Der Boden - Reich an Organismen

Ähnliche Dokumente
Praxiskauz 2. Arbeitshilfen zur Umwelterziehung Schulbiologiezentrum des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Wir untersuchen den Lebensraum Boden

Was ist Kompost? Der Komposthaufen. kompostiert werden? Der Kompostplatz. Was kann. Um den Vorgang des E man den luftdurchlässiger

Die Arbeit des Regenwurms im Boden

Bio Versuche In der Natur - Biologisches Gleichgewicht. Versuche im geschützten Anbau Projekt Bauernparadeiser

Totholz und alte Bäume

Station 5: Die Mundwerkzeuge der Insekten

Einleitung. Blickpunkt Boden. Blickpunkt Boden

Große Museumsralley. Name: Hallo, auf den folgenden Seiten kannst du jetzt einmal richtig das Museum am Schölerberg erforschen! Viel Spaß dabei!!!

H. Huss, LFZ Raumberg-Gumpenstein

Biologie und Lebensweise von Nützlingen im Gemüsebau - Nützlinge erkennen und fördern

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Lernwerkstatt: Chemie um uns herum. Das komplette Material finden Sie hier:

INFORMATION zur VERORDNUNG BIOLOGISCHE ARBEITSSTOFFE (VbA) TEIL I Begriffsbestimmungen

Biologie in der Grundschule

Nährstoff-Bilanzen. Nährstoff-Bilanzen Der Schlüssel zum Erfolg im Schwimmteich

Zeitung. Michaela Sauthoff Kinder-W aldameisen- Waldameisenquiz

Ökologie der Lebensgemeinschaften

Apfelmehltau. Bearbeitet von: Wolfgang Essig

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Ameise, Marienkäfer und Regenwurm. Das komplette Material finden Sie hier:

NATURSCHUTZ. Nützlinge im Garten. Natur in Salzburgs Gärten

Kern- und Schulcurriculum für das Fach Biologie Klassenstufe 5/6

Unser Insektenhotel. Projekt der Klassen 5a und 6b (AK Jahre) des Förderzentrums zur Lernförderung Johann Heinrich Pestalozzi

Leben auf der Erde früher und heute

6-10 KONSUM BIOABFALL SACH INFORMATION TRENNUNG VERWERTUNG

Wer anderen eine Grube gräbt. Insektenfallen und ihre Verwendungszwecke

Sinn der Bepflanzung. In einem durchwurzelten Boden sind stets mehr Mikroorganismen

MEIN GROSSER BAUERNHOF BERUFSBILDUNG 22. Wiesenblumen DIE WIESE

Qualitätskompost aus Hofdüngern; Güllezusätze

Kompostierung. Pflicht und Kür im Biogemüse Anbau Ing. Robert Lhotka, Natur im Garten Tag des Bodens 05. Dezember 2014, Veitshöchheim

Vergleich transgene Pflanzen und traditionelle Züchtung

Flusskrebsforschung zur Wiederansiedlung in der Eifel

Sozialform/ Material Schüler-/ Lehrer-Aktivität Lernziele:

2. Besonderes im WPU Naturwissenschaften-Biologie/ Chemie. Erweiterung und Vertiefung naturwissenschaftlicher und anwendungsbezogener Fragestellungen,

GRUNDWISSEN BIOLOGIE DER 6. JAHRGANGSSTUFE

Biodiversität Posten 1, Erdgeschoss 3 Lehrerinformation

Natur & Technik 6. Sie verstehen wichtige Beziehungen zwischen Körperbau und Lebensweise bei Wirbeltieren.

Nützliche Insekten im Garten. Referentin: Dr. Sandra Lerche

Mist ist des Bauern List vom Nutzen der Aufbereitung

6-10 LEBENSRAUM NÜTZLINGE SACH INFORMATION

Hat der Regenwurm Augen? Sehen ohne Augen

Klein, fein und gemein Mikroben sind überall

Inhaltsverzeichnis. Zellen und Ökosysteme. M Arbeiten mit Basiskonzepten 8 M Aufgaben richtig verstehen 10

Arbeitsblatt 1.2. Rohstoffe als Energieträger Die Bilder zeigen bekannte und wichtige Rohstoffe. Klebe auf diesen Seiten die passenden Texte ein.

