Besuch im Haselhuhnzentrum Pritzwalk

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Transkript:

Besuch im Haselhuhnzentrum Pritzwalk T. Ratjen (AZ 15034) Auf Einladung des Vorsitzenden der Interessengemeinschaft für Hühnervögel und Wildtauben der VZE, Herrn Lothar Schröder, besuchte ich die Rauhfußhühner-Hegestation Hainholz in Pritzwalk. 1992 gründete die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Regionalverband Prignitz e. V. innerhalb weniger Monate eine für das Land Brandenburg neuartige Einrichtung für den Natur- und Artenschutz mit einem ungewöhnlichen Artenschutzprogramm für Rauhfußhühner. Feldwachtel 1,0 Das Artenhilfsprojekt begann damals mit 3 Haselhuhnpaaren. Ergänzend zu den Maßnahmen der Biotop- und Lebensraumetablierung wurden auf dem Zucht- und Informationsgelände Hainholz großzügige Zuchtgehege nach den neuesten Erfahrungen errichtet. Bereits 1994 konnten 58 Jungvögel fachgerecht in vorbereiteten Gebieten ausgewildert werden, darunter befanden sich 15 Brutpaare aus der ersten Nachzucht 1993. Heute ist die Hegestation eine bundesweite Lehr-, Zucht- und Informationsstätte. Komplettiert wird die Einrichtung durch ein Waldschulzentrum, ein Pfadfinderlager und einen Tierstreichelhof mit den dazugehörigen Freilandanlagen, u. a. einem Naturschutzlehrgarten, einem Waldlehrgarten und einem Abenteuererlebnispfad. Nach einer kurzen Begrüßung und organisatorischen Dingen folgte ein interessanter Vortrag des ehemaligen Leiters und Begründers der Zuchtanlage Herrn R. Scholz. Auszüge des hochinteressanten und humorvoll vorgetragenen Vortrags zur Haltung und Zucht der Hühnervögel möchte ich hier gern wiedergeben: Zuerst wurde auf die Kunstbrut der verschiedenen Hühnervögel eingegangen. Hier werden in der Anlage ausschließlich Brutmaschinen der Firma Grumbach verwendet mit denen man hier nur gute Erfahrungen gemacht hat. Wichtig ist es, nicht Eier verschiedener Arten in einer

Brutmaschine zu erbrüten da Luftfeuchtigkeit und Bruttemperatur doch oftmals unterschiedlich sein müssen. Auch auf die Belüftung ging R. Scholz ein. Schottisches Moorschneehuhn Da der Sauerstoffbedarf zum Ende der Bebrütung ansteigt müsse den Gelegen in diesem Zeitraum unbedingt vermehrt frische Luft zugeführt werden. Die Küken verbleiben nach dem Schlupf noch 24 Stunden in Dunkelheit in der Brutmaschine bevor sie umgesetzt werden. Dem Untergrund sollte man hier besondere Beachtung schenken da die Küken auf einem zu glatten Untergrund keinen Halt finden und leicht Spreizbeine bekommen können. Dies entspricht auch der Naturbrut da sich die Küken nach dem Schlupf im Dunkeln unter der Henne befinden und in der Regel erst am nächsten Tag darunter hervorkommen und erstmals Nahrung aufnehmen. Eine Haltung auf Draht, die vielerorts praktiziert wird, lehnt R. Scholz generell ab da die Vögel sehr schnell Schwielen an den Füßen bekommen. Er bevorzugt die Haltung auf Sand- und Humusboden. Da viele Hennen die Jungen zwar in nahrungsreiche Gebiete führen, ihnen die Nahrung aber nicht zeigen, picken diese an allem was fressbar aussieht. Hier hat sich eine Plexiglasplatte von ca. 10x20cm bewährt die leicht schräge in eine Halterung gesteckt ist. Diese Platte wird angefeuchtet und das Aufzuchtfutter darüber gestreut. Die jungen Hühnervögel picken dieses nun von der Scheibe ab. Im Wildpark Eekholt, in dem ich vor Jahren einmal ein Praktikum machen durfte, verwendete man Glasflaschen. Diese werden ebenfalls leicht angefeuchtet, mit Aufzuchtfutter bestreut und in die Aufzuchtkäfige gestellt. Übrigens hat R. Scholz auch hier darauf hingewiesen dass die Arten wiederum getrennt untergebracht werden da sie sich als Nahrungskonkurrenten betrachten und auch eine Kommunikation untereinander nicht möglich ist. Die Fütterung der Küken erfolgt später in flachen Schalen in denen das Aufzuchtfutter und gehacktes Grün gereicht werden. Auch ein grober Vogelsand sollte bereits zur Verfügung stehen um es den Küken zu ermöglichen Magensteine aufzunehmen. Da viele Arten in der Natur nach Futter scharren hält R. Scholz es für wichtig dass die Vögel im Futter stehen können um ihnen dieses Verhalten auch in menschlicher Obhut zu ermöglichen. Das die Küken dabei auch in das Futter koten ist nebensächlich da sich evtl. Krankheiten auch verbreiten wenn die Küken in

