Renoir
Seite 4: Pierre-Auguste Renoir, Photographie Autorin: Nathalia Brodskaïa Redaktion der deutschen Veröffentlichung: Klaus H. Carl Layout: Baseline Co Ltd 127-129A Nguyen Hue Fiditourist 3 rd Floor District 1, Ho Chi Minh-Stadt Vietnam Sirrocco, London, UK Confidential Concepts, Worldwide, USA Weltweit alle Rechte vorbehalten. Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung. ISBN: 978-1-78042-161-2 2
Der Schmerz vergeht, die Schönheit bleibt. Pierre-Auguste Renoir 3
Biographie 1841: Geboren am 25. Februar in der Familie des Schneiders Léonard Renoir in Limoges. 1844: Die Familie Renoir zieht nach Paris. 1848 bis 1854: Besucht die Schule und singt im Chor der Kirche Saint-Eustache, der von Charles Gounod geleitet wird. 1854: Nimmt seine Arbeit in der Werkstatt für Porzellanmalerei der Brüder Lévy auf. 1858 bis 1860: Fertigt im Louvre Kopien der Werke Watteaus, Fragonards und anderer alter Meister an. 1862: Tritt in die Ecole des Beaux-Arts ein. Studiert im Atelier von Charles Gleyre. Lernt Claude Monet, Alfred Sisley und Frédéric Bazille kennen. 1863: Verlässt Gleyres Atelier. 1864: Im Salon wird sein Bild Esmeralda ausgestellt. 1866: Malt sein erstes großes Gemälde Das Gasthaus von Mutter Anthony in Marlotte. 1870 bis 1871: Dient im Deutsch-Französischen Krieg als einfacher Soldat im 10. Infanterie-Regiment. 1872: Lernt Paul Durand-Ruel kennen. Sein Bild Pariserinnen, als algerische Frauen verkleidet, wird vom Salon zurückgewiesen. 1873: Stellt das Gemälde Reiter im Bois de Boulogne im Salon des Refusés aus. 5
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1874: Zeigt ein Pastell und sechs Ölbilder auf der Ersten Impressionisten- Ausstellung. 1876: Stellt 15 Werke auf der Zweiten Impressionisten-Ausstellung aus. Malt Garten in der Rue Cortot, Weiblicher Akt und Ball im Moulin de la Galette. 1877: Schickt 21 Werke, darunter das Porträt Jeanne Samary, auf die Dritte Impressionisten-Ausstellung. 1879: Stellt im Salon das Porträt Madame Charpentier mit ihren Kindern und Porträt Jeanne Samary aus. Erste Einzelausstellung in der Galerie der Zeitschrift La Vie moderne. 1880: Lernt Aline Charigot kennen. 1881: Reise nach Algerien und Italien. Malt das Bild Das Frühstück der Bootsfahrer. 1883: Retrospektive mit 70 Werken auf dem Boulevard de la Madeleine. 1885: Geburt des Sohnes Pierre. Porträtiert die Kinder des Senators Goudon. 1886: Durand-Ruel organisiert eine Ausstellung von 39 Ölbildern und Pastellen Renoirs in New York. 1887: Schafft das Bild Die Großen Badenden. 1892: Retrospektive mit 110 Werken in der Galerie Durand-Ruel. 1894: Geburt des Sohnes Jean. 1901: Geburt des Sohnes Claude. 1915: Aline Renoir stirbt in Nizza. 1919: Renoir stirbt am 3. Dezember in Cagnes-sur-Mer. 7
Pierre-Auguste Renoir Pierre-Auguste Renoir wurde am 25. Februar 1841 in Limoges als sechstes Kind des Schneidermeisters Léonard Renoir und seiner Frau Marguerite Merlet geboren. Drei Jahre später siedelte die Familie nach Paris über. Ab 1848 besuchte Renoir eine religiöse Schule, die von der Bruderschaft christlicher Schulen geleitet wurde. Porträt der Mutter des Künstlers 1860 Öl auf Leinwand, 45 x 38 cm Privatsammlung 8
Der Komponist Charles Gounod (1818 bis 1893) nahm den Jungen in den Chor der Kirche Saint- Eustache auf. Abends unterrichtete er besonders begabte Schüler, zu denen auch Renoir gehörte, in Sologesang und Tonsatzregeln. Der Junge hatte eine gute Stimme, und Gounod prophezeite ihm Erfolg in der Musik. Doch ihm war ein anderes Los beschieden. Die Eltern nahmen ihn 1854 von der Schule und schickten ihn in die Werkstatt der Brüder Lévy, wo er die Porzellanmalerei erlernen sollte. Sein jüngerer Bruder Edmond erzählte: Jules le Cœur bei einem Spaziergang mit seinen Hunden im Wald von Fontainebleau 1866 Öl auf Leinwand, 106 x 80 cm Museu de Arte de São Paulo, São Paulo 10
