Bodenjagd, ja oder nein?

Ähnliche Dokumente
Reglement über die Jagdprüfungen

Jagen in Ungarn GEBIET km² km² km² km² 86% der Gesamtfläche 146 ha JÄGER/BEVÖLKERUNG

Landesjägerschaft Niedersachsen Josef Schröer, stellv. Präsident

Referat: Nachhaltige Jagd schützt und nützt

R e c h t s i n f o r m a t i o n

Das alles und noch mehr wird teilweise von - selbsternannten - Wildbiologen gefordert.

Jetzt wird die regelmässige Entwurmung zum Genuss

Medienbegleitheft zur DVD JAGDKUMPANE WIE DER HUND AUF DEN MENSCHEN KAM

Italien Fasan & Rothuhn - Büro Deutschland: Ziegelstadel 1 D Isny Tel.: +49 (0) /

SchiedsamtsZeitung 34. Jahrgang 1963, Heft 09 Online-Archiv Seite 132a-136 Organ des BDS

Erläuterungen zum BN Positionspapier zur Jagd

Krankheiten bei Hund und Katze

Unterkunft im Doppelzimmer der Kategorie ''I''

Broschüren und Materialien für die jagdliche Öffentlichkeitsarbeit

Zukunftsvision 2030: Wie kann Jagd in zwei Dekaden aussehen. Prof. Dr. Werner Beutelmeyer/market Institut

PREISLISTE. 1. März 2015 bis 28. Februar 2016 Z A L A E R D Õ H-8800 NAGYKANIZSA. Múzeum tér 6.

Jagdstatistik 2009/10. Schnellbericht 1.11

I N F O R M A T I O N

Falknerei in der BJV Kreisgruppe Fürth

Versicherungslösung für die Jäger in der Schweiz

Hundegesetz. 1. Abschnitt: Zweck. 2. Abschnitt: Schutz vor Verletzungen durch Hunde. Entwurf

Prüfungsfragenkatalog

Pressemeldung

Inhalt. Aktuelles. Nr

Standpunkt Zu aktuellen Fragen der Jagd

Gesellschaft mit begrenzter Haftung PREISLISTE

1.Vorbemerkungen 2.Situation am Beispiel Brandenburgs 3.Jagdrechtliche Folgerungen

Ich möchte einen Hund Lehrerinformation

Medienkonferenz Schilfschutz, Halbinsel Buonas 2. September 2009

Hund Rufus ist immer dabei, wenn Förster Niels Baumann das Gewehr schultert und auf die Jagd geht.

Es könnte einen bösen Gott geben

Gemeinhin sagt man, dass der Markt in drei Richtungen laufen kann: aufwärts, abwärts oder seitwärts.

Intakte Lebensräume für Mensch und Tier

Veterinärdienst Hauptgasse Solothurn. Gesuch für die Haltung eines bewilligungspflichtigen Hundes 4 Ziff. 1 Gesetz über das Halten von Hunden

Stellungnahme der Österreichischen Liga für Menschenrechte zur Novelle des Datenschutzgesetzes 2008

Schwarzwildsymposium im Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten

Verordnung zum Gesetz über Jagd, Wild- und Vogelschutz (Jagdverordnung)

Anfrage Bruno Fasel-Roggo Benützung der Alp- und Waldwege

Der Wald zeigt, ob die Jagd stimmt!

Ergebnisprotokoll. 5. Sitzung Runder Tisch Schwarzwildkonzept Mannheim 19. Dezember 2013

1. Ich habe Angst vor Hunden. Wie soll ich mich verhalten?

Die Aufmerksamkeit nach innen richten

I. Überblick über Kinderunfälle im Straßenverkehr Unfallzahlen 2011 sowie die Veränderung im Vergleich zum Vorjahr:

FRAGEN UND ANTWORTEN für die schriftliche Jägerprüfung in Baden-Württemberg. 13. November 2015

Brüderchen und Schwesterchen

S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G:

Jägerprüfung in Bayern Fragenkatalog zum schriftlichen Teil Sachgebiet 3

Fragebogen Jagdschulen

Hunde. Hunde stammen von den

Preis list REHBOCK. vom 15. April bis 30. September

Auswahl, Bewertung, Zucht

Unterrichtsmaterial zum Thema Erhaltung der Biodiversität

Der vernünftige Grund für die Tötung von Tieren

Landschaft in den Alpen

Der Border Collie. Herkunft

Die Bücherschaffenden der Lesewoche. Kathrin Schärer

Entwurf für eine Teilrevision des Obligationenrechts (Haftung für gefährliche Hunde) Vernehmlassung

