Barbara Götsch Unterberger. Leo Putz ( )

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Transkript:

Barbara Götsch Unterberger Leo Putz (1869 1940)

studies in european culture 9 herausgegeben von Ludwig Tavernier

Barbara Götsch Unterberger Leo Putz (1869 1940) Das Gemälde Bacchanal im Spiegel der Presse um 1905

studies in european culture herausgegeben von Ludwig Tavernier Band 9 Barbara Götsch Unterberger Leo Putz (1869 1940) Das Gemälde Bacchanal im Spiegel der Presse um 1905 VERLAG UND DATENBANK FÜR GEISTESWISSENSCHAFTEN, Weimar 2010 Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Die Angaben zu Text und Abbildungen wurden mit großer Sorgfalt zusammengestellt und üperprüft. Dennoch sind Fehler und Irrtümer nicht auszuschließen, für die Verlag, Herausgeber, Autorinnen und Autoren keine Haftung übernehmen. Nicht immer sind alle Inhaber von Bildrechten zu ermitteln. Nachweislich bestehende Ansprüche bitten wir mitzuteilen. Für den Inhalt und die Abbildungen verantwortlich sind die Autorinnen und Autoren der Beiträge. Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Layout und Satz: Anja Waldmann, VDG Druck: VDG, Weimar ISBN 978-3-89739-712-5

Inhalt 1. Einleitung 7 1.1 Überblick und Ziel der Arbeit 7 1.2 Forschungsgeschichte 9 2. Grundlagen und Voraussetzungen 13 2.1 Die Kulturpolitik in Bayern während der Prinzregentenzeit 13 2.1.1 Zur Geschichte der Lex Heinze 17 2.1.2 Der Goethebund 19 2.2 Die Opposition der Künstler 21 2.2.1 Presseauf der Seite der Künstler 25 2.2.2 Die Jugend 26 3. Leo Putz und das Gemälde Bacchanal in der Presse 30 3.1 Die Bedeutung der Secession 30 3.1.1 Leo Putz und München 31 3.1.2 Leo Putz und die Scholle 33 3.2 Die IX. Internationale Kunstausstellung im Glaspalast 36 3.2.1 Die Lex-Heinze -Zensur: Der Ausschluss des Bacchanal wegen sittlicher Bedenken 39 3.2.2 Der Deutsche Künstlerbund 41 3.3 Pressestimmen 45 3.3.1 Politische Angriffe 46 3.3.2 Negative Schlagzeilen 48 3.3.3 Die Jugend und das Bacchanal 51 3.4 Die Intention von Leo Putz 54

4. Künstlerische Vorbilder 59 4.1 Die Münchner Akademie und Paul Höcker 59 4.1.1 Die Bedeutung Franz von Stucks 61 4.1.1.1 Der weibliche Akt 64 4.1.1.2 Stucks Salome und die Bajadere von Leo Putz ein Vergleich 67 4.1.2 Der künstlerische Einfluss von Wilhelm Trübner 69 4.1.3 Adolf Hoelzel und Neu-Dachau 73 4.2 Leo Putz und der Impressionismus 76 4.2.1 Die Studienzeit in Paris: William Adolphe Bouguereau 77 4.2.2 Renoir und Manet 79 5. Die Bedeutung des Bacchanal im Werk von Leo Putz 83 5.1 Das Motiv des Bacchanal in der Kunstgeschichte 83 5.1.1 Vorbereitende Studien 85 5.1.2 Das Bacchanal eine Bildanalyse 87 5.2 Verwandte Bilder im Werkkomplex von Leo Putz 90 5.2.1 Die Biedermeier- und Rokokobilder 91 5.2.2 Schneckenbilder und Phantasiewesen 93 6. Schlussbetrachtung 95 Quellen- und Literaturverzeichnis 97 Abbildungsnachweis 103 Abbildungen 105

