> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 2012

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Transkript:

215 > Umwelt-Zustand > Hydrologische Daten > Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 Abfluss, Wasserstand und Wasserqualität der Schweizer Gewässer

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 2 Inhalt Vorwort 3 Abstracts 4 Zusammenfassung 5 Impressum Herausgeber Bundesamt für Umwelt (BAFU) Das BAFU ist ein Amt des Eidg. Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Redaktion Abteilung Hydrologie des BAFU Witterung: Bundesamt für Klimatologie und Meteorologie (MeteoSchweiz) Schnee: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) Gletscher: Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg und Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) Zitiervorschlag BAFU (Hrsg.) 215: Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. UZ-151-D: 32 S. Lektorat Jacqueline Dougoud, Zürich 1 Besonderheiten im Jahr 212 6 2 Witterung 1 3 Schnee und Gletscher 11 4 Oberflächengewässer 13 5 Grundwasser 28 Anhang 3 Gestaltung Magma die Markengestalter, Bern Titelfoto Neuenburgersee am 22.1.212 Foto: Adrian Jakob, BAFU Bildnachweis Seite 12: Matthias Huss, Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg Datengrundlage Die hydrologischen Analysen basieren auf definitiven Daten des Jahres 212. Bezug der gedruckten Fassung und PDF-Download BBL, Vertrieb Bundespublikationen, CH-33 Bern Tel. +41 58 465 5 5 verkauf.zivil@bbl.admin.ch Bestellnummer: 81.2.19d www.bafu.admin.ch/uz-151-d Diese Publikation ist auch in französischer, italienischer und englischer Sprache erhältlich. Klimaneutral und VOC-arm gedruckt auf Recyclingpapier. Weiterführende Informationen und Datenbezug unter www.bafu.admin.ch/hydrologie BAFU 215

> Vorwort 3 Vorwort 212 ein Jahr ohne Besonderheiten? Die Abflüsse der grossen Flüsse, die Wassertemperaturen und auch die Grundwasserstände bewegten sich alle weitgehend in einem normalen Rahmen. Kurzfristig und lokal gab es Ausreisser: den kalten Februar, der die Wassertemperaturen sinken liess und auf den Schweizer Seen spannende Eisformationen hervorzauberte; die eindrückliche Hochwasserwelle, die sich Anfang Juli 212 nach einem heftigen Gewitter die Zulg und die Aare im Kanton Bern hinabwälzte; die Hitzewelle im August, die mit hohen Wassertemperaturen die Flussschwimmer begeisterte. Diese Momente werden manchen in Erinnerung bleiben. Doch über das ganze Jahr gesehen, war 212 normal: Im ersten Kapitel des vorliegenden «Hydrologischen Jahrbuchs der Schweiz» sind deshalb für einmal kein Hochwasserereignis und keine Trockenperiode beschrieben. Anhand verschiedener Beispiele und Auswertungen wird gezeigt, wie sich die hydrologischen Daten von 212 in den Durchschnitt der langjährigen Messreihen einfügen. Und dass das Jahr eben kaum neue Extremwerte hervorgebracht hat. Ein besonderes Jahr war 212 aber für das Projekt «Klimaänderung und Hydrologie in der Schweiz» (CCHydro), welches in jenem Frühling mit einer Tagung und einer Publikation abgeschlossen wurde. Geleitet und finanziert vom BAFU, hatten Forschende seit 29 die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt der Schweiz bis zum Jahr 21 untersucht. Sie kamen zum Schluss, dass sich am Wasser dargebot insgesamt wenig ändern wird. Als Folge der höheren Lufttemperaturen werden aber die gespeicherten Schnee- und Eismassen vermindert. Die Sommer dürften trockener, die Winter feuchter werden. Die Abflüsse werden jahres zeitlich umverteilt, und Hochwasser-, aber auch Niedrigwasserereignisse werden wahrscheinlich häufiger auftreten. Die Folgen davon und weitere Szenarien werden im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 61 «Nachhaltige Wassernutzung» untersucht. Die Resultate sollten 214 vorliegen. Vermutlich und hoffentlich wird es aber auch künftig ab und zu Jahre geben, in denen das Hydrologische Jahrbuch keine Besonderheiten zu vermelden hat. Karine Siegwart Vizedirektorin Bundesamt für Umwelt (BAFU)

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 4 Abstracts The Hydrological Yearbook of Switzerland is published by the Federal Office for the Environment (FOEN) and gives an overview of the hydrological situation in Switzerland. It shows the changes in water levels and discharge rates from lakes, rivers and groundwater and provides information on water temperatures and the physical and chemical properties of the principal rivers in Switzerland. Most of the data is derived from FOEN surveys. Keywords: hydrology, rivers, lakes, groundwater, water level, discharge, water temperature, water quality Das «Hydrologische Jahrbuch der Schweiz» wird vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) heraus gegeben und liefert einen Überblick über das hydrologische Geschehen auf nationaler Ebene. Es zeigt die Entwicklung der Wasserstände und Abflussmengen von Seen, Fliessgewässern und Grundwasser auf und enthält Angaben zu Wassertemperaturen sowie zu physikalischen und chemischen Eigenschaften der wichtigsten Fliessgewässer der Schweiz. Die meisten Daten stammen aus Erhebungen des BAFU. Stichwörter: Hydrologie, Fliessgewässer, Seen, Grundwasser, Wasserstand, Abfluss, Wassertemperatur, Wasserqualität Publié par l Office fédéral de l environnement (OFEV), «l Annuaire hydrologique de la Suisse» donne une vue d ensemble des événements hydrologiques de l année en Suisse. Il présente l évolution des niveaux et des débits des lacs, des cours d eau et des eaux souterraines. Des informations sur les températures de l eau ainsi que sur les propriétés physiques et chimiques des principaux cours d eau suisses y figurent également. La plupart des données proviennent des relevés de l OFEV. Mots-clés: hydrologie, cours d eau, lacs, eaux souterraines, niveaux d eau, débits, température de l eau, qualité de l eau L «Annuario idrologico della Svizzera», edito dall Ufficio federale dell ambiente (UFAM), fornisce una visione d insieme degli eventi idrologici in Svizzera. Illustra l andamento dei livelli idrometrici e delle portate dei laghi, dei corsi d acqua e delle acque sotterranee e contiene informazioni sulle temperature e sulle proprietà fisiche e chimiche dei principali corsi d acqua in Svizzera. I dati in esso pubblicati provengono in gran parte da rilevazioni effettuate dall UFAM. Parole chiave: idrologia, corsi d acqua, laghi, acque sotterranee, livelli delle acque, portate, temperatura dell acqua, qualità dell acqua