Fragenkatalog für die Jägerprüfung in Mecklenburg-Vorpommern. Jagdbetrieb, Fanggeräte und deren Einsatz, Führen von Jagdhunden, jagdliches Brauchtum

Ungarn Staatsrevier Dalerd -

Ihr Tierheimteam. Januar 2012

Immergrünes. Schutzdach. Jäger - Revierpraxis NADELHOLZREMISEN

In der deutschsprachigen Hundeszene (ein unpassendes Wort, weil sich die Hunde ja nicht an den Diskussionen beteiligen können) herrscht heute ein

Leibniz. (G.W.F. Hegel)

Wir begeistern Jäger! K&K PREMIUM JAGD K&K TESTJAGD SPEZIAL 2012 DRÜCKJAGD IN DEN RUMÄNISCHEN KARPATEN

Departement Gesundheit und Soziales Amt für Verbraucherschutz

Jagd - Passion - Nachhaltigkeit. K&K Premium Jagd. Argentinien

SchiedsamtsZeitung 66. Jahrgang 1995, Heft 03 Online-Archiv Seite 40b-43 Organ des BDS

Claus Vogt Marktkommentar - Ausgabe vom 24. Oktober 2014

Schienle Leutgeb. Angst vor Blut und Spritzen. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige

Soziale Grausamkeiten durch das Internet oder andere digitale Medien

Das Jagdrevier der Stadt Levoča PREISLISTE. Bezahlte Jagd für ausländische Jagdgäste. gültig ab

Nun möchte Ich Ihnen ans Herz legen. Sie müssen Träume haben, etwas was Sie verwirklichen möchten. Ohne ein Ziel sind Sie verloren.

Forschungsprojekt: Wirksamkeit und Sicherheit von Entwurmungsmitteln (Anthelmintika) bei Ziege und Schaf

Pflegeleistungen für Tiere: immer weiter perfektioniert

Vor der Anschaffung einer Katze.was kommt auf mich zu?

BFW-DOKUMENTATION 15/2011

Die Investitionen am Forex-Markt können große Gewinne zur Folge haben aber genauso besteht auch das Risiko Geld zu verlieren.

Video-Thema Begleitmaterialien

Wahlprüfsteine Europaparlamentswahl 2014 Fragen zur Tierschutzpolitik Ihrer Partei

Liebe Hebammen, Liebe Freunde und Freundinnen der Hebammen

Rechtsanwälte Dr. Konstantin Leondarakis, LL.M. & Kollegen: Stellungnahme zur möglichen Tierschutzwidrigkeit der Robbenrichtlinie

Wann fliegen Fledermäuse zur Insektenjagd aus?

0.09 Die Parteien Und mein Geld!

Erziehung-muss das sein?

FCI-Standard Nr. 66 / / D GRIFFON FAUVE DE BRETAGNE

Stellungnahme zum Thüringer Gesetzentwurf zum Schutz der Bevölkerung vor gefährlichen Tieren

TIERSCHUTZWIDRIGER WELPENHANDEL IM INTERNET. Mehr Menschlichkeit für Tiere

Auszug aus dem Vortrag von Dr. Claudia Bieber, Bad Staffelstein, Zusammenhang zwischen Abschusszahl und Schäden

Tierschutz - Naturschutz. Wildvögel im Naturschutzrecht. EU-Naturschutzrichtlinien. Regelungen im Wiener Landesrecht

Tipps zur Haltung junger Katzen

Und das ist so viel, es nimmt alle Dunkelheit von Erfahrung in sich auf.

Der Mann im Mond hat eine Frau, die Frau im Mond. Zusammen haben sie ein Kind, das Kind im Mond. Dieses Kind hat seine Eltern eines Tages auf dem

Rottweiler, Staff & Co

Nur ein guter Prozess liefert gute Produkte. Schwächen im Produkt werden durch Schwächen im Prozess verursacht.

Demografische Entwicklung und strategische Personalsuche

Die Änderungen der Anlagestrategie des RL-With-Profits-Fonds

Spanien. Jagdtradition unter südlicher Sonne!