1. Einleitung 1.1 Überblick und Ziel der Arbeit Das Gemälde Bacchanal 1 (Abb. 1) des Südtiroler Malers Leo Putz (1869 1940) wurde im Jahr 1905 auf der IX. Internationalen Kunstausstellung im Königlichen Glaspalast in München zusammen mit zwei weiteren Bildern des Künstlers eingereicht und von der Jury geprüft. Zunächst zur Schau angenommen, wurde es dann allerdings mit dem Verweis auf die Lex Heinze 2, das erste Anti- Pornographie-Gesetz, um 1900 vom deutschen Reichstag erlassen, wegen sittlicher Bedenken abgehängt. Die Arbeit befasst sich mit der kritischen Einordnung dieses Vorfalls, analysiert die Auswirkungen der Lex Heinze auf die bildende Kunst und macht anhand des Bacchanal -Skandals die Bedeutung der Presse für die Künstler um die Jahrhundertwende deutlich. Erstmals werden in diesem Zusammenhang aber auch 1 Das Gemälde Bacchanal (Öl / Holz, 114 115 cm) des Südtiroler Malers Leo Putz befindet sich heute in der Privatsammlung Siegfried Unterberger, Meran. Großformatig abgebildet in: Unterberger, Billeter, Strimmer (2007), S. 83 (Taf. 12); ebenso: S.Unterberger, U.Strimmer (2009), S. 29,. Im Fließtext wird im Folgenden grundsätzlich der Titel Bacchanal verwendet; in der zeitgenössischen Literatur und Presse ist Bacchanal und Bacchanale gebräuchlich, vgl. Michel (1908). 2 Binding (1902), S. 213, 184.

8 Leo Putz (1869 1940) Das Gemälde Bacchanal im Spiegel der Presse um 1905 die möglichen Intentionen von Leo Putz thematisiert, was bislang in der Literatur nicht explizit untersucht wurde. Zu Anfang wird ein Überblick über den verfassungsmäßigen und kulturpolitischen Hintergrund in München um 1900 gegeben, der zum Gesamtverständnis und zur Einordnung der Problematik notwendig ist. Gründe für das liberale Klima in der süddeutschen Metropole werden erläutert, vor deren Hintergrund es überhaupt erst möglich wurde, die Lex Heinze zu erlassen. Ebenso soll die Funktion des gedruckten Wortes anhand ausgewählter Presseartikel analysiert werden. Diese Medium ermöglichte es, zu politischen Themen öffentlich Stellung zu nehmen und somit auch Einfluss gegenüber dem Landtag und der Regierung zu gewinnen. Auf der einen Seite konnten Künstler die Medien zu Werbezwecken verwenden, andererseits konnte die öffentliche Kritik aber auch die gegenteilige Wirkung erzielen: Ein Augenmerk liegt hier auf der Zeitschrift Jugend, die es einerseits aufstrebenden jungen Künstlern, wie Leo Putz, ermöglichte, ihre Arbeiten im Rahmen von Illustrationen zu verbreiten, andererseits aber auch bewusst zur Meinungsbildung eingesetzt wurde. Eine maßgebliche Rolle spielt hier der Münchner Verleger Georg Hirth, der neben der Zeitschrift Jugend die Münchner Neuesten Nachrichten, den Vorläufer der heutigen Süddeutschen Zeitung, herausgab. Anschließend werden das Leben von Leo Putz in München untersucht, seine Verbindungen zur Secession und zu der Künstlergruppe Die Scholle, der er seit 1903 angehörte. Ebenso wird die Funktion der Internationalen Kunstausstellung beschrieben und schließlich auf den Ausschluss des Gemäldes Bacchanal eingegangen. All diese Punkte werden so ausführlich behandelt, um eine kritische Einordnung des Ereignisses vorzunehmen. Ebenso werden die dazu erschienenen Presseartikel analysiert und im Kontext dieser Voraussetzungen interpretiert. Als letzten Punkt

1. Einleitung 9 dieses Kapitels kommt wieder Leo Putz ins Spiel. Spannend, weil bisher in der Literatur noch nie explizit behandelt, wird versucht, den Künstler innerhalb des Geschehens zu positionieren. Dabei lassen sich aufgrund einiger Berichte von Zeitzeugen durchaus Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit, auf seine Überzeugungen und auf seine Neigungen ziehen. Dies ermöglicht, auch aus der Perspektive des Künstlers den Skandal rund um das Bacchanal und dessen Folgen einzuordnen. Im folgenden Kapitel werden die künstlerischen Vorbilder und Einflüsse für das Bacchanal erarbeitet. Sein Akademieprofessor Paul Höcker, der Künstlerfürst Franz von Stuck sowie Wilhelm Trübner und Adolf Hölzel bilden die deutschen Voraussetzungen für die künstlerische Entwicklung von Leo Putz. Der französische Einfluss von Edouard Manet, Pierre-Auguste Renoir und seinem Professor William-Adolphe Bouguereau an der Pariser Académie J ulian bilden weitere Grundlagen, auf denen sich interessante Bezüge zur Thematik des Bacchanal und zur Stilistik herstellen lassen. Das letzte Kapitel positioniert das Bacchanal unter Berücksichtigung diverser Studien und verwandter Motive innerhalb des Putzschen Oeuvres und analysiert die Ikonographie des Bacchanal in der Kunstgeschichte und dessen spezifische Ausformung durch Leo Putz. 1.2 Forschungsgeschichte Die Thematik der Arbeit macht deutlich, dass hier Bereiche der Kunst und der Politik um 1900 behandelt werden. Maßgebliches Werk zur Lex Heinze ist bis heute die zeitgenössische Publikation Das Buch von der Lex Heinze, ein Kulturdokument aus dem An-