> Zusammenfassung 5 Zusammenfassung Witterung Über die gesamte Schweiz gemittelt, lag 212 die Jahrestemperatur,5 C über der Norm von 1981 21. In der Nordschweiz und regional am östlichen Alpennordhang fielen mit 11 bis 125 % des Referenzwertes überdurchschnittliche Nieder schlagsmengen. Auf der Alpensüdseite sowie in Nordund Mittelbünden gab es zum Teil 11 bis 12 % der Norm von 1981 21. Sonst fielen verbreitet 95 bis 11 % der Norm. Schnee und Gletscher Der Winter 211/12 war in mittleren und hohen Lagen vor allem im Dezember und Januar schneereich. In tiefen Lagen und im Süden lag relativ wenig Schnee. Da im Februar und März nur wenig und im November fast gar kein Schnee fiel, ist die Neuschneesumme über den ganzen Winter gesehen leicht unterdurchschnittlich. Das hydrologische Jahr 211/12 war durch starke Massenverluste der Gletscher geprägt. Abflussverhältnisse 212 war insgesamt ein durchschnittliches Jahr. In den grossen Einzugsgebieten der Alpennordseite lagen die Jahresmittel des Abflusses zwischen 1 und 2 % über dem Mittel der Normperiode 1981 21. Die Abflüsse der Rhone und des Inn lagen mit rund 5 % noch knapp über der Norm, die Maggia sowie der Ticino knapp darunter. In den grossen Flussgebieten der Alpennordseite waren die Monatsabflüsse vor allem im Januar und von September bis Dezember überdurchschnittlich. Von Februar bis April sowie im Juli und August wurden tiefe Abflüsse gemessen. Der Juni war im Rhein, in der Reuss und in der Limmat markant über der Norm, in der Aare knapp darunter. In den grossen Flussgebieten Rhone und Tessin gab es keine nennenswerten Abweichungen von den langjährigen monatlichen Mittelwerten. Am Inn lag der Juni deutlich über der Norm, der Juli dagegen darunter. Wassertemperaturen Die Jahresmitteltemperaturen lagen 212 nur ein paar Zehntelgrade über den langjährigen Mittelwerten der Periode 1981 21 und sind damit insgesamt deutlich tiefer als 211, jedoch höher als 21. Die grössten positiven Abweichungen von den Normwerten sind 212 an den Unterläufen der grossen Flussgebiete von Aare und Rhein aufgetreten; sie betrugen rund,5 C. Stabile Isotope Die stabilen Wasserisotope im Niederschlag zeigten zu Jahresbeginn und Jahresende tiefe δ-werte infolge der überdurchschnittlichen Schneemengen. Im August waren die δ-werte überdurchschnittlich hoch infolge der warmen Witterung. Grundwasser 212 wurden weitgehend normale Grundwasserstände und Quellschüttungen beobachtet. Während der hochsommerlichen, niederschlagsarmen Monate Juli und August traten jedoch lokal tiefe Grundwasserstände bzw. infolge der überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im September bis November hohe Grundwasserstände auf. Seestände Die Jahresmittelwerte von Neuenburgersee, Genfersee und Lago Maggiore lagen 212 ein paar wenige Zentimeter unter den Normwerten. Von den grösseren Schweizer Seen befand sich ausser dem Bodensee auch der Wasserstand des Walensees (ebenfalls nicht reguliert) deutlich über dem langjährigen Mittelwert.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 6 1 Besonderheiten im Jahr 212 Das Jahr 212 ist arm an hydrologischen Besonderheiten. Die Abflüsse der grossen Flussgebiete, die Wassertemperaturen und die Grundwasserstände bewegten sich weitgehend in einem normalen Rahmen. 1.1 212 kein besonderes Jahr Es gab 212 eine Kältewelle im Februar, lokal begrenzte Hochwasser Ende Juni/Anfang Juli und im Oktober sowie eine Hitzewelle Ende August. Das schadenarme Jahr wird aber insgesamt als normal und unspektakulär in Erinnerung bleiben. Dies soll an vier Beispielen illustriert werden. Jahresniederschlag und Jahresabfluss In Abbildung 1.1 ist der Niederschlag seit 191 gegen den Abfluss aufgetragen (Mittel über die ganze Schweiz). Der orange Punkt steht für das Jahr 212. Seine Position zeigt, dass er sowohl beim Jahresniederschlag als auch beim Jahresmittel des Abflusses im Mittelfeld liegt. Dauerkurven im Vergleich Die Dauerkurve des Jahres 212 der Rhone bei Porte du Scex wird in Abbildung 1.2 mit den Dauerkurven eines besonders nassen (1999) und eines ausgesprochen trockenen Jahres (1976) sowie mit der Dauerkurve der Normperiode 1981 21 verglichen. Im Bereich der hohen und mittleren Abflüsse liegen die Werte des Berichtsjahres sehr nahe bei den Werten der Normperiode. Bei den tiefen Abflüssen verlaufen die Dauer kurven innerhalb eines schmalen Bandes. Das hat mit der gros sen Beeinflussung durch die Wasserkraftnutzung zu tun, die zu einer Art Normierung der Niedrigwasserabflüsse führt. 14 13 Abfluss (mm) 1936 12 11 1999 21 1 9 212 8 7 6 5 4 1921 1949 8 1 12 14 16 18 2 Niederschlag (mm) Abb. 1.1 Jahresniederschlag und Jahresmittel des Abflusses von 191 bis 212 für die ganze Schweiz. In Orange das Jahr 212.

1 > Besonderheiten im Jahr 212 7 Seepegel im Durchschnitt Zur Charakterisierung der Seepegelstände wurde beim Boden see die Anzahl Tage ermittelt, während deren der Seepegel über einem gewissen Schwellenwert liegt. Als Schwelle wurde die sogenannte Sommerkote gewählt. Das ist der grösste der zwölf langjährigen Monatsmittelwerte. Beim Boden see liegt die Sommerkote im Juli bei 396,41 m ü. M. In Abbildung 1.3 sind die Überschreitungen der Sommerkote seit 193 dargestellt. Das Jahr 212 liegt mit 42 Tagen knapp über dem langjährigen Mittel von 39,5 Tagen. Mittlere Wassertemperaturen In Abbildung 1.4 werden die Monatsmittel der Wassertemperaturen der Jahre 21, 211 und 212 der Messstation Aare bei Bern verglichen. Die Jahresmitteltemperatur 212 war dort deutlich tiefer als im trockenen und warmen Jahr 211, jedoch höher als 21. An der Messstation Aare bei Bern lag die Wassertemperatur im Februar,7 C unter dem langjährigen Monatsmittel. Sie wies aber im Gegensatz zu mehreren Stationen im Unterlauf der grossen Flüsse Aare und Rhein sowie zur Rhone unterhalb des Genfersees kein neues monatliches Minimum auf. Die Hitzewelle im August ergab ein Monatsmittel, das 2 C über dem langjährigen Monatsmittel lag, sich damit aber immer noch 1,4 C unter dem Rekordwert vom August 23 befand. 8 7 6 Abfluss (m 3 /s) 212 1999 (nass) Norm 1981 21 1976 (trocken) 5 4 3 2 1 Tage 1 2 3 365 Abb. 1.2 Dauerkurven des Abflusses der Station Rhône Porte du Scex. Vergleich des Berichtsjahres mit einem nassen und einem trockenen Jahr sowie mit der Normperiode 1981 21.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 8 14 Anzahl Tage über der langjährigen Sommerkote (Tage pro Jahr) 12 Sommerkote im Juli 1 8 6 4 2 193 1935 194 1945 195 1955 196 1965 197 1975 198 1985 199 1995 2 25 21 Abb. 1.3 Anzahl Tage, an denen der Seepegel des Bodensees über der Sommerkote lag. In Orange der Wert 212. 2 Wassertemperaturen ( C) 18 16 14 212 211 21 12 1 8 6 4 2 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 1.4 Monatsmittel der Wassertemperaturen der Jahre 21, 211 und 212 der Station Aare Bern.