Kot treten und sich dann mehrmals täglich mit dem Schnabel die Füße putzen. Die Wärmezufuhr wird in den Aufzuchtkäfigen über Heizplatten geregelt da die Küken laut R. Scholz zuerst unter dem Bauch frieren und eine Wärmelampe somit nicht zweckmäßig ist. Die Krankheiten der Hühnervögel nahmen einen großen Bereich des Vortrages ein. Hierauf möchte ich aber nicht näher eingehen da ich der Meinung bin, dass eine Behandlung unserer Vögel mit Medikamenten immer erst nach einer tierärztlichen Untersuchung erfolgen sollte und Heute einfach zu schnell, ohne genauen Befund, die chemische Keule herausgeholt wird. Viele Vogelhalter sind laut R. Scholz aber bereits mit einem eigenen Mikroskop ausgestattet und damit in der Lage selbst Kotuntersuchungen durchzuführen und notwendige Behandlungen einzuleiten. Gaben von Medikamenten und Nahrungszusätzen (Vitamine usw.) sollten nach seiner Meinung nicht über das Trinkwasser erfolgen da die Hühnervögel einen ausgeprägten Geruchs- und Geschmackssinn haben und das Wasser nicht aufnehmen würden. Teil der Volierenanlagen Vielfach ist man der Meinung dass Vögel aus Kunstbruten nicht in der Lage sind selbst Gelege zu bebrüten und Junge aufzuziehen. R. Scholz meint, dieses Verhalten ist genetisch verankert und die Hühnervögel sind selbst nach Generationen noch in der Lage bei artgemäßer Unterbringung und Ernährung Junge aufzuziehen. Dabei sollte man sich bei der Einrichtung der Volieren an der Natur orientieren und diese entsprechend ausstatten. Herr Scholz betonte weiterhin, dass man in der Zuchtanlage zwar versuche die Volieren so artgemäß wie möglich einzurichten, dies aber niemals auf Kosten der Hygiene geschehen darf.

Auerhahn Küken Nach dem Vortrag folgte ein gemeinsames Mittagessen, das natürlich auch genutzt wurde um über das Gesagte ausgiebig zu diskutieren. Daraufhin folgte, bei leider regnerischem Wetter, ein Rundgang durch die Anlage. Ein Aufgabenschwerpunkt der Hegestation ist die Festigung eines der wichtigsten Standbeine des Artenschutzes, die Arterhaltung durch zielgerichtete Nachzucht. Wenn man sich vor Augen hält, dass hier ca. 3600 Hühnervögel in 180 Volieren jährlich aufgezogen werden kann man sich die Größe halbwegs vorstellen. In erster Linie sind dies Rebhühner (ca. 1800) die ausgewildert, aber auch an Züchter abgegeben werden. Für eine Auswilderung eignen sich nach R. Scholz solche Rebhühner am besten, die selbst erbrütet werden und bis zum Frühjahr im Familienverband (Kette) gehalten werden. Die Volierengröße für solch eine Kette beträgt hier ca. 70m². Einige der Tagungsteilnehmer nutzten auch die Gelegenheit um noch Hühnervögel für die eigene Zucht zu erwerben. Neben den verschiedenen Rauhfußhühnern werden hier auch die Steinhühner (Alpen-, Rot- und Chukar-) sowie Wachteln (Regen-, Feld-, Gambel-, Blauschuppen-, Kalifornische Schopfund Harlekinwachtel) gezüchtet. Besonderes Augenmerk legt R. Scholz hier natürlich auf die Reinhaltung der Arten und Unterarten. Im Anschluss besuchten wir ein kleines Museum auf dem Gelände in dem zahlreiche präparierte Vogelarten, aber auch Säugetiere gezeigt werden. Nach dem Rundgang genossen wir den selbstgebackenen Kuchen der Mitarbeiterinnen und waren schon gespannt auf den nun folgenden Vortrag von L. Schröder. Dieser referierte über seine Haltung, Ernährung und Unterbringung der überwiegend körnerfressenden Wildtauben. Leider hatte ich am Abend noch einen Termin und konnte diesen Teil nicht mehr bis zum Ende verfolgen. Lothar Schröder danke ich für einen interessanten Tag im Kreise seiner IG.

Kragenhuhn Kontaktadresse: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Prignitz e. V. Rauhfußhühner Hegestation Hainholz Hainholz 4 16928 Pritzwalk