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Seine Kohlezeichnungen an den Mauern brachten die Eltern auf den Gedanken, dass er ein malerisches Talent besitze, und sie schickten ihn in die Lehre zu einem Porzellanmaler. Er hat also Glück gehabt, was gar nicht so oft vorkommt. Der junge Gehilfe ging ernsthaft an das Erlernen dieses Handwerks: Abends nach der Arbeit begab er sich, mit einem ihn an Größe weit überragenden Karton versehen, Das Gasthaus von Mutter Anthony in Marlotte 1866 Öl auf Leinwand, 195 x 130 cm Nationalmuseum, Stockholm 12
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zu den kostenlosen Zeichenkursen. So ging es zwei oder drei Jahre lang. Er machte große Fortschritte: Bereits nach einigen Monaten seiner Lehrzeit wurde er mit der Bemalung von Gegenständen beauftragt, die sonst nur erfahrenen Arbeitern anvertraut wurden, was ihn zu einem Objekt des Spottes machte - er wurde Monsieur Rubens genannt, und er weinte, weil man sich über ihn lustig machte. Blumen in einer Vase 1866 Öl auf Leinwand, 81,3 x 65,1 cm Musée de l Orangerie, Paris 14
Einer der Arbeiter, Emile Laporte, beschäftigte sich in seiner Freizeit mit Ölmalerei. Er bot Renoir an, seine Leinwände und Farben zu benutzen. Bald darauf entstand das erste Bild des künftigen Impressionisten. Es wurde im Haus der Renoirs in feierlicher Atmosphäre Laporte vorgeführt. Porträt Frédéric Bazille 1867 Öl auf Leinwand, 106 x 74 cm Musée d Orsay, Paris 16
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Es ist mir, als wäre es erst gestern geschehen, erinnerte sich Edmond Renoir. Ich war noch ein Junge, verstand aber ganz gut, dass sich da etwas Wichtiges ereignete. Die Staffelei mit dem berühmten Bild stand direkt in der Mitte des größten Zimmers unserer bescheidenen Wohnung in der Rue d Argenteuil; Schneelandschaft 1868 Öl auf Leinwand, 51 x 66 cm Musée de l Orangerie, Paris 18
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alle waren nervös und brannten vor Ungeduld; ich wurde schön angezogen und sollte mich gut benehmen. Es war alles sehr feierlich. Der Maître kam Auf ein Zeichen hin rückte ich seinen Stuhl näher zur Staffelei, er setzte sich und betrachtete das Werk. Baden in der Seine (La Grenouillère) 1868 Öl auf Leinwand, 59 x 80 cm Puschkin-Museum, Moskau 20
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Das war - ich sehe es noch ganz deutlich - die Eva, hinter ihr wand sich eine Schlange um die Zweige einer Eiche, sie näherte der Eva ihren Kopf mit dem geöffneten Mund, als wolle sie sie hypnotisieren. Diese Prüfung dauerte mindestens eine Viertelstunde; dann trat der arme Alte ohne jeglichen Kommentar zu unseren Eltern und sagte: Léonard Renoir, Vater des Künstlers 1869 Öl auf Leinwand, 61 x 46 cm Saint-Louis Art Museum, Saint Louis (Missouri) 22
Sie müssen es Ihrem Sohn erlauben, sich mit der Malerei zu beschäftigen. In unserem Handwerk bringt er es höchstens dazu, zwölf bis fünfzehn Francs pro Tag zu verdienen. Ich aber sage ihm eine große Zukunft als Künstler voraus. Tun Sie alles für ihn, was Sie nur können. Der Froschteich (La Grenouillère) 1869 Öl auf Leinwand, 66 x 80 cm Nationalmuseum, Stockholm 24
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Soweit die Familienlegende über die Geburt des Künstlers Renoir. Renoir verstand sehr gut, welche Rolle die Familie in seinem Leben gespielt hat. Von den Eltern erhielt er die Achtung vor dem Handwerk, die er sein ganzes Leben lang beibehielt. Es gefiel ihm, dass seine Eltern einfache Menschen waren: Blumen in einer Vase um 1869 Öl auf Leinwand, 64,9 x 54,2 cm Museum of Fine Arts, Boston (Massachusetts) 26