1 > Besonderheiten im Jahr 212 9 1.2 Indikator «Mittlerer Abfluss» Als mittleren Abfluss bezeichnet man die Wassermenge, die im Durchschnitt während eines Jahres oder einer Saison abfliesst. Sie hängt natürlicherweise ab von der im Gebiet gefallenen Niederschlagsmenge und wie viel davon durch Verdunstung oder langfristige Speicherung (z. B. in Gletschern) dem Abfluss verloren geht. Sie kann aber auch vom Menschen beeinflusst werden, etwa durch wasserwirtschaftliche Eingriffe (z. B. Bewässerung, Wasserumleitungen, Wasserrückhalt in Stauseen oder Seeregulierungen). Der Abfluss und seine Verteilung über die Jahreszeiten sind wichtige Parameter für die Gewässerökologie und die Wasserwirtschaft (Wasserkraft, Trinkwassernutzung, Bewässerung, Schifffahrt). Lange Zeitreihen des Abflusses zeigen auf, wie sich der Wasserhaushalt aufgrund der erwähnten Einflüsse verändert. Der Abfluss reagiert sensibel auf Klimaveränderungen: Der seit dem 19. Jahrhundert beobachtete Anstieg der Luft temperatur fördert das Abschmelzen der Gletscher und erhöht die Verdunstung. Gleichzeitig konnte in den vergangenen 1 Jahren eine Zunahme des Niederschlags beobachtet werden. Im Gegensatz zum Sommer- und Winterabfluss weist der mittlere Abfluss über das Jahr gesehen keine Tendenz auf. Die einzelnen Jahresabflüsse sind sehr grossen Schwankungen unterworfen. Die Betrachtung des gesamten 2. Jahrhunderts zeigt weder beim Rhein bei Basel noch bei der Rhone bei Porte du Scex eindeutige Trends. Eine Unterscheidung nach Sommerund Winterhalbjahr zeigt allerdings, dass der mittlere Abfluss im Winter tendenziell leicht ansteigt und in der Sommersaison sinkt. Die Winterabflüsse nehmen zu, da in einem zunehmend warmen Klima die Niederschläge im Winter vermehrt als Regen fallen und in einem verminderten Mass als Schnee oder Eis zwischengespeichert werden. Dadurch fehlt im Sommer zum Zeitpunkt der Schnee- und Gletscherschmelze ein Teil der Speicherfüllung; die Sommerabflüsse nehmen deshalb tendenziell ab. Dies kann sowohl positive (z. B. höhere Wasserkraftproduktion im Winter) als auch negative Auswirkungen (z. B. Trockenheit und Wassermangel im Sommer) auf Natur, Wasserqualität und Wasserwirtschaft haben. Abfluss (m 3 /s) Mittlerer Abfluss 2 Rhein Sommer 16 12 8 4 Rhone Sommer 14 Rhein Winter 12 Rhone Winter 1 8 6 4 2 19 191 192 193 194 195 196 197 198 199 2 21 Abb. 1.5 Mittlere Sommer- und Winterabflüsse der Stationen Rhein Basel sowie Rhône Porte du Scex seit 19 bzw. 195.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 1 2 Witterung Über die gesamte Schweiz gemittelt, lag 212 die Jahrestemperatur,5 C über der Norm 1981 21. In der Nordschweiz und regional am östlichen Alpennordhang fielen mit 11 bis 125 % überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Auf der Alpensüdseite sowie in Nord- und Mittel bünden gab es zum Teil 11 bis 12 % der Norm, sonst verbreitet 95 bis 11 %. Bereits auf das Jahresende 211 hin lag in den Schweizer Alpen verbreitet überdurchschnittlich viel Schnee. Eine kräftige Nordwestströmung in den ersten Tagen des Jahres 212 brachte in höheren Lagen nochmals grosse Schneemengen. Ab Anfang Februar wurde die Schweiz von der massivsten Kältewelle seit 27 Jahren erfasst. In der zweiten Februarwoche froren kleinere Mittellandseen zu. In der zweiten Februarhälfte wurde es zunächst auf der Alpensüdseite ungewöhnlich mild. Die ausserordentliche Wärme erfasste schliesslich die ganze Schweiz und zog sich bis in die ersten Apriltage hin. Landesweit war der März der zweitwärmste, auf der Alpensüdseite sogar der wärmste Monat seit Messbeginn 1864. Nach der Rekordwärme verlief die Witterung bis gegen Ende April unbeständig und kühl. Am 11. Mai gab es verbreitet 27 bis 29 C, an einzelnen Orten einen Hitzetag mit über 3 C. Nur einen Tag nach der sommerlichen Hitze war die Schweiz wieder fest im Griff von polarer Kaltluft. Mit heftigem Regen stiegen die Temperaturen im Flachland nur wenig über 1 C. Weitere kräftige Niederschläge folgten im letzten Maidrittel. Die erste Junihälfte war landesweit trüb und nass. Unbeständige Witterungsphasen mit wiederholten Einbrüchen kühler Luftmassen dominierten auch die ersten drei Juliwochen. Über längere Zeit anhaltende sommerliche Verhältnisse für die ganze Schweiz brachte erst der August. Nach der Monatsmitte wurde die Schweiz gar von einer eigentlichen Hitzewelle erfasst. Ein kräftiger Polarlufteinbruch Ende August beendete den Hochsommer 212. Am Alpennordhang fielen gros se Nie der schlagsmengen. In den letzten Septembertagen stellte sich eine ausgeprägte Föhnlage ein, mit regional massiven Stau niederschlägen auf der Alpensüdseite. Nach dem anschlies senden schnellen Wechsel zwischen sonnig-milden und nass-trüben Tagen folgte zur Oktobermitte hin ein weiterer heftiger Kaltluftvorstoss mit kräftigen Niederschlägen. Anschliessend gab es vom 17. bis zum 25. Oktober einen prächtigen Altweibersommer. Ein massiver Polarluftvorstoss in den letzten Oktobertagen legte eine Schneedecke über einen grossen Teil der Schweiz. Ab dem 12. November stellte sich eine länger andauernde, herbstliche Hochdrucklage ein, mit mildem und sonnigem Wetter. In den letzten Novembertagen setzten im Westen und vor allem auf der Alpensüdseite heftige Niederschläge ein. Nach einem kräftigen Schneefall war die Schweiz am 8. Dezember weitgehend weiss. In den Niederungen auf der Alpennordseite hielt die Schneedecke rund eine Woche, bevor am dritten Dezemberwochenende mit Regen und milden Temperaturen der Schnee zerfloss. Auf der Alpensüdseite hingegen schneite es auf dieses Wochenende hin kräftig. Quelle: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) Jahresniederschlagssumme (% des Normwertes) 17 145 13 118 18 12 98 94 9 82 7 5 Abb. 2.1 Die Jahresmengen des Niederschlags erreichten verbreitet 95 bis 11 % der Norm. In der Nord- und Ostschweiz fiel regional auch mehr Niederschlag.