Biozide - Einsatzmöglichkeiten und Grenzen

Stromleitungen Steckdose Kraftwerken Klima gefährlich nicht Sonne Wasser Wind erneuerbaren Abgase

Alpines Pflanzenleben - Experimentierfeld der Natur

Krankheiten und Schädlinge

Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Zähne, bevor Ihnen die Zeit die Zähne nimmt!

Ecology meets application: biologische Regulation von Bodenschädlingen

- SCHÜLERQUIZ - Tierpark Wolgast

DEUTSCHE SPRACHPRÜFUNG FÜR DEN HOCHSCHULZUGANG (Prüfungsbeispiel DSH)

Waldinsekten als natürliche Gegenspieler

Stadt Luzern. öko-forum. Stichwort. Torf. öko-forum Bourbaki Panorama Luzern Löwenplatz Luzern.

Seite 30-31: Übersicht weiterer Themen und Projektvorschläge

Naturtage in der KiTa

Sind Faultiere wirklich faul?

Steckbrief Natur & Umwelt Der Frosch

Anlage 9: Waldquiz die Fragen. Wirbellose - Allgemein

Die Biogasanlage. GFS von Franziska Marx

Inhalt. 1. Kapitel: Körper und Sinne. 3. Kapitel: Wasser, Luft und Wetter. 2. Kapitel: Die Zeit

Selbstversorgung aus dem Garten

Rebschutz vor dem Austrieb

Thema: Kultur- und Lebensräume

Wasser und Abwasser. 1.Kapitel: Die Bedeutung des Wassers

Antibiotika (Einleitung) Penicillium Schimmelpilze

Der Boden Wie schonen Landwirte den Boden?

WasserKreuzworträtsel

Nützlinge im Garten. Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.v.

1. Mist aufbereiten eine Investition in die Bodenfruchtbarkeit

6-10 GESUNDHEIT ALLERGIEN SACH INFORMATION HAUSSTAUBMILBEN HAUSTIERE

Erdgas Die freundliche Energie. 03a / Erdgas

Die Graugans. Der Schmetterling

Brüderchen und Schwesterchen

solche Werkstoffe nicht mit Wachs, sondern verteilt die elektrische Ladung in der Oberfläche des verwendeten Kunststoffes so, dass sie Wasser

Ernährung bei Tieren

NATURKALK-Steinbruch

Grundkurs Biologie Abitur 2010 Sachgebiet: Ökologie und Nachhaltigkeit Aufgabe: See-Elefanten

Läuse-Alarm? Dafür gibt s doch ratiopharm.

Antimikrobielle Pulverbeschichtungen:.schützen vor Bakterien, Viren, Pilzen, Algen..wirken unterstützend, zur Förderung der Gesundheit.

Die roten Fäden durch die Biologie:

Das Problem mit dem Wasser ist ein Bodenproblem. Andrea Beste

Alles für Ihren gesunden Teich Teich-Apotheke

6.1. Welche Merkmale besitzen die fünf Wirbeltierklassen? 6.2. Wodurch sind alle Wirbeltiere gekennzeichnet? 6.3

H mm. H mm

Unterschied zwischen Reduzierter (Konservierender) Bodenbearbeitung und Minimalbodenbearbeitung (No-till)

3. Biologie der Grüngutverwertung Ratgeber Grüngutverwertung, Kompostforum Schweiz

Info: Blütenpflanzen. Narbe. Blütenkronblatt. Griffel. Staubblatt. Fruchtknoten. Kelchblatt

Kinder auf den Spuren des Klimawandels Energiesparen

Die Programme der WaldErlebnisScheune

HAMBURG HAMBURG E.V.

unsere Arbeitsweise Im kollektiv für mehr INDIvIDualItät unserer WeINe

Verfahren der Haltbarmachung. 03 / Wie Lebensmittel überleben

Fleischfressende Pflanzen

Millipedes Made Easy

Transkript:

Der Boden - Reich an Organismen Im Boden sind neben mineralischen Teilchen, Luft und Wasser auch organische Bestandteile vorhanden. Den Großteil davon machen tierische und pflanzliche Zersetzungsprodukte (Humus) aus, der Rest verteilt sich auf Pflanzenwurzeln, Bodentiere und Mikroorganismen. Die Gesamtheit dieses Bodenlebens wird Edaphon genannt. Der Boden ist so reich an Pflanzen und Tieren, dass in einer einzigen Handvoll Erde mehr Organismen leben als Menschen auf dem gesamten Erdball. In den obersten 15 cm Boden eines Hektars Buchenwald (Kuntze et al., 1983): Bakterien Pilze Regenwürmer Urtierchen Algen Fadenwürmer Tausendfüßler 10000 kg 10000 kg 4000 kg 380 kg 140 kg 50 kg 50k g Schnecken Insekten, Käfer, Spinnen Borstenwürmer Springschwänze Milben Diverses Gesamt 40 kg 17 kg 15 kg 1 kg 4 kg 1 kg 25 000 kg

Die im Boden lebenden Kleintiere sind an ihre Umgebung bestens angepasst. Sie scheuen Licht und Trockenheit und besitzen meist nur reduzierte Lichtsinnesorgane und auch keine besonderen Färbungen. Diejenigen Tiere, die auf der Streuschicht leben, sind hingegen oft lebhaft gefärbt. Je nach ihren Fortbewegungsmethoden unterscheidet man - sessil (festhaftend): pflanzliche Mikroben, einige Urtierchen, Rädertierchen - natant (im Bodenwasser schwimmend): Urtierchen, Fadenwürmer, Bärtierchen - serpent (in Hohlräumen kriechend): Ringelwürmer, Gliedertiere - fodent (wühlend): Wirbeltiere, Insekten, Ringelwürmer, Doppelfüßer Wie in jedem anderen Ökosystem sind auch im Boden die dazugehörenden Lebewesen voneinander abhängig. Pflanzen liefern die Energie in der Form von organischer Masse. Die Laubstreu dient zahlreichen tierischen und pflanzlichen Organismen als Nahrungsquelle, andere Arten haben sich auf noch verwertbare Ausscheidungsprodukte dieser Lebewesen oder Aas spezialisiert. Schließlich treten auch Räuber (z.b. Hundertfüßer, Milben, Spitzmäuse) auf, die auf andere Tiere Jagd machen. ALGEN leben nur in den obersten Bodenschichten, da sie vom Licht abhängig sind. Spezialisierte Arten können auch Luftstickstoff fixieren und so dem Boden zuführen. BAKTERIEN spielen beim Abbau von Naturstoffen die wichtigste Rolle. Beinahe jede Art von anfallenden organischen Substanzen kann den jeweils darauf spezialisierten Bakterien als Nahrungsquelle dienen. Die ebenfalls zu den Bakterien gerechneten STRAHLENPILZE (Actinomycetes) verursachen den typischen Erdgeruch. PILZE besitzen ähnlich den Bakterien am Abbau der organischen Abfälle einen wesentlichen Anteil. Spezialisierte Arten ernähren sich auch Fleisch fressend durch den Fang von Fadenwürmern. Nimmt im Boden die Pilztätigkeit überhand, werden Bakterien durch ausgeschiedene Antibiotika in ihrer Aktivität gehemmt, es entstehen niederwertigere Humusformen. URTIERCHEN (Protozoa) leben vor allem auf Pflanzenwurzeln. Sie ernähren sich von Detritus (organischer Abfall) oder fangen Bakterien und andere mikroskopisch kleine Organismen. Häufig sind SCHALENAMÖBEN (Thekamöba. STRUDELWÜRMER (Turbellaria), wie z.b. die LANDPLANARIEN, sind räuberisch. RÄDERTIERCHEN (Rotatoria) fressen Detritus, Algen und Urtierchen, die sie mit dem Wasserstrom herbeistrudeln und aufnehmen FADENWURMER (Nematoda) ernähren sich von Bakterien, Detritus und Kot, aber auch räuberisch oder als Pflanzenfresser und -sauger. Bei Monokulturen können sich einige Arten zu ausgesprochenen Schädlingen entwickeln (bis 2 Mio. Individuen/ha). SCHNECKEN (Gastropoda) leben sowohl auf der Streuschicht als auch in tieferen Regionen. Sie dringen in bereits vorhandene Hohlräume ein und besitzen als Anpassung an ihre Lebensweise entweder eine verkleinerte oder gar kein Schale. Man findet sie vor allem in Waldböden. Manche Schneckenarten ernähren sich räuberisch von anderen Schnecken, Würmern oder Insekten, die meisten weiden allerdings Algen- oder Pilzrasen ab. RINGELWURMER (Annelida) sind ebenfalls wesentlich an der Bodenbildung beteiligt. Enchytraeidae sind 1-50 mm lange, schlanke Würmer, sie fressen Mikroorganismen und Kot.