Winter der Toten FAQ Version 1.2

Transkript:

Bodenjagd, ja oder nein? Von Dr. H.J. Blankenhorn ehemaliger eidgenössischer Jagdinspektor von 1981 bis 2005 Präsident der Sektion Jagdlich geführte Dackel des SDC (Schweizerischer Dachshundeclub) Aktiver Jäger im Kanton Solothurn(Pächter im Revier 14) und im Kanton Bern Einleitung Nach der Abschaffung der Bodenjagd im Kanton Thurgau im April 2017 überrascht es nicht, dass nun auch anlässlich der Revision des Jagdgesetzes im Kanton Solothurn diese Forderung erneut von Seiten des Tierschutzes gestellt wird. Schon mehr könnte es erstaunen, dass leider auch aus Kreisen der Jagd selber immer wieder Stimmen laut werden, die diesem Vorhaben durchaus positiv gegenüber stehen. Die Argumente pro und kontra werden dabei auf einer sehr emotionalen und wenig sachdienlichen Ebene geführt. Es ist daher mein Ziel, in meiner Stellungnahme, ausgehend von einer Einordnung der Bau- oder Bodenjagd in die allgemeine Bejagung des Fuchses soweit wie möglich von Fakten auszugehen und erst in einem zweiten Schritt auf die eigentlichen Probleme der Bodenjagd einzugehen. Die Bejagung des Fuchses in der Schweiz Zuerst gilt es festzuhalten, dass der Fuchs gemäss Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel(JSG) eine

jagdbare Art ist. Es gibt auch keine valablen Gründe dafür, diese Art, von der es in der Schweiz wohl über 100 000 Individuen gibt und die in keiner Weise gefährdet ist, unter Schutz stellen zu wollen. Es handelt sich bei dieser Tierart um einen sogenannten Kulturfolger, der sich in unserer Kulturlandschaft nicht nur bestens zurechtfindet, sondern, wie das relativ neue Auftreten von Stadtfüchsen in unseren Agglomerationen und Städten beweist, sich auch immer wieder neue Lebensräume erschliesst. Wenn man allerdings die eidgenössische Jagdstatistik betrachtet, könnte man allerdings fälschlicherweise - zu einem anderen Schluss kommen (Bild 1). Es handelt sich hier um die Abschussstatistik. Eine Bestandesstatistik gibt es nicht, weil Füchse aufgrund ihrer diskreten Lebensweise nicht gezählt werden können. Was man aber sehr gut sieht, ist ein seit 1935 zunächst langsamer, dann immer steilerer Anstieg der Jagdstrecken bis 1969, der wohl direkt mit der Intensivierung in der Landwirtschaft zusammenhängt je intensiver desto mehr Mäuse, desto mehr Füchse, vereinfacht gesagt. Dannzumal wurde der Fuchs in der ganzen Schweiz sehr intensiv bejagt. Das war sehr lukrativ meine Grossmutter trug in den 50er und 60er Jahren zu ihrem besten Sonntagsstaat immer auch einen Fuchs- oder Marderpelz um den Hals, was als modisch galt und nicht ganz billig war. Derart ausstaffierte Grossmütter gab es damals zuhauf! Mancher Fuchsjäger verdiente sich durch den Verkauf von Fuchs- und Marderfellen einen ganz schönen Batzen dazu. Die Fuchsjagd wurde allerdings nicht nur deswegen so intensiv betrieben, sondern auch um gute Niederwildbestände( Hase, Rebhuhn, Fasan etc.), die der Fuchs bekanntlich stark reduzieren kann, zu erhalten. Ja und dann ab 1969 ein gewaltiger Einbruch in wenigen Jahren von über 30 000 erlegten Füchsen pro Jahr auf beinahe 10 000 hinunter.

