zu V Arbeitsmarkt zu 1. Arbeitsmarktausgleich Der Arbeitsmarkt Westmittelfranken wird durch eine Reihe von Arbeitsplatzzentren sowie durch außerordentlich starke Auspendlerströme vor allem in den großen Verdichtungsraum Nürnberg/Fürth/Erlangen geprägt. Die hohen Auspendlerzahlen deuten auf entsprechende Arbeitsplatzdefizite in der Region hin. Bedingt durch die gute Ausstattung mit weiterführenden Schulen steht der hohen Zahl an Abgängern ein relativ niedriges Angebot an Arbeitsplätzen für diese Nachfragegruppe zur Verfügung. Nachdem sich ein allgemeiner Rückgang der Erwerbstätigen ohne Ausbildung abzeichnet, wäre in der Region insbesondere die Erhöhung der Zahl höherqualifizierter Arbeitsplätze anzustreben (vgl. A II 2.2). Eine der Folgen wäre dann ein höheres durchschnittliches Niveau der Lohn- und Gehaltssumme und eine Erhöhung des Bruttoinlandsproduktes (vgl. Begründung zu A I 1). Ebenso mangelt es an Arbeitsplätzen für Ungelernte; z.b. waren 1984 rund 60 % der Arbeitslosen ungelernt. Mit einer Bevölkerungsabnahme zwischen der Volkszählung 1950 und dem Jahr 1984 (31.12.1984) von fast 14 % (= 57 779) liegt die Region Westmittelfranken innerhalb der 18 bayerischen Regionen an der Spitze. Die Arbeitslosenquote, die sich tendenziell unter dem Landesdurchschnitt hält, muss im Zusammenhang mit der jahrzehntelangen starken Abwanderung und der davon ausgehenden Entlastung des Arbeitsmarktes gesehen werden. Gerade auch der beweglichste und am besten ausgebildete Bevölkerungsanteil verlässt die Region. Neben einer zahlenmäßigen Absicherung und Weiterentwicklung ist die qualitative Verbesserung des Arbeitsmarktes besonders vordringlich (vgl. B IV 1.2). zu 1.1 Regionale Arbeitsmärkte Grundsätzlich gilt es, einen Arbeitsmarktausgleich innerhalb der regionalen Arbeitsmärkte zu erzielen, deren Abgrenzung mit den Mittelbereichen identisch ist (vgl. LEP B VI 2.1). Auf diese Weise kann auch erreicht werden, dass die Pendelentfernungen nicht zu groß werden. In der gewerblich stark mittelständisch geprägten Region gilt es, den Anforderungen des Mittelstandes (vgl. B IV 1.3.3) besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Am 30.06.1984 wurden in der Region 103 424 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gezählt, davon 18 042 in der Stadt Ansbach, 39 333 im Landkreis Ansbach, 21 111 im Landkreis Neustadt a.d.aisch-bad Windsheim und 24 938 im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Im Mittelbereich Ansbach hat sich in verschiedenen Teilarbeitsmärkten eine beachtliche gewerbliche Entwicklung vollzogen (z.b. Bechhofen, Dietenhofen, Herrieden, Leutershausen). Dennoch bedarf es des weiteren Ausbaus, um die vorhandenen gewerblichen Strukturen zu ergänzen und um die Teilarbeitsmärkte zu stabilisieren. Insbesondere ist ein erhöhtes Angebot an qualifizierten Arbeitsplätzen erforderlich.
