Albrecht Mayer-Seiler:

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Albrecht Mayer-Seiler: 1875-1952 Autor(en): Quelle: Jacques Vogt-Ammann Basler Jahrbuch Jahr: 1954 https://www.baslerstadtbuch.ch/.permalink/stadtbuch/c9e0110d-2a9c-4a51-992a-c7bb92b675d3 Nutzungsbedingungen Die Online-Plattform www.baslerstadtbuch.ch ist ein Angebot der Christoph Merian Stiftung. Die auf dieser Plattform veröffentlichten Dokumente stehen für nichtkommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung gratis zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online- Publikationen ist nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des vorherigen schriftlichen Einverständnisses der Christoph Merian Stiftung. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Die Online-Plattform baslerstadtbuch.ch ist ein Service public der Christoph Merian Stiftung. http://www.cms-basel.ch https://www.baslerstadtbuch.ch

Albrecht Mayer-Seiler: 1875-1952 Kunstmaler und Lehrer an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel. Von J. Vogt-Ammann. Man darf wohl füglich behaupten, das Leben Albrecht Mayers habe Frucht getragen. Diese Feststellung gilt vielleicht nicht so sehr dem Künstler dem Kunstmaler als dem Lehrer der Allgemeinen Gewerbeschule Basel. Sein außerge wöhnliches Lehrtalent und sein pädagogisches Geschick er möglichten ihm in hohem Maße mit seinen Schülern in frucht baren Kontakt zu kommen. Sein Lehramt ist ihm zu einer wirklichen Berufung geworden. Sein Lebenswerk kommt hauptsächlich in all dem zum Ausdruck, was er seinen vielen Schülern durch Jahre hindurch immer wieder an künstleri schen und menschlichen Werten auf den Lebensweg mitgege ben hat. Mit Recht konnte er darauf stolz sein. Albrecht Mayer kam aus einfachen Verhältnissen. Geboren wurde er am 26. März 1875 am Spalenberg, als Sohn eines ehrbaren Handwerkermeisters, der mit seinem kleinen Schuh macherbetrieb eine große Familie zu ernähren hatte. Früh schon zeigte sich Mayers zeichnerisches Talent. Während sei ner jl^jährigen Lehrzeit in der lithographischen Anstalt Bru der am Schlüsselberg, besuchte er die Kunstklassen von Dr. Fritz Schider und Albert Wagen an der Gewerbeschule. Mit bestimmend für seine spätere Zukunft wurden die Kurse für Aktzeichnen und plastische Anatomie. Durch Zufall wurde der damalige Professor für Gynaekologie, E. Bumm, auf eine Händestudie des jungen Künstlers aufmerksam. Er gewann Albrecht Mayer für die Illustration seiner wissenschaftlichen Werke; ebenso arbeitete er für den Anatomen, Prof. H. C. Corning. Hunderte von präzisen anatomischen Zeichnungen trugen wesentlich dazu bei, die Werke der beiden großen Ge-

40 J. Vogt-Ammann, Albrecht Mayer-Seiler: 1875 1952 lehrten zu beleben und verständlich zu machen. Die intensive Beschäftigung mit anatomischen Objekten mag seinen ausge prägten Sinn für Form und Gestalt in seinem künstlerischen Schaffen erklären. Die gründlichen Kenntnisse der Stmktur des menschlichen Organismus, des Knochenbaus und der Muskulatur vor allem, waren ihm später bei seinem Unterricht für plastische Anatomie an der Gewerbeschule von großem Nutzen. Vor seiner späteren Anstellung als Lehrer führte ihn sein Weg als Lithograph zuerst nach Stuttgart und Mailand, später über Halle nach Berlin. Sein lithographisches Handwerk gab ihm sein tägliches Brot. Kunstgewerbliche Arbeiten und die Illustrationswerke für die bekannten Lehrbücher von Bumm und Corning trugen ihm die nötigen Mittel ein, um darüber hinaus sich als Student an der Akademie für schöne Künste in Berlin zu immatrikulieren und seine Malstudien intensiv fort zusetzen. 1907, im Jahre seiner Verheiratung mit Fräulein Anny Seiler (die überaus glückliche Ehe blieb leider kinderlos), er folgte seine ehrenvolle Wahl als Lehrer an die Allgemeine Gewerbeschule Basel für die Kunstklasse, für figürliches und Akt-Zeichnen sowie für die Kurse für plastische Anatomie, als Nachfolger von Dr. Fritz Schider. Wegen der starken Beanspmchung als Lehrer trat leider sein freies, künstlerisches Schaffen in den Hintergrund. Trotzdem hat Albrecht Mayer seine freien Stunden nicht un genutzt gelassen. Ein bedeutender Nachlaß von Skizzen, Zeich nungen und Bildern zeugt von diesem Schaffen neben der Schule. Ob er Landschaften in Oel malte, ob er aquarellierte oder Figürliches zeichnete, überall spürt man seine zeichneri sche Sicherheit. Nachdem er einmal seine Begabung im Unterrichten glaub te entdeckt zu haben, setzte er seine ganze Persönlichkeit dafür ein; er durfte auch die Genugtuung erleben, daß der Großteil seiner Schüler, zu denen er immer in einem ausgezeichneten kameradschaftlichen Verhältnis stand, noch bis in die letzte Zeit mit ihm in treuer Anhänglichkeit verbunden blieb. Unge-