Die Tollwutjahre! Die Tollwut war und ist nicht nur für den Menschen eine ganz gefährliche Krankheit mit tödlichem Ausgang ohne medizinischen Eingriff, sondern sie hat die Fuchsbestände auch drastisch reduziert. Wie bekannt, konnte die Tollwut in der Folge durch Impfkampagnen an Füchsen schweizweit gestoppt werden, sodass die Schweiz 1998 offiziell als tollwutfrei erklärt werden konnte. Die Fuchsbestände erholten sich, wie aufgrund der hohen Reproduktionsraten(Eine Fuchsfähe hat im Schnitt 4-6 Jungtiere pro Jahr) erwartet werden konnte, sehr rasch und schon Ende der 80er Jahre waren neue Rekordstrecken an Füchsen zu verzeichnen. Dann, ab Mitte der 90er Jahre eine stetig rückläufige Entwicklung bei den Jagdstrecken. Was war passiert? Es gab keine Anzeichen für einen Rückgang der Bestände, im Gegenteil. Hingegen zeigte sich hier eine Auswirkung der Anti-Pelztierkampagnen aus Tierschutzkreisen, die wohl zuerst so gar nicht beabsichtigt war. Die Preise für Tierfelle, auch diejenigen aus einheimischer Jagd, zerfielen und damit fiel auch eines der Motive, die Fuchsjagd auszuüben. Schliesslich überstieg der Aufwand für das Präparieren der Felle den Erlös aus dem Verkauf. Obwohl die Jäger immer wieder darauf hinwiesen, dass es doch zwischen den unwürdigen und unsachgemässen Pelztierfarmen und deren Produkten und dem weidmännisch erlegten Fuchs aus schweizerischer Jagd einen gewaltigen Unterschied gebe, die Anti- Pelz Plakate wurden weiter ohne entsprechende Differenzierung aufgeklebt und das ist bis heute so geblieben. Man darf getrost davon ausgehen, dass dieses Nebenprodukt Auswirkung auf die Fuchsjagd mit Genugtuung auf Seiten der Tierschützer zur Kenntnis genommen wurde und wird. Was passiert mit einem Bestand von Wildtieren, wenn plötzlich eine wesentliche Todesursache, wie es die Jagd auf Füchse zweifellos war, wegfällt oder stark verringert wird? Der Bestand steigt bis zur Kapazitätsgrenze, die für jede Tierart spezifisch ist, an und dann

greifen andere Todesursachen ein und kompensieren damit diesen Verlust, sodass am Ende wieder die gleich hohe, gesamthafte Todesrate wirkt, wie vorher. Die Entwicklung der Fuchsbestände seither in unserem Land ist ein gutes Beispiel für diesen ökologischen Mechanismus. Man würde folgendes erwarten: 1. Die Anzahl der tot aufgefunden Tiere nimmt zu( Strassenverkehrsopfer). die an Krankheiten eingehen, steigt an. 2. Die Zahl an Tieren, 3. Es könnte zu Epidemien kommen, die den Fuchsbestand wieder stark reduzieren. 2015 allein wurden über 10 000 Füchse in der Schweiz tot aufgefunden, die meisten davon im Zusammenhang mit dem Strassenverkehr. Mit einer hohen Dunkelziffer muss hier gerechnet werden. Schon in den 90er Jahren fiel es auf, dass viele Füchse vom Fuchsbandwurm befallen waren. Das allgemeine Interesse daran wurde geweckt, weil der Befall des Menschen durch diesen Bandwurm zu einer gefährlichen Krankheit mit Todesfolge führen kann. Nachdem gezeigt wurde, dass das Infektionsrisiko beim Menschen relativ gering war, erlosch dieses Interesse wieder. Hingegen können in einzelnen Fuchspopulationen bis zu 80% der Tiere davon befallen sein. Hohe Belastungen mit Parasiten sind typisch für hohe Dichten der Wirtstiere und schwächen diese. Sie haben dann eine geringere Wahrscheinlichkeit, beispielsweise einen strengen Winter zu überleben oder fallen anderen Krankheiten zum Opfer. Schliesslich treten seit dem neuen Jahrtausend vermehrt Fälle von Fuchsräude auf. Sie wird durch eine Milbe, die sich in die Haut des Wirtstieres bohrt, verursacht. Der befallene Fuchs verliert durch

Kratzen und Beissen sein Fell (Bild 2) und verendet qualvoll nach einer Leidenszeit von mehreren Monaten. Die Krankheit hat sich inzwischen über praktisch die ganze Schweiz ausgebreitet und ist auch im Kanton Solothurn sehr gut vertreten. Sie dürfte inzwischen zur bedeutendsten Todesursache neben dem Strassenverkehr bei wildlebenden Füchsen geworden sein. Die Milbe kann unter Umständen auch Hunde und sogar den Menschen befallen, die Folgen können allerdings relativ gut medizinisch resp. veterinärmedizinisch behandelt werden. Das also sind die wahrlich schrecklichen Folgen einer an sich gut gemeinten Aktion aus Tierschutzkreisen, die gegen das Pelztragen in den 80er Jahren gerichtet war. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass sie sich dieser Verantwortung bewusst sind. Bodenjagd, ein Teil der Bejagung des Fuchses in der Schweiz Bejagt wird der Fuchs bei uns auf ganz verschiedene Weisen. Namentlich die Passjagd, eine Ansitzjagd während der Dämmerung in den Patentkantonen, ausgeübt vor allem im Gebirge im Winter. Dann die Jagd während den herbstlichen Treibjagden auf Schalenwild mit Hunden, sie finden vor allem in den Voralpen und im Mittelland im Herbst statt, sowohl in Patent-wie Revierkantonen. Die Ansitzjagd während der Jagd auf Rehwild in den Revierkantonen im Sommer und Herbst und darüber hinaus bis in den Winter hinein. Und dann die Bau- oder Bodenjagd im Mittelland und den Voralpen im Spätherbst und Winter. Dabei zieht eine kleine Gruppe von Jägern von einem Fuchsbau zum anderen und lässt jeweils einen Hund in den Bau schliefen. Der Fuchs wird also je nach Lebensraum und Region anders bejagt. Auch Traditionen spielen naturgemäss hier eine Rolle. Es ist eine