Das mögliche Oberzentrum Ansbach soll die Oberzentren der benachbarten Regionen bei der nachhaltigen Verbesserung der Versorgung des ländlichen Raumes und bei der Bereitstellung hochqualifizierter Arbeitsplätze ergänzen (LEP A IV 1.8). Diese Anforderungen erfüllt das mögliche Oberzentrum Ansbach nur zum Teil. Insbesondere fehlen weitere qualifizierte Arbeitsplätze und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten im privaten Dienstleistungsbereich und im Produzierenden Gewerbe (vgl. A V 2.1). Der öffentliche Dienstleistungsbereich besitzt dagegen eine traditionell starke Stellung. Die angestrebte Schaffung weiterer Arbeitsplätze, insbesondere mit qualitativ höheren Anforderungen, gilt es, mit geeigneten Maßnahmen der Arbeitsverwaltung zu begleiten. In den Mittelbereichen Dinkelsbühl und Rothenburg o.d.tauber bemüht man sich besonders vordringlich um die weiterhin erforderliche allgemeine Verbreiterung und Verbesserung des Berufsspektrums. Die Bemühungen liegen in den Städten Dinkelsbühl und Rothenburg o.d.tauber, bedingt durch den Fremdenverkehr, schwerpunktmäßig im Bereich des Dienstleistungssektors. Erfolge, auch in den Teilarbeitsmärkten (z.b. Feuchtwangen, Schopfloch, Schnelldorf), sind zum Teil bereits auf die beiden Autobahnen Nürnberg - Heilbronn und Würzburg Ulm (Fertigstellung Dezember 1987) zurückzuführen. Im Teilarbeitsmarkt Uffenheim ist noch nicht der Verlust einer namhaften Zahl an Arbeitsplätzen im gewerblichen Bereich überwunden (vgl. Begründung zu B IV 2.3.2 und zu A V 2.4.2). Es kommt deshalb darauf an, insbesondere durch den Ausbau des gewerblichen Bereichs den Teilarbeitsmarkt Uffenheim zu stabilisieren. Neben einer Stabilisierung des regionalen Arbeitsmarktes Neustadt a.d.aisch kommt es darauf an, hier auch eine qualitative Verbesserung anzustreben. Im stark handwerklich geprägten Mittelzentrum Neustadt a.d.aisch bemüht man sich intensiv, die Vielfalt des Arbeitsmarktes zu erhöhen. Im Teilarbeitsmarkt Scheinfeld stehen die Bemühungen zur Verbreiterung und Verbesserung des Berufsspektrums auch im Zusammenhang mit dem stark land- und forstwirtschaftlich geprägten Umland. Der aufwärtsstrebende Erholungs- und Fremdenverkehr im hier befindlichen Teil des geplanten Naturparks Steigerwald bietet bei weiterem Ausbau und bei Maßnahmen der Saisonverlängerung zusätzliche Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor zur notwendigen Ergänzung des Produzierenden Gewerbes. Hierdurch und durch den sich entwickelnden Erholungsverkehr im geplanten Naturpark Frankenhöhe kann gerade der land- und forstwirtschaftlich geprägte Raum im Mittelbereich Neustadt a.d.aisch profitieren. Der Verlust einer größeren Anzahl von gewerblichen Arbeitsplätzen konnte durch Betriebsneugründungen und erweiterungen im Teilarbeitsmarkt Bad Windsheim noch nicht vollständig ausgeglichen werden. Ein Indikator hierfür ist die noch hohe Arbeitslosigkeit von 9,3 % (August 1985, Vorjahr: 10,8 %; Arbeitsamtsbezirk Ansbach insgesamt 6,7 %, Vorjahr: 6,9 %). Als Besonderheit kann angesehen werden, dass bei der Arbeitsamtsdienststelle Bad Windsheim der Anteil der arbeitslosen Frauen, die nur eine Teilzeitarbeit suchen, im August 1985 mit 39 % bei weitem den Durchschnitt des Arbeitsamtsbezirks Ansbach (16 %) übertraf. Neben der Konsolidierung des Teilarbeitsmarktes Bad Windsheim im Bereich der gewerblichen Wirtschaft wird deshalb dem Ausbau des Dienstleistungsbereichs besonderes Gewicht zukommen (vgl. B IV 2.1.1 und Begründung zu 2.3.2). Als Sonderentwicklung kann im Teilarbeitsmarkt Bad Windsheim der Kurbetrieb angesehen werden. Die hiervon ausgehenden nachhaltigen Auswirkungen auf die Arbeitsmarktstruktur des möglichen Mittelzentrums Bad Windsheim werden auch durch den Bau des Fränkischen Freilandmuseums gefördert.
