Sein Sohn Fritz erbte es 1930. 1945 wurde es bei den Kämpfen um Brinkum völlig zerstört. Die Gastwirtschaft wurde von Fritz Förster, später von seiner Witwe Lucie, in der Kegelbahn im Garten weitergeführt. Der nördliche Teil der Ruine, dort wo der sogenannte Juliusturm stand und diemälzerei war, wurde 1946 neu errrichtet und bis 1956 von der Post gepachtet. Danach vom Drogisten Fritz Walde übernommen, der auch das restliche Grundstück dazu kaufte und in dem jetzigen Umfang ausbaute. -8-

In den Räumen der Post (Juliusturm) befindet sich jetzt eine Eisdiele. In Brinkum gab es im 19. Jahrhundert auch eine Reeperbahn (Seilerbahn). In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts machte sich der Seilergeselle Joh. Heinrich Hildebrand in seinem Geburtsort Brinkum selbständig. Er hatte zuerst seine Seilerbahn auf dem Lindhorstschen Anwesen eingerichtet, bis er das benachbarte Grundstück mit dem Wohnhaus Bremer Straße 152 (jetzt Nr. 1) erwarb. Der einstöckige Fachwerkbau war das Wohnhaus des Freisassengutes gewesen. Dann diente es dem Postamt und der Linnenlege als Unterkunft, denn der damalige Postexpediteur war gleichzeitig auch Königlicher Leggemeister, der das Leinen prüfen, messen und abstempeln musste, bevor es verkauft werden konnte. Bald nach dem Krieg 1870/71 erreichte das Hildebrandsche Geschäft seine Blütezeit. Es wurden 16 bis 18 Gesellen beschäftigt; selbst die Kinder mussten helfen. Hinter dem Hause befand sich die Seilerbahn von 60 Meter Länge. Das Ende der Bahn, auf dem sich das Seilerrad mit den Spindeln befand, war überdacht. Harry Schröder April 2009-9-