3 > Schnee und Gletscher 11 3 Schnee und Gletscher Der Winter 211/12 war in mittleren und hohen Lagen vor allem im Dezember und Januar schneereich. In tiefen Lagen und im Süden lag relativ wenig Schnee. Da im Februar und März nur wenig und im November fast gar kein Schnee fiel, war die Neuschneesumme über den ganzen Winter gesehen leicht unterdurchschnittlich. Das hydrologische Jahr 211/12 war durch starke Massenverluste der Gletscher geprägt. 3.1 Schnee Die Schneehöhen waren über den ganzen Winter gesehen > > überdurchschnittlich im Wallis (ausser im Goms), am Alpennordhang, in Nord- und Mittelbünden sowie im Unterengadin, > > durchschnittlich im Goms, im Gotthardgebiet und im Münstertal, > > unterdurchschnittlich am Alpensüdhang und im Oberengadin. Der Herbst 211 war schneearm und sehr warm, nur im Süden lag Schnee in hohen Lagen. Abgesehen von den südlichen Gebieten fand das Einschneien erst im Dezember statt. Im Dezember und Januar fiel ausserordentlich viel Schnee im Wallis, am Alpennordhang und in Graubünden. Dies hatte gebietsweise Rekordschneehöhen, wiederholt grosse Lawinen gefahr, Lawinenunfälle und Sachschäden zur Folge. Die Schneedecke war zwar meist gut verfestigt, sehr kompakt und mächtig. Schon kurz nach dem Einschneien setzte jedoch starkes Schneegleiten ein; es folgte eine hohe Aktivität von Gleitschneelawinen ab Dezember. Während der Kältewelle im Februar 212 bildeten sich oberflächennahe Schwachschichten. Die erste Anfeuchtung der Schneedecke fand Ende Februar statt. In zwei Phasen lösten sich viele Nass- und Gleitschneelawinen, die teils Sachschäden verursachten. Die Schneeschmelze setzte ein. Im März war die Lawinensituation mehrheitlich günstig. Im April gab es teils nochmals winterliche Verhältnisse. Die Schneeschmelze war reduziert. Im Norden lag auch im Frühjahr noch überdurchschnittlich viel Schnee. Die mittleren Lagen aperten im Mai, im Süden bereits im April aus. In hohen Lagen erfolgte das Ausapern im Juni und Juli. In der Zeit von Juni bis September erfolgten acht Kaltlufteinbrüche. Im Hochsommer fiel Schnee meist nur im Hochgebirge. Dagegen fiel im Juni und im September Schnee auch bis in mittlere Lagen. Aufgrund der Wärme und der häufigen Regenfälle lag im August kaum Schnee im Hochgebirge. Im September baute sich im Hochgebirge wieder eine Schneedecke auf. Quelle: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) Schneehöhe (% des Normwertes) 25 1 Abb. 3.1 Schneehöhen im Winter 211/12 im Vergleich zur Periode 1971 2. Berücksichtigt sind die Wintermonate November bis April.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 12 3.2 Gletscher Die Gletscher hatten auch im hydrologischen Jahr 211/12 wieder starke Massenverluste zu verzeichnen. Diese waren nicht ganz so stark wie im hydrologischen Jahr 21/11, fielen aber insgesamt doch beträchtlich aus. Obwohl der Winter auf den Gletschern relativ schneereich war und die Ausaperung später einsetzte als im Vorjahr, war die Schmelze Ende Juni und besonders im August 212 intensiv. Auf den untersuchten Gletschern wurden Massenbilanzen zwischen 51 mm Wasseräquivalent (Adlergletscher) und 21 mm Wasseräquivalent (Griesgletscher) gemessen. Auf dem Blau Schnee im Säntisgebiet wurde sogar eine eindeutig positive Massenbilanz festgestellt, auch wenn keine präzise Messung durchgeführt werden konnte. Diese Beobachtung dürfte auf einen Lokaleffekt zurückzuführen sein. Die meisten Gletscher haben Massenbilanzen, die mit etwas mehr als einem Meter an Eisdickenverlust leicht unter dem Mittel der Vorjahre liegen. Das letzte Jahrzehnt war allerdings durch extreme Gletscherschmelzraten geprägt; somit konnte das hydrologische Jahr 211/12 keinesfalls zu einer Entspannung der Situation beitragen. Die Daten deuten einen schwachen Nord-Süd-Gradienten an: Die beiden Messreihen zwischen Tessin und Wallis (Basodino und Gries) zeichnen sich durch sehr negative Massenbilanzen aus. Dieser Effekt scheint sich allerdings primär auf die Regionen südlich des Alpenhauptkamms zu beschränken. Die Gletscher im Wallis weisen Massenverluste auf, die in etwa im Mittel der vergangenen 1 Jahre liegen. Während die Gletscher der Alpennordseite im hydrologischen Jahr 21/11 deutlich mehr Masse verloren als die südlicher gelegenen, ist das Bild in dieser Periode ausgeglichen. Quelle: Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg und Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) Abb. 3.2 Blick auf den Vorabfirn (GL, GR) im Juli 212.