Die Lumbricidae (REGEN- & MISTWÜRMER) spielen eine noch bedeutungsvollere Rolle. Sie fressen den Kot anderer Tiere und pflanzliche Materialien gemeinsam mit mineralischen Teilchen. Durch Regenwürmer entsteht ein Großteil der Ton-Humus-Komplexe der Böden. BÄRTIERCHEN (Tardigrada) sind Bodenwasserbewohner. Beim Austrocknen gehen diese etwa 1 mm kleinen Tiere in ein Tönnchenstadium über, das extrem hitze-, kälte- und trockenheitsresistent ist und vom Wind verbreitet werden kann. Sie ernähren sich räuberisch von Fadenwürmern, Rädertierchen oder Urtierchen, aber auch von Algen und Detritus. MILBEN (Acarina) leben entweder von mehr oder weniger zersetzter organischer Substanz, von Algen und Pilzen oder räuberisch von Fadenwürmern, Springschwänzen oder Milben. ASSELN (Isopoda) fressen gut durchfeuchtetes Laub oder Holz und weiden Algenrasen ab. HUNDERTFÜSSER (Chilopoda) sind etwa 5-30 mm lang und ernähren sich ausgesprochen räuberisch. Sie sind vor allem in Waldböden anzufinden, weil sie dort ausreichende Bodenfeuchtigkeit und Versteckmöglichkeiten vorfinden (einheimisch: STEINKRIECHER). DOPPELFÜSSER (Diplopoda, Tausendfüßer im engeren Sinn)wie SAFTKUGLER, BAND- und SCHNURFÜSSER werden rund 20-45 mm lang und finden sich vor allem unter Steinen, als Rindenbewohner oder Bodenwühler. Als Nahrungsquellen dienen vorwiegend organisches Material, Pilze, Algen und Aas. Sie sind wichtige Zersetzer, ihr Kot ist reich an Ton-Humus-Komplexen. DOPPELSCHWÄNZE (Diplura) sind bis 2 mm lange, weiß-gelbliche Bodenbewohner. Sie ernähren sich von Algen und abgestorbenen Pflanzenresten oder räuberisch von Springschwänzen. BEINTASTER (Protura) wurden erst in diesem Jahrhundert entdeckt. Die 0.5 bis 2 mm großen Tiere ernähren sich von Pilzhyphen. SPRINGSCHWÄNZE (Collembola) leben von mehr oder weniger zersetzten organischen Materialien. Sie sind besonders wichtig für die Bodenbildung, we4 sie die Kotballen größerer Tiere noch einmal zerkleinern und mit Mineralteilchen vermischen. Die in tieferen Boden-Schichen lebenden Arten besitzen keine Augen und keine Pigmentierung. Außerdem sind im Vergleich zu den an der Oberfläche lebenden Arten die Beine und die Sprunggabel reduziert. ORRWÜRMER (Dermaptera) sind äußerst lichtscheu und daher vor allem unter Steinen, Laub, Rinde oder ähnlichen Verstecken zu finden. Sie fressen weiche, frische oder tote Pflanzenteile. KÄFER (Coleoptera) leben im Larvenstadium bevorzugt im Boden, während sich die erwachsenen Tiere mehr an der Oberfläche aufhalten. Die räuberischen LAUFKÄFER jagen Insekten, Schnecken und Würmer. An der Zersetzung tierischer Produkte sind die AAS- und MISTKÄFER beteiligt, weil sie Aasbrocken oder Dung in den Boden einarbeiten. Bekannt sind die Larven vom MAIKÄFER, die bei starkem Befall zu Schädlingen werden können. Hirschkäfer- Larven bevorzugen Baumstümpfe. DRAHTWÜRMER sind ebenfalls Larven, und zwar die des SCHNELLKÄFERS. Sie können bei Monokulturen ebenfalls Schäden verursachen. AMEISEN (Formicoidea) sind an der Bodenbildung kaum beteiligt. Ihre Bauten weisen aber wegen der ausgeschiedenen Exkremente eine hohe Mikroorganismen - Aktivität auf.