Tatsache, dass in vielen Gebieten der Schweiz die Bodenjagd keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt, in anderen Gebieten, wie im Mittelland, das sich dafür gut eignet, jedoch sehr wohl. Nun geht es also gegen diese Baujagd. Das erste Problem besteht aus der Sicht vieler Tierschützer darin, dass die Hunde, die dafür gebraucht werden, sozusagen in das Heim des Fuchses eindringen und diesen daraus verjagen und vor die Flinte des Jägers bringen. Ganz abgesehen davon, dass diese Sicht der Dinge eine unsachgemässe Vermenschlichung des Vorganges ist, könnte man damit jede Jagdart, bei welcher Hunde verwendet werden, um das Wild aufzuspüren und zu jagen, auch in denselben Topf werfen. Und ich zweifle nicht daran, dass genau dies auch die Absicht vieler extremer Tierschützer ist. Das wird dann der nächste Schritt gegen die Jagd und die Jäger sein. Das zweite Problem ist dagegen wirklich ein Tierschutzproblem. Es geht dabei um den direkten Kontakt zwischen Hund und Fuchs. Beissereien können vorkommen, in den meisten Fällen aber, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, weicht der Fuchs aus, bevor es zum Kontakt und Verletzungen kommt. Es ist leider so, dass früher oft die Schärfe der Hunde, die für die Baujagd verwendet wurden, über Gebühr gefördert wurde. Teils schon bei der Zucht der Jagdhunde, dann aber auch beim Abführen der Hunde am Fuchsbau. Beides hat sich heute sehr geändert. Bei der Zucht der Hunderassen, die für diese Jagdart gebraucht werden, spielt die Raubzeugschärfe, wie das in der Jägersprache heisst, nicht mehr die dominierende Rolle, wie früher. Es wird viel mehr auf Eigenschaften geschaut, die den Hund auch als Familienhund, der er ja auch während mehreren Monaten im Jahr ausschliesslich ist, geeignet machen. Die permanente Haltung von Jagdhunden im Zwinger ist gottlob am Verschwinden.

Beim Abführen des Hundes für die Baujagd, wie das Training der Hunde für diese Jagdart genannt wird, wird zunehmend darauf geschaut, dass überscharfe Hunde nicht zu den Prüfungen zugelassen werden. Die Bundesbehörden haben dies erkannt. Es bestehen Bestimmungen, die die Jäger, die mit Hunden jagen, verpflichten, vor dem Einsatz der Hunde entsprechende, tierschutzkonforme Prüfungen abzulegen. Es geht dabei vor allem um Hunde, die auf der Wildschweinjagd und der Bodenjagd eingesetzt werden. Sie sollen in speziellen Wildsaugattern und Kunstbauten an die Wildschweine und Füchse herangeführt werden. Dabei soll ganz besonders auf den Aspekt Tierschutz geachtet werden. Es sind entsprechende Planungen im Gang. Widerstand dagegen leisten, wer hätte das gedacht, Tierschutzkreise. Noch ein Wort zu den Hunden. Für die Baujagd werden Dackel, also Rauhhaar- Kurzhaar-und Langhaardackel, deutsche Jagdterrier, Foxterrier, Jack Russelterrier, Parson Russel Terrier und weitere kleine Terrierrassen verwendet. Alle diese Rassen sind nicht nur gute Baujäger, die alle genau dafür über Jahrhunderte gezüchtet worden sind, sondern auch hervorragende Stöberhunde auf Reh-, Rothirsch und sogar Schwarzwild. Sie können auch mit grossem Erfolg als Schweisshunde zur Nachsuche von verletztem Wild eingesetzt werden. Bei all diesen zusätzlichen Tätigkeiten besteht durchaus die Möglichkeit, dass einer dieser Hunde die Gelegenheit zu einem Ausflug in einen Fuchsbau nutzt. So kommen auf Treibjagden neben Schalenwild auch immer wieder nicht wenige Füchse zur Strecke. Sollte die Baujagd verboten werden, ist es damit mit dieser Jagdart also keineswegs vorbei. Von diesen Hunden sind zudem nicht wenige in der Hand von Nicht-Jägern. Auch sie, wenn sie nicht angeleint sind, werden wohl noch so manchen Fuchsbau machen. In letzter Konsequenz, wenn man das Verbot ernst nehmen wollte,