4 > Oberflächengewässer 13 4 Oberflächengewässer 212 war beim Abfluss und bei der Wassertemperatur insgesamt ein durchschnittliches Jahr. In den grossen Einzugsgebieten der Alpennordseite lagen die Jahresmittel des Abflusses zwischen 1 und 2 % über dem Mittel der Normperiode. Der Abfluss der Maggia und des Ticino lag knapp darunter. 4.1 Abflussverhältnisse In den grossen Einzugsgebieten der Alpennordseite lagen die Jahresmittel des Abflusses zwischen 1 und 2 % über dem Mittel der Normperiode 1981 21 (Abb. 4.1). Die Rhone und der Inn waren mit rund 5 % noch knapp über der Norm, die Maggia sowie der Ticino knapp darunter. Die Streuung der Abweichungen der Jahresmittel 212 zu den langjährigen Mitteln ist bei den mittelgrossen Einzugsgebieten grösser (Abb. 4.2). Das Einzugsgebiet mit der grössten positiven Differenz zur Norm ist die Ergolz mit knapp + 4 %. Die Einzugsgebiete mit der grössten negativen Differenz liegen im Tessin (Einzugsgebiete der Messstationen Cassa rate Pregassona mit 28 % bzw. 72 % des Normwertes, Ticino Piotta mit 87 % und Moesa Lumino mit 88 % des normalen Abflusses). Die restlichen rund 5 ausgewählten Einzugsgebiete liegen je zur Hälfte im neutralen (9 bis 11 % der Norm) und im leicht überdurchschnittlichen (11 bis 13 % der Norm) Bereich. Die Einzugsgebiete mit überdurchschnittlichen Abflüssen befinden sich vorwiegend im Jura und im östlichen Teil der Alpennordseite, die Einzugsgebiete mit normalen Abflüssen vor allem in der Westschweiz, im Wallis und im Engadin. Bei der Betrachtung der Monatsabflüsse zeigen sich in den grossen Flusseinzugsgebieten der Alpennordseite gewisse Ähnlichkeiten (Abb. 4.3). Vor allem im Januar und von September bis Dezember waren die Monatsabflüsse überdurchschnittlich. Von Februar bis April sowie im Juli und August wurden tiefe Abflüsse gemessen. Der Juni war im Rhein, in der Reuss und in der Limmat markant über der Norm, in der Aare knapp darunter. Beispiele für dieses Verhalten finden wir auch in den mittelgrossen Einzugsgebieten der Thur bei Andelfingen und der Emme bei Emmenmatt (Abb. 4.4). In den grossen Flussgebieten Rhone und Tessin gab es keine nen- 4 35 3 25 2 Jahresabfluss 195 212 (m 3 /s) Aare Brugg Rhein Diepoldsau Rhône Porte du Scex Reuss Mellingen Limmat Baden Ticino Bellinzona Inn Martina 15 1 5 195 196 197 198 199 2 21 Abb. 4.1 Veränderung des Jahresabflusses ausgewählter grosser Einzugsgebiete ab 195. Dargestellt sind gleitende Mittel (über 7 Jahre) als Linien und die letzten 4 Jahresabflüsse als Punkte.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 14 nenswerten Abweichungen von den langjährigen monatlichen Mittelwerten. Am Inn lag der Juni deutlich über der Norm, der Juli dagegen darunter. Die Ganglinien der Tagesmittel schwanken zum Teil sehr stark. Bemerkenswert sind insbesondere die grossen, schnellen Wechsel von Hochwasser zu Niedrigwasser Anfang Juli an Aare, Reuss und Limmat und die Serie von kleineren Hochwassern an Aare und Rhein von Oktober bis Ende Jahr (Abb. 4.5). Deutlich sichtbar ist ein markantes Ereignis im Oktober, welches sich in allen Einzugsgebieten der Alpennordseite bemerkbar gemacht hat. Zwei Ereignisse sollen etwas näher betrachtet werden: Am Montag, 2. Juli 212, hat eine starke Südströmung feuchte und labile Luft gegen den Alpensüdhang geführt und für intensive Schauer und Gewitter gesorgt, die zeitweise auch auf die Alpennordseite gelangten. Die Niederschläge, kombiniert mit der Schnee- und Gletscherschmelze, haben in den Gewässern im Wallis und in der Grimsel- und Gotthardregion zu hohen Wasserständen und Abflüssen geführt. An vielen BAFU-Messstationen wurden in diesen Gegenden Hochwasser verzeichnet, die statistisch gesehen alle zwei bis zehn Jahre auftreten. An der Rhone bei Reckingen wurde eine Abflussmenge im Bereich eines 3-jährlichen Hochwassers gemessen, an der Goneri bei Oberwald gar ein 1-jährliches Hochwasser wobei da zu beachten ist, dass die Messreihe dieser Station noch relativ kurz ist (Messbeginn 1991). An diesen beiden Stationen sowie an der Massa bei Blatten (Abb. 4.8), an der Rhone bei Brig und an der Vispa bei Visp wurden neue Höchstwerte für den Monat Juli registriert. Am 8. Oktober hat eine Warmfront die Schweiz erfasst, die mehrere Tage stationär liegen blieb. Eingebettet in eine mässige Nordwestströmung wurde schubweise feuchtmilde Luft herangeführt und an den Alpen gestaut. Es resultierten verbreitet Abflüsse mit einer Wiederkehrperiode von rund zwei Jahren. An Ergolz und Lorze wurden 1-jährliche Hochwasser gemessen. Der Vierwaldstättersee erreichte die Gefahrenstufe 2 (mässige Gefahr), der Zürichsee die Gefahrenstufe 3 (erhebliche Gefahr). In einem grossen Messnetz gibt es immer wieder Stationen, die auch in einem insgesamt durchschnittlichen Jahr Rekorde zu verzeichnen haben. Grösste monatliche Abflussspitzen sind regional im Januar, Juni, Juli (Wallis), September (Kleine Emme und Sarner Aa) und November (Nordwestschweiz) aufgetreten. Überregional neue grösste monatliche Abflussspitzen gab es im April (Zentralschweiz) und im Oktober (Emme, Reuss, Limmat und Thur). Vereinzelt neue kleinste Tagesmittel sind im Februar, Mai und August aufgetreten. 212 gab es keine Monate, in denen verbreitet Trockenheit beobachtet wurde. Abflussverhältnisse ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete < 5 % 5 69 % 7 89 % 9 19 % 11 129 % 13 149 % 15 % Abb. 4.2 Jahresmittel 212 im Vergleich zum mittleren Abfluss der langjährigen Normperiode 1981 21 ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete [%].

4 > Oberflächengewässer 15 Monatsmittel der Abflussmengen ausgewählter grosser Einzugsgebiete Abfluss (m 3 /s) Abfluss (m 3 /s) 7 6 5 4 3 2 1 Rhein Diepoldsau 6 5 4 3 2 1 Aare Brugg Monatsmittel 212 Monatsmittel 1981 21 35 Reuss Mellingen 25 Limmat Baden 3 25 2 2 15 15 1 5 1 5 2 18 16 14 12 1 8 6 4 2 Rhein Basel 4 35 3 25 2 15 1 5 Rhône Porte du Scex 14 12 1 8 6 4 2 Ticino Bellinzona Inn Martina 16 14 12 1 8 6 4 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 11 12 Abb. 4.3 Monatsmittel 212 der Abflussmengen (orange) im Vergleich zu den Monatsmitteln der langjährigen Normperiode 1981 21 (grau).

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 16 Monatsmittel der Abflussmengen ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete Abfluss (m 3 /s) Abfluss (m 3 /s) 25 2 15 1 5 Emme Emmenmatt 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Thur Andelfingen Monatsmittel 212 Monatsmittel 1981 21 6 Muota Ingenbohl 6 Lütschine Gsteig 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 6 Massa Blatten 14 Doubs Ocourt 5 12 4 3 2 1 1 8 6 4 2 16 14 12 1 8 6 4 2 Venoge Ecublens Maggia Locarno 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 11 12 Abb. 4.4 Monatsmittel 212 der Abflussmengen (orange) im Vergleich zu den Monatsmitteln der langjährigen Normperiode 1981 21 (grau).

4 > Oberflächengewässer 17 Tagesmittel der Abflussmengen ausgewählter grosser Einzugsgebiete (1/2) Abfluss (m 3 /s) 12 1 8 Rhein Diepoldsau 212 Mittelwerte der Daten 1981 21 6 4 2 Aare Brugg 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Flächen und graue Linie: Daten 1981 21. Innerhalb der untersten und der obersten hellorangen Begrenzung liegen 9 % der Tagesmittel. Innerhalb der hellgrauen Fläche liegen 5 % der Tagesmittel. Reuss Mellingen 5 45 4 35 3 25 2 15 1 5 4 35 3 25 2 15 1 5 Limmat Baden Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.5 Tagesmittel 212 der Abflussmengen (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981 21.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 18 Tagesmittel der Abflussmengen ausgewählter grosser Einzugsgebiete (2/2) Abfluss (m 3 /s) 3 25 2 15 1 5 7 6 5 4 3 2 1 Rhein Basel Rhône Porte du Scex 212 Mittelwerte der Daten 1981 21 Flächen und graue Linie: Daten 1981 21. Innerhalb der untersten und der obersten hellorangen Begrenzung liegen 9 % der Tagesmittel. Innerhalb der hellgrauen Fläche liegen 5 % der Tagesmittel. Ticino Bellinzona 45 4 35 3 25 2 15 1 5 25 Inn Martina 2 15 1 5 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.6 Tagesmittel 212 der Abflussmengen (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981 21.