In den regionalen Arbeitsmärkten Gunzenhausen und Weißenburg i.bay. richten sich auf dem gewerblichen Sektor die Bemühungen vor allem auf eine Stabilisierung und kontinuierliche Weiterentwicklung. Die Stabilisierung ist vor allem in den Mittelzentren Gunzenhausen und Weißenburg i.bay. erforderlich (vgl. B IV 2.3.3). Im Unterzentrum Treuchtlingen sind die Probleme der Umstrukturierung nach Abzug wichtiger Einrichtungen der Deutschen Bundesbahn immer noch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Hier und insbesondere im Bereich Solnhofen/Langenaltheim ist der Arbeitsmarkt stark durch die Steinindustrie geprägt. Es kommt darauf an, die arbeitsmarktpolitischen Bemühungen auf dauerhafte und möglichst von konjunkturellen und saisonalen Schwankungen unabhängige Arbeitsplätze zu richten (vgl. Begründung zu A V 2.4). Die weitere Entwicklung der regionalen Arbeitsmärkte Gunzenhausen und Weißenburg i.bay. wird auch vom aufstrebenden Erholungs- und Fremdenverkehr im Bereich des Neuen Fränkischen Seenlandes und im geplanten Naturpark Altmühltal beeinflusst werden (vgl. hierzu Entwicklungsgutachten und Marketingkonzept 'Neues Fränkisches Seenland' des BStMWV). Hierdurch werden nicht unerhebliche Auswirkungen auf das Verhältnis Produzierendes Gewerbe zu Dienstleistungsbereich zu erwarten sein. Die Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt im Oberen Altmühltal mit Hahnenkamm sowie insbesondere im Bereich des Neuen Fränkischen Seenlandes können durch Maßnahmen der Berufsberatung, Ausbildung und Umschulung unterstützt werden.
zu 1.2 Verbesserung der wechselseitigen Beziehungen zu 1.2.1 Der angestrebte Ausgleich von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt kann nicht allein nur kleinräumlich erzielt werden. Es ist erforderlich, dass sich der Ausgleich innerhalb größerer Raumeinheiten, hier der regionalen Arbeitsmärkte Ansbach, Dinkelsbühl, Gunzenhausen, Neustadt a.d.aisch, Rothenburg o.d.tauber und Weißenburg i.bay., vollzieht. Im Hinblick auf die Verflechtung der Arbeitsmärkte muss der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur besonders erwähnt werden. In der Region Westmittelfranken steht bei der starken flächenmäßigen Ausdehnung der Landkreise und der relativ geringen Bevölkerungsdichte der Individualverkehr zwangsläufig im Vordergrund. Deshalb ist vor allem der Ausbau des vorhandenen Staatsstraßennetzes, z.b. im Landkreis Neustadt a.d.aisch-bad Windsheim, auch im Interesse des Arbeitsmarktes erforderlich. Die Forderung nach Verbesserung der Verkehrsverhältnisse bezieht sich nicht ausschließlich auf eine zusätzliche Bereitstellung von Verkehrsmitteln. Häufig liegt das Problem lediglich in der fehlenden Abstimmung der Fahrpläne mit den Arbeitszeiten (vgl. B IX 1.2). Schwerpunkte der erforderlichen Verbesserungen der Verkehrsverhältnisse liegen im - regionalen Arbeitsmarkt Ansbach in den Nahbereichen Bechhofen Dietenhofen Heilsbronn Neuendettelsau Windsbach - regionalen Arbeitsmarkt Neustadt a.d.aisch in den Nahbereichen Bad Windsheim Burghaslach Emskirchen Markt Erlbach Scheinfeld - regionalen Arbeitsmarkt Weißenburg i.bay. in den Nahbereichen Pappenheim Nennslingen Verbesserungen der Verkehrsverhältnisse sind darüber hinaus in den Nahbereichen Schillingsfürst und Wassertrüdingen sowie zwischen den Zentren der regionalen Arbeitsmärkte, hier insbesondere dem möglichen Oberzentrum Ansbach und dem Mittelzentrum Neustadt a.d.aisch, erforderlich.