müsste die Haltung aller dieser Hunderassen insgesamt verboten werden.! Solidarität unter den Jägerinnen und Jägern Hier geht es also um Jagdart, die von einer relativ kleinen Minderheit von Jägerinnen und Jägern nur in einem Teil unseres Landes, nämlich im Mittelland, ausgeübt wird, aber sehr effizient ist. Letzteres ist aber gerade in einer Situation, in der die Bejagung des Fuchses dringender ist als je, umso wichtiger. Dies erinnert mich an eine Situation, die wir in den frühen 80er Jahren anlässlich der Revision der Bundesjagdgesetzgebung schon hatten. Es ging dabei um einen Teil der Vogeljagd, nämlich die Jagd auf Waldschnepfen. Sie wird hauptsächlich im Kanton Tessin und in der Romandie von wenigen Spezialisten ausgeübt. Der grosse Rest der Jägerschaft hatte damit nicht viel am Hut und viele wussten wohl gar nichts davon. Es gab dann aber eine grosse Aktion zur Solidarisierung mit unseren Kollegen und Kolleginnen in der lateinischen Schweiz. Sie führte dazu, dass diese Jagdart gegen die die massiven Druckversuche von Seiten des Vogelschutzes weiterhin erhalten werden konnte. Wenn wir uns also, wie im Kanton Thurgau vor kurzem geschehen, auseinander dividieren lassen, werden wir uns gegen die rein sentimentalen und auf die Tränendrüsen wirkenden Argumente der Tierschützer nicht durchsetzen können und es verschwindet eine weitere, traditionelle Jagdart aus der Schweiz. Und nicht nur dies, das wird auch dazu führen, dass weitere Jagdarten, wie unsere Schrotjagden auf Schalenwild, von Tierschutzkreisen mit erneutem Elan angegriffen werden.

Verständnis für spezifische Jagdarten zwischen den schweizerischen Jägerinnen und Jäger, insbesondere auch für solche, die man selber weniger kennt, ist daher lebenswichtig für den Fortbestand der Schweizer Jagd. Man weiss nie, vielleicht ist das nächste Mal ein Jagdtyp dran, der gerade einem selber besonders am Herzen liegt! Fazit 1. Die Fuchsbestände in der Schweiz sind gross. Es ist keine gefährdete Art. Weitere Bestimmungen zum Schutz der Art sind nicht notwendig. 2. Die Bejagung des Fuchses ist rückläufig. Grund dafür ist die Kampagne aus Kreisen des Tierschutzes gegen das Tragen von Pelzen, die einen Zerfall der Preise für einheimische Tierfelle zur Folge hatte. 3. Durch den teilweisen Wegfall der Bejagung übernehmen andere Todesursachen wie vermehrte Unfälle auf den Strassen, starke Parasitenbelastung und Krankheiten wie die Fuchsräude, die Funktion der Regulierung der Fuchsbestände. 4. Die Fuchsräude ist eine besonders schlimme Krankheit, die erst nach Monaten zu einem qualvollen Tod führt. Sie dürfte inzwischen zu einer der wichtigsten Todesursachen in unseren Fuchsbeständen geworden sein. 5. Ausgerechnet in dieser höchst bedenklichen Situation kommt die Forderung nach weiteren Einschränkungen der Jagd auf den Fuchs. Die Folgen davon wären eine nochmals erhöhte Zahl an Unfalltieren auf den Strassen, ein weiterer und noch verstärkter Befall mit Parasiten und das Auftreten von weiteren, epidemischen Krankheiten wie die Staupe. 6. Viel sinnvoller wäre es, wie es von den Bundesbehörden vorgeschlagen wird, die Baujagd stärker zu reglementieren und

sie tierschutzkonform auszugestalten (Art. 2 Bst.c der Verordnung über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel sowie Art.75 der Tierschutzverordnung).