4 > Oberflächengewässer 19 Tagesmittel der Abflussmengen ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete (1/2) Abfluss (m 3 /s) Emme Emmenmatt 14 12 1 8 6 4 2 5 45 4 35 3 25 2 15 1 5 Thur Andelfingen 212 Mittelwerte der Daten 1981 21 Flächen und graue Linie: Daten 1981 21. Innerhalb der untersten und der obersten hellorangen Begrenzung liegen 9 % der Tagesmittel. Innerhalb der hellgrauen Fläche liegen 5 % der Tagesmittel. 18 16 14 12 1 8 6 4 2 Muota Ingenbohl 12 Lütschine Gsteig 1 8 6 4 2 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.7 Tagesmittel 212 der Abflussmengen (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981 21.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 2 Tagesmittel der Abflussmengen ausgewählter mittelgrosser Einzugsgebiete (2/2) Abfluss (m 3 /s) 12 1 8 6 4 2 25 2 Massa Blatten Doubs Ocourt 212 Mittelwerte der Daten 1981 21 Flächen und graue Linie: Daten 1981 21. Innerhalb der untersten und der obersten hellorangen Begrenzung liegen 9 % der Tagesmittel. Innerhalb der hellgrauen Fläche liegen 5 % der Tagesmittel. 15 1 5 5 45 4 35 3 25 2 15 1 5 Venoge Ecublens 8 7 6 5 4 3 2 1 Maggia Locarno Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.8 Tagesmittel 212 der Abflussmengen (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981 21.

4 > Oberflächengewässer 21 4.2 Seestände Am nicht regulierten Bodensee betrug die Abweichung des Jahresmittels 212 zum langjährigen Mittel des Wasserstands + 28 cm. Bei den regulierten Seen sind die Abweichungen erwartungsgemäss klein, da dort anhand von Reglementen versucht wird, in Abhängigkeit der Jahreszeit einen bestimmten Wasserstand einzuhalten. Der Neuenburgersee, der Genfersee und der Lago Maggiore lagen 212 ein paar wenige Zentimeter unter den Normwerten. Von den grösseren Schweizer Seen lag wie beim Bodensee auch beim Walensee (ebenfalls nicht reguliert) der Wasserstand deutlich über dem langjährigen Mittelwert (Abb. 4.9). Die grossen Abweichungen zum Jahresmittelwert am Bodensee haben sich ergeben, weil während des gesamten Jahres praktisch nie unterdurchschnittliche Wasserstände aufgetreten sind. Auf einen Jahresanfang mit überdurchschnittlichem Wasserstand folgten eine normale Phase von Ende Februar bis Anfang Juni, überdurchschnittliche Monatswerte im Juni (+ 45 cm) und Juli, eine Beruhigung im August und dann deutlich überdurchschnittliche Wasserstände von September bis Ende Jahr. Die Abweichungen von der Norm waren im Juni und Oktober gross, die Spitzen jedoch weit entfernt von extremen Werten. Die grösste Junispitze lag 97 cm unter dem Juni-Höchstwert von 1999, und der höchste Messwert im Oktober lag zwar weit über dem langjährigen Oktobermittel, aber immer noch 19 cm unter dem Oktobermaximum der ganzen Messperiode. Das Regulieren des Wasserstands eines Sees ist nicht immer ganz einfach, und Abweichungen von einem Sollwert können nicht in jedem Fall verhindert werden. Im Neuenburgersee ist die ausgeglichene Jahresbilanz nur zustande gekommen, weil die stark negativen Abweichungen von den Mittelwerten von Februar bis Juli durch positive Abweichungen von Oktober bis Ende Jahr ausgeglichen wurden. Beim Genfersee fallen die tiefen Pegelstände im März und April auf und dann vor allem der im Vergleich zu einem mittleren Regime etwa um einen Monat verzögerte Anstieg des Wasserstands im Juni. Das Monatsmittel im Mai lag deshalb 18 cm unter dem langjährigen Mai-Mittelwert. Der verspätete saisonale Anstieg war dann allerdings umso steiler, und der Wasserstand übertraf im Juni die 95 %-Quantil- Grenze. Die Wasserstände der zweiten Jahreshälfte lagen sehr nahe am Durchschnitt. Beim Lago Maggiore war das Auf und Ab im Jahr 212 sehr ausgeprägt: Der Wasserstand lag rund 5 cm unter dem langjährigen Mittel im Februar und März, rund 3 cm über dem Mittel von Mai bis Juli, 5 cm unter dem Mittel im September und dann wieder mehr als 3 cm über dem Mittel im November und Dezember.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 22 Monatsmittel der Wasserstände ausgewählter Seen 397,O 396,5 396, 395,5 395, 394,5 394, Wasserstand (m ü. M.) Bodensee Romanshorn 429,6 429,5 429,4 429,3 429,2 429,1 429, 428,9 428,8 428,7 Wasserstand (m ü. M.) Lac de Neuchâtel Neuchâtel Monatsmittel 212 Monatsmittel 1981 21 194,5 194, 193,5 193, 192,5 Lago Maggiore Locarno Lac Léman St-Prex 372,4 372,2 372, 371,8 371,6 371,4 192, 371,2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 11 12 Abb. 4.9 Monatsmittel 212 der Wasserstände (orange) im Vergleich zu den Monatsmitteln der langjährigen Normperiode 1981 21 (grau).

4 > Oberflächengewässer 23 Tägliche Wasserstände ausgewählter Seen Wasserstand (m ü. M.) 397,5 397, 396,5 396, 395,5 395, 394,5 394, 43,1 429,9 429,7 429,5 429,3 429,1 428,9 428,7 428,5 Bodensee Romanshorn Lac de Neuchâtel Neuchâtel 212 Mittelwerte der Daten 1981 21 Flächen und graue Linie: Daten 1981 21. Innerhalb der untersten und der obersten hellorangen Begrenzung liegen 9 % der Tagesmittel. Innerhalb der hellgrauen Fläche liegen 5 % der Tagesmittel. 196, 195,5 195, 194,5 194, 193,5 193, 192,5 192, Lago Maggiore Locarno 372,6 372,4 372,2 372, 371,8 371,6 371,4 Lac Léman St-Prex Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.1 Tagesmittel 212 der Wasserstände (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der langjährigen Normperiode 1981 21.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 24 4.3 Wassertemperaturen Die Jahresmitteltemperaturen lagen 212 nur ein paar Zehntelgrade über den langjährigen Mittelwerten der Periode 1981 21 und sind damit insgesamt deutlich tiefer als 211, jedoch höher als 21. Die Abbildung 4.11 zeigt, dass die Variabilität in den verschiedenen Flussgebieten unterschiedlich gross ist. Bei der Rhone bei Porte du Scex liegen die Jahresmittel der letzten drei Jahre innerhalb von,4 C, beim Rhein bei Rekingen innerhalb von 1,3 C und beim Rhein bei Basel innerhalb von 1,4 C. Die grössten positiven Abweichungen von den Normwerten sind 212 an den Unterläufen der grossen Flussgebiete von Aare und Rhein aufgetreten; sie betrugen rund,5 C. Die grösste positive Differenz beim langjährigen Jahresmittelwert wurde an der Broye bei Payerne mit +,8 C registriert. Unter dem langjährigen Mittel liegen nur wenige Stationen, zwei davon sind die Rhone bei Sion (,1 C) und die Muota bei Ingenbohl (,2 C). Bei keiner Messstation des Temperaturmessnetzes wurde das bisherige grösste Jahresmittel übertroffen oder das kleinste Jahresmittel unterboten. Während des Jahres gab es bei Tagesmitteltemperaturen in den vier grossen Einzugsgebieten, die in Abbildung 4.12 dargestellt sind, nur wenige markante Abweichungen vom Median der Normperiode. Im Februar wurde die 5 %-Quantil-Grenze deutlich unterschritten. Dies konnte in allen Flussgebieten beobachtet werden. In der Aare und im Rhein kam es zu starken Überschreitungen der Norm in der zweiten Augusthälfte. In der Rhone bewegten sich die Temperaturen im Herbst auf einem überdurchschnittlichen Niveau auf und ab, und Ende Dezember stiegen die Temperaturen in der Rhone und im Ticino noch einmal kurz bis zur 95 %-Quantil- Grenze an. Bezüglich der Monatsmaxima oder Monatsminima ist 212 nur der Februar erwähnenswert. Das insgesamt unspektakuläre Jahr verzeichnete auf der Alpennordseite im Unterlauf der grossen Flüsse (Aare, Rhein und Rhone unterhalb des Genfersees) neue monatliche Minima im Februar. Etwas quer in der Temperaturlandschaft steht die Messstation Aare Brienzwiler. Am 28. Februar wurde dort mit 7,9 C der grösste Februarwert der 44-jährigen Messreihe gemessen. Die oben erwähnten Temperaturüberschüsse im August waren nicht sehr ausgeprägt und haben nicht zu neuen Monatsmaxima geführt. 14 13 12 11 1 9 Wassertemperatur 1954 212 ( C) Rhein Basel Rhein Rekingen Aare Bern Basel (Luft) Saane Gümmenen Ticino Riazzino Emme Emmenmatt Rhein Diepoldsau Rhône Porte du Scex 8 7 6 195 196 197 198 199 2 21 Abb. 4.11 Die Entwicklung der Wassertemperaturen von 1954 bis 212 in ausgewählten Flüssen der Schweiz. Dargestellt sind gleitende Mittel (über 7 Jahre) als Linien und die letzten 4 Jahresmittel als Punkte bzw. Kreuze (Luft).