zu 2. Struktur der regionalen Arbeitsmärkte zu 2.1 Branchen, Personen- und Berufsgruppen zu 2.1.1 Es erscheint wichtig, dass eine gewisse Auflockerung der Branchen im Raum Bechhofen (Pinselherstellung) und im Süden des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen (steinverarbeitende Industrie) im Zeitablauf in behutsamer Weise erfolgt (vgl. B IV 2.1.4 und Begründung hierzu). In der Pinselherstellung sind vor allem Frauenarbeitsplätze, in der steinverarbeitenden Industrie vor allem Männerarbeitsplätze anzutreffen. Die Bemühungen der Arbeitsverwaltung sind bei der steinverarbeitenden Industrie auch darauf gerichtet, die Nachwuchsprobleme der Branche zu mildern. Die Branchenauflockerung kann sich grundsätzlich auch auf Orte beziehen, in denen bestimmte Branchen stärker vorherrschen, z.b. Scheinfeld, Rothenburg o.d.tauber, Wassertrüdingen. Die Bemühungen zur Auflockerung der Branchenstruktur bedürfen einer Unterstützung durch Maßnahmen der Berufsberatung, Ausbildung, Fortbildung und Umschulung. Dadurch wird erreicht, dass sich längerfristig das Berufsspektrum allmählich verbreitert und verbessert. zu 2.1.2 Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt für Jugendliche, vor allem ohne Berufsabschluss, für Arbeitnehmer mit weniger qualifiziertem Ausbildungsstand in gewerblichen Berufen, ältere Arbeitnehmer und Leistungsgeminderte treten in der Region vor allem in den Arbeitsplatzzentren auf. Dennoch sind Freisetzungsprobleme bei einer gesunden mittelständischen Struktur der Betriebe in der Regel weniger gravierend als in benachbarten großen Wirtschaftszentren. Die Probleme der Frauenarbeitslosigkeit treten vor allem in den Arbeitsplatzzentren, z.b. Ansbach, Bad Windsheim, Weißenburg i.bay., in den Vordergrund, machen sich aber auch im Hahnenkammgebiet bemerkbar. Bemerkenswert ist, dass z.b. im Arbeitsamtsbezirk Ansbach im August 1985 knapp 50 % der Arbeitslosen Frauen waren. Nachdem von Frauen relativ viel Teilzeitbeschäftigung nachgesucht wird, gilt es, diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit bei der Lösung arbeitsmarktpolitischer Probleme zu widmen. Bei den noch aus der Landwirtschaft Freiwerdenden wird es sich im wesentlichen um bisherige Zuerwerbs- und Nebenerwerbslandwirte handeln. Besonders betroffen sind Teilräume mit überwiegend günstigen bis durchschnittlichen oder überwiegend ungünstigen Erzeugungsbedingungen (s. B III 2.1 und 2.2), wie z.b. im Nahbereich Dinkelsbühl und im Nahbereich Heidenheim. Erforderlich wären hier i.d.r. Arbeitsplätze im gewerblichen Bereich.
zu 2.2 Verbesserung der Bildungsvoraussetzungen In der Region Westmittelfranken ist ein qualifiziertes betriebliches und überbetriebliches Aus-, Fortbildungs- und Umschulungsangebot nur in Teilbereichen vorhanden. Qualifizierungsmöglichkeiten für Bauberufe ergeben sich vor allem durch das neue Ausbildungszentrum der Handwerkskammer in Ansbach für die Landkreise Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen. Hierdurch wurde einem sehr dringenden Bedarf abgeholfen. Qualifikationsmöglichkeiten für die Sozialberufe der Dorfhelferin, der Familienhelferin und des Betriebshelfers sind im beruflichen Zentrum an der Evang.-Luth. Volkshochschule Hesselberg gegeben. Ergänzend wären punktuell weitere Qualifizierungsmöglichkeiten wünschenswert, z.b. für die Bereiche Holz- und Elektroberufe im Arbeitsamtsbezirk Ansbach (Mittelbereich Ansbach einschließlich der im Landkreis Ansbach liegenden Gemeinden des Mittelbereiches Gunzenhausen, Mittelbereiche Dinkelsbühl, Neustadt a.d.aisch, Rothenburg o.d.tauber), für die Metallverarbeitung (z.b. Dreher, Schweißer) vor allem im Arbeitsamtsbezirk Weißenburg i.bay. (Mittelbereich Gunzenhausen mit Ausnahme der im Landkreis Ansbach liegenden Gemeinden, Mittelbereich Weißenburg i.bay.). Bei Umschulungsmaßnahmen im Rahmen von Freisetzungen aus dem Bereich der Land- und Forstwirtschaft gilt es, die Belange der mittelständischen Wirtschaft zu berücksichtigen.