10 Leo Putz (1869 1940) Das Gemälde Bacchanal im Spiegel der Presse um 1905 fange des zwanzigsten Jahrhunderts, das 1900 in Leipzig von Otto Falkenberg 3 herausgegeben wurde. Rechtsanwälte, Professoren, Schriftsteller und Künstler erläuterten darin aus verschiedenen Blickwinkeln die Auswirkungen der Lex Heinze. Mit der Forderung nach Freiheit der Kunst und Wissenschaft auf politischer Ebene hat sich Peter Mast 4 auseinandergesetzt: In seiner Dissertation widmet er sich eingehend der Problematik der Lex Heinze. Unumgänglich in diesem kulturpolitischen Zusammenhang ist das Werk von Martin Stather Die Kunstpolitik Wilhelms II., das im Jahr 1994 erschienen ist. Aus der umfangreichen Sekundärliteratur zur Jahrhundertwende in München ist das Standardwerk über die Secession 5 von Bettina Best hervorzuheben, die sich eingehend mit dieser Kunstbewegung, vor allem auch in München, auseinandergesetzt hat. Einen weiteren wesentlichen Beitrag zum Kunstverständnis der Jahrhundertwende in München hat Clelia Segieth mit ihrer umfangreichen Dissertation Im Zeichen des Secessionismus geleistet. Über Leo Putz gibt es eine Reihe von Untersuchungen und Zeitschriftenbeiträgen. Das Interesse an dem Künstler, sowohl in Ausstellungen als auch auf dem Kunstmarkt 6, ist vor allem in den letzten zehn Jahren erheblich gestiegen. Die Grande Dame auf diesem Gebiet ist Ruth Stein, die sich seit 1972 Leo Putz in allen Facetten widmet und im Jahr 1974 die erste Monografie 7 mit Werkverzeichnis veröffentlicht hat. Zwanzig Jahre später brachte der Sohn des Künstlers, Helmut Putz, ein zweibändiges Werkverzeichnis 8 heraus. Die beiden letztgenannten Publikationen basieren allerdings auf 3 Falkenberg (1900). 4 Mast (1980). 5 Best (2000). 6 So wurde im Sommer 2007 das Gemälde Hinter den Culissen von Leo Putz bei Sotheby s in London über Taxe für beachtliche 280 000 Pfund (415 700 Euro) versteigert. 7 Stein (1974). 8 Putz (1994).

1. Einleitung 11 der zeitgenössischen Putz-Biographie von Wilhelm Michel 9. Einzig Sabina Fliri wagte 2007 eine kritische Neubewertung von Leo Putz. Jedoch beschränkt sich ihr Beitrag Leo Putz und die Scholle 10 in dem Standardwerk zur Münchner Künstlergruppe Die Scholle, herausgegeben von Siegfried Unterberger, Felix Billeter und Ute Strimmer, auf das Verhältnis des Künstlers zur Scholle. Mit der Mal- und Kompositionsweise von Leo Putz hat sich Sigrid Bertuleit intensiv auseinandergesetzt: Schon 2003 publizierte sie darüber ausführlich in ihrem Essay Nackt. Zwischen Lebensfreude und Anstößigkeit 11 anlässlich der Leo Putz-Ausstellung im Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, ausführlich. 2007 erschien dazu ihr fortsetzender Beitrag 12 im Rahmen der Publikation Die Scholle. 9 Michel (1908). 10 Fliri (2007), S. 152 164. 11 Bertuleit (2003). 12 Bertuleit (2007). Bis zum 1. Juni 2008 war im Museum Georg Schäfer auch die Ausstellung Die Scholle. Eine Künstlergruppe zwischen Secession und Blauer Reiter zu sehen.