4 > Oberflächengewässer 25 Mittlere Tagestemperatur ausgewählter Stationen Wassertemperatur ( C) 3 25 2 15 1 5 25 Rhein Rekingen Aare Bern 212 Mittelwerte der Daten 1981 21 Flächen und graue Linie: Daten 1981 21. Innerhalb der untersten und der obersten hellorangen Begrenzung liegen 9 % der Tagesmittel. Innerhalb der hellgrauen Fläche liegen 5 % der Tagesmittel. 2 15 1 5 14 12 1 8 6 4 2 Rhône Porte du Scex Ticino Riazzino 18 16 14 12 1 8 6 4 2 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Abb. 4.12 Tagesmittel 212 der Wassertempe ratur (orange Linie) im Vergleich zu den Tagesmitteln der lang jährigen Normperiode 1981 21.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 26 4.4 Stabile Isotope Die stabilen Wasserisotope sind geeignet, in regionalen Klima-, Umwelt- und Gewässerstudien die Herkunft der Wasserkomponenten zu bestimmen. Im Rahmen des NAQUA- Moduls ISOT wird die langjährige regionale Entwicklung von Deuterium ( 2 H) und Sauerstoff-18 ( 18 O) an 13 repräsentativen Niederschlags- und 7 Fliessgewässermessstellen erhoben (Abb. 4.13), wodurch Referenzdaten für solche Untersuchungen zur Verfügung gestellt werden können. Im Niederschlag ist ein Anstieg der δ 2 H- und δ 18 O-Werte zwischen 198 und 25 an allen Messstellen zu beobachten. Seit 25 zeigen die δ-werte dagegen keinen Trend mehr. Der Jahresgang der stabilen Isotope im Niederschlag des Jahres 212 zeichnete sich zu Jahresbeginn durch tiefe δ-werte infolge der überdurchschnittlichen Schneemengen in den Bergen und einer langen Kälteperiode im Februar aus. Im August waren die δ-werte infolge der warmen Witterung überdurchschnittlich hoch. Wegen ausgiebiger Schneefälle waren Ende Jahr erneut tiefe δ-werte im Niederschlag zu beobachten. In Fliessgewässern ist ein genereller Anstieg der δ 2 H- und δ 18 O-Werte von 1994 bis 28 erkennbar (z. B. bei Aare, Rhein und Rhone). Jedoch ist auch hier seit 28 kein Trend mehr ersichtlich. Der Jahresgang der stabilen Isotope des Jahres 212 im Rhein oberhalb des Bodensees, in der Rhone oberhalb des Genfersees und im Ticino wies die tiefsten δ-werte im Frühling während der Schneeschmelze und die höchsten δ-werte im Sommer infolge der warmen Witterung auf. In der Aare bei Brienzwiler waren die tiefsten δ-werte im Frühling während der Schneeschmelze und die höchsten δ-werte im Herbst infolge der warmen Witterung zu beobachten. Flussabwärts in der Aare bei Brugg traten die höchsten δ-werte dagegen im Januar und Februar auf. Messstellen der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA (Modul ISOT) Messstelle Niederschlag Fliessgewässer Naturraum Jura Mittelland Voralpen Alpen Alpensüdseite Abb. 4.13 Messstellen des NAQUA-Moduls ISOT zur Beobachtung der Isotope im Niederschlag und in Fliessgewässern der Schweiz, Stand 212.

4 > Oberflächengewässer 27 4.5 Wasserqualität / physikalische und chemische Eigenschaften Die Wasserqualität der Schweizer Flüsse ist generell gut. Die Belastung mit Nährstoffen hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Der Eintrag von Mikroverunreinigungen ist jedoch nach wie vor eine Herausforderung. Ausserdem werden bei Regenereignissen in kleineren Gewässern auch Spitzenbelastungen von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden nachgewiesen. Zustand und Entwicklung der Qualität der Schweizer Fliessgewässer werden vom BAFU im Rahmen der Nationalen Daueruntersuchung Fliessgewässer (NADUF) an 17 Messstellen und zusammen mit den Kantonen im Rahmen der Nationalen Beobachtung Oberflächengewässerqualität (NAWA) an 111 Messstellen erfasst. Neben der Beobachtung der Entwicklungen der Wasserinhaltsstoffe haben die Messungen zum Ziel, die Wirksamkeit von Gewässerschutzmassnahmen zu beurteilen. Analysen zur Wasserqualität fokussieren daher auf längerfristige Veränderungen und weniger auf saisonale Schwankungen. Diese Analysen werden deshalb nicht regelmässig im Hydrologischen Jahrbuch publiziert. Weiterführende Informationen und Daten sind im Internet verfügbar (S. 31). Messstellen der Nationalen Daueruntersuchung Fliessgewässer (NADUF) permanente Stationen temporäre Stationen 212 in Betrieb temporäre Stationen 212 ausser Betrieb aufgehobene Stationen Abb. 4.14 Messstellen der Nationalen Daueruntersuchung Fliessgewässer (NADUF) zur Beobachtung der Wasserqualität in der Schweiz, Stand 212.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 5 28 BAFU 215 Grundwasser 212 wurden weitgehend normale Grundwasserstände und Quellschüttungen beobachtet. Das Grundwasser weist in der Schweiz in der Regel eine gute Qualität auf. 5.1 Grundwasserquantität Die kontinuierliche Beobachtung von Grundwasserständen und Quellschüttungen an etwa 1 repräsentativen Messstellen im Rahmen des NAQUA-Moduls QUANT ermöglicht es, Zustand und Entwicklung der Grundwassermenge auf Landesebene abzubilden. Weiterhin können so mögliche Auswirkungen der Klimaänderung prognostizierte Zunahme von Extremereignissen wie Hochwasser und Trockenperioden auf die Grundwasserressourcen aufgezeigt werden. Grundwassersituation 27.2.212 Die längerfristige Betrachtung von Grundwasserständen und Quellschüttungen lässt deutliche Fluktuationen mit einer gewissen Periodizität erkennen. So lösen sich im Grundwasser der Schweiz regelmässig mehrjährige Niedrigstand- und Hochstandsituationen ab. Zwischen solchen Situationen liegt meist ein Übergangsbereich, in dem für eine gewisse Zeit durchschnittliche Grundwasserstände und Quellschüttungen auftreten. In der Schweiz waren im Jahr 212 verbreitet normale Grundwasserstände und Quellschüttungen zu beobachten. Der Jahresverlauf 212 der Grundwasserstände und Quellschüttungen sah wie folgt aus: Grundwasserleitertyp 11.6.212 LockergesteinsGrundwasserleiter Kluft-Grundwasserleiter Karst-Grundwasserleiter Tendenz steigend stagnierend sinkend Im mehrjährigen Vergleich hoch (> 9. Perzentil) 21.8.212 normal (1. 9. Perzentil) 13.11.212 tief (< 1. Perzentil) Abb. 5.1 Grundwasserstände und Quellschüttungen sowie deren Trend an vier Stichtagen im Jahr 212 und im Vergleich zur Messperiode 1992 211. 1 km

