Abschied als Chance VON SIMONE ~ BLOG MEINE7LEBEN Abschiede tun weh, meistens. Es ist eine echte Kunst, etwas, das verloren geht, als neue Chance und vielleicht sogar Neuanfang zu betrachten. Doch zieht dieses Thema sich durch unser ganzes Leben, mal lauter und mal leiser. Ob der Spruch Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine neue für uns auch in Krisen einen Halt oder Mutmacher darstellen kann, sollten wir ganz vorsichtig und umsichtig, aber auch offen und in unserem Sinne betrachten. Wenn wir einen Verlust beklagen, gehört Trauer zu der Emotionswelt, die uns umgibt. Nicht nur verstorbene, geliebte Menschen werden betrauert. Wenn wir uns in einer Lebenskrise befinden, betrauern wir unsere Gesundheit, die vielleicht nie wieder ganz und gar sein wird, einen verlorenen Traumjob oder die Liebe unseres Lebens. Vieles scheint aussichtslos und es gesellen sich dunkle Angstmonster hinzu. Stehenbleiben scheint in so manch einem Moment die einzige Lösung. Doch wir dürfen auch einen Schritt zurückgehen. Und Anlauf nehmen für alles Weitere. Einigeln und einmuckeln, sich eine Höhle bauen und, wann immer es möglich ist, geschützt von unserem ganz persönlichen Schneckenhaus, in uns hineinhorchen, wie viel Zeit wir benötigen; das ist wichtig. Abschiedsprozesse sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Unterschiedlich lang, unterschiedlich intensiv, unterschiedlich zu verdauen. Rückzug mag für unser Umfeld ein vielleicht negatives Zeichen darstellen, doch wir können uns und anderen erklären, dass ein Wieder bei sich ankommen wichtig für
all das ist, was darauf folgt. Geht es um den Abschied eines geliebten Menschen, oder sogar unseren eigenen Abschied von dieser Welt, ist ein Hingucken und Hinfühlen unausweichlich. Sterben ist Leben, Sterbende sind Lebende. Bevor der Tod den Raum betritt, ist es wichtig, allen, die in diesem Boot voller Emotionen, Gedanken und Fragen sitzen, sinnvolle Möglichkeiten des Abschieds zu geben. Wahrhaftigen Raum zu schaffen für all das, was geschieht. Abschiede können heilsam sein, wenn man sie (zu-)lässt. Wir können Erinnerungen in unseren Alltag einbauen. Auch die, die schmerzlich sind. Eine Wunde, die man luftdicht bedeckt, hat nie die Möglichkeit, richtig auszuheilen. Mit Ritualen, die uns gut tun und uns dem Menschen oder der Sache, die wir vermissen, lebendig näher bringen, anstatt uns stets in vergangene und nicht wiederkehrende Tage zurück zu katapultieren, ermöglichen wir uns neue Blicke und Strategien, mit diesen Verlusten umzugehen. Dazu gehört auch Farbe. Früher galt Schwarz als die ultimative Farbe der Trauer. Es gab das Trauerjahr, die Trauerkleidung, und vieles Weiteres, das mit dieser Trauer farbe verbunden war. Natürlich geht es in erster Linie darum, wie wir selbst die Trauer leben wollen. Dies kann mit schwarz verbunden sein, oder aber mit farbenfrohen Wegstrecken. Trauer ist nicht nur schwarz oder bunt. Unsere Gefühle sind nie jeden Tag dieselben, und so wenig, wie eine immer gleichbleibende Freude unser Leben durchzieht, so wenig können wir Trauer verallgemeinern. Es gibt kein richtig oder falsch. Trauer ist immer individuell. Wenn ein Mensch weint, bekommt er recht schnell ein Taschentuch gereicht. Was könnte das signalisieren? Einen Trost? Sind wir wirklich tröstlich? Eine Botschaft wie Weine nicht? Oder eine Geste, die helfen soll, weil sonst eine immense Hilflosigkeit im Raum steht, die nur schwer zu ertragen ist? Weinen ist das Abhusten der Seele von Zuständen, die uns belasten und uns schmerzen. Demnach eine Erleichterung und: Weinen ist sowas von okay. Es hilft beim Heilen, es löst Angestautes. Also weine ruhig, wenn Dir danach ist. Innerhalb von Lebenskrisen für sich zu sorgen kann ganz schön herausfordernd sein. Manchmal wird so eine Herausforderung zu einer Überforderung. Es gibt viele Möglichkeiten, sich Unterstützung zu suchen, auch fernab von schematisierten Psychotherapien. Oftmals reicht der Gedanke und die Gewissheit, einen Begleiter an seiner Seite zu wissen, der diese akuten Stürme im eigenen Leben aushält und uns dabei hilft, nicht wegzuwehen. Zusammen ist so vieles leichter. Achtsam sein. So leicht gesagt und doch oft so schwer umsetzbar. Gibt es eine Gebrauchsanweisung? Nein. Denn unsere Gefühlswelt ist einmalig, wie die eines jeden anderen Menschen auch. Aber es gibt hilfreiche Wegweiser. Wenn wir uns erlauben, zu fühlen, so zu sein, wie wir sind, auszusprechen, was uns belastet, uns vielleicht auch Unterstützer zu holen, die die Angstmonster gemeinsam mit uns anschauen, können wir aus diesen Lebenskrisen nur gestärkt und wacher hervorgehen. Eine Krise stellt einen Wendepunkt dar. Und mit der nötigen Zeit kann das, was uns einst zu Boden riss, Flügel verleihen. GZDE.MS.16.08.0988