J. Vogt-Ammann, Albrecht Mayer-Seiler: 1875 1952 41 zählte Briefe ehemaliger Schüler, von denen sich einige zu namhaften Künstlern entwickeln sollten, etwa wie Albert Schnyder in Delsberg oder H. Danioth in Flüelen/Altdorf, legen davon beredtes Zeugnis ab. Neben einem großen erzieherischen Talent war für Mayer eine natürliche Liebenswürdigkeit charakteristisch. Diese Eigenschaften, im Verein mit einem klaren, festen Charakter, machten ihn zu einem überaus sympathischen und wertvollen Menschen. Ein feiner, von jeder Derbheit freier Humor unter strich seine innere Ausgeglichenheit. Die Freunde Albrecht Mayers waren denn auch durchwegs Freunde fürs Leben; er fand sie in verschiedensten Kreisen. Besonders stolz war er auf seine Freundschaft mit Ferdinand Hodler und Cuno Amiet. Als ehemalige Gewerbeschulkollegen und Schiderschüler war er mit Burkhard Mangold, Otto Plattner, Ernst Buchner und Louis Dischler aufs engste verbunden. Alle diese Künst ler sind ihm erst vor kurzem im Tode vorangegangen. Auch in der GSMBA (Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bild hauer und Architekten) hatte er viele und getreue Freunde. Als Präsident ihrer Sektion Basel hat Albrecht Mayer im Mai 1919 seine Unterschrift unter jene Eingabe gesetzt, in welcher die Basler Regierung ersucht wurde, 30 000 Franken für die Förderung der Kunst ins Budget aufzunehmen; das war die Geburtsstunde unseres Basler Kunstkredits. Wo immer er Gelegenheit hatte, fördernd und befruchtend wirken zu kön nen, da tat es Mayer gerne und stets mit begeistertem Eifer und vollem Einsatz: schon während zehn Jahren (1908 bis 1918) als Präsident der Künstlergesellschaft, als Komissionsmitglied des Basler Kunstvereins sowie als Mitglied der Kunstkreditkomission. Der Politik blieb er fern, obschon er die kantonalen und eidgenössischen Probleme mit Interesse verfolgte und sich mit ihnen auseinandersetzte. Im ersten Weltkrieg 1914/18 tat der Gefreite Mayer als guter Eidgenosse freudig seine Pflicht. Der Abschied von der Schule, als es 1941 an die Pensionie rung ging, ist Albrecht Mayer recht schwer geworden. Seine

42 J. Vogt-Ammann, Albrecht Mayer-Seiler: 1875 1952 Lehrtätigkeit und seine ihm liebgewordenen Schüler vermißte er sehr. Die freie Zeit, die er jetzt zur Verfügung hatte, verstand Mayer nicht nur für sich, sondern auch für die Gemeinschaft zu nützen: noch etliche Jahre konnte man ihn ehrenamtlich am Schalter der zinstragenden Ersparniskasse wirken sehen. Seine Sangesfreudigkeit und sein Sinn für Geselligkeit konnten sich in der Basler Liedertafel auswirken. Eine Ehrenzunft zu Schuhmachern wählte ihn im Jahre 1941 zu ihrem hochgeachteten Zunftmeister. Die Organisation der Feier des 700jährigen Bestehens dieser Zunft bereitete ihm 1950 große Freude. Es war der letzte Anlaß, den er, unter Aufbietung aller Energie, zur Freude und Genugtuung seiner Freunde und Zunftbrüder, durchzuführen vermochte. Das Schicksal hat unseren lieben Freund nicht von schweren Leiden verschont. Nach fünfjährigem Krankenlager, das er mit bewunderungswürdiger Geduld als Fügung Gottes trug, starb er ruhig und ergeben am 29. Juni 1952. Es war, als ob die lange Leidenszeit ihn innerlich hat reif werden lassen. Nie kam eine Klage über seine Lippen. Albrecht Mayer hat als Mensch, Lehrer und Künstler die Anforderungen und Auf gaben, die das Leben an ihn stellte, nach bestem Können er füllt.