5 > Grundwasser 29 Die landesweit tiefen Grundwasserstände und Quellschüttungen des Jahres 211 normalisierten sich grösstenteils zu Beginn des Jahres 212 infolge der überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im Dezember 211 und Januar 212 (Abb. 5.1, Grundwassersituation am 27. 2.212). Infolge überdurchschnittlicher Niederschlagsmengen im April und im Juni 212 waren in der ganzen Schweiz anhaltend normale Grundwasserstände und Quellschüttungen zu beobachten (Abb. 5.1, Grundwassersituation am 11.6.212). Während der hochsommerlichen, niederschlagsarmen Monate Juli und August 212 lagen verbreitet normale, teilweise tiefe Grundwasserstände und Quellschüttungen mit sinkender Tendenz vor (Abb. 5.1, Grundwassersituation am 21.8.212). Die überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen in den Monaten September bis November 212 führten landesweit zu hohen Grundwasserständen und Quellschüttungen (Abb. 5.1, Grundwassersituation am 13.11.212). Lokal wurden für den Monat Dezember 212 neue Grundwasserhöchststände erreicht (z. B. an den Messstellen Brittnau AG, Dietikon ZH, Düdingen FR, Luterbach SO, Märstetten TG, Trub BE). 5.2 Grundwasserqualität Das Grundwasser in der Schweiz weist in der Regel eine gute bis sehr gute Qualität auf. In Ballungsräumen und intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten kann es aber auch unerwünschte, künstliche Spurenstoffe enthalten. Zustand und Entwicklung der Grundwasserqualität werden im Rahmen der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA landesweit repräsentativ an 55 Messstellen erfasst. Neben der Früherkennung problematischer Substanzen und unerwünschter Entwicklungen steht dabei die Kontrolle der Wirksamkeit von Massnahmen zum Schutz des Grundwassers im Vordergrund. Analysen zur Grundwasserqualität fokussieren daher auf statistisch signifikante längerfristige Veränderungen und nicht auf saisonale Schwankungen. Diese Analysen werden daher nicht im Rahmen des Hydrologischen Jahrbuchs publiziert. Weiterführende Informationen und Daten sind im Internet verfügbar (S.31). Messstellen der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA (Module TREND und SPEZ) Messstelle Förderbrunnen Piezometer Quelle Modul SPEZ Modul TREND Grundwasserleiter Lockergesteins- Grundwasserleiter Kluft-Grundwasserleiter Karst-Grundwasserleiter Hauptbodennutzung Ackerbau Siedlung & Verkehr Obst- & Rebbau Gras- & Viehwirtschaft Sömmerungsweiden Wald unproduktive Gebiete nicht zugeordnet Abb. 5.2 Messstellen der NAQUA-Module TREND und SPEZ zur Beobachtung der Grundwasser qualität mit Hauptbodennutzung im Einzugsgebiet und Grundwasserleitertyp, Stand 212.

> Hydrologisches Jahrbuch der Schweiz 212 BAFU 215 3 Anhang Glossar Gefahrenstufe Entsprechend den Bestimmungen der Alarmierungsverordnung verwendet das BAFU für die Warnung vor Hochwasser eine fünfstufige Gefahrenskala. Die Gefahrenstufen geben Auskunft über die Intensität des Ereignisses und die möglichen Auswirkungen und machen Verhaltensempfehlungen. Die Hochwassergrenze bei Seen bezeichnet den Übergang von der Stufe «erhebliche Gefahr» zur Stufe «grosse Gefahr». Bei diesem Wasserstand können vermehrt Überflutungen auftreten. Dabei können Gebäude und Infrastrukturanlagen betroffen sein. HQ X Abfluss, der statistisch alle x Jahre überschritten wird. Nationale Beobachtung Oberflächengewässerqualität (NAWA) Das BAFU schafft in Zusammenarbeit mit den Kantonen die Grundlagen, um den Zustand und die Entwicklung der Schweizer Gewässer auf nationaler Ebene zu dokumentieren und zu beurteilen. Quantil Ein Quantil ist ein Lagemass in der Statistik. Ein Quantil legt fest, welcher Anteil der Werte einer Verteilung über oder unter einer bestimmten Grenze liegt. Das 95 %-Quantil beispielsweise ist der Schwellenwert, für den gilt, dass 95 % einer Datenmenge kleiner und 5 % grösser sind. Das be kannteste Quantil ist der Median (oder 5 %-Quantil). Er teilt die Werte einer Verteilung in zwei gleich grosse Teile. 2 H, 18 O Deuterium ( 2 H) ist ein natürliches stabiles Isotop des Wasser stoffs. Sauerstoff-18 ( 18 O) ist ein natürliches stabiles Isotop des Sauerstoffs. Isotope sind Atome eines Ele mentes mit gleicher Protonenzahl, aber mit unterschiedlicher Neutronenzahl. δ-werte (Delta-Werte) sind Verhältniszahlen der entsprechenden Isotope δ( 2 H/ 1 H), abgekürzt als δ 2 H, und δ( 18 O/ 16 O), abgekürzt als δ 18 O. Nationale Daueruntersuchung der Fliessgewässer (NADUF) Das Messprogramm verfolgt die Entwicklung der Wasserinhaltsstoffe in ausgewählten Schweizer Flüssen. Nationale Grundwasserbeobachtung NAQUA Die Nationale Grundwasserbeobachtung NAQUA besteht aus den vier Modulen QUANT, TREND, SPEZ und ISOT. Im Modul QUANT wird die Grundwasserquantität, in den beiden Modulen TREND und SPEZ die Grundwasserqualität beobachtet. Das Modul ISOT dient der Beobachtung der Wasserisotope im Wasserkreislauf, d. h. im Niederschlagswasser, in Fliessgewässern sowie im Grundwasser. Normwert Zur Beschreibung der mittleren klimatologischen oder hydro - logischen Verhältnisse einer Station werden Mittelwerte (Normwerte) verschiedener Parameter aus einer langjährigen Messperiode benötigt. In diesem Jahrbuch wird, wenn möglich, die Normperiode 1